verkennbar. Ich mochte hiernach annehmen, dass die Arbeit,
wenn auch ebenfalls wohl von einem nationalen Kunstler, doch
unter Einwirkung von Werken, wie jene deutsch -hanseatischen
Metallplatten, und in Nachahmung derselben ausgefihrt sei.
Ihre Anfertigung wiirde dann freilich, da die letzteren der Zeit
um die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts angehéren, erst um
einige Jahrzehnte nach dem Tode des Herrn Birger anzunehmen
sein. Dies wtirde aber auch um so weniger bedenklich er-
scheinen, als in der Inschrift des Denkmals eine Jahreszah!
nicht befindlich ist und die ausdrickliche Erwahnung der Kin-
der in derselben und deren Mitaufnahme in die bildliche Dar-
stellung des Denkmals cinen wesentlichen Antheil an dessen
Ausfiihrung auch von ihrer Seite wohl annehmen lasst. Es
darf, mit Bezug hierauf, hinzugefiigt werden, dass die drei
Sohne Birgers an derselben Stelle bestattet sein sollen und
dass der jlingste von diesen, Israel, der 1363 starb, eine so
hedeulende politische Rolle spielte, dass ihm nach Kénig Mag-
nus’ Entsetzung im J. 1361 selbst die Krone angeboten wurde.
Ks konnte also hinlangliche Veranlassung zur spaleren Aus-

fuhrung des Denkmals vorhanden sein.
In Finnland findet sich, nach Hrn. Mandelgren’s Mitthei-

lung, cine wiederum sehr bedeutende metallene Grabplatte in
der Kirche zu Nausis, zwei Meilen von Abo, auf dem Grabe
des heil. Heinrich(?). Sie enthalt das Bild des Gefeierten, eine
grosse bischéfliche Gestalt, mit reicher Architektur und vielen
kleinen figiirlichen Darstellungen umgeben. Eine Abbildung
bei Peringskjéld, Ullerakerensia Upsalia nova. Nach der mir
vorliegenden fliichtigen Skizze dirlte hier wieder eine Ver-
wandischaft mit den deutsch—hanseatischen Denkmaélern zu muth-
massen sein. —- Auch des dinischen Denkmals zu Ring-
sted, welches Hr. Lisch schon genannt hatte, gedenkt Hr. Man-
delgren und bemerkt dabei, dass Danemark friher noch drei
Denkmaler der Art besessen habe, diese aber zerstért wor-
den seien. Е. Kugler.
	Urkundliche Beitraége zur italienischen Kunstgeschichte.
	4. Martino Longhi und seine Familie.
	In den handschrifilichen Aufzeichnungen Gio. Pietro Caf-
farelli’s, welche aus den Jahren 1603—1609 herrtihren, aber
den gréssern Theil der zweiten Halfte des Cinquecento umfas-
sen, finden sich folgende Nachrichten tiber die Familie Longhi.

»ich kannte einen Martin Longo, welcher aus einem
Orle im Mailindischen stammte, ich glaube Vigiu, weiss es
aber nicht gewiss. Dieser Martin Longo war ein wackerer
Architekt und ein so wackerer Mann, wie irgend Einer seiner
Zeil; er welteiferte mit Giacomo della Porta, mit Matleo da Ca-
stello, den ersten Meistern jener Epoche, welche mir persén-
lich bekannt waren. Dieser Martino hinterliess drei Séhne von
seiner Gattin, die aus demselben Orte und von der Familie Ol-
giati war: ich hére, sie lebt noch und wohnt in der Heimath.
Alle drei Sébne liess er studicren, und sie sind tichtige Doc-
toren geworden, wenngleich von etwas unregelmassigem Le~
benswandel. Der Erste heisst Decio. Dieser ist Doctor der
Rechte, tragt geistliche Tracht, ist nicht verheirathet und mag
gegen 40 Jahre alt sein. Der Zweite ward Onario getauft.
Auch er ist Doctor, dabei aber Poet und talentvoller Architekt:
talentvoll, so dass er den Vater beschimt, denn ausser den ar-
chilektonischen Kenntnissen hat er viel Gelehrsamkeit, die der
Vater nicht hatte. Er ist noch jugendlich und ein etwas win-
diger Patron: immer tragt er Waffen, da er einmal Soldat ge-
wesen; er war Fahnrich, wenn ich mich recht entsinne. Sein
Alter mag sich auf 35 Jahre belaufen: seine Gatlin ist die
	die Bitte wegen Schonung der Metallplalte ausspricht und die
Rache Gottes iiber etwanige Frevler an ihrem Grabe anrult.
Sie lautet: Ego Ramburghis de Viik, que hic осситфо, того
nobilitatem omnium discretorum, quatinus tabulam cupream su-
per me positam neminem micchi desumere permittant. Si quis
me mortuam spoliaverit, vindicet deus. Orate pro me. — In
der neuerlich tibertinchten Nische ibcr der Tumba waren Wap-
pen, Heiligenfiguren und Verzierungen gemalt, wovon cine in
der Bibliothek zu Stockholm erhaltene altere Zeichnung noch
cine Anschauung giebt. Ueber der Nische endlich befindet sich
noch еше grosse Steintafel mit einer Inschrift, in welcher Frau
Ramborg im Jahre 1331 (also vier Jahre nach Anfertigung der
Metallplatte) kund giebt, dass sie die Kirche aus Steinen habe
neu bauen lassen und dass sie dieselbe mit Giitern beschenkt
habe, damit wéchentlich eine Messe fiir ihre Seele gelesen und
wahrend der Messe mit den Glocken geliutet werde.

Das ebengenannte Denkmal ist nach Herr Mandelgren’s Ап-
gabe das einzige der Art, welches Schweden besilzt. Doch
befindet sich im Dome von Upsala, in der Kapelle der hh. Ni-
colaus und Katharina, ein merkwiirdiges Grabdenkmal von sehr
ahnlicher Beschaffenheit, nur dass die gravirte Zeichnung nicht
auf einer Metallplatte, sondern auf einer schwarzen Marmor-
‚ раме уоп drei Zoll Dicke ausgefithrt ist. Es ist das Monument
des Vaters der heiligen Brigitta, des Ritters und Richlers (Lag-
manns) Birger Persson, Ahnherrn der Familie Brahe, der hier
im J. 1828 bestattet wurde, und seiner zweiten Gemahlin, Frau
Ingeborg, aus dem alten Kénigsgeschlechte des Landes. Beide
Gatten sind nebeneinanderstehend, mit auf der Brust gefalteten
Handen dargestellt; Herr Birger im Kettenpanzer, der als Haube
auch den Kopf umhiillt, aber von den Handen zuriickgeschlagen
ist; tiber dem Panzer cine lange Tunika; umgirtet mit dem
Schlachischwert und vor sich den kleinen Schild, auf dem zwei
Fligel enthalten sind. Frau Ingeborg mit weitfaltigem unge-
gtirtelem Obergewande, dessen Aermel bis auf den Boden nie-
derhangen, durch die aber die Arme am Ellenbogen hindurch-
gesteckt sind, und mit zierlichem Kopftuch. Sie hat in tblicher
Weise ein Hiindchen zu den Fiissen, wahrend der Mann auf
einem Léwen steht. Ueber ihnen wélben sich zierliche Spitz
bégen, gckrént mit Tabernakel~Architekturen und kleinen Fi-
giirchen, welche die Aufnahme der Seelen jener Beiden zu den
Seligen darstellen. Diese Anordnung entspricht sehr entschieden
der auf jenen deutsch—hanseatischen Prachtplatten in Metall.
Dasselbe ist mit der Zeichnung der Seitenpfeiler der Fall, auf
denen das architektonische Bogenwerk ruht. Jn diesen Pfeilern
sind Nischen, ebenfalls mit kleinen Figuren, enthalten, die aber
hier nicht, wie gewdhnlich, Heilige, sondern auf der einen
Seile die Sdhne, auf der andern die Téchter des Paares, mit
beigeschriebenen Namen, (unter den Téchtern die h. Brigitta)
darstellen. Die Umschrift lautet: Hie iacet nobilis miles dominus
Birgerus Petri filius, legifer Uplandiarum. Orate pro nobis.
Et eius uxor domina Ingiburgis, cum filiis eorum, Quorum
anime requiescant in pace.

Eine Abbildung des Denkmals findet sich bei Peringskjéld,
Monumenta Ullerakerensia. Herr Mandelgren halt dasselbe fiir
gleichzeitig mit dem ehernen, welches sich zu Aker befindet,
und wahrscheinlich von derselben Hand geferligt. Nach der
mir freundlichst mitgetheillen Zeichnung muss ich dies jedoch
hezweifelin. Schon die ganze architektonische Umfassung, wie
eben angedeutet, cntspricht ungleich mehr jenen deutschen
Denkmilern, wenn auch die Behandlung mehr nur den Cha-
rakler einer fast spielenden Wiederholung hat. So ist auch in
der Linienfiihrung der Gestalten, allerdings neben einigen leisen
Anklingen an das Conventionelle des Denkmales yon Aker, und
bei grosser Einfachheit doch eine ungleich freiere Grazie un-