Originals wiedergeben. Unter den Luini darf ich auf die in Savonno befindliche Anbelung der Kénige aufmerksam machen, wovon wir in Deutschland selten einer Copie begegnen méch- ten. Ganz kirzlich sind auch die beiden berithmten weiblichen Portraits von Leonardo, die Galleroni und Crivelli oder la belle ferroniére darstellend, zur Sammlung hinzugekommen. Dres- den hat fiir Tilian, wie Palma Vecchio die Copien geliefert. Einen kunsthistorisch hichst interessanten Theil der Samm- lung bilden die 166 Originalbilder, die, mit Ausnahme von 2 oder 3, alle den alteren, mittelitalischen Schulen ange- hodren und so von den byzantinischen Typen durch die Schule Giotto’s und die besonders reich vertretenen Sienesen zu Fie- sole, Filippo Lippi, Perugino, Mantegna den Beschauer fiih- ren. Eine Menge von Fragen kniipfen sich an diese Bilder, die eine langere Beschafligung mit ihnen erst erledigen kann. Fir die Sieneser Schule sah ich, ausser in der Akademie zu Siena selbst, nirgendswo eine solche Reihenfolge; in der Manier des Duccio di Buoninsegna ist eine Altarstaffel da, dann Bilder von Lippo di Memmo, von Lorenzo und Lorenzetto, von Taddeo Bartoli u. a. Interessant sind auch die drei Gemalde der alten neapolitanischen Schule. An Formenschénheit und Composition libertreffen alle anderen die 5 kleinen Predellbilder des Luca Signorelli, jenes Meisters der umbrischen Schule, der mit dem Rafael fast auf einer Linie zu stehen scheint. Freilich erdéffnet sich einem die Herrlichkeit dieses Meisters erst bei dem An- blicke seiner grossen Fresken im Dome von Orvieto. Haben wir so einen allgemeinen Ueberblick tiber den rei- chen vielseitigen Inhalt dieser Kunstsammlung zu gewinnen ver- sucht, so dirfen wir zu guter Letzt nicht theilnahmlos an den die ganze Lange des unteren Saales einnehmenden Biicherbret- tern und Tischen voriibergehen, da in ihnen ein seltener Schatz von Kupferwerken zur Kunstgeschichte aufgeschichlet liegt; kein Theil des grossen Feldes ist hier unberticksichtigt gelas- sen, und wie die ersten Hefte des Werkes von Lepsius vor- liegen, so das grosse neue Werk tiber die Kuppelgemilde in Parma von Coreggio. Archaologie und mittelalterliche Baukunst haben hier gleiche Bericksichtigung gefunden neben den gros- sen Galeriewerken und den Einzelschriften tiber die Kiinstler, Es ladet diese von kunstsinniger Hand gegriindete Statte fast dringend zu ruhigem Arbeiten in solcher Umgebung cin. Nur Schade, dass bis jetzt kein Mann der Wissenschaft an Ort und Stelle existirt, der diesen Nibelungenschatz auch zu heben ver- steht. Dagegen sind durch die Liberalitat des edlen Besitzers zwei Kiinstler, Prof. Dietrich und Hesse, beschaftigt, an be- stimmten Tagen den praktischen Unterricht zu ertheilen. Dazu ist die Kuppel mit Beleuchtung von oben eingerichtet und anatomische Skelette, sowie eine Handbibliothek unterstiitzen den Unterricht. In dem Zeichnensaale sind wir zugleich an das Ziel unse- rer Wanderung angelangt, die mehr und mehr uns mit dem lebhaftesten Danke gegen den Begrtinder der Sammlung und seine Bestrebungen erfiillen musste. Ein doppelt so grosser Raum gehért allerdings dazu, um die Sammlung recht ihrem Zwecke entsprechen zu lassen und hoffenilich wird eine solche Erweiterung mit der Дей sich crméglichen. Der Reichthum der Gegenstinde wird jedoch den Kunstfreund fiir die kleine Muhe des Herausfindens vollkommen belohnen. Sollte durch diese Besprechung der Eine oder Andere zu einem Besuche an Ort und Stelle sich veranlasst fiihlen, sollte in der Stadt Altenburg selbst die Theilnahme an diesem Insti- tute in ihrer Mitte und der durch den liberalen Sinn eines Ein- zelnen so reichlich gcbotenen Gelegenheit zur allgemeinen Ge- schmacksbildung irgend dadurch mehr angeregt werden, so wirde der Unterzeichnete den Zweck dieser kurzen Beschrei- bung vollkommen erreicht sehen. Jena. Dy. H. B. Stark. Disseldorf im Herbst 1850. Yon EE. Weiss. (Vgl. No. 41, 42, 48, 49 und 51.) Wenden wir uns jetzt zu den biblisch-historischen Dar- stellungen, wobei ich es nicht unterlassen kann, wiederum auf die bereits in No. 43 dieses Blattes ausfiihrlich besprochenen Leistungen der in der Apollinariskirche beschafligten Kunstler zu verweisen, so sehen wir neben Jenen den Direktor W. v. Schadow mit einem héchst bedeutenden, umfangreichen Un- ternehmen beschaftigt, das, aus vielen zusammengehérigen Ein~ zelbildern bestehend, die angestrengteste Thatigkcit und geistige Kraft des Kiinstlers auf lange Zeit beanspruchen wird. Ohne auf den ganzen, grossen inneren Organismus dieses Werkes, jeizt, wo dasselbe im Werden begriffen ist, eingehen zu kénnen, heben wir nur die bereils untermalten, dazu gehdrenden drei Hauptbilder, besonders hervor. Sie enthalten die Darstellung des Paradieses, des Fegcfeuers und der Holle. — Sammtlich Compositionen von hoher Schénheit, die unstreitig mit zu den vorziiglichsten des Meisters gehéren. Vornehmlich zeichnen sich die beiden erstgenannten Bilder schon jetzt durch eine reiche Fille schén geordneter Motive aus, die, wenn es dem Kiinstler gelingt, ihnen durch die Farbe eine mit den Linien harmonirende Gesammtwirkung zu geben — einen tiefen Ein- druck auf die Seele des Beschauers hervorrufen werden. Bei dem grossen Maassslab, in dem das Ganze angelegt ist, hat der Kunstler, trotz der dadurch erhéhten Schwierigkeit, Raum, die volle kiinstlerische Kraft aufzubieten und zu verwenden. — Wir kénnen der Vollendung einer so tlichlig begonnenen Arbeit freudig entgegensehen und ihr von Herzen ein heiteres Gelin- gen wilinschen. — Steinfurth aus Hamburg ist mit einem ziemlich co- lossalen Bilde beschaftigt, das als Allarschmuck fiir die Petri- kirche daselbst bestimmt ist. Das grosse Mittelbild enthalt die Auferstehung Christi. — Der Heiland schwebend tiber dem Grabe, auf dessen Rande zu jeder Seite ein, im langen, .hellen Ge- wande gekleideter Engel sitzt, bewaltigt durch seine Erschei- nung die unter ihm liegenden erschreckten Lanzknechte. — Zwei kleine, langliche Seitenbilder enthalten die Figuren der Apostel Petrus und Paulus u. s. w. — In dem Atelier des Prof. Miicke sahen wir denselben Gegenstand in kleinerem Maassstabe untermalt; ferner ein zartes, mit grosser Liebe durchgefiihrtes Bildchen, ,den kleinen Johan- nes, liegend vor einem Quell, dessen Wasser er in einer Schale auffangt.« — Die begonnenen Arbeiten auf dem Gebiete des Genre kén~ nen wir hier um so eher tibergehen, als dasselbe bereits fri- her, nach den verschiedensten Richtungen hin, durch die auf diesem Felde sich bewegenden, bedeutensten Kistler vertreten war. Dass es auf diesem Gebiete nicht an Arbeiten mangelt, geht schon aus der Stellung, die es im Verhiltniss zur @е- schichtsmalerei dem Publikum gegentiber einnimmt, hervor. — Dasselbe gilt mehr oder weniger auch von der Landschaft und der hiermit zusammenhangenden Architekturmalerei u. s. w. — Bei letzterer erwihnen wir nur einer langwierigen Arbeit des Architektur-Malers Conrad, der es unternommen hat, sein, durch die Berliner- und andere Kunslausstellungen bekanntes Bild vom Kélner Dom, in der doppelten Grésse von diesem, noch einmal auszufiihren, was bei der grossen Genauigkeit und Sauberkeit der Detailsausfihrung, die dem Conrad eigen ist, allen kiinstlerischen Muth erfordert, um dabei ausdauernd es gleichmassig durchzufihren und zu endigen. Schliesslich miissen wir noch eines Bildes gedenken, dass seines eigenthiimlichen Inhalts wegen von nicht geringem In- ох