pferwerken. So freuen wir uns, auch in dieser Sammlung Mo- dellen der Tempel zu Pastum, Segest, jedes bedeutenden Ge- biudes und Denkmals in Rom zu degegnen. Die Tektonik der Gefésse und Gerathe wird in ihrem grossen Formenreichthum schon an Nachbildungen in Thon oder Bronze vielfach vergegenwirtigt, aber bald lenkt sich unser Blick ab von jenen Nachbildungen auf die Reihe antiker Ge- fisse, die auf zwei Tafeln leider nur allzu gedrangt stehen. Es konnte bei dieser Aufstellung und bei einem Aufenthalle von 4—6 Stunden tiberhaupt im Museum nicht meine Absicht scin, diese, die Zahl 300 weit tibersteigenden Gefasse einer genaue~ ren Betrachtung zu unterwerfen, eben so wenig wie jelzt, sie naher zu beschreiben. Ich mache nur darauf aufmerksam, dass die grésste Mannigfaltigkeit in Formen, von den grossen Kra~ teren zu dem zierlichen Lekythos und Balsamar sich hier fin- det, dass ebenso die Stylverschiedenheiten von den buntfar- bigen Thierreihen der korinthischen Gefasse durch den strengen und schénen Styl bis zur Leichtfertigkeit unteritalischer Behand- lung hinreichend vertreten sind. Unter den Darstellungen er- wahne ich nur, neben der bekannten der attischen Preisvasen: Herakles und Apollo, Herakles und einen Kentaur an einem Altar, Badescenen, endlich die sehr schéne Zeichnung eines jugendlichen Heroen, der, den Fuss auf einen Stein steilend, die Schale einer anderen Geslalt reicht, um sich einschenken zu lassen. Von der Wandmalerei geben uns kleine Nachbildungen, zB. von dem bekannten, seine Liebe singenden Polypheme, einen Begriff. Auch bieten uns Marmortische die reichste Mu- sterkarte verschiedenen anliken Marmors. Wenden wir uns nun zu der miltelallerlichen und mo- dernen Kunst, so hat die Plastik, wie es in der Natur der Sache liegt, nur cine beschranktere Berticksichtigung gefunden, jedoch fehlen die Thiiren Ghiberti’s nicht, sowie Thorwaldsen’- sche Reliefs. In kleinen Gypsabgiissen begegnen wir iibrigens vielen modernen Werken, und interessant ist wirklich die reiche Sammlung von Képfen und Statuetten der Ktinstler und Dichter. Modelle mittelalterlicher Bauwerke habe ich nicht gesehen. Die Malerei tritt nattirlich ganz in den Vordergrund und zwar durch eine Reihenfolge von Originalen und Copieen. Von diesem Theile der Sammlung ist bereits ein Katalog (Al- tenburg 1848) erschienen, wahrend die tibrigen Theile ganz ohne Namen und Nummern sind. Die Herren v. Quandt und Hofrath Schulz haben ihn sichtlich gearbeitet auf die Férderung allgemeincr Kunstbildung im Publikum, indem die Lebensge- schichte und der ktinstlerische Charaktcr der bedeutenden Mei- ster an entsprechender Stelle ausfiihrlicher behandelt sind. Der Begriinder des Museums strebte vor Allem danach, in einer Reihe guter Copieen die Meisterwerke Rafael’s, Michel Angelo’s, eines Correggio, Fra Bartolommeo, Titian, Palma Vecchio, Luini, Leonardo, also somit die Blithe der italienischen Kunst zu ver- gegenwartigen. Zum Vergleich stellte er daneben einzelne Werke von yan Eyck, Holbein, Rubens, Murillo in Copicen auf und suchte in einer Reihe Portraits der bedeutendsten Maler die Persdnlichkeiten selbst dem Beschauer nahe zu fihren. Es muss diese Copiccnsammlung als cin besonders gliicklicher Ge- danke bezeichnet werden, da in ihr das Beste, das nur zer- streut im Originale zu schen ist, nah an cinander geriickt wird, und so auch fiir den, welcher die Originale geschen, hicr ein reiches Feld fruchtbarer Vergleichungen sich ffnet. So ist Rafael durch 20 Bilder vertreten, unter denen mir die Grablegung als Copie die gelungenste scheint. Von Michel Angelo finden wir eine Sibylle, sowie den Propheten Joél. Die Dresdener Correggios begegnen uns, doch michte gerade bei diesem Mei- ster eine Copie am schwierigsicn dic Eigenthiimlichkeit des verbramtem, carrirtem Gewande, tbergehangtem Pelze, mit Bein- schienen und zuweilen auch Schnabelschuhen. Die Hand tragt einen Gegenstand oder ist ehrfurchtsvoll biltend gehoben. Dann erscheinen ganze Figuren, darunter vierfach gefliigelte, die eine mit einem Vogelkopfe. Zwei Hinde, sich in cinander fassend, zeigen uns einen Vertrag, einen Friedensschluss. Wieder be- gegnet uns ein Viergespann, hoch aufgezdumt mit hohem Kopf- putze. Das Relief ist noch mehr erhabene Umrisszeichnung. Ein frei ausgearbeiteles Werk ist uns in dem oben erwahnten Kolossalkopfe eines Kénigs mit der hohen Tiara erhalten, die Elephantenzihne, Blithen- und Federreihen schmiicken. Un- willkirlich werden wir aber von diesen wohigeordneten Haar- touren, diesen langgezogenen Augen auf ahnliche Erscheinungen in der griechischen Kunst hintibergewiesen. Auch das andere, dem Griechenthum vorausgehende, so wichtige Glied in der Kunstgeschichte, Acgypten, sehen wir in Gypsabgiissen von Reliefs und ein Paar Képfen, die freilich sehr zerstreut aufgestellt sind. Folgen wir dem geschichtlichen Wege weiter, so wird uns der archaische griechische Styl durch einen Bacchos- und einen Kriegerkopf, durch die Giustinianische Hestia und eine Reihe von Reliefs geniigend reprisenlirt. Jetzt dffnet sich ein reicher Blick in die Welt griechischer Idealgestalten; Statuen und Reliefs sind hier gleich stark vertreten. Leider ist auch hier in der Aufstellung bis jetzt noch kein Princip fest- gehalten, daher die Uebersicht etwas schwierig. Da sehen wir neben dem Gewéhnlichen, Bekannten eine grosse Reihe Neapo- litaner Statuen, die Psyche, Hermes, den herrlichen Kopf der Juno, der der Ludovisischen in der Zeit jedenfalls vorausgeht, die Aphrodite Kallipygos, die Venus von Capua. Unter den Venusstatuen mache ich auf die in Deutschland so seltene ca- pitolinische aufmerksam, jenes grandiose Bild einer matronalen Weiblichkeit. Und wie offenbart neben ihr der Amor von Cen- tocelle das ganze, ticfinnerliche Leiden der Liebe... Alhene fin~ den wir in der yon Velletri, so wie der aus der Sammlung Hope und dem schénen Albanischen Kopfe wieder. Apollo er- scheint als Kitharédos in der gelésten Gruppe mit den neun Musen aus dem Vatican. Die grossartige Maske des Okeanos aus der Rotunde desselben Ortes tritt wtirdig neben die des Zeus. Auch der Barberinische Faun fehlt nicht, sowie mehrere Diskobolen und zwei Karyatiden. Demosthenes, Aeschines, So- phokles, ein Philosoph erschienen statuarisch, daneben ein gros~ ser Reichthum von Képfen. So begegnet uns hier schon der in dem neuesten Hefte der Monumenti inediti bekannt gemachle Kopf des Aeschylos. Unter den Reliefs scheint der Fries von Phigalia vollstan- dig da zu sein, gréssere Theile des Parthenonfrieses, dann der vom Tempel der Nike Apteros; auch die schuhlésende Nike vom Friese des Unterbaues findet sich dabei. Daran reiht sich eine ganze Menge einzelner schéner Reliefs, so das bacchische des sog. Ikarios, Orpheus und Eurydike, die Niobiden, die Apo- theose des Homer. Es steigt dies herab bis zu den Campana- schen Terracolten, von denen ich viele in Gyps hier fand. Vier prachtyolle Vasen, deren Originale, wie ich glaube, in Villa Albani und Florenz sich befinden, offenbaren uns das reiche bacchische Leben in seinen schinsten Motiven, wahrend cin Abguss der berihmten Florentiner Vase uns die Opferscene der Iphigenia vorfithrt. Auch das Gebict des Reliefs im Kleinen, der geschnittenen Steine, ist in mehreren Sammlungen von Ab- driicken vertreten. Fir Architektur haben Modelle zwar nicht den Werth, — als Gypsabgtisse fir die Plastik, da ihnen dcr Kindruck des Monumentalen fehit, doch sind sie ja ftir Unterstitzung und Uebungen der raéumlichen Phantasie unschatzbar neben den Ku-