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	streiter Luther und Melanchton, jener mit der heiligen Schriff,
dieser mit der Augsburgischen Confession in den Handen. Das
Bild macht durch seine Behandlung den Eindruck eines Oel-
gemialdes. Der Leib Christi ist kraftig und modellirt herausge-
arbeitet, die Portraitképfe sind von markiger Farbung und сва-
rakteristischem Ausdruck. Den Hintergrund bildet die Stadt
Wittenberg, nach einem alten Holzschnitte gemalt, der sich auf
dem dortigen Rathhause befindet. Der Grund ist golden, und
die grosse einférmige Fliche durch mosaicirende Bemalung mit
braunen Linien unterbrochen,

Eine andere Bestellung des Kénigs, welche eben in der
Arbeit ist, sahen wir im Atelier vy. Kléber’s. Es sind dies
drei russische Heilige auf Tafeln von 2! Fuss in Quadrat, fir
die Kirche der russischen Kolonie bei Potsdam bestimmt. Hier
treffen wir nun schon eine Kunstiibung, die, im vollen Be-
wusstsein all ihrer technischen Mittel, dieselben mit Sicher-
heit und Leichtigkeit handhabt. Zwei Bilder sind bereits voll-
endet: Christus mit dem Reichsapfel in segnender Bewegung
gegen denselben und Alexander Newski, der eben fertig
geworden, und den wir nicht bloss im Atelier sahen, sondern
auch durch die Bereitwilligkeit des Kiinstlers im Freien anzu-
schauen Gelegenheit halten. Das Bild ist von ganz vortreff-
licher Wirkung und prdasentirt sich als ein in gesaltigter Far-
benkraft durchgefiihrtes Oelbild.

Und in dem Glanze, womit die Bilder da vor uns stehen,
versprechen sie, unveranderlich und unantastbar durch die Un-
bilden unseres rauheren Klima’s, auszuharren. Wollen wir den
heitern Schmuck der Aussenwande nicht entbehren, so mussten
unsere Kiinstler schon auf sehr troizige Mittel denken, dass die
niederen Gewalten der Natur nicht blindwiithend wieder zer-
stéren, was ihr héherer Sinn immerdar entstehen und férdern
hilft: das Werk der bildenden Kunst. Darum entfesselt gerade
der Mensch den Kampf der chemischen Elemente miteinander,
aber die dabei entwickelte Kraft muss ihm nach seinem Zwecke
dienen; er schligt das Widerstrebende mit eigenen Waffen und
brennt dem feuergebornen Stein den Stempel seines Geistes in
das starre Fleisch, dass er ihn spaiten Jahrhunderten noch auf-
weisen muss in nie vernarbender Frische, in immer lebendiger
Gegenwart.

Durch die erlangten Erfahrungen und Fertigkeiten ist also
die ganze Lavamalerei aus dem vagen Gebiete unablassiger Ver-
suche, welche v. Kléber und Mertins mit grossen Opfern und
grosser Beharrlichkeit stets von Neuem anstellten, in den ge-.
ordneten Verkehr einer Werkstatt-Thatigkeit tibergegangen, wo
Zeit und Mittel nach geregeltem Maasse gemessen werden kén-
nen, wo es nicht mehr darauf ankommt, das Gewollte tiber-
haupt nur zur Erscheinung zu bringen, sondern vielmehr, es
auf die einfachste, am wenigsten kostspielige, mittel- und zeit-
raubende Weise darzustellen. Schon bildete y. Kléber in seiner
Werkstatt mehrere junge Kistler, die sich mit Vorliebe diesem
Zweige der Malerei gewidmet haben; wir erblicken eine wer-
dende Schule.

Unter so bewandten Umstanden war’ es allerdings eine sehr
wiinschenswerthe Sache, wenn die Regierung ihren alten Plan
wieder aufnehmen und eine Anstalt fiir Malerei auf Lava griinden
wollte. Mit der gréssten Leichtigkeit wiirde sich damit eine
Anstalt fiir Glasmalerei verbinden lassen, wobei dieselben Krafte
und Mittel nach zwei Richtungen hin benutzt werden kénnten.
An Privatbestellungen wiirde es gewiss nicht fehlen. Wir hérten
die Versicherung, dass bei praktischer Einrichtung und knapper
Benutzung aller Vortheile, die Preise sehr innerhalb der Er-
schwingbarkeit fiir Privatpersonen liegen und entschieden wohl-
feiler sein werden, als die Mosaiken in gefarbtem Thon, welche
fiir ahnliche ornamentistisehe Zwecke enkaustisch auf gréssere
	mechanischem Wege die chemische Verbindung zwischen Guss
und Steinplatte unterstitzt. Er bemerkte, dass dieser Guss
dadurch die grésste Schwierigkeit bereite, dass der Stein ihn
weichiliissig verlange, die Farben ihn aber so strengflissig wie
méglich haben wollen, dass es also zuletzt Sache der Erfah-
rung, Uebung und Fertigkeit bleibe, hier stets und sicher dic
richtige Milte zu treffen. Diese Fertigkeit hat nun Mertins in
einem so hohen Grade erlangt, dass er, weit entfernt davon,
seine Glasurstoffe mit einer ungewissen Erwartung dem Feuer
anzuvertrauen, vielmehr den Erfolg so vollsténdig beherrscht,
dass er nach Belieben verschiedene Niiancirungen, theils nach
Absicht schafft, theils noch versucht. Die hierher gelangten
franzésischen Proben zeigten sich z. B. voll kleiner Risse, welche
der Flache das Ansehen von hier und da aufliegenden Haaren
gaben. Die Platten des Hrn. Mertins dagegen prasentiren sich
nicht blos in vollkommener Spiegelglatte, sondern er weiss auch
diese wieder zu einem gewissen grain abzudémpfen, welcher

die Tafeln ganz vorztiglich zur Annahme der Farbe gecignet
macht, so dass es nach der Versicherung v. Kléber’s eine

Freude ist, darauf zu malen. Noch mehr: die Bestellung, dass
einige heilige Figuren, auf die wir weiter unten zuriickkom-
men, eine vertiefte Aureole um das Haupt bekommen sollten,
machte Hrn. M. keine Schwierigkeit. Es ist bewunderungs-
wirdig, wie scharf ausgeschnitten sich der Heiligenschein dar-
stellt; vom Anhaufen der fltissigen Glasur in den Vertiefungen
keine Spur. So dass also der Schmelzktnstler sein Element
wirklich vollkommen in der Gewalt zu haben scheint.

Ein mindestens zweimaliges Brennen macht jede Platte zur
Bemalung fertig. und in der Werkstait v. Kléber’s herrscht schon
eine solche Geiibtheit in der Farbenbehandlung, dass das Bild
sehr selien mehr als zweimal Feuer bekommt.

Die Malerei geschieht nun mit Farben aus feuerbestindigen
Metalloxyden. Herr Mertins hat in der Zubereitung derselben
eine grosse Geliufigkeit erlangt. Das Gold, welches nament-
lich bei Kirchengemalden in Anwendung kommen muss, da die-
selben oft auf Goldgrund ausgefiihrt erscheinen sollen, wird
nicht mit dem Pinsel aufgetragen, sondern in Platten aufgelegt,
welches den Glanz um Vieles erhéht und lebhafter macht. Da-
bei haftet es mit einer Festigkeit an dem Stein, dass wir es an
den dargelegten Proben nur mit Mihe mittelst einer spitzigen
Feile abzukratzen vermochten. Statt des Silbers nimmt man
Platina, weil jenes an der Luft schwarz wird.

Eilen wir indess zu den Werken, welche bisher durch die
unablassigen Bemiihungen der Herren у. Kléber und Mertins zu
Stande gekommen sind. Wir sahen ein Spitzbogenbild, welches
der Kénig fir die Kirche zu Wittenberg bestelit hat. Bei die-
ser Gelegenheit bemerken wir, dass dieses denkwirdige Got~
teshaus iberhaupt der Gegenstand einer in Aussicht genommenen
Restauration geworden ist. So ist vor der Hand die Renovi-
rung des Portals angeordnet, dessen Gesammtentwurf von Herrn
v. Quast herrtihrt. Bronzene Thorfligel, an welche die berithm-
ten 96 Theses nach dem Wortlaute mit £ Zoll hohen Buchstaben
geheftet werden sollen, werden ktinftig die Kirche éoffmen und
schliessen. Die Dekoration daran rihrt yon dem Bildhauer
Holbein her, neun reizende, musicirende Knabenfigiirchen, die
dazu verwendet werden, sind von Drake modellirt. Auch der
Thirbalken, der das Bild tragen wird, mit der Inschrift, ist
von Holbein entworfen, der auch noch zwei Kurfiirstenstatuen,
zu den Seiten des Spitzbogens auf Konsolen zu stellen, nach
Drake’schen Modellen anfertigen wird. Das Spitzbogenfeld aber
wird jenes Lavagemalde aus dem Atelier v. Kléber’s enthalten.
Der Stein ist 8 Fuss 4 Zoll lang und hat die dem flachen Bogen
entsprechende H6he von etwa 5 Fuss. In der Mitte erblickt man
den gekreuzigten Erléser. Zu beiden Seiten knieen die Gottes-