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	hat der Saal und uber jeder ein Bild und auch in diesen vier
Bildern die Katastrophe von Anfang zu Ende, den von Hagen
ausgefiihrten Mord von Kriemhildens Séhnchen, den Kampf 2wi-
schen Riidiger und Gernot, die sich gegenseitig erschlagen; die
Gefangennahme Gunthers und Hagens durch Dietrich ‘and die
Klage Ezels. — Endlich kommen wir zu den Hauptgemalden an
den vier grossen Wandflachen. Zwischen den Fenstern: Hagen
und Volker halten Wache vor dem Palast der schlafenden Fir-
sten; im Hintergrunde erscheinen die Hunnenbanden, angefthrt
von Kriemhild, die, zunachst den Helden, ihren Reden und Be-
wegungen zu lauschen scheint, um ihre Pline sicher durch-
fihren zu kénnen. Die nachste Wand ist eingenommen von
dem grossen Gemalde des Kampfes auf der Treppe vor dem
brennenden Palast. Zwischen den Thiren ist der Kampf zwi-
schen Dietrich und Hagen, der mit des Letztern Ueberwiltigung
endet.. Das vierte Bild endlich ist das oben beschriebene von
Kriemhildens Tod durch Hildebrandt. Nach Beendigung dieses
Gemildes und des vorhergenannten vom Kampf zwischen Die-
trich und Hagen (das noch nicht angefangen), ist der ganze
Saal vollendet und nur noch ein kleinerer iibrig, welcher in
drei Bildern die ,Klage“ schildern wird.

Das dritte grosse Werk der Malerei, das noch in Vollen-
dung begriffen ist, wird von Hiltensperger im Erdgeschoss
des Saalbaues ausgefithrt: ,die Odyssee*. Die Zeichnungen
zu diesen Gemalden sind von Schwanthaler gemacht und man
ist von dem Gedanken dabei ausgegangen, der in ahnlicher
Weise von Michel- Angelo gefasst oder unterstitzt wurde, als
er dem Sebastian del Piombo Compositionen machte, die dieser
dann in sein venetianisches Colorit setzte. Die Kunst aber ver-
halt sich spréde gegen alle nicht vollkommen nalurwiichsige
Verbindungen, und was dem grossen Florentiner nicht gelungen,
ist mit nicht grésserem Gliicke hier versucht worden. Schwan-
thaler ist in seinen Reliefs und jenen Zeichnungen, die im Cha-
rakter der Plastik oder der antiken Wand- und Vasenbilder aus-
gefihrt wurden, mit enischiedenem Glick in den Geist des
Alterthums eingedrungen. Malerei aber im romantischen oder
modernen Sinne bringt durchaus andere Anforderungen, die be-
achtet werden miissen, wenn die Darstellungen nicht kalt oder
leer erscheinen sollen. Schwanthalers Compositionen, nicht
minder lebendig und geistvoll als Alles, was er geschaffen, wiirden
	in der Grésse und Bedeutung architektonischen Schmuckes aus-
serordentlich reizend erscheinen; als grosse selbstandige Ge-
	malde werden sie selbst durch die ausserst geschickte Hand
und das vornehmlich im Colorit bewahrte Talent Hiltenspergers
nicht in einen der Aufgabe und dem Krafte-Aufwand ange-
messnen Rang gehoben werden.

Der vierte Saal, in welchem Hiltensperger jetzt beschaftigt
ist, enthalt die Gemalde aus dem 13. bis 16. Gesang der Odyssee:
die Ankunft des Odysseus auf Ithaka, wobei Pallas die Nebel,
	welche die Insel bedeckten, hebt, so dass der Held seine Hei-
	math wiedererkennt; den Aufenthalt und die Bewirthung des

Odysseus bei dem Sauhirten Eumaéos und in den Ecken an
beiden Seiten des Gemialdes, rechts Telemachos, links Penelope;

aus dem 15. Gesang das Bild, wie der Wahrsager Theoklymenos
dem Telemachos bei seiner Riickkehr auf Ithaka das eben be-
obachtete Begebniss deutet, wie ein Geier eine Taube wiirgt.
Zwischen den Fenstern sind zwei Bilder aus dem 16. Gesang,
die Erkennungscene zwischen Vater und Sohn, und die Verab-
redung der Freier, den Telemachos umzubringen. Kleine Land-
schaften aus den Gegenden, welche Odysseus durchfahren, sind
zwischen die Gemalde wie Ornamente vertheilt. Auch diese
Arbeit wird im Auftrag des Kénigs Maximilian zu Ende gefihrt.
(Fortsetzung folgt.)
	Siegelabetisse.
	Die Stempelschneidekunst, sowohl in romanischer, als ger-
manischer Periode, hat noch lange nicht jene allgemeine Be~
achtung erreicht, welche sie so sehr verdient. Dieses kost-
bare Reis der bildenden Kunst trieb die schénslen Friichte und
stand besonders im 14. Jahrhundert, sowohl in kinstlerischer,
als auch technischer Bezichung, in voller Blithe. Durch sie
erhalt die Kunstgeschichte die wichtigsten Ankniipfungspunkte,
der Kunstkenner die interessantesten Aufschlisse, der Kunstler
die Kenntniss der Trachten u. s. w.

Die Siegelabgiisse , geferligt von Hrn. F. Barrot zu Frank-
furt a. M., in Metall und Gyps, welche sich durch strenge Treue
und originalgleicher Scharfe hervorthun, verdienen daher all-
gemeine Anerkennung, um so mehr, weil die dusserst reiche
Auswahl derselben ein vollstandiges, charakteristisches Bild der
Stempelschneidekunst in den oben erwahnten Perioden abgiebt.
Die Siegelabgiisse der deutschen Kaiser und Konige (worunter
sich héchst seltene des Gimther von Schwarzburg und der
Gegenkaiser befinden), der andern deutschen, englischen, fran-
zosischen, belgischen und polnischen Regentenfamilien, der ed~
len Frauen und des héheren Adels, im Schmuck der Farsten-
wiirde, der Waffen oder mit ihren Symbolen, bieten einen ge-
nussvollen und zugleich lehrreichen Anblick dar.

Auch die Stempelschneidekunst des modernen Styles ist in
dieser Sammlung reichlich vertreten; hierbei befinden sich z. B.
yon dem kunstsinnigen Cardinale und Churfirsten Albert von
Brandenburg allein schon sechs verschiedene Siegelabgiisse,
unter welchen die beiden bewunderungswiirdigen, die dem P.
Vischer und seinen Sdhnen zugeschrieben werden (vgl. Kug-
ler’s Handbuch d. Kunstgeschichte, I. Ausg., S. 783 und Nag-
	ler’s K,-Lexikon, Band XX., 8. 377), vorkommen.
wh. Stiidermahiler.
	Aur Kupferstich- und Holzschnittkunde.
Der Meister A. G.
	Bartsch beschreibt, in Bd. VI. S. 349. No. 14. des peinére
graveur, einen Kupferstich von 10 Zoll 1 Linie Héhe und 6 Zoll
11 Linien Breite, Christus am Kreuze, von mehreren Figuren
umgeben, darstellend, welcher in der Mitte unten mit dem Mo-
nogramm А. G. bezeichnet ist. Dieser im Styl des Martin Schon-
gauer gearbeitete Stich ist urspriinglich fir das durch Georg
Ryser in Wirzburg im Jahre 1484 gedruckte Missale, 374 BIl.
gr. Fol. (Liber missalis herbipolensis), gefertigt worden, worin
sich auch das von Bartsch, in Bd. X. No. 34, beschriebene
Wappen des Bisthums Wirzburg befindet. ) Sandrart?) ver-
muthet, dass dieser Stecher Albert Glockendon geheissen
habe, was nicht unwahrscheinlich ist, wenn auch in den Neu-
dérffer’schen Nachrichten von Nirnberger Kiinstlern keines so
friihe vorkommenden Kupferstechers dieses Namens, wohl aber
eines spateren Illuministen gedacht wird. Es ist tibrigens keine
Spur von einem Wirzburger Kupfersiecher in jener Zeit vor-
handen, weshalb sich wohl annelmen lasst, dass die zum Drucke
der Wiirzburger Missale’s néthig gewesenen Sliche aus dem
nahen kunstreichen Niirnberg bezogen wurden, wie dies auch
bei den einige Jahre spater gedruckten Missale’s geschehen ist,
	als man statt der Kupferstiche Holzschnitte von M. Wohlgemuth
anwendete.
	1) Vgl. Kunstbiatt vom Jahre 1845. No. 82.
2) Deutsche Akademie. Th. IE. S. 220.