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	Anderer Kinstler ist bei Gelegenheit der Ausstellung ge-
dacht; ausser diesen sind noch F. Keller, welcher mit Ar-
beiten nach Overbeck (,,Geburt Christi*) u. s. w. beschaftigt ist
und Niissen, der nach einem schon ilteren Bilde von J. Jordan
arbeitet, zu nennen; desgleichen sahen wir in dem Privat - Ate-
lier des Kupferstechers X. Steifensand neben mehreren klei-
neren Arbeiten eine noch nicht beendete gréssere Platte, die
der Kiinstler nach Ch. Kéhlers ,, Mirjam“, wenn wir nicht irren
im Auftrage des Kunstvereins, fertigt.
	Haben wir nun in den verschiedenen Berichten durch ein
gleichzeitiges Zusammenfassen der mannigfachsten Kunstleistun-
gen, einen Gesammt-Ueberblick tiber die Wirksamkeit der
Schule erhalten, so miissen wir uns gestehen, dass sie ein
héchst erfreuliches Bild regsamer Thatigkeit und wahrhaft ktinst-
lerischen Strebens liefert. Es findet sich in ihr fast keine
Richtung der Kunst, die nicht ihre besonderen und zum Theil
ausgezeichneten Vertreter hatte, und nehmen wir das einzige
sogenannte humoristische Genre aus, so haben wir in Diissel-
dorf gewissermassen einen Kunstkérper, der nach allen Rich-
tungen gleichleuchtend ausstralt. Mége denn manches Vorur-
theil gegen dieselbe, wozu besonders das der Hinseitigkeit
gehért, hiedurch zusammenfallen, um so mehr als gerade das,
was als Hinseitigkeit erscheint, den Beweis liefert, dass wir es
eben mit einer Schule und nicht nur mit Einzelnen hie und
da an einem Orte zerstreut wohnenden Kinstlern zu thun haben.
Moge diese scheinbare Kinseitigkeit die Schule so lange wie
méglich bewahren, denn sie allein ist das Band, was sie geistig
und dusserlich zusammenhait und wodurch sie sich als ein fort-
schreitendes Ganzes beurtheilen lasst.
	Nachtrige zur zweiten Ausgabe von Kuglers Handbuch
der Geschichte der Malerei, ete.
	Von G. №. ЗУаабев.
(Schluss.)
(Vel. No. 41. 12. 13. 17. 19. 20. 37. 38. 39. 41. 50.)
		teresse ist — einer Tendenz—Landschaft von Prof. W. Schir-
mer. Die vortrefflich gemalte, tief poetisch gedachte Compo-
sition zu diesem Bilde ist eine Wiederholung der, den Kunst-
freunden gewiss bekannten Radirung, welche der Kinstler fir
den zweiten Band von Lieder und Bilder (deutsche Dichtungen
mit Randzéichnungen deutscher Kistler) als Blatt 13 dieser
Sammlung fertigte, nur, dass statt der dort angebrachten Figur
eines Pilgers, hier die Gestalt Luthers erscheint, dic unter den
links befindlichen schattigen Biumen stehend, der untergehenden
Sonne entgegensieht. Ueber und unter diesem Bilde, vom Ge-
sammtrahmen eingefasst, befindet sich еше breite vergoldete
Leiste; jede derselben in Felder abgetheilt, enthalt abwechselnd
in Sepiazeichnung Sprtiche aus der Schrift und figiirliche,
darauf beztigliche Darstellungen. Die auf der unteren Leiste
befindlichen folgen in nachstehender Weise: Luther auf dem
Reichstage. — ,Jch kann nicht anders, Gott helfe mir*. — Luther
auf der Wartburg. — ,Kine feste Burg ist unser Gott“, —
Luther verbrennt die papstliche Bulle. — In dhnlicher Weise
ist die obere Eintheilung gehalten —, bei welcher die Zeich-
nungen und Spriiche zum Theil in directem Zusammenhange
mit historischen Ereignissen der Gegenwart stehen.

Da wir hier plétzlich eine ganz neue Gattung landschaft-
licher Darstellungen vor uns haben, tber deren nahere Be-
ziehung zur Kunst wir noch nicht mit uns einig sind, so ent-
halten wir uns gern jedes Urtheils dariiber, indem wir uns vor-
laufig begniigen, darauf aufmerksam gemacht zu haben. —

Gleiche Thaligkeit, wie in den Ateliers der Maler, herrscht
in der mit der Akademie in Verbindung stehenden

Kupferstecher ~- Schule.

Auch hier wird zum Theil an bedeutenden und umfangreichen
Platten gearbeitet. Prof. Keller, dem die specielle Leitung
derselben obliegt, ist, wie bekannt, schon seit mehreren Jahren
mit Anfertigung eines aussergewodhnlich grossen Stiches ,, der
Disputa* nach Raphael, beschiftigt und hofft denselben etwa im
Laufe von drei Jahren beendet zu haben. Sowohl die nach dem
Originalgemalde von ihm hierfiir verfertigte vollendete Zeichnung,
wie die anerkannie Tiichtigkeit des Kiinstlers, lassen auf ein
ausgezeichnetes Werk hoffen, und wird dasselbe wohl fir alle
Zeiten, unter den von den Kunstvereinen fir ihre Mitglieder
bestimmten Blattern, den ersten Rang behaupten. — Eine kleine,
héchst vollendete Zeichnung, nach einem Bilde des Ary Scheffer,
»Christus betrauert yon den Seinen“, ist ebenfalls vom Kinstler,
zur Vervielfaltigung durch den Stich, ausgefihrt.

Zu den grésseren Stichen, welche zum Theil unter der
Leitung des Prof. Keller angefertigt werden und theils in Aut-
tragen vom Vereine oder von Kunsthandlern bestehen, gehort
vor Allem eine Arbeit des Kupferstechers Massau. Sie besteht
in der Nachbildung der drei inneren Tafeln des Kélner Dom-
bildes. Die, in der Dauer von acht Monaten, mit dem gréssten
fleisse durchgefiihrte Tuschzeichnung, welche der Kiinstler nach
dem Original fertigte, zeichnet sich durch ein tiefes Eingehen
in den Geist des Bildes aus, und gelingt es dem Kistler,
diesen eigenthiimlichen Schmelz, diesen innigen Zusammenhang
des Geistigen mit dem Technischen im Bilde, auch auf den Stich
zu libertragen, so wird ihm gewiss die aufrichtige Anerkennung
des kunstliebenden Publikums nicht ausbleiben, um so weniger,
als bisjetzt noch keine gentigende Nachbildung dieses Meister-
werkes, der Spitze einer ganzen Kunstrichtung, erschienen ist.
Bei dem angestrengten, finfjahrigen Fleisse, den der Kinstler
bereits an der Platte verwendet hat, dirfte doch ihre Vollen-
dung noch einige Jahre erfordern, und so wiinschen wir von
ganzem Herzen einem soilchen Unternehmen ein Iohnendes Ziel. )
	{) Bis jetzt ist die Arbeit noch ein Privatunternehmen des Kiinstlers.
	Zur Malerei in Deutschland und Béhmen
von 1550—1750.
	Wie in ganz Deutschland, so herrschte auch in Bohmen
in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts die manierirte Nach-
ahmung der ilalienischen Schule. Ja, da an dem Hofe des
kunstliebenden Kaisers Rudolph WH. Kiinstler wie L. Spranger
und Heinz als Lieblingsmaler lebten, so war es sehr natiirlich,
dass die béhmischen Kinstler diese Kunstweise in der Form
ihrer dussersten Ausartung anbauten. Hiervon legt denn auch
bei der Zerstérung der grésseren Werke dieser Art in den
Stiirmen des dreissigjahrigen Krieges, eine reich und kostbar
mit Miniaturen geschmtickte Handschrift auf der kais. Univer-
sitalsbibliothek zu Prag ein sehr vollgiiltiges Zeugniss ab. Es
ist dieses ein Cantionale in gross Folio, welches nach einer
Notiz auf der Riickseite des Titelblatts von dem Senat.und ein-
zelnen Mitgliedern der Gemeinde der Kleinseite von Prag fir
die dortigen Anhinger der Lehre des Johann Huss veranstallet
worden ist. Das Titelblatt selbst enthalt das Stadtwappen der
Kleinseite, umgeben yon allegorischen Figuren, als der Hoff-
nung und Starke, welche als Caryatiden genommen, der Glaube,
die Gerechligkeit etc., sammtlich lange, manierirte Gestalten
im Geschmack des Spranger und die Jahrszahl MDLXXII. Die
verschiedenen heiligen Gesinge sind nun von cinzelnen Glie-
dern der Gemeinde, deren Namen heigeschrieben sind, mit