Ludwig Schaller, der Meister der Herderstatue, hat mit
Bezugnahme auf die Vortrefflichkeit dieses Werkes vom Gross-
herzoge von Sachsen den Hausorden vom Falken erster Klasse
	erhalten.
	ist, Modetendenzen in den zeichnenden Ktinsten entgegenzu-
treten. Die Portraite von Schlesinger, eines Schiilers von
Amerling, der sich in der franzésischen Schule vollends aus-
gebildet hat, erregen ihrer geschmackvollen Anordnung wegen
vielen Beifall; dagegen missfallt entschieden ein Gemalde Pol-
laks aus Rom, das den Farbeneffekten und der Moderichtung
viel mehr huldigt, als man es billigen kann. — Unter deutschen
Kinstlern, denen unser Publikum seine volle Aufmerksamkeit
zuwendet, bemerken wir geachtete Namen: Achenbach und
Hibner aus Disseldorf, Rietschel und Hiibner aus Dresden,
Birkel, Lotze, Folz, Zimmermann, Lange etc. aus Miin-
chen, Briicke aus Berlin; Italien ist durch den Veronesen F er-
rari und Marko aus Florenz vertreten, Belgien und Holland
	durch Noter, Tschaggeny und durch Koekkoek, dessen
zwei kleine Landschaften ihrer reizenden Wirkung wegen zu
	den Perlen der Ausstellung gehoren. Die Plastik ist nur durch
Rietschel’s Statuette Lessings verireten, eine der tichtigsten
Leistungen, die wir seit Langem auf diesem Gebiete hier sahen.
Das Geschmackvolle in der Anordnung, das Verstandige und
doch zugleich Empfundene in der Durchfiihrung macht sich jedem
Beschauer bemerkbar. Dabei freut man sich, dass Rietschel
Lessing gab, wie er war, und nichts von modernen Zuthaten,
Mantel, Drapperieen u.s. f. aufnahm. — Fir Richtungen, wie
sie durch den Dresdner Hiibner vertreten ist, fehlen unserem
Publikum alle Sympathien. Hier hat nur ein gesunder Realismus
einen Boden, dieser moderne Spiritualismus aber, noch so geist-
voll aufgefasst, noch so konsequent durchgebildet, der zwi-
	schen protestantischer und katholischer Anschauung hin und
	her schwankt, kann es hier héchstens nur zu kalter Anerken-
nung bringen. — Sie werden aus hiesigen Zeitungen vernommen
haben, dass einige Kinstler gegen diese Ausstellung eine Art
von Opposition machten. Wenn man aber aus diesen verein-
zelten Stimmen auf die hiesige Kiinstlergenossenschaft schliessen
wollte, so wiirde man sich sehr irren. Es ist begreiflich, dass
nicht alle Kiinstler die Konkurrenz mit dem Auslande gerne
sehen, die Mehrzahl unserer Kiinstler ist aber besonnen und
einsichtig genug, sich in das Nothwendige zu fiigen, und die
allenfallsige Missstimmung nicht laut werden zu lassen. Am
Ende werden sie, besonders die Jiingeren, die Vortheile der erdff-
neten Konkurrenz gerne anerkennen. — Fiir den nachsten Mo-
nat erwartet man eine besonders glanzende Exposition, theils
von hiesigen Kiinstlern, theils von Franzosen und Diisseldor~
fern. Auch von Berlin aus erwartet man Bedeutendes. Wir
werden sehen, was dem deutschen Norden gegentiber Miinchen
aufzubieten vermag. — Medailleur Radnitzky arbeitet an einer
Medaille, die Fraulein Rachel zu Ehren hier gepragt werden soll.
	Gotha, im Oct. Unserem Emil Jacobs ist die eben so
gerechte als ehrende Anerkennung zu Theil geworden, dass
sein Gemalde ,,Judith und Holofernes* bei der grossen Kunst-
ausstellung, welche die Akademie der Kinste in Philadelphia
in diesem Jahre veranstaltete, den Preis davon trug. Das Ge-
milde ist Eigenthum jener Akademie geworden. (В. №.)
	Minden, im Nov. Eine grosse Anzahl von Kiunstlern —
nicht blos Minchner, sondern auch aus den tbrigen Kunst-
statten Deutschlands — hat beschlossen, dem Konig Lud-
wig cin Album zusammenzustellen und zu therreichen. Be-
reits sind 160 Blatter beisammen und zwar lauter Original-
arbeiten in Aquarell und Oel, auch Zeichnungen. Die bedeu-
tensten lebenden Kiinstler haben sich bei diesem Ehrengeschenke
betheiligt. Die Hiille, welche zur Aufnahme des Kunstschatzes
bestimmt ist, wird sehr prachtig ausgestattet und mit versil-
berten, allegorischen und ornamentalen Broncereliefs auf blauem
Sammt verziert werden.
	W. Arnfterdant, im Oct. Nach einem Berichte des „Нап-
delsblad* haben die ehrwiirdigen Vater der Gesellschaft Jesu,
denen ihre beiden Kirchen, welche sie hier in Amsterdam be-
sitzen, zu klein zu werden scheinen, auf der Keizersgracht fir
150,000 Gulden — nach der ,Tyd*, dem katholischen Organ fiir
Nordholland, nur fir nicht ganz zwei Drittel dieser bedeuten-
den Summe — einen Bauplatz angekauft, um eine gréssere Kirche
zu bauen. Ein Correspondent des Handelsblad gab dieser Tage
den ,reichen katholischen Geistlichen* Amsterdam’s den Rath,
fiir das Geld lieber ein Armenhaus zu errichten, statt den sieb-
zehn katholischen Kirchen der Hauptstadt eine achtzehnte hin-
zusufiigen. Die ,Tyd* antwortet hieranf sehr gewandt und
salbungsvoll und meint unter Anderm, um nicht krankend zu
werden, wolle sie den Correspondenten des H. nicht mit jenem
Apostel vergleichen, der sich sehr dartiber erboste, als die
Magdalena eine Schale der kostbarsten Salbe tiber das Haupt
des Heilandes geschiittet und auch die Bemerkung gemacht
habe, ob es nicht besser sei, die Salbe zu verkaufen und das
Geld den Armen zu geben. Im Interesse der Kunst muss ich
der ,Tyd* vollkommen Recht geben, doch nur unter der Be-
dingung, dass die ehrwirdigen Patres, denen es sonst weder
an Geld, noch an Kunstsinn fehit, in der Wabl eines Baumei-
sters minder auf Rechtgliubigkeit, als auf Genie sehen werden,
— etwa durch Konkurs in einem weiteren Kreise — um dieses
Mal etwas recht Grossartiges und Schénes herzustellen; denn
wohl nicht ganz mit Unrecht wird hier tber die Geschmacklo-
sigkeit der meisten, neuerbauten katholischen Kirchen geklagt.
Es muss hierbei aber bemerkt werden, dass der Kirchenbau
in Amsterdam wegen des heschrankten Terrains oft mit ganz
ausserordentlichen Schwierigkeiten verbunden ist. Was die
innere Ausschmiickung der vielen neuen rémischen Kirchen an~
betrifft, so lasst diese bei den meisten noch sehr Vieles zu
wiinschen tibrig, doch gehen auch hierin die Jesuiten mit gu-
tem Beispiele voran, denn die Jiinger Loyola’s haben es von
jeher gar wohl eingesehen, dass der alte rémische Kultus einer
ganz andern Scenerie bedarf, als bescheidene weissgetinchte
Mauern, und in protestantischen Landern am allerwenigsten an
puritanische Nacktheit erinnern darf. Es ist daher wohl wahr-
scheinlich, dass hier in Holland, wo der Katholicismus einen
bedeutenden Aufschwung zu nehmen scheint, mit der Zeit auch
den Schwesterkiinsten, der Bildhauerei und Malerei, ein ет-
giebiges Feld eréffnet werden kénnte. Es ware dies um $0
erfreulicher, als die Protestanten in Holland noch fortwahrend
und hartnickig jeden Bilderschmuck aus ihren Kirchen fern
halten.

Dem hier wohnenden Medailleur J. C. Elion, der bereits
friiher zur Zufriedenheit der Kenner Proben in der Lithoglypsie
geliefert hat, indem er Portraits und andere plastische Werke
als Cameen schnitt, hat man die Anfertigung einer Medaille mit
dem Portrait des Volksdichters Tollens anvertraut.
	qparis, im Nov. Der Katalog der Kunstausstellung wird
in diesem Jahre mit schénen Vignetten geschmiickt und ausser-
dem eine Neuerung eingefihrt werden, namlich: dass in einem
der prachtvollen (friher kéniglichen) Ausstellungssile, welcher
fiir die Aufnahme der Bilder nicht Licht genug hat, ein glin-
zendes Buffet errichtet wird. (В. №.)