rer Eigenschaft als Kunsthehérde und Kunslgesellschaft aufzuheben, an-
zuordnen, dass sie als Kunstschule in der bezeichneten Weise umge-
staltet werde, und mich vorlaufig allergnadigst zu ermachligen, die
hierzu erforderlichen Verfigungen und zwar hinsichllich der Architek-
turschule im Einvernehmen mit dem Minister des Handels, der Gewerbe
und der Offentlichen Bauten zu treffen, indem es hierbei nothwendig
sein wird, dasjenige, was an der Akademie zur Bildung von Archi-
tekten in kiinstlerischer Beziehung geschieht, in Einklang mit denjenigen
Einrichtungen zu bringen, welche zur technischen Ausbildung in allen
Zweigen des Bauwesens an einer eigenen Fachschule vorzukehren, ein
	nicht minder dringendes Bediriniss ist.
Ich werde es sodann fir meine Pflicht halten, Euer Majestat sei-
	ner Zeit ein neues Statat, welches in seinen Hinzelnheiten nur nach
theilweiser Durchfahrung der dargestellten Grundzige ausgearbeitet
werden kann, zur Allerhéchsten Sanction ehrfurchlsvoll zu unterbrei-
ten. Es versteht sich ibrigens von selbst, dass bei dieser Reorgani-
sation diejenigen gegenwartig an der Akademie angestellien Personen,
welche bei der Nengestaltung derselben keine Verwendung finden soll-
ten, in ihren erworbenen Rechten nicht gekrinkt werden dirfen, viel-
mehr mit den durch Billigkeit gebotenen Ricksichten werden behan-
delE werden miissen. Е

Wien, den 20. September 1850, Thun m, p.

Hiertiber erfolgte nachstehende Allerhéchste Entschliessung:

Ich genehmige, dass die k. k. Akademie der bildenden Kinste in
Wien in ihrer Eigenschaft als Kunstbeh6rde und Kunstgesellschaft auf-
gehoben, und nur als héhere Kunstschule nach den hier vorgeschla-
genen Grundzigen neu organisirt werde.

Innsbruck, am 8. October 1850.

Franz Joseph m/p.
	Die diesjahrige Kunst-Ausstellung in Dresden.
(Fortsetzung.)
	Unter den plastischen Bildwerken verdienen noch heson-
derer Erwihnung die Arbeiten eines jetzt in London befindlichen
jingeren sachsischen Kiinstlers, Namens Julius Hahnel; es
sind sémmtlich nach der Natur modellirte Thiere, als: ein Tiger,
eine Gruppe Affen, ein Eisbar u. s. w., diese als Briefbeschwerer
oder sonst zu abnlichem Gebrauch bestimmten kleinen Gegen-
stinde, sind von einer so ausgezeichneten kinstlerischen Auf-
fassung des Thiercharacters sowohl, als auch vorztiglich tech-
nischer Vollendung, dass wir deren nicht unerwahnt lassen
konnten, sie sind, sowie auch eine bereits bekannte, von Wit -
tig modellirte, schon friher ausgestellt gewesene schone Gruppe
des Siegfried und Chrimhilde auf dem Graflich Einsiedel’schen
Eisenwerke zu Lauchhammer trefflich in Bronce gegossen und
ciselirt. Letztere, deren Ausfithrung aus besonderer Riicksicht
fir den sichsischen Kunstverein von gedachier Anstalt zu héchst
missigem Preise tibernommen worden, wird in der diessjahrigen
Verloosung des schon realen Werthes halber, den ersten Rang
einnehmen. Ausser ejnigen, zum Theil recht gelungenen Ar-
beiten jiingerer Kiinstler, aus dem Atelier des Prof. Rietschel
haben wir von plastischen Kunstwerken weiter nichts bemerkt.

Wir kehren zur Historienmalerei zurtick, die ausser dem schon
erwahnten Gemalde у. Schwind’s, sowohl im ernsten kirchlichen
als profan historischen Styl etwas besonders hervorleuchtendes
nicht aufzuweisen hat. Zwar begegnen wir Namen von Ведеи-
tung, als z. B. Direct. Veit in Frankfurt, Prof. Fiihrig in
Wien, wiirden uns aber, hatten wir nicht dem ehrenvollen Rufe
dieser Namen Gehér geben miissen, kaum bewogen gefunden
haben, dieser Bilder besondere Erwabhnung zu thun. Veit hat
zwei Marien am Grabe und Filhrig einen Fischzug Petri cin-
gesandt; Arbeiten, nach denen man den Héhenpunkt auf dem
diese Kiinstler stehen, kaum bemessen kann, in Veit’s Bild
ist es die nicht zu verkennende ernste poetische Haltung und

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	der Landschaft- oder Blumenmalerei hingedrangt werde. Es haben
daher bei diesem Vorb-reitungsunterrichte nicht mehr besondere Fach-
schulen zu bestehen.

Bei dem héheren Kunstunterrichte miissen die Hauptzweige
der bildenden Kunst, die Malerei, Bildhauerei und Architektur unter-
schieden, jene aber zunichst ouch nur in ibrer erhabensten, der histo-
rischen und religidsen Richtung aufgefasst werden.

Zu allen Zeiten beruhte auf ihnen allein das eigentliche Leben der
Kunst und ihrem Aufschwunge folgen von selbst, und ohne einer un-
mittelbaren Férderung zu bedirfen, jene speciellen Facher kiinstlerischer
Thatigkeit, die nur ein ganzliches Verkennen der Bedingungen wahrer
Kunst als abgesonderte Zweige derselben betrachten und durch selbst-
stindige Abtheilungen einer Akademie zu pflegen, versuchen kénnte.

Die Erfolge des héheren Kunstanterrichtes werden fast ausschliess-
lich von der Persénlichkeit der Manner abhangen, welche ihn ertheilen.
Die Wirksamkeit dieser Manner wird davon bedingt sein, dass sie selbst
durch ihre Leistungen ausgezeichnete Kistler seien, und zugleich jene
Eigenschaften des Geistes und Charakters besitzen, welche es méglich
machen, Jiinger an sich ze fesseln und in der Weise heranzubilden,
	wie es in den Meisterschulen der Vorzeit geschah. Fur den Unterricht
in der Malerei und Bildhauerei in dieser Periode héherer Ausbildung
lasst sich nichts mehr durch Vorschriften ordnen, sondern es kann sich
nur darum handeln, angehenden Kinstlern die Méglichkeit zu bereiten,
sich tichtigen Meistern anzuschliessen. Gegenseitige freie Wahi soll
sie zusammen fahren, und der Schiler soll nicht mehr an den Unter-
richt mehrerer, vielleicht verschiedene Richtungen verfolgender Lehrer
gewiesen sein, sondern dem einen Meister, von dem sein Kinstlerge-
miith sich angezogen fihit, als Jinger und Gehilfe ganz sich anschlies-
sen und unler seiner Leitung wandeln, bis er ihrer nicht mehr bedarf
	und Kraft in sich fihlt, als selbstandiger Kunstler aufzutreten.
	Ein ahnlicher Bildungsgang ist auch far.den Architekten wiinschens-
werth, mehr als der Maler und Bildhauer bedarf aber der Architekt
	theorelischer Anleitung, sowohl was seine Kunst anbelangt, als hin-

sichtlich der technisch- wissenschafilichen Ausbildung.
Es wird daher nothwendig sein, der Architekturschule eine eigen-
	thiimliche Einrichtung zu geben, bei der Aufnahme in dieselbe nicht
nur die allgemein kinstlerische Vorbildung, sondern auch jenes Maass
technischer Vorkenn{nisse zu fordern, welches zum Verstandnisse archi-
tektonischer Constructionen unentbehrlich ist, und tberdies die Einrich-
tung zu treffen, dass die Schiler auch wahrend ihrer kiinstlerischen
Aushildung an der Akademie zugleich an der technischen Lehranstalt
thre wissenschaftlichen Kenninisse noch erweitern kénnen. 7
	Die k. k. Akademie der bildenden Kiinste wirde demnach umtassen:
1. Den Vorbereitungsunterricht, welcher das Modelliren, Zeichnen
und Malen hauptsachlich nach Naturgegenstinden und insbesondere
nach dem menschlichen Kérper, sodann damit in engsler Verbindung
zu setzende Vortrage uber Anatomie und Vortrage iber Perspective
	und aber Kunstgeschichte enthielte.
9 Die Architekturschule zum Behufe kinstlerischer Ausbildung
	durch theorelischen und practischen Unterricht zu griindlichem Ver-
stindnisse der Baustyle der blihendsten Kunstepochen, so wie in Dar-
stellung und selbstandigem Entwerfen von Bauwerken , bei gleichzeitiger
Betheiligung der Schiler an den Arbeiten ausgezeichneter Architekten.

3. Die Meisterschulen ausgezeichneter Maler und Bildhauer.

Die Leitung der Akademie ware unter der Oberaufsicht des Mini-
steriums, dem Lehrkorper, d. i. der Gesammtheit der an den erwahnten
dreierlei Schulen anzustellenden Professoren zuzuweisen, welche aus
ihrer Mitte einen zeitweiligen Vorstand zu wahlen hatten.

Vom wesentlichen Einflusse auf die Wirksamkeit des Unterrichts
wird der Bestand und die Beschaffenheit der Lehrmittel sein, der Aka-
demie stehen, wie bereits erwahnt, nicht unbetrachtliche Sammlangen
zu Gebote, welche jedoch vor Allem einer geordneten Aufstellung und
in Hinsicht auf ihre kunstgeschichtliche Bedeutung einer wissenschalt-
lichen Bearbeitung bedirfen, um far den Unterricht fruchtbar zu werden.

Durch eine solche Reform der k. k. Akademie als Kunstschule
darfte fir die Heranbildung kinstlerischer Talente zweckmassig gesorgt
werden.

Ich erlanbe mir daher den ehrfurchtsvollen Antrag: Euere Maje-
stéi geruhen die k. k, Akademie der bildenden Kinste in Wien in ih-