holt sich mit einigen Veranderungen hinsichtlich des Moments
der Handlung auf beiden Fliigeln: es ist die Unterredung des
Kénigs mit den Hauptern der Verschwornen, Marino Marzano
Herzog von Sessa, Giacomo di Montagnano und Deifebo dell’
Anguillara, mit folgenden Distichen:
Principe cum Iacobo cum Deiphoebo doloso
Ut regem perimant colloquium simulant.
	Hos rex armipotens animosior НМесоте саго
Sensit ut insidias ense micante fugat.
Es folgt auf dem einen Fligel die Belagerung und Uebergabe
des Castells von Troja in Apulien, mit der Inschrift:
Hostem Troianis Fernandus vicit in arvis
Sicut Pompeium Caesar in Echaliis.
Die Einnahme von Accadia, einer dem Fiirsten von Tarent ge-
hérenden Stadt, ist mit folgendem Vers begleitet:
Aquadiam fortem capit rex fortior urbem
Andegavos pellens viribus eximiis.
Die beiden noch iibrigen Reliefs des anderen Fligels stellen
gleichfalls Ereignisse aus den Kimpfen um Troja dar, mit fol-
genden Inschriflen, deren erstere an das Wort erinnert, wel-
ches Kénig Ferdinand aussprach, als er Gianfrancesco Ruffo
	di Marzano, Fiirsten von Rossano, gefangen nahm:
Troia dedit nostro requiem finemque labori
	In qua hostem fudi fortiter ac pepult.
	Hine Troiam versus magno concussa tumore

Castra movent hostes ne subito pereant.
Im Fries der Thire sieht man die Bildnisse Kénig Ferdinands
und seiner Gemahlin Isabella da Chiaromonte nebst verschiede-
nen Devisen. Figuren und Gruppirung sind héchst ungeschickt,
aber Riistungen, Waffen und Anderes sind mit vieler Genauigkeit
abgebildet, und man kann sich von der Anordnung der Heer-
haufen, von der Artillerie, sowie von den Localitaten einen ziem—
lich guten Begriff machen.

Auf einem der Pfosten liest man die Worte: , Guillelmus
Monacus fecit.* Danach haben De Dominici, Cicognara u. A.
den Guglielmo Monaco, wenngleich sonst nichts von seiner
Hand bekannt war, zum ausiibenden Kistler und Neapolitaner
gemacht, und Letzterer will in ihm einen der Bildhauer sehen,
yon welchem der Triumphbogen Kénig Alfred’s herribrt. (Vel.
„М. Andrea dell’ Aquila.“ Kunstbl. 1848. No. 24.) Das wahre
Verhiltniss aber ergiebt sich aus einer noch ungedruckten Ur-
kunde im Benedictinerkloster der SS. Trinita von La Cava,
	unter dem Titel: ,Quietanzia et absolutio rationum dali et ас-
cepti Antonelli de Petruciis consilarii et secretarii Ferdinandi
regis 13 martii 1467 facta per eumdem dominum regem.“ Aus
dieser Urkunde ergiebt sich, wie S. Volpicella in den Prin-
cipali Edifieii della Citta di Napoli (S. 481) bemerkt, dass Gu-
glielmo Monaco ein Franzose, Ritter und oberster Meister der
Artillerie des Kénigs war, wodurch eine Notiz bei Scipione
Ammirato (Famiglie nobili Napoletane, I. 199—200) bestatigt
wird, welcher von einem Monaco, also wahrscheinlich Le Moine,
in gedachter Eigenschaft redet, den er einen franzosischen
Ritter von vornehmem Geschlecht und Herrn von Monasterace
nennt. Inwiefern nun derselbe an der technischen Ausfihrung
des Thors Antheil gehabt, mag dahingestellt bleiben: die Re-
liefs wurden wahrscheinlich nach seiner Zeichnung gemacht und
yon seinen Stiickgiessern gegossen, was Zugleich die Genauig-
keit in allem, was sich auf das Militarische bezieht und die
Rohheit der Arbeit erklart.

In dem gedachten Document kommen unter manchen an-
deren folgende Stellen vor, welche von Guglielmo Monaco re-
den und deren Mittheilung ich dem gedachten Scipione Volpi-
	cella verdanke.
	lige treffende Vorirag, das Talent eines Kimstlers in glanzend-
stem Lichte erscheinen laisst, weil mit der Anwendung grosseren
Fleisses auch das Sichtharwerden grésserer Mihwallung unzer-
trennbar ist; allein auch diess hat seine Grenzen, und sehr leicht
und gewéhnlich nach kurzer Zeit tritt bei Kiinstlern, die allzu~
sehr dem skizzenhaften Vortrage sich hingeben, eine zur Manier
ausartende Gleichférmigkeit ein, vor der wir auch hiebei zu
warnen Gelegenheit nehmen wollen.

Von dem Prinzen Raden Saleh sahen wir eines seiner
grésseren Bilder, eine japanische Stierjagd, und miissen auch
hier dem Talente und der lebendigen Auffassung alle Achtung
zollen. Moritz Miller, wegen seiner Feuerbeleuchtungen
Feuermiller genannt, gab uns diessmal ein bei Weitem durch-
gefiihrteres Bild in seiner ,Heimkehr von der Hochzeitsfeier. “
Ein Kahn mit dem Brautpaar in Begleitung der Eltern und
Verwandten, deren Einer eine Fackel tragt, und den am Ufer
des See’s in der Ferne noch sichtbaren Hochzeitsgaisten nach
landlicher Sitte zujauchzt, zieht in tiefer Dammerung, nur von
eben diesem Fackelschein beleuchtet, iber den See. Das hiib-
sche Costiim der Landleute, die bunten Bander, Blumen und
Guirlanden geben dem Ganzen in dieser Beleuchtung ein fest-
liches, heiteres Ansehen; dabei ist es mit sorglichem Fleiss
durchgefihrt und cines von des Kiinstlers vorziiglichsten Bildern.
Eine Scene aus der griechischen Osterfeier in Constantinopel
von Cretius in Berlin, eine Blumenverkiuferin von Adelheid
Wagner und einige kleinere Gelegenheitsstiicke von Seydel
und Wendler miissen wir als hieher gehérig, ebenfalls noch
zu den Beachtenswertheren zahien. (Schluss folgt.)
	Urkundliche Beitrage zur italienischen Kunstgeschichte. *)

Von Alfr. v. Reumont.
	{1. Guglielmo Monaco.
	Das innere Thor des Castelnuovo zu Neapel, jenes nam-
lich, welches unter dem Triumphbogen Kénig Alfons I. von Ara-
	gon zwischen zwei riesigen Thiirmen in den Hofraum der ur-.

~~
	spriinglichen, von Carl I. von ‘Anjou angelegten Burg fihrt, wird
durch zwei bronzene Thiirfliige! geschlossen, deren ktinstleri-
scher Werth nicht im Verhaltniss zu dem historischen Interesse
steht. In sechs Abtheilungen sind die Haupt-Ereignisse des
Krieges Kénig Ferdinand I. mit seinen aufrihrerischen Baronen
dargestellt, und lateinische Inschriften erliutern die einzelnen
Facta. De Dominici (Vite dei pittori scultori ed architetti
Napoletani. Neue Aufl. Neapel 1840 ff. 1. 371—374) und M.
Ayala (in Napoli e i luoghi celebri delle sue vicinanze. Neap.
	1845. L 501—507) haben die Reliefs beschrieben, deren auch
Cicognara gedenkt. Die erstere obere Darstellung wieder-
	1) Vor zwei Jahren begann ich im Stuttgarter Kunstblatt Urkunden und
arkundliche Notizen zur italienischen Kunstgeschichte mitzutheilen, die mir
entweder in den Handschriften bekannt warden oder aber in solchen Wer-
ken sich gedruckt fanden, welche nur incidenzweise von solchen Dingen
handeln, und in welchen Documente oder Nachrichten dieser Art so zu sa~
gen verloren sein warden. Nachdem in neuester Zeit der Stoff sich bei mir
angehauft, gebe ich jelzt die Fortsetzang, und indem ich mit einem unge-
drackten Schriftstick beginne, welches sich auf Neapel bezieht, kann ich
das Bedauern nicht unterdricken, dass meine sonstigen Beschiiftigungen mir
nicht erlaubt, dic ausserordentlich reichhaltigen Register oder Aktenbande
der Anjou’schen Verwaltung, mit 1268 beginnend und 1423 endigend, welche
378 starke Bande im hiesigen grossen Archiv von San Severino fallen, fir
kunsthistorische Zwecke zu untersuchen. Wie viel hier im diesem Fache
zu thon ist, weiss Jeder: von H. W. Schulz’s vieljahrigen Forschungen
ist noch nichts bekannt geworden und Gaye hat sich nur wenig mit Neapel
beschiiftigt. Von Einheimischen ist, bei dem im Durchschnitt geringen Trieb
und dem Mangel an Aufmunterung, nicht viel zu erwarten.