Die Wandgemalde im Kreuzgange des Paulinums zu Leipzig. Yor BE. G. Gersdorf. (Schluss von No. 49.) bewaffneten, thetls murrisch blickenden Soldaten und Ruder- knechten, steht in fester und entschlossener Haltung Washington, dem links liegenden entfernten Ufer, das sich durch das Blitzen der Geschiitze, als von Feinden besetat kenntlich macht, zuge- wandt. Dem, durch das Treibeis sich mihsam hindurcharbei- tenden Fahrzeuge folgt cine, bis in den Nebel sich verlierende Reihe bemannter und mit Kriegsriistungen beladener Bote, deren Anblick einen bevorstehenden Kampf vermuthen lasst. Ein tri- ber, gelblich dimmernder Himmel verrath die cisige Frihe der Tageszeit. Trotz der grossen Lebendigkeit, die sich ganz besonders in dem kraftigen Bemiihen der Ruderer ausspricht, und unge- achtet der so gelungenen, wahrhaft historisch getreuen Dar- stellung des Helden in ihrer Mitte, scheint uns dennoch der Composition gerade das zu fehlen, was wir als erstes Haupt- bedingniss eines Historien-Bildes voranstellen, — das vielsei- tige Erfassen eines bedeutungsvollen, folgereichen, geschicht- lichen Moments. Diese Bedingung erfiillt das Bild nicht. — Wir schen in demselben eben nur einen kriegerischen kiihnen und gefahrvollen Uebergang iiber einen schwer zu befahrenden Fluss. Der Erfolg der Unternchmung ist es aber, welcher so gross und bedeutend in der Geschichte dasteht. Найе vielleicht der Kiinstler uns statt der Ueberfahrt den Kampf der Nordameri- kaner, als fiir sie siegreich erkennbar dargestellt, und sich hier- bei auf eine Andeutung dieser kiihnen Fahrt beschrinkt, so wiirde er, nach meiner Ansicht, in scinem Zwecke ein Ge- schichtsbild zu liefern, schon durch den gewahlten Moment mehr unterstiitzt worden sein, denn im Grunde ist es hauptsich- lich die Auffassung und Behandlung des Stoffes, die ein Bild zu einem historischen macht, und die dieses Bild, ungeachtet seiner ungewohnlichen Grésse, nicht tiber das Gebiet des Genre erhebt, trotzdem, dass es als ein ungewdhnliches mit grossem Talent behandeltes Werk betrachtet werden muss. — Ueber das Colorit des Bildes ldsst sich, da es erst theilweise aber- malt ist, noch kein Urtheil fallen, doch steht zu erwarten, dass Leutze, da er das Technische vollkommen beherrscht, alle die sich ihm darbietenden Schwierigkeiten gliicklich wtberwinden wird, um hierin etwas Ueberraschendes zu Tage zu fordern. — Ein Bild von Réting, Columbus auf dem Collegium zu Salamanka, ist erst flichtig angelegt. Es zeigt den kihnen Weltumsegler umgeben yon Ménchen, die dessen Beweis, dass die Erde rund sei, aus der Schrift zu widerlegen suchen. Ein anderes, nicht viel weiter vorgeschriltenes Bild von G. Bergmann aus Hildesheim zeigt die Darstellung des Schein- begrabnisses Karls V. von Spanien, das sich dieser bekanntlich bei Lebzeiten mit allen iblichen Ceremonien ausstatten liess, und wobei er die eigene Leiche darstellte. Ein eigenthimlicher Gegensland, der eine besondere Behandlung yerlangt, wenn er alle Bedingungen eines Kunstwerkes erfiillen soll. — Ch. Kohler arbeitet, wie wir héren, an einer Wieder- holung eines schon Alteren Bildes, die, wenn wir nicht irren, fir Amerika bestimmt ist. — Ucber die Thatigkeit des Prof. Sohn haben wir uns schon friher ausfihrlicher ausgesprochen. Da es scheint, als wolle sich der Kiinstler ganz der Bildniss— malerei-widmen, so steht wohl nicht leicht zu erwarten, dass die, im colossalen Maassstabe schon vor Jahren begonnene, vielversprechende Copie seiner Diana im Bade, beendigt wer- den wird. (SchInss folgt.) Abermals liess der Kaiser die fromme Bekennerin vor sich fiihren, in der Hoffnung, die erduldeten Drangsale wirden sie zu einem veranderten Entschluss bewogen haben. Allein uner~ schrockenen Muthes und mit Entschiedenheit erklarte sie auch jetzt wieder von Neuem, weder die hartesten Drohungen, noch freundliche Zurede, wiirden je sie wankend machen in der durch Christi Wort gewonnenen besseren Erkenntniss. Da befahl der Kaiser, es solle nun ernstlicher und zwar durch Anwendung einer neuen Art von Martern versucht werden, die Katharina zur Riickkehr zum Gétzendienst zu bewegen und dieselbe, dafern diess nicht gelinge, durch diese Marterwerkzeuge getédtet wer- den. Vier Rader, die mit spitzigen Nageln und scharfen Schneide- werkzeugen besetzt waren, wurden herbeigebracht, und indem sie vor ihren Augen durch Seile gedreht wurden, die Drohung, dass man sie zwischen diese Rader befestigen werde, ausge~ sprochen. Katharina blieb standhaft bei ihrem Bekenntniss und wurde nun von Dienern ergriffen, um den Martertod zu sterben. Allein, schon auf die Rader gefesselt, zersprangen diese urplétz- lich, die Fesseln waren gelést, mehrere der Umstehenden wurden getidtet. [8. Bild mit der Ueberschrift: Hant Viatherina burch iv gebete su inegenn bracht Bags hh erfchrecklichen reber 3u Brochen burch gotliche tafe. Furcht und Schrecken ergriff die Unglaubigen, nur das Herz des Kaisers ward immer mehr verhiartet. Seine Gemahlin, welche zu einem mildern Verfahren gegen die Jungfrau ihn bewegen wollte, ward auf seinen Befehl enthauptet. [9. Bild mit der Ueberschrift: Di keiferin ben keijfer mt Harte (morte) 3u ftratfen Barumbh ev bruft vf (ant itz jr bag Безе abfcylagen. Auch Katharina selbst starb den Tod durch’s Schwert. Engel aber trugen ihren Leichnam auf den Berg Sinai, wo er in der von der h. Helena erbauten Kirche beigesetzt wurde. [10. Bild mit der zum Theil unlesbar gewordenen Ueberschrift: Do fant Watherina pas Yetrbe tuurbe abgefehlagen rv ify (Gon ben Engeln bf Sinai urbe getragei.) Diess die Legende von der h. Katharina, deren Verehrung in der morgen- und der abendlandischen Kirche seit dem 11. Jahrh. sehr verbreitet war. Als die Reprasentantin wissen- schaftlicher Bildung, bei treuer Hingebung an Christus und sein heiliges Wort, ist ihr Name insbesondere mit den Instituten mehr oder weniger in nahere Verbindung gekommen, welchen die _ a. TT + fF Pflege der Jugendbildung oblag. Schon zu Anfang des 12. Jahrh. werden Spiele von der В. Katharina erwahnt, die auf Schulen in der Normandie und anderwarts zu gewissen Zeiten aufgetiihrt wurden; die philosophische Facultat zu Paris betrachtete die h. Katharina bis in’s 18. Jahrb. als ihre Schutzheilige. In glei- cher Weise erkannle sie die im J. 1409 begriindete Universitat zu Leipzig bis zur Einfithrung der Reformation als die Patronin des Unterrichts, die bei Eréffnung desselben mit den Worten angerufen wurde: O sancla Catharina, eslo mecum in doctrina, und bis ins 17. Jahrh. Вега erblickte man in dem Hérsaal, in welchem die Rectorwahl und andere Feierlichkeiten stattfanden, in einem grossen Gemilde die h, Katharina, wie sie mit den funfzig heidnischen Weltweisen dispulirte. Die philosophischen Facullaten der Universilaten zu Ingolstadt, Mainz, Paderborn, Prag, Ttibingen, Wien und Wittenberg fihrten oder fiihren noch das Bildniss der h. Katharina in ihren Siegeln. Auch in dem Dominicaner~ Orden, der im Verhaltniss zu andern sogenannten Beltelorden sich durch eine ernstere Pflege wissenschaftlicher Bildung auszeichnete, hat die bh. Katharina frihzeitig eine be-