tend fiirchtet ihr Gift.“ Ueber dieser Inschrilt eine zweite an
der Miindung des Gefisses: ,Und Jammer heult ihr nach.“
Unter der fiinfzeiligen Inschrift ein Dreieck, in welchem ein
gehdrnter Kopf, umgeben von fiinf Zeichen, gedeutet:. ,Fort in
die Gruft.« — Gesetzt, Heyne’s Behauptung von der Unichtheit
der Vasen wide widerlegt, gesetzt die Deutung des Herrn
v. Wolanski besteht die Priifung der Alterthumskenner, so wirde
sie fir die Geschichte von Wichtigkeit werden. Inzwischen
auch abgeschen von demjenigen, was im Fall der Giiltigkeit
seiner Auffassung zur Beleuchtung der dunkeln slawischen Vor-
zeit gewonnen werden wird, gebihrt Herrn v. Wolanski fiir
den Versuch der Lésung dieser schwierigen Rathsel Dank und
hoffentlich spricht sich dieser Dank, der einzige, welchen der-
selbe wiinscht, in vorurtheilsfreier, unbefangener Prifung seiner

Schrift, so bald sie erschienen sein wird, aus.
wy. EE. Ewald.
	Arehitehkturwerik.
	Architektonische Entuiirfe und ausgeftihrie Dbauten im
byxantinischen und altdeutschen Styl von Karl Hei-
deloff. 1. Heft. 10 Stahltafein in Queer - Folio, und
der erliuternde Text mit 12 Stahltafeln Details. Nirn-
berg, Konrad Geiger. 1830.
	Ein ehrwiirdiger Veteran auf dem Gebiete der Architektur
legt uns hier neue Frichte seiner fast unerschdpflichen Thatig-
keit vor. Es ist derselbe liebevolle Fleiss, dem wir schon die
kostbare und prachtige Sammlung der , Ornamentik des Mittel-
alters“ verdanken. Die Innigkeit und Treue, mit welcher Hei-
deloff sein langes Leben hindurch der Wiederbelebung der
mittelalterlichen Baukunst sich gewidmet hat, verdient unsere
volle Anerkennung; wenn wir dennoch in manchen Sticken
eine abweichende Meinung geltend machen miissen, so werden
jene Empfindungen dadurch gewiss nicht verringert werden.

Die Arbeit bildet den Anfang eines grésseren Unterneh-
mens, welches unter dem Titel: , Bau-Entwiirfe im byzantini-
schen und altdeutschen Styl“ von dem in Nurnberg kirzlich
gegriindeten ,,vaterlandischen Bau- und Gewerk - Verein* be-
gonnen ist. Zunidchst haben wir den Ausdruck ,byzantinischer
Styl“ zu berichtigen, mit welchem hier falschlich der roma-
nische Styl bezeichnet wird. Mag man dem gothischen
Styl immerhin den Namen des ,altdeutschen* geben: obwohl
die Benennung auch nicht ganz richtig ist, da der Spitabogen-
styl seinem eigentlichen Ursprunge nach Frankreich ange-
hort, so wird dieselbe doch nicht eben zu Missverstandnissen
fiihren. Verwechseln wir aber in friherer, unkritischer Weise
den byzantinischen Styl, dessen Grundbedingung doch der Cen-
tralbau ist, mit dem romanischen, der mit jenem Nichts als ge-
wisse Detailbildungen gemein hat, so lenken wir in ein kaum
gelichtetes baugeschichtliches Chaos zurtick.

Das vorliegende erste Heft bringt auf 10 Tafeln in Queer-
Folio acht architektonische Projekte, darunter den Entwurf einer
Kirche und eines Rathhauses; die tibrigen sind Privatwohnhau-
ser. Von all diesen Arbeiten, obwohl sammtlich fir die Aus-
féhrung projeklirt, ist nur die Kirche — es ist die zu Oschatz
— und nur ein Privathaus gebaut worden; letzteres noch dazu
mit Veranderung des urspriinglichen Planes. Im Text erfahren
wir die Geschichte der mannigfachen Missgeschicke, durch
welche die grosse Mehrzahl dieser Entwiirfe zum blossen pa-
piernen Dasein verdammt wurde. Ausserdem finden wir eine
Apologie des ,altdeutschen“ Styles, ferner die Erklarung der
Tafeln, einige nicht uninteressante Notizen tiber die ,, Geschichte
	konnte, nicht von dieser Vase auf die andern schliessen; aber
er erklart sie eben fir unacht und vermuthet, sie kénnten von
dem Grafen Kriemen herrihren. Eine Zeichnung, wie die
angegebene, ist auf keinem der hiesigen Gefiisse zu finden.

Ungeachtet dieser Erklarung des gelehrten Heyne ist der
Process, der bis jetzt geruht hat, noch nicht geschlossen, in-
dem in unsern Tagen die Aechtheit der Gefasse, als Erzeug-
nisse slawischen Alterthums, lebhaft behauptet wird.

Der Vorstand der hiesigen Kunstsammlung, Herr Adolf
Bube, emsig die Gelegenheit benutzend, welche sich zur Er-
lauterung eines Gegenstandes der ihm anvertrauten, Sammlung
darbietet, hatte Herrn Thadius von Wolan Wolanski, auf
Schloss Rybitwy bei Patosc im Grossherzogthum Posen, zur
Erklarung der Inschrift eines Taufbeckens in Anspruch genommen.
Die Erklarung ist im 2. Hefte ,der Briefe tiber slawische Alter-
thiimer“ des Herrn v. Woldnski (1. Sammlung 1846, 2. Samm-
lung 1847, mit 22 Kupfertafeln, im Selbstverlage des Verfassers)
mitgetheilt. Bei dieser Veranlassung waren auch jene apokry-
phen Vasen zur Sprache gekommen. Die erste Herrn von Wo-
lanski iiberschickte Zeichnung machte ihn so misstrauisch, dass
er schrieb: das Auge stosse auf ein so wunderliches Gemisch
von Buchstaben, dass er unwillkiirlich an die von Sponholz
fabricirten Goétzenbilder denken miisse. Dieses Misstrauen hat
inzwischen nach und nach der Ansicht alterthiimlicher Aechtheit
der Gefasse Platz gemacht, nachdem Herr v. Woldnski von den
hiesigen 29 Gefissen 24 entziffert hat; er schreibt ihnen ein
hohes Alter zu; und ungeachtet des damit verkniipften betracht-
lichen Aufwandes will derselbe sich der Veréffentlichung seiner
Auslegung unterziehen, um dartiber die Verhandlung anderer
Alterthumsforscher, besonders slawischer Denkmale, anzuregen
und zu erfahren, wie ihre Entscheidung ausfallt. Der Drack
wird beginnen, sobald derjenige einer anderen Abhandlung des-
selben gelehrten Verfassers, „@е Schriftdenkmale der Slawen
vor Christi Geburt,“ beendigt sein wird.

Bereits hat sich Gelegenheit dargeboten, zwei Kenner auf
die besprochenen Vasen, Urnen und Opferschalen aufmerksam
zu machen. Beide haben die Gefaésse an Ort und Stelle unter-
sucht und sich, soweit sich eine Meinung in der Zeit einiger
Stunden feststellen lasst, fiir ihre Aechtheit ausgesprochen.
Herr von Woldanski sucht ihre Heimath im Caucasus; Herr
Probst Sabinin hat sich Miinter’s und Sickler’s Ansicht zuge-
neigt, dass sie aus Sardinien stammen; Herr Professor Kollar
hat vermuthet, sie mdchten aus den Katakomben von Gross-
griechenland herrtihren. Der Ansicht des Herrn von Wolanski,
dass sie slawischen Ursprungs seien, widerspricht diejenige des
Herrn Kollar eigentlich nicht, indem Letzterer behauptet, die
alten Bewohner Italiens seien Slawen gewesen; das Werk, worin
er dies zu beweisen sucht, will er in der Kiirze unter dem
Titel , Altslawisches Italien zum Druck befordern lassen. Bei
der Verschiedenheit der Ansichten wird es zunachst darauf an-
kommen, wie die Erklarung der Inschriften durch Herrn v. Wo-
lanski den Bildern der Vasen entspricht, ob die nach langer
und mihevoller Forschung von ihm gewagte Deutung der Schrift-
zeichen sich Geltung schafft, und in welchem Maasse die man-
nigfaltige Composition ihre Vertheidigung in der supponirten
Zeit ihrer Entslehung und ihrer Nationalitat findet. Hier mége
die Erklérung der einen Vase (S. 53. der Zeichnungen) ihren
Platz finden: die Pestjungfrau mit flammendem Schadel auf der
Weltkugel; sechs meist knieende Frauen erheben flchend die
Arme; zu beiden Seiten Saulen; auf derjenigen rechts ein Halb-
mond, auf der anderen links ein Rabe. Zwischen Anfang und
Ende dieser Scene eine fiinfzeilige Inschrift in , halb slawischen,
halb phdnicisch~samaritanischen Charakteren*; zu deutsch:
» selbst der Bettler gechillt in Lumpen und im Kerker schmach-