Lava~Platten gemalt, hergestellt werden kénnen. Schon jetzt
sind dergleichen Bestellungen eingelaufen; so z. B. hat Herr
von Jena eine Platte mit seinem Wappen bestellt, welche die
Bestimmung hat, in die Aussenwand des Hauses eingelassen zu
werden, Welch ein schénes Feld erdffnet sich da auch fir die
s. g. birgerliche Baukunst. Mit welchen herrlichen und an-
muthigen gemalten Ornamenten werden wir unsere Wohnhauser
von aussen schmiicken kénnen, wahrend wir in das Innere hin-
ein das Licht hell ,durch gemalte Scheiben*, durch die an-
zichenden Erzeugnisse der Kabinets—-Glasmalerei brechen lassen.
Fir die Kistler zeigt sich dabei im Hintergrunde ein Gebiet,
werth, dass man sich ihm mit seiner ganzen Thatigkeit hingebe,
um es auf der Hohe des veredeliten Geschmacks zu erhalten.
Fr. Eggers.
	Michel Angelo s Portrait von Donna Vittoria Colonna.
	Dieses imposante QOelbild, welches eine betagte Frau in
	Nonnentracht, auf einem Lehnsessel sitzend, darstellt, wurde
vor wenigen Jahren von Domenico Campanari auf einer Ver-
	stelgerung in London erstanden. Da der Gegenstand an sich
wenig Anziehendes zu haben schien, so wurde es als ein Meu-
blegemalde ausgeboten und als eine Aebtissin von Bronzino auf
das geringe Gebot yon 5} Guinée zugeschlagen. Campanari
hatte darin sofort die Ziige der berihmten Marchesa von Pes-
sara wiedererkannt, welche uns durch mehrere Medaillen ge-
sichert und aufbehalten sind. Er machte es zum Gegenstand
gelehrter Nachforschungen, die er in einer von ihm selbst her-
ausgegebenen Schrift niedergelegt hat, und gelangte zu der
Ueberzeugung, dass dies Bild kein anderes sein kénne, als das~-
jenige, welches Michel Angelo von seiner bis in das hohe Alter
hinein leidenschaftlich geliebten Freundin mit eigner Hand an-
aufertigen sich wenigstens vorgenommen hatte.

Ein so kihnes Resultat musste selbst dann auf zweifelstich-
tige Aufnahme gefasst sein, wenn die Schlussfolge sogar eine
noch viel bindigere gewesen ware, als sie es bei derartigen
Untersuchungen ihrer Natur nach sein kann. Hier aber kam,
ausser dem Mangel an beglaubigten Thatsachen, noch der be-
sondere Umstand hinzu, dass jene witzige Aecusserung des Mi-
chel Angelo iiber die Bedeutung der Oelmalerei von vornherein
Zweifel rege macht, dass sich der grosse Meister der Fresco-
malerei iiberhaupt je mit dieser, auf raffinirte Farbeneffecte be-
rechneten, zarteren Schwesterkunst beschaftigt habe.

Es war daher nicht zu verwundern, dass in London auch
diejenigen stutzig wurden, welche der grossartigen Auffassung
eines so wirdigen Gegenstandes ihre Bewunderung nicht ver-
sagen konnten. Da die Kenner der neueren Kunst es nicht der
Mihe werth zu erachten scheinen, eine so wichtige Frage in
strenge Untersuchung zu nehmen, so setzte sich sehr bald bei
dem nachbetenden Kunstpublikum die Meinung fest, als sei dies
herrliche Gemalde im besten Falle ein Werk des Fra Seba-
stiano del Piombo, und es war sehr bald nicht mehr schick-
lich, sich far ein so merkwirdiges Portrait ernstlich zu in-
teressiren. Leute, wie Sir Charles Eastlake, ignorirten vor-
nehmer Weise das Dasein desselben, obwohl es dem gelehrten
Verfasser der Geschichte der Oelmalerei sehr interessante und
in ihrer Art einzige Thatsachen hatte darbieten missen. Ап-
dere, die auf das Vorhandensein eines solchen Schatzes auf-
merksam gemacht worden waren, entgegneten mit hohnischem
Zweifel, und so wiirde es nicht ganz unmdglich gewesen sein,
dass ein so wichtiges Denkmal der neueren Portrailmalerei wie-
der in die Vergessenheit zuriickgedrangt worden ware, hatte
sich nicht der Besitzer entschlossen, es nach Rom zu senden,
	wo Minardi selbst durch die der erwahnten Brochtre beige-
gebene, sehr schwache Lithographie auf die hohe Bedeutung
dieses, durchaus michelangelesken Kunstwerks aufmerksam ge-
worden war.

Hier war der Eindruck, welchen es beim ersten Ansich-
ligwerden hervorrief, von der Aufnahme, die es in London ge-
funden hatte, wesentlich verschieden. Als es in Minardi’s Stu-
dio ausgepackt wurde, war dieser selbst nicht zugegen, seine
Schiler aber, die von der Geschichte, die sich daran kniipfte,
kein Wort wussten, wurden durch den Anblick der gewaltigen
Ziige, die aus diesem Bilde hervorleuchteten, in einen wun-
derbaren Rausch versetzt. Es war ihnen, als wenn eine der
riesigen Sibyllen von der Wélbung der Sistina herniedergestiegen
und plétzlich ehrfurchtgebietend in ihrer Mitte Platz genommen
habe.

Minardi, dem Longhi die vortreffliche Zeichnung des jiing-
sten Gerichts verdankt und welcher bei einem jahrelangen Ver- -
weilen in der sixtinischen Capelle mit Michel Angelo eine grés-
sere Vertrautheit gewonnen hat, als mancher Andere, erlaubte
sich dagegen vorerst kein Urtheil. Er schloss sich acht Tage
lang mit dem Bilde ein, um, wie er sagle, es zu studiren.
Dies hat er allerdings griindlich gethan, denn die kritische Dar-
legung aller Eigenschaflen dieses merkwirdigen Gemildes,
welche selbst Kenner mit gespannter Aufmerksamkeit anzuhéren
lieben, beweist, dass er jeden Pinselzug ungefahr mit jener
Sorgfalt und geisteswachen Genauigkeit verfolgt hat, mit wel-
cher ein kritischer Philolog irgend ein schriftliches Denkmal
bis in seine feinsten Bestandtheile grammatisch zerlegt. Nach-

dem er 2u einer eigenen Ueberzeugung gelangt war, tibergab
er das Bild der Akademie von S. Luca, die sich einstimmig

dafiir erklarte, dass das Portrait nicht blos von der Auffassung,
sondern von dem Pinsel des Michel Angelo herriihre.

Seildem ist dieses Bild nun auch von vielen anderen Ken-
nern in Augenschein genommen und bewundert worden. Selbst
diejenigen, welche als hyperkritische Zweifler bekannt sind,
haben sich zu der Annahme geneigt gezeigt, dass die Ziige
der wunderbar geadelten Frau von Michel Angelo’s eigener
Hand hier verewigt erscheinen. Die Hande und ahnliche Ne-
bensachen scheinen zwar von ihm angelegt worden zu sein,
sind aber offenbar von einem der fleissigeren Schiler des gros-
sen Meisters, wahrscheinlich von Marcello Venusti fertig ge~
macht worden.

Es ist héchst interessant, die Wirkung zu _ beobachten,
welche dieses eigenthimlich geartete Kunstwerk fast ausnahms-
los auf einen Jeden macht, der demselben naht. Diejenigen,
welche rasch abzuurtheilen gewohnt sind, rathen gewéhnlich
auf Seb. del Piombo. Bald aber machen sich die Widerspriiche,
die ein solches Urtheil durch die originelle Art des Farbenvor-
trags erfahrt, geltend. Man tiberzeugt sich bald, dass das Ver-
stindniss eines solchen Werkes Zeit verlangt, und in der That
pflegt die wiederhollte Betrachtung noch mehr auszugeben, als

die erste.

Dicjenigen, welche die Fresken des Fra Sebastiano mit
Aufmerksamkeit betrachtet haben, werden sich erinnern, dass
dieselben unwillkirlich einen Oelmaler verrathen; hier hingegen
findet das Gegentheil statt.. Das Colorit ist ganz im Frescostyl
behandelt, und namentlich in der eigenthimlichen Weise, welche
Michel Angelo in den klaren Deckengemalden der Sistina so
grossarlig durchgefiihrt hat. Vor Allem aber ist es ein Um-
stand, welcher an den Fra Sebastiano durchaus nicht zu denken
erlaubt. Dieser namlich hat allezeit mit der den Уепейапеги
angeborenen Geschicklichkeit die Localténe der Carnation zu
brechen gewusst. Hier streifen dieselben aber in’s Ziegelrothe,
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