Ейг den Augenblick ist der Kupferstecher mit einem der
Blatter zu Herrmann’s grossem Unternehmen der
deutschen Geschichtsdarstellungen, wovon vor zwei
Jahren die Zeichnungen an verschiedenen Orten ausgestellt
	waren, beschaltigt. Frenzel.
	Рейх.
	kirche, und an dieser die alterthiimliche Ostseite in den 1е17-
ten, schon dem Gothischen sehr zugeneigten Formen des Ueber-
gangsstyles, — zugleich mit der merkwiirdigen (urspriinglichen)
Form des geradlinigen Chorabschlusses, — hervorgehoben. Ми-
theilungen tber die dortige Marienkirche schliessen sich an. —
Von der alten Kirche zu Kloster Vessera wird verschiedenes
Merkwiirdige streng romanischen Styles vorgefiihrt. — In Hei-
ligenstadt ist es die wiederum in ernstem gothischen Sty]
ausgefihrte Marienkirche, besonders ihr kraftiger Thurmbau
	und ein eigenthiimlich charakteristisches Seitenportal, sowie die.
	neben dieser Kirche befindliche, аБегаиз merkwirdige achteckige
Annakapelle, die ganz dieselbe wirdevolle Strenge der gothi-
schen Formation zeigt, was vorzugsweise unsre Aufmerksam-
Кей in Anspruch nimmt. — Von Schloss~Lohra sehen wit
die, in ihrer unteren Halfte erhaltene Doppelkapelle, der letzten
Zeit des romanischen Styles angehdrig, die, von Herrn Baurath
von Quast entdeckt, unsre Kenntniss solcher Kapellen in will-
kommener Weise vermehrt, — von Ménchen-Lohra eine we-
nigstens in ihren Haupttheilen noch erhaltene Kirche streng ro-
manischen Styles. — Eine kleine Kirche zu Steinbach, deren
Details sorglichst wiedergegeben sind, erscheint als eins der
geschmackvollsten Beispiele des Uebergangsstyles. — Von der
Kirche zu Treffurt wird uns ein elegant romanisches Portal,
__ yon der zu Goseck endlich andres, einfacher Romanische
vorgefiihrt. — Wir haben tiber die Ausfiihrung aller dieser
Mittheilungen und tiber die Abfassung des begleitenden Textes
nur hinzuzufiigen, dass sie sich den friheren Abschnilten des
Werkes aufs Wiirdigste anreihen.

Zur Beendigung des ganzen, allgemein anerkannten Unter-
nehmens fehlt nunmehr nichts, als die letzte Serie der ersten
Abtheilung und der umfassende, allgemein geschichiliche Schluss-
text. Wir diirfen dem Erscheinen beider demnichst entgegen-
sehen. F. Kugler.
	E4upferstich.
	* Wien, 1. Nov. Mit der Reform der hiesigen Akade-
mie der bildenden Kinste wird es nun endlich Ernst. Der
Graf Franz Thun ibernimmt die Leitung einer besonderen
Sektion fiir bildende Kunst im Ministerium des Unterrichtes.
In der Akademie selbst werden wesentliche Veranderungen so-
wohl im Systeme als in den Personen vorgenommen. Eines ist
wohl ohne das Andere nicht méglich. Wenn irgendwo, so
hangt gerade in der bildenden Kunst Alles von der kiinstleri-
schen Individualitat ab, und vergebens wiirde man neue Me-
thoden versuchen, neuen Grundsatzen in Kunstschulen den Ein-
gang geslatten, wenn nicht diese von den rechten Mannern ver-
trelen werden. Unsere Akademie wird aus drei Abtheilungen
bestehen, einer Elementarschule, einer Vorbereitungs- oder
Musterschule und aus Ateliers. Letztere dirften wohl vor der
Hand nicht eingerichtet werden, theils desswegen, weil die
Jahreszeit zu sehr vorgeriickt ist, theils auch, weil es an pas-
sender Beschaftigung fiir Kistler fehlt, und es vor Allem ndthig
ist, durch Organisirung der Elementarschule einen festen Boden
im Kunstunterrichte zu gewinnen. Um die von dem Ministerium
beschlossenen Reformen durchzufiihren, wurde ein leitendes
Comité im Schoosse der Akad. d.b.K. gebildet, das aus den
Malern Kuppelwieser, Fihrich und Blaas (wenn derselbe
seine Berufung annehmen sollte), aus den Architekten Rosner,
van der Nill und Sickardsburg und dem Docenten der
Kunstgeschichte Hitelberger besteht, welcher Letzterer zu-
gleich die Vorlesungen an der Akademie und die Katalogisirung
der akademischen Kunstsammlungen iibernimmt. Wie es heisst,
soll eine grosse Anzahl von Lehrern entfernt und neue, jin-
gere Krafte berufen werden; zu Letzteren rechnet man den Ar-
chitekten Hansen, die Maler Dobyaschofsky, Blaas, Hé-
ger, den Bildhauer Gasser, Kistler, die ihrer Leislungen
wegen einen gulen Namen in der Kunstwelt haben. — Die Ar-
beiten des leitenden Comilés beginnen schon nachster Woche,
und da Reformen in der Akademie d. b. K. zu den wichligsten
Gegenstanden gehéren, die in diesem Gebiete tiberall erst ihrer
Erledigung entgegensehen, so werde ich Ihnen von Zeit zu Zeit,
sowohl Berichte uber die leitenden Gedanken bei den Reformen,
als tiber den Erfolg und den Umfang derselben senden. Mégen
nicht Stirme von Aussen die neuen Pflanzungen in ihren ersten
Entwicklungsstadien hemmen! — Mit dem ersten November hat der
neue éslerreichische Kunstverein seine permanente Ausstellung
eréffnet. Die Theilnahme des Publikums an derselben ist eine
viel lebhaftere, als man dachle, dass sie unter den gegenwar-
tigen Umstanden sein werde. Die Zahl der ausgestellien Kunst-
werke betragt sechs und sechzig; mehr als die Hialfte davon
fallt auf Wiener Kiinstler, unter denen wir bewahrte Namen
wie Gauermann, Ranftl, Héger, Eybl, Schrotzberg,
Schlesinger, Th. Ender, Pollak u. A. begegnen. Beson-
dere Aufmerksamkeit erregt jene Landschaft Fischbachs, und
ein Genrebild eines jiingeren Kiinstlers Loffler, das, wenn auch
nicht ganz originell, doch tiichtig in der Durchfiibrung und frei
von den Einseiligkeiten der Schule ist, der er angehdorte. Ra-
dirungen jiingerer Kiinstler, Grefe und Schon, verdienen
nicht bloss ihrer fleissigen Ausftihrung, sondern auch desswegen
alle Anerkennung, weil sie ein Kunstfach wieder emporzubringen
suchen, das, vordem selir vernachlassigt, vorztiglich gecignel
	Chriemhilde reizet die Hunnen зит Kampf gegen die

Burgunden. Nach Julius Schnorr, gestochen von
	Langer.
	Der talentvolle Kupferstecher Langer in Dresden, schon
durch mehrere, friiher erschienene Grabstichelarbeiten bekannt,
hat kiirzlich unter obigem Titel das zweite Blatt von Director
Julius Schnorr’s irefflich und geistreich componirten Frescoge-
malden des Liedes der Nibelungen, welche von demselben im
Kénigspallast zu Miinchen ausgefihrt worden, vollendet.

Der Kupferstecher suchte in der einfach, ohne Pratension
gewahlten Linienmanier, mittelst seines Grabstichels, das Ori-
ginal in dem sefir verkleinerten Maass, so wie die darin vor-
herrschende schéne Zeichnung und den Ausdruck der verschie-
denen Charaktere auf vorztigliche Weise wiederzugeben.

Insonderheit sind die ausdrucksvollen Motive der Kopfe,
so wie nachst diesen die Figur der Chriemhilde, als mittlere
Hauptfigur, mit grossem Zartgefihl behandelt und zugleich eine
angenehme Wirkung des Ganzen, dem Auge wohlthuend, her-
vorgebracht.

Sowohl dieses neu erschienene Blatt, als auch das schon
friiher vollendele jener Composition mit der Darstellung, wo
Siegfried’s entseelter Kiérper nach Worms getra-
gen wird, bilden zwei wiirdige Gegenstinde fir die Samm-
lungen der Kunstfreunde, und es wire wtinschenswerth, wenn
der Kupferstecher aufgemuntert wiirde, sdmmlliche, zu jenen
Nibelungen-Compositionen Schnorr’s geferligte Cartons in dem
gewahlten Maassstab durch den Grabstichel zu verviclfaltigen.