Ein wohl bekanntes Bild von R. Jordan (die glticktichen
Alten; gemithlich nebeneinander silzende Hollander, Mann und
Frau, im sauber gehaltenen freundlichem Stiibchen) ist eine
Zierde dieser Sammlung. — Ein Alteres kleines Bild von Les-
sing stellt zwei Rauber an dem steilen Abhange eines Felsens
dar; wahrend der eine hinunterschaut, ist der andere bemiht
zu jenem hinabzuklimmen. Das. Bildchen ist in der, von dem
Kiinstler friiher oft angewandten getuschten Weise behandelt
und gleicht daher mehr einer schwach colorirten Federzeich-
nung, wobei jedoch Ausdruck und Bewegung der Figuren
ausserordentlich charakteristisch und lebendig gehalten sind. —
Ausser noch einigen Bildern von L. Blank, Lindlar, Preyer,
Lachenwitz, Bewer, Koch u. A. besitzt Herr Kraus eine
héchst bedeutende und lehrreiche Sammiung von Skizzen hie-
sieger Kiinstler, auf deren nahere Beschreibung wir indess
nicht eingehen kénnen.
	Die Wandgemalde im Kreuzgange des Paulinums zu Leipzig.
Nebst zwei Tafeln Abbildungen.
	Auszug aus einem in der Deutschen Gesellschaft zu
Leipzig am 11. Nov. d. J. gehaltenen Vortrag.
	Von №. G. Gersdorf.
	ein, mit itberraschender Vollendung durchgefihrtes grosses See-
stiick, sammt den darauf angebrachten, bewundernswerth gezeich—-
neten Schiffen und ihrer Staffage, die erste Stelle einnimmt. Ein
zweites, kleineres Bild (Schiff am Strande bei bewegter See)
ist nicht minder naturwahr bei gleicher Durchfiihrung. Als
Landschaftsmaler zeigt er sich im héchsten Grade liebenswiirdig
in vier seit kurzem beendeten, kleineren Skizzen, die man
ihres ungefahren Inhalts wegen etwas willkihrlich als Frihling,
Sommer, Herbst und Winter bezeichnet hat. Auf der erstge-
nannten sieht man die sehr ahnliche Portraitfigur des Kiinstlers,
wie er zwischen jungem Laubholz stehend, an einem kleinen
Bach angelt und sich von der heiter leuchtenden Sonne be-
scheinen lasst; — ein ungemein anziehendes Bildchen. Mehr
durchgefiihrt und um vieles grésser wie diese Skizzen, ist ein,
im Besitz des Herrn Schulte befindliches vortreffliches Bild ,eine
Ueberschwemmung® darstellend. Zwei kleinere, ausgezeichnete
Architekturstiicke (das Innere einer Kapelle in Florenz), in wel-
chem eine, durch Lasuren erreichte naturwahre Wirkung und
Farbung vorherrscht, (und das Innere einer anderen Kapelle,
iiberraschend durch die freie und geistreiche Detailsbehandlung)
sind ebenfalls Arbeiten dieses Kiinstlers. — Ein yon H. Mevius
hier ausgestelltes Seestiick verdient um so gréssere Beachtung,
als es die, auf der allgemeinen Kunstausstellung von ihm vor-
	handenen Bilder bei weitem whertrifit.
Unter den Agquarellen, deren Zahl nur unbedeutend ist,
	wie denn tiberhaupt in Disseldorf diese Art der Malerei weniger
zur Geltung kommt, zeichnen sich eine Sepia~Zeichnung von
Weber und eine farbige Aquarelle von Steinle (Maria mit dem
Christkinde und Joseph, streng und stylistisch behandelt) be-
	sonders aus.
Privatsammlung.
	Kurz vor der Mitte des 13. Jahrhunderts wurde in Leipzig
ein Dominicanerkloster errichtet, das schon im 14. Jahrh. vor
vielen andern Kléstern des Meissnischen Landes in besonderm
Ansehen stand, in dessen Kirche der 1307 verstorbene Mark-
graf Dieterich d. Jing. und dann 1484 die Gemahlin des Chur-
fiirsten Ernst von Sachsen, Elisabeth von Bayern, die Stamm-
mutter des Ernestinischen Hauses Sachsen, ihre Grabslalte fanden
(fir beide fiirstliche Personen sind Denkmale vorhanden), und
das hiernach, obschon seine Glieder den sogen. Bettlerorden
angehérten, wahrend seines dreihundertjahrigen Bestchens ziem-
lich ausgedehnte Besilzungen und Einktnfte erwarb. Die Be-
hauptung der Geschichtschreiber Leipzigs, dass es bereits im
J. 1229 begriindet worden, ist dagegen sehr zweifelhaft, der
Indultbrief des Markgr. Heinrich von Meissen v. J. 1231 (Horn
Henr. illustr. p. 231.; Hasse, das Augusteum zu Leipzig S. 72. Е.)
unecht. — Von den ersten und umfangreichen Gebaéuden des
Klosters, die im J. 1541 an die Universitat kamen, ist jetzt
ausser der Kirche, die vordem dem Apostel Paulus geweiht,
gewohnlich Paulinerkirche genannt wird, nur noch ein grésseres
quer im Hofe aufgefiihrtes Gebaude, das sogen. alte Paulinum,
in friherer Zeit Bibliothecana benannt, erhalten, in welchem
zu ebener Erde sich Kreuzgange befinden, die zum Theil jetzt
noch als stark besuchte Durchgange benutzt werden. In einem
dieser Ginge, dem Hauptgange, welcher von der Stadt aus nach
dem neuen Universitaitsgebiude, dem Augusteum, den Prome-
naden und den nach Osten liegenden Vorstadten fiihrt, traten
im Juli 1836, als in Folge bedeutender in dem Gebaude vor-
genommener Verinderungen auch das Gewélbe und die Wande
dieses Ganges von Neuem iiberliincht werden sollten, indem die
bisherige dick aufliegende Tiinche abgestossen wurde, an der
Wand rechts von der Stadtseite her Frescogemalde hervor, von
deren Vorhandensein Niemand bis dahin auch nur die Jeiseste
Ahnung gehabt hatte. Das sofort mehrseitig erwachte lebendige
Interesse an diesen Malereien bestimmte den Universitals - Bau-
director, Herrn Prof. Geutebriick die beabsichtigte Uebertin-
chung bis auf Weiteres auszusetzen. Eine nihere Untersuchung,
ob und welchen Werth die noch vorhandenen Ueberreste fir
die Kunstgeschichte haben méchten, ward von dem Verfasser
dieses Berichts eingeleitet und zunachst nach vorsichliger Be-
	Nachst dieser permanenten Ausstellung, auf der freilich der
Wechsel der Gemilde ein bestandiger ist, bewahrt die kleine,
weniger unbestindige Sammlung des Hofvergolder Kraus, trotz~
dem dass derselbe bereits Manches dem Consul Boker nach
Amerika mitgegehen hat, noch einige ausgezeichnete und treff-
liche Leistungen der hiesigen Schule. Hierzu gehért eine grosse,
effektyolle Landschaft von Oswald Achenbach, ein talent-
voll behandeltes Bild mit reicher Staffage, ,ein Tiroler Volks—

~fest*, wobei das Licht der Fackeln und das des Mondes eine
malerische Gegenwirkung erzeugen.

Von Kaufmann in Hamburg eine interessante Landschaft
von einfacher Composition: ein von der fahlen Gewittersonne
beleuchtetes, sich vielfach tiberschneidendes, sandiges und mit
Haidekraut hewachsenes Erdreich setzi sich hell und kalt gegen
die dunkele Gewitterluft ab, — Von Weber eine schéne Mond-
scheinlandschaft: der Mond mitten im Bilde, — eine schwierige
und vortrefflich geléste Aufgabe. — Ausserdein enthalt die
Sammlung Landschaften von Flamm, Schirmer, Gude,
Kalkreuth, Rausch п. А.

Einen nicht uninteressanten Vergleich, in Bezug auf Be-
handlung und Farbe gewahren hier zwei Seestiicke verschiedener
Kinstler, da beide Bilder in ihrer Art vollendet, dennoch in
grossem Widersireit miteinander stehen. Das eine, eine ge~
witterschwangere, tief dunkele Luft tiber dem bewegten Mcer
von E. Hildebrandt, das andere, Schiffe auf offener, leicht
bewegter See von Andr. Achenbach. Wahrend in dem
ersteren sich mehr ein wildes momentanes Erfassen der Natur-
erscheinung ausspricht, so zeigt sich bei dem anderen mehr
ein ruhiges, bestimmendes Eingehen in die bedingenden Einzel-
heiten der Natur, und wahrend das erste durch seine kihne,
sogenannte geniale Meisterschaft in der Behandlung аЪег-
rascht, erfreut das andere durch seine gediegene und studirte
Vollendung. —