4()6 Gesicht kommt, mag mir auch noch jetzt, wiewohl die Sache schon etwas veraltet ist, eine Erwiderung darauf gestattet sein. Herr Massmann findet es schwer erklérlich, dass Ellissen in seiner Abhandlung зи Loede?s Nachschnitten (S. 104—108.), obschon er S. 106. von den Baseler und Strass- burger Drucken, auch von jener Ausgabe der opp. Galeni han- delt, worin ,,dies Alphabet vorkomme, nicht ein lateinisches und griechisches, so wie die gedoppelten Nachschnitte des ersteren unterschieden hat. Nun habe ich an jener Stelle von den bezeichneten alten Baseler Drucken nicht gerade weitlauftig gehandelt, sondern einfach erwaihnt, dass darin die von Loedel nachgeschnittenen Buchslaben (nicht das ganze Alphabet!) cinzeln vorkommen, und in der Note dazu (8.130. Anm. 120.) bemerkt, dass ich diese Noliz zunichst aus В. Weigel’s Beilagen zu Rumohr’s Schrift tiber H. Holbein, 8. 105., entlehne, mit beilaufiger Hinweisung auf H. H. Fiissli und Douce. Diese Bemerkung, wonach der Vorwurf der Schwer-Erklarlichkeit etc., wenn er tberhaupt irgend wem gemacht werden sollte, zundchst Herrn Weigel hatte treffen miissen, wird Hrn. Prof. Massmann, als er ihn gegen mich richtete, so wenig enlgangen sein, wie mir selbst in dem Baseler Galenus von 1538 ausser den 8 (nicht 9!) lateinischen Todtentanz -Initialen, um die es mir zu thun war, die 7 griechischen entgingen, als ich die von Weigel und Douce angefihrten Drucke, so weit sie mir zuganglich waren, durchsah. Ja, ich fand sogar noch einen griechischen Buchstaben mehr, als Hr. M., ein 4 namlich, tom. I. p. 509. und tom. V., p. 689. (verschieden von dem 4 in Curio’s Lexicon Graeco- Latinum von 1543), wogegen ich freilich das nach Hrn. M.’s Angabe dl. 1. col. b) auch darin befindliche lateinische D, zu dessen Auffndung in einem durchweg griechischen Text wohl scharfere Augen gehéren miissen, nicht zu entdecken vermochte. Der Grund, wesshalb ich diese griechischen Buchstaben mit dem Todtentanz, die sich von den lateinischen unter Anderm durch den nicht schraffirten Hintergrund unterscheiden, nicht besonders anfiihrte, lag wohl hauptsichlich — denn genau, gestehe ich, mir desselben vom Jahre 1847 her, wo die Abhandlung sammt den Versen geschrieben wurde, nicht mehr bewusst zu sein — in der auch nach Loedel’s Ansicht sie als Nachahmungen von anderer Hand beurkundenden Inferioritét der Zeichnung, wie des Schnilts dieser Buchstaben und in dem einfachen Um- slande, dass in einer Abhandlung von 3 Bogen tber den frag- lichen Gegenstand unméglich Alles, was allenfalls zur Sache hatte gezogen werden mogen, Platz finden konnte. Mit glei- chem Recht hatten ohne Zweifel noch manche andere Nach- schnilte und Nachahmungen des Todtentanz- Alphabets, von welchen leider die wenigsten mir zuganglich waren, auf beson- dere Erwahnung Anspruch machen kénnen. Doch schien hin- sichtlich derselben die beildufige und allgemeine Andeutung uber ibr Vorhandensein (Seite 107. unten), in welcher also auch die in Rede stehenden so wie alle andern griechischen und lateinischen Todtentanz -Initialen stillschweigend mit ein- begriffen waren, fir unsern Zweck zu geniigen. Schwer erklarlich dirfte hiernach, trota meiner Er- wahnung der Liitzelburger’schen lateinischen Initialen in dem Baseler Galenus, die Nichterwahnung der griechischen in dem- selben kaum erscheinen, wiewohl ich gern zugebe, dass ihrer in der Abhandlung wenigstens mit eben so gutem Fug hatte gedacht werden moégen, als verschicdener anderer Dinge, die allerdings noch weniger unmillelbar zur Sache gehéren, wie z. B. Seite 128. Anm. 109. der kiihnen Conjeclur Hrn. Mass- mann’s, ein anno 1538 gedruckles Epigramm des Borbonius auf eine 142 Jahre spaiter geborene Person zu deuten, und dgl. mehr, und dass ich meinerseits in diesem Betrachl das Bestreben des sondere Geliung erlangt, und in Leipzig war ihre Verehrung sehr verbreitet. Nicht allein eine besondere Capelle war ihr hier gewidmet, nach welcher noch jetzt eine der schénsten Strassen der Stadt ihren Namen fithrt, auch in der Pfarrkirche zu S.Nicolai, der Dominicanerkirche и. а. waren Altére ihr geweiht. Die bildliche Darstellung ihres ruhmvollen Auftretens und ihrer Schicksale in dem Kreuzgange des Kloslers ist hieraus wohl er- klarlich, wahrend tber die Zeit, in welcher die besprochenen Wand- gemialde entstanden, ein erheblicher Zweifel nicht wohl obwalten kann. Sie gehéren dem Charakter der Zeichnungen wie der Sprache der Ueberschriften nach in die erste Halfte des 15. Jahrh., in die Blithezeit des Leipziger Dominicanerklosters, dessen Ein- kiinfte und Frequenz sich damals sehr bedeutend gehoben hal- ten. Gegen das Ende des 14. Jahrh. hatte die altadelige Fa~ milie der Pflugk eine der heil. Maria geweihte Grabkapelle, bald nachher das Geschlecht der von Haugwitz eine gleiche Kapelle an der Klosterkirche erbauen lassen, und diese, so wie die Familie der von Biinau und einige andere im Meissnischen begiiterte Geschlechter, hatten durch Stiftung von Jahrgedacht- nissen und Verleihung von Giitern und Zinsen das Einkommen des Klosters sehr wesentlich vermehrt. Hochst wahrscheinlich ist daher auch in der Figur des Rilters, welche auf dem Ge- milde dem Beschauer rechis erscheint, der Mann, muthmass- lich ein Glied einer der genannten Familien, dargestellt, auf dessen Veranlassung und Kosten das Wandgemilde angefertigt wurde. Welcher Familie derselbe angehére, ist indess, da das am Fusse befindlich gewesene Wappenschild fast ganz zerstért ist, zu bestimmen unmdglich. — Wer der Maler gewesen, wird mit Sicherheit nie ermitteli werden. Dass aber Conventualen des Klosters selbst diese und die tibrigen in demselben Kreuz- gange nur in Bruchstiicken noch sichtbaren Malereien entworfen und ausgefiihrt haben, ist in so fern nicht unwahrscheinlich, als gerade die Kunst des Zeichnens und Malens, wie in den Kléstern tiberhaupt, so namentlich in den Meissnischen vielfach gepflegt worden ist, wie dies unter andern aus verschiedenen, zum Theil geschmackvollen Malereien, welche sich in den hand- schriftlichen Schaitzen der Leipziger Universilalsbibliothek vor- finden, hervorgeht. Blau, roth und gelb waren die vorwalten- den Farben in der Darstellung der Legende von der h. Katha- rina. Wie aber jene Maler ihre Farben benutzten, haben die Herren Verleger durch Mittheilung einer Copie eines noch leid- lich erhaltenen Stickes aus einem in ungleich grésserem Maass- Заре ausgefiihrten Wandgemilde desselben Kreuzganges zu zeigen beabsichtigt, einem Gemalde, dessen Inhalt und Bedeu~ tung unbekannt ist. — K6énnen nun endlich alle diese Malereien gerechten Anspruch auf erheblichen Kunstwerth nicht machen, so sind sic doch immer als Versuche und mit Ricksicht auf ihr Alter und die Seltenheit solcher Kunstdenkmale im nérd- lichen Deutschland beachlenswerth. Mégen nun Kunstkenner und Kunstfreunde durch diese auspruchlos gegebenen Mitthei- lungen sich veranlasst sehen, nach ahnlichen Kunstmonumenten in ihrem Kreise zu forschen, und dahin wirken, dass wenig- stens durch Copien und Beschreibungen fiir die Nachwelt er- halten werde, was noch im vernichtenden Sturme der Zeit zu retten ist. Erwiderung auf eme Bemerkung des Herrn Professor Massmann in Betreff des Todtentanz- Alphabets. Da Herra Professor Massmann’s Abhandjlung: Абегтай Todtenténze und was daran hdngt in No. 33. ff. dieses Blattes und in derselben (S. 267. col. a) eine Bemerkung tber meine geschichtlichen Notizen zu Loedel’s Copien des Holbein- Litzel- burger’schen Todtentanz-Alphabets mir zufallig erst jetzt zu