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	dass es théricht sei, wenn der Kistler der Gegenwart nach
jener, nur in einer bestimmten und zwar von der unsrigen sehr
verschiedenartigen Kulturperiode méglichen, Harmonie der sinn-
lichen und geistigen Elemente strebt, ,Hiermil* — schliesst der
Verfasser —- ,scheinen auch praktisch sémmtliche Akademien
einverstanden zu sein; denn faclisch suchten sie in ihren Zég-
lingen nur allein die sinnliche Seite der kiinstlerischen Fahig-
keit zur Entwickelung zu bringen und lassen die geistige Seite
der Kunst durchaus brach liegen. “

Fassen wir Alles zusammen, so will der Verfasser dies:
»Aesthetische Kreise sollen sich nicht beikommen lassen, das
wahre Kunstwerk, das die Aesthetik definirt, nun auch wirk-
lich von den Kiinstlern zu fordern; denn die Kiinstler haben
einmal keine Macht, auf ihre, ihnen eigenthiimliche Art den
wesentlichen Inhalt einer Weltanschauung darzulegen, sie sind
entweder Hieroglyphenschreiber oder geist- und inhaltlose Na-
turnachahmer, “

Dieses kénnen wir nun nicht gelten lassen. Das Resultat
der wissenschafilichen Kunstbetrachtung, welche der Verfasser
selber anerkennt und bestehen lasst, findet sich in der Kunst-
geschichte durchaus bestatigt, nicht aber beweist diese, wie
Hr. K. entwickelt, das Gegentheil. — Es ist wirklich ein gross-
artiger Kirchenraub, d.h. ein Raub fiir die Kirche, den der
Verfasser begeht, wenn er die ganze Kunst, die mit ihr irgend
in Beziehung zu bringen ist, als wie ihre Substanz, als wie
Fleisch von ihrem Fleisch behandelt. Die schlecht und roh
geformten Heiligenbilder allerdings, die auch stets den meisten
Zulauf gehabt haben, diese sind eben ihrer Seclenlosigkeit we-
gen ganz geeignet zu Merkzeichen, dass Einem dabei die Andacht
ankommen soll. Will Einer mehr darin sehen, so muss er sel-
ber Alles hineintragen, denn an sich ist ihm dieses sinnliche,
ungeistige Ding fremd. So wie aber der Geist hinzutritt in
diese Formen, sie beseelt, so dass der Geist zum Geiste aus
ihnen spricht, so ist ein anderes Verhalten zum ewigen In-
halte, als das rein religidse eingetreten: die Kunst feiert ihre
Auferstehung, sie geht ihren eigenen Weg und ist endlich
so stark, dass sie selbsténdig aufzutreten vermag. Freilich
noch lange bediente sie sich der Stoffe, welche die allgemeine
Phantasie der Vélker ihr in der Ausbildung des heiligen My-
thus vorarbeitete. Erst allmahlig hat sie, unterstiitzt durch das
Studium des Alterthums und durch die Opposition der Refor-
mation, auch in nicht religidsen Stoffen ihr Wesen auszulegen
gelernt. Nur sehr langsam und zégernd hat die Phantasie der
Kiinstler jene unendlich reiche Welt der Stoffe aufgegeben und
ein grosser Theil der Mitlebenden halt noch fest an ihr und
liebt es, nicht blos in den Gotteswohnungen, sondern auch
liberall sonst im Leben den ihr entnommenen Darstellungen zu  
begegnen. Nur die Vertreter der modernen Phantasie greifen
unmittelbar in den Stoff der Natur und der Geschichte. Dass sie
dabei in das Extrem gerathen, sich mitunter jedes geistigen Inhalts
zu entledigen, um der kérperlichen Stoffe willen, ist vorge-
kommen, ist aber keine Nothwendigkeit. Was nun die er-
wihnte Forderung anbetrifft, so braucht man nicht die Aesthe-
tik und , asthetische Kreise* anzuziehen, denen dieselbe ab~
wechselnd vorgeworfen wird. Die kunstwissenschaftliche Kri-
tik verhehlt es nicht, dass sie es ist, welche die Forderung
stellt, dass der Einzelne ihr keine Leiber ohne Geist vorsetzt
und sie als Kunstwerke {gestempelt haben will, denn weil sie
andererseits im Grossen und Ganzen die Facta als Entwicke-
lungsmomente der heutigen Kunst zu wirdigen hat, so kann
und darf sie eben daraus fiir den Einzelnen Forderungen er-
heben. Darum verweiset sie einfach die Vertreter der moder-
nen Phantasie an den urspringtichen Stoff in der Weltgeschichte,
aus dem auch der Verfasser, wie seine Entwirfe bezeugen,

 

 
	geschopit hat. Hs ware Schade, wenn diese nicht ohne die
beigegebene Abhandlung verstandlich waren. Wir begegnen
dergleichen Erklérungen genug auf dem Gebiete der bildenden
Kunst. Wir gehen ihnen tberall gern aus dem Wege. —
Freilich aber werdcn sich die Maler niemals davon dispen-
siren kénnen, dass sie auf der Akademie oder wo es sonst
sei, fleissig lernen sollen die Form in Schénheit und Freiheit
herauszubringen, und da stimmen wir in Bezug auf jene An-
stalten dem Verfasser bei, dass sie nicht wahnen sollen, es
sei genug gethan, wenn sié ihre Zoglinge Arme und Beine
zeichnen und modelliren lehren und die Perspective und was
sonst des Handwerkes mehr ist. Sie sollen auch Geschichte
lehren und die Dichter lesen lassen, dann werden Ideen
genug gesict, die, wie die Minerva mit dem Helm, so zu-
gleich mit einem schénen Koérper versehen aus der Seele der

Kunstler springen. Fr. Eggers.
	ела о.
	Зе, im Jan. Cornelius hat den Auftrag erhalten,
den Entwurf und die Zeichnung fiir eine Gedachtnissmedaille
anzufertigen, welche der Konig dem Andenken des verstorbe-
nen Grafen von Brandenburg stiftet.

Der Grossherzog von Mecklenburg-Schwerin hat den hie~
sigen Hof-Baurathen Strack und Stiler den Auftrag ertheilt,
den Bau des Schweriner Schlosses nach ihren Angaben und
Zeichnungen zu vollenden, da der bisherige Baumeister des
Grossherzogs, Hofbaurath Demler, sein Amt aus politischen
Griinden niedergelegt hat.
	D4unstvereime.
	Aus dem Bericht des Kunstvereins fir das Kénigreich
Wlannower vom 1. Mai 1849 bis dahin 1850.
	ег Весвепзсвайз - Вемевь г das Jahr 1849/00 zeigt das erfreu-
Неве Resultat, dass die Anzahl der Mitglieder in diesem Jahre an-
sehnlich zugenommen hat, und dass sich die Anzahl der Actien auf
1561 belauft, wahrend diese im Jahre 1848/49 nur 1448 betrug. Es
beweis t dieses eine rege Theilnahme far den Verein, und giebt gegrin-
dete Hoffnung fir die Erreichung seiner Zwecke.

Die diesjahrige Kunst- Ausstellung‘), welche zu der gewOhnlichen
Zeit stattfand., brachte wieder aus allen Theilen des Vaterlandes Kunst~
werke, wovon ein bedeutender Theil hier verkauft ward. Von den
430 Gegenstanden, welche das gedruckte Verzeichniss auffihrte, sind
hier 82 Nummern verkauft, also beinahe ein Fimftheil.

Die Summe aller Ankaufe betragt in diesem Jahre 7733 Thir. 13 «бт,
4 Pf, davon kommen auf den Verein far verloos’te Kunstwerke 2195
Thir. 13. gGr. 4 Pf.

Durch eine Vereinigung mit den verbundenen Kunstvereinen west-
lich der Elbe und dem norddeutschen Gesammt-Vereine finden jetzt
die Ausstellungen der ersteren in den Jahren mit gerader Zahl und
die des letzteren in den Jahren mit ungerader Zahl stalt. Unser Ver-
ein, welcher zu beiden Verbindungen gehért und jahrlich eine Aus-
stellung hat, beginnt die jahrliche Reihefolge dieser Ausstellungen, und
sendet nach Beendigung der hiesigen Ausstellung die unverkauften
Kunstwerke an diese Vereine weiter.

Das Vereinsblatt ,Leonore* nach Oesterley von Jouanin in Stahl
gestochen, wird zugleich mit diesem Berichte ausgegeben werden.

Aus der Ausstellung wurden angekauft: Von dem Kénige: Mar-
chenerzahlerin von J. Becker in Frankfurt a. M. Ein Sturm, von
W. Schirmer in Disseldorf. Samuel, zum Tempeldienst ibergeben,
von Oesterley in Hannover. Gossar-See, von E. Kaiser in Min-
chen. Abschied des jungen Tobias, von G. Laves aus Hannover.
	1) Man vergl, 1850 No. 13 und 16.