Fur die Dresdner katholische Hotkirche, welche jetzt in
ihrem Innern restaurirt wird und dabei zwar nur einfache, jedoch
dem Ganzen sehr anpassende Verzierungen in Vergoldung des
Blatterwerks an dem Simms des mittlern und grossen Schiffes
erhielt, vollendete Vogel zwei grosse und kolossal zu nennende
Rundgemiilde in Oel.

Eins dieser Gemalde enthalt die Biiste des segnenden Welt-
heilandes, das andere den am Kreuz verscheidenden Erléser.
Beide Gemialde besitzen viel grossartigen Charakter, den der
Milde und Wiirde im ersten und ebenso den des Leidens und
hoher Ergebung im zweilen, so wie auch die Wirkung fiir die
bedeutende Hohe des Platzes oder Raumes, wo sie hingehéren,
sehr kriafltig und lebendig gespalten ist, indem diese zwei Ge-
malde die Krénung tiber den Altargemilden zweier Seiten-Ca-
pellen bilden, Frenzel.
	Nachtrage zur zweiten Ausgabe von Kugler’s Handbuch
der Geschichte der Malerei, etc.
	Von G&G F. Waagen.
		gehoben habe ). So Manches, was den Bildern wieder mit der
oberdeutschen Schule gemein ist, ldsst indess mit Sicherheit
auf einen lingeren Aufenthalt des Kiinstlers in Deutschland,
wo nicht auf eine deutsche Abkunft desselben schliessen. Fir
Ersteres spricht schon der Umstand, dass jenes Bild auf der
Burg sich vormals in der Catharinen-Kirche zu Nirnberg be-
funden hat, so wie, dass ausser dem Gemalde zu Berlin, noch
drei andere, wiewohl etwas schwdchere Bilder dieses Meisters
in Deutschland vorhanden sind, welche die Flucht nach Aegyp-
ten, die Grablegung und die Krénung Maria vorstellen und sich
in der Sammlung des Herrn Procurators Abel zu Stuttgart be-
finden*). Dagegen ist mir in den simmtlichen Niederlanden nur
ein einziges Gemalde von ihm vorgekommen, Dasselbe befindet
sich in der Sammlung des Hrn. Huyvetter zu Gent und stellt
die Anbetung der Kénige ganz in derselben Weise vor, wie
das Bild in Berlin, dem es indess an Feinheit der Ausbildung
nachstehen muss, obwohl es von etwas grésseren Maassen ist.
Vielleicht fihrt ein ghicklicher Zufall noch einst auf den Namen
des Meisters, dessen Monogramm auf den Kupferstichen zwar
Verschiedenheiten zeigt, jedoch stets die Buchstaben J und M,
bisweilen auch noch A enthilt *).

Gegen Ende des 15. Jahrhunderts drang der von den van
Eycks in der Malerei ausgegangene Realismus von Nirnberg
aus in der Form in Boéhmen ein, in welcher er von Michael
Wohlgemuth ausgebildet worden war. Dieses beweisen folgende
Handschriften mit Miniaturen.

Ein Graduale von sehr grossem Folio in der Kaiserlichen
Bibliothek zu Wien, No. 47 E.7 der musikalischen Handschrif-
ten. Unter den verschiedenen Malern, welche an den Bildern
in den sehr grossen Initialen dieses prachtvollen und reichen
Denkmals thaitig gewesen, zeichnet-sich derjenige, von welchem
in einem sehr grossen O ein thronend segnender Christus, der
von einem Mann mit drei Knaben und einer Frau mit zwei Téch-
tern verehrt wird, durch den Ausdruck der Andacht in den
lebendig individualisirten Képfen, die gliicklichen Molive, die
gute Zeichnung, endlich durch das warme Colorit, ganz be-
sonders aus. Auf jene Familie, welche ohne Zweifel den Codex
hat schreiben lassen, bezieht sich ein auch sonst in dieser
Handschrift yorkommendes rothes Wappenschild mit dem ver-
schlungenen Namenszuge W. L., woriiber eine Krone. Der
Rand von Acanthusgewinden ist von der seltensten Pracht. Unter
den anderen, einigemal fast iiberreichen und durch zu ganze
Farben etwas bunten Randverzierungen, fallt einer, mit einem
schénen Gewinde von Disteln, auf azurnem, mit Gold gehdhtem
Grunde durch die originelle Erfindung besonders auf. Auf drei
Blatterkelchen finden sich die halben Figuren von eben so vie-
len Propheten. In Feinheit der Zeichnung und Schénheit der
Ausfiihrung aber wird dieser Rand noch von einem 4bnlichen,
auf einer Seite, worauf auch ein O von Disteln gebildet wird,
ubertroffen. Zunachst verdient noch die Hand Beachtung, von
welcher in einem S, in dem oberen Theile die Maria mit dem
Kinde, in dem unteren die Keuschheit, als eine Jungfrau mit
einem Einhorn von brauner Farbe in dem Schoosse, herrthrt.
	1) S. Kunstwerke und Kiinstler in Deutschland I. 8. 160.

2) Vergl. Kunstwerke etc. in Deutschland. H. 8. 244. f.

3) Obiges ist bereits vor zwei Jahren niedergeschrieben worden. Jetzt
finde ich, dass Passavant in seinem Aufsatz zur Kunde der altesten Kupfer-
stecher S. 173. dieses Blattes der Ansicht ist, dass ein Jehann von Céln,
welcher in dem Gedenkbuch des Fraterha-ses Agnetenberg bei Zwoll unter
dem Jahre 1478 als Maler und Goldschmid erwahnt wird, jener Meister sein
méchte. Jedenfalls stimmt dieses sehr wohl mit dem oben bezcichneten
Charakter seiner Werke tbercin; auch spricht hierfiir der Umstand, dass
sich die Mehrzahl seiner Bilder in Deutschland befinden, indem es sehr nahe
liegt, dass jener Kinstler spater in sein Vaterland zurdckgekehrt ist.
	Zur Malerei in Deutschland und Béhmen
von 1450—1550.
	“Zu den bedeutendsten Werken des Bartholomaeus Zeit-
bloom, meines Erachtens eines der gréssten Maler Deutsch-
lands in der zweiten Hilfte des 15. Jahrhunderts, gehért, wie
mir scheint, ein Gemalde in der Pinakothek zu Miinchen, wel-
ches dort zeither (unter No. 88 des zweiten Saals) irrig dem
Martin Schongauer beigemessen worden ist. Dasselbe stellt die
Trauer um den Leichnam Christi in lebensgrossen Figuren dar.
Ausser den heiligen Frauen sind noch Johannes, Nicodemus
und der den auf der Erde liegenden Leichnam unterstiitzende
Joseph von Arimathia zugegen. Man erkennt in diesem Werke
nicht allein die von Zeitbloom so haufig angewendete Gesichis—
bildung, und seine tiefe und warme Farbung, sondern auch in
einem besonderen Grade sein edles und tiefes Gefiihl. Da die
beiden anderen Bilder des Zeitbloom in jener reichen Samm-
lung wenig erhebliche Arbeiten aus dessen friiherer Zeit sind,
ist der Besilz eines so reifen und bedeutenden Werks doppelt
wichtig fiir dieselbe.

Es freut mich an dieser Stelle etwas Naheres ither einen
trefflichen Maler bestimmen zu kénnen, von welchem das mir
bekannte Hauptwerk sich unter dem irrigen Namen des Martin
Schongauer in der Sammlung auf der kaiserlichen Burg in
Niirnberg befindet. Dasselbe ist ein Altar, dessen Mitte die
Anbetung der Kénige, die Fliigel die Verkiindigung, die Geburt,
die Flucht nach Aegypten und den Kindermord darstellen. Die
Anbetung der Kinige von derselben Hand, doch klein und an-
ders componirt, befindet sich im Museum zu Berlin unter No. 538.
Von dieser Composition wurde, wie ich erkannte, dic Original-
zeichnung aus der Sammlung von Friedrich von Rumohr fir
die Kénig]. Sammlung der Handzeichnungen in Berlin erworben,
	und von Schorn, dem Direktor derselben, mit Sicherheit als von  
	dem Meister mit dem Weberschiffehen, von welchem uns Bartsch
achtzehn Kupferstiche auffihrt, bestimmt. Bekanntlich enthalten
jene Blatter ausser einem Monogramm noch ein Wort, welches
	Bartsch, Zwott, Sotzmann aber, dem ich hierin bcistimme,  
	РуоП Пе5. Шедитсв аБег wtrde unzweifelhaft die bekannte
hollandische Stadt dieses Namens, als der Ort zu verstehen sein,
wo jene Kupferstiche ausgefihrt worden sind. Hierfir spricht
auch der Charakter der Bilder, bei welchem ich schon friher
den entschiedenen Einfluss der althollandischen Schule hervor—