и ANN, Kunftolatt. Organ der deutschen Kunstvereine. Zeitung fir bildende Kunst und Baukunst. Unter Mitwirkung von Kugler in Berlin — Passavant in Frankfuri — Waagen in Berlin — Wiegmann in Dusseldorf — Schnaase in Berlin — Schulz in Dresden — F6rster in Minchen — Hitelberger v. Edelberg in Wien redigirt von Dr. F.. Eggers in Berlin. Montag, den 13. Januar. Ueber den Begriff des Dramatischen in der bildenden Kunst, mit besonderer Beziehung auf die geschichtliche Malerei. Yon Ernst Guial. bleiben unbewegt, regelmassig, symmetrisch, in Шгет Аиз- drucke fast innerlichkeitslos. Aber auch bei grésserer Inner- lichkeit wird die Auffassung noch in drei Hauptfallen eine epi- sche zu nennen sein; namlich wenn der Inhalt als solcher, nicht als Empfindung, Leidenschaft, noch wberhaupt in besonderer Beziehung auf das Subjekt dargestellt wird und somit der Aus- druck eben dieses machtigen Inhalts, nicht die subjektive Ge- miithsbewegung Zweck der Darstellung ist. Zweitens wenn sich in dem Vielen und Mannigfaltigen des Dargestellten nur eine Einheit zu erkennen giebt, wenn in vielen Persdnlichkeiten nur gleichsam Ein Zug, Ein gemeinsamer Geist zur Erscheinung kommt. Die 4altere Kunst liebte solche Darsteilungen, wo in grossen Schaaren von Wallern, Umherstehenden, Knieenden sich das Eine Gefith] der Anbetung, der Eine Zug zu einer frommen Anschauung des Gétllichen immer und immer wieder spiegel — man denke nur an die Eykschen Altarbilder. Drittens end- lich kann die epische Malerei bis zu Begebnissen fortschreiten. Die Aussenform gewinnt mehr Leben, mehr Bedeutung, mehr Selbstandigkeit. Landschaft und Natur treten in den Umfang der dargestelllen Begebenheiten mit ein. Hier finden viele Ab- stufungen statt; vorztiglich ist die Darstellung des Verlaufes einer Begebenheit in vielen aufeinanderfolgenden Scenen hier ‘hervorzuheben, die auch Schorn mit Recht zur epischen Ma- lerei rechnet. Das lyrische Element, welches im Epos allerdings schon in sofern ndéthig ist, als das Geschehene die Grundlage der Persénlichkeit verlangt, kann nun aber auch fiir sich selbstandig auftreten. Dann wird die Aeusserlichkeit, das konkrete Leben der Aussenwelt, Pradikat der Innerlichkeit und was friher Pra- dikat war, wird hier Subjekt. Die Ausserlichen Gegenstinde selbst werden im lyrischen Sinne aufgefasst. Maria mit dem Kinde kann als substantieller Gegenstand der Anbetung gefasst werden, umgekehrt kann aber auch Maria zu lyrischem Aus- drucke kommen, wenn in ihr die liebende Mutter, oder die scheue Jungfrau hervorgehoben ist u. s. w. Das Epische als solches kann mehr oder weniger in den Hintergrund treten; es kann ganz wegfallen, wenn der dargestellten Empfindung kein ausserer Anlass zu Grunde liegt oder statt der Veranlassung nur der Erfolg dargestellt ist. Hieher gehéren einzelne Figuren wie sie Guido Reni u. a. ofter gemalt haben. Hotho Gesch. der deutschen und niederl. Malerei I. S. 81. ff. Zu diesen beiden Auffassungen bildet nun die dramatische Malerei eine nothwendige Erganzung. Hotho (5, 122) warni 9 Kis ist bekannt, dass man in den bildenden Kiimsten und insbesondere in der Malerei nach Analogie der Poesie, die Unter- schiede einer epischen, lyrischen und dramatischen Behand- lungsweise geltend gémacht hat. Solche Unterschiede sind nun allerdings niemals ganz strenge durchzufithren und konnen 4ет- gemass auch nicht als feste Eintheilungsgriinde der Malerei be- trachtet werden, so etwa, dass man eine epische Malerei als eine bestimmte Gattung von der lyrischen und die lyrische ebenso von der dramatischen unterscheiden kann, wie dies innerhalb der Poesie mit Epos, Lyrik und Drama geschieht, in welchen bekanntlich ebenfalls mancherlei Uebergangs- und Vermiltelungs- stufen stattfinden. ) Wohl aber glauben wir, dass sich durch die Anwendung jener der Poesie entlehnten Unterschiede mancher erwiinschte Gesichtspunkt in Betreff des poetischen Gehaltes auch in den bildenden Kinsten gewinnen lasst, ohne dass man deshalb die Grenzen, die zwischen den letzteren und der Poesie gezogen sind, irgend wie zu ubersehen brauchte. Die bedeutendste Geltung indess wird jene Auffassungsweise fiir die Malerei erhalten, wenn man bedenkt, dass diese, was wir hier allerdings nicht weiter ausfiihren dirfen, ihrer eigen- thiimlichen Natur nach mit dem Wesen der Poesie unter den bildenden Kiinsten die meiste Verwandtschaft hat. Um die Durchfihrung nun dieser Unterschiede fir die Ma- lerei hat sich namentlich Hotho sehr verdient gemacht. Die epische Form findet derselbe vorzugsweise in jenem Styl reprasentirt, den man aus mehrfachen Griinden den archi- teklonischen ха nennen iibereingekommen ist. Dieser namlich will nur die allgemeine Substanz seiner Gegenstande zum Vor- schein bringen, ohne sie in Ricksicht auf Situation und Aus- druck in eine mannigfache bewegte Bestimmtheit hineinzufiihren, kirchliche Zwecke tiberwiegen den Kunstgenuss, die Formen 4) Die nachfolgenden Bemerkungen sind urspringlich im Zusammenhang mit meinem Buch ther die geschichtliche Malerei und die Akademieen (Stuttgart 1848) entstanden, bisher aber noch nicht verdffentlicht worden. Vielleicht geben sie Veranlassung, die darin besprochene Frage, deren Wichtigkeit Sar die bildende Kunst nicht in Abrede zu stellen ist, wieder in Anregung und vielleicht zum Abschluss zu bringen. П. Jahrgang.