Nachbildungen antiker Skulpturen, so des Knaben mit dem Dorn
im Fusse, eines Ganymed u. A., ahmen glicklich die Weisse
und den Schmelz des Alabaslers nach. Um die Leitung der
plastischen Arbeilen macht sich der Modellmeister Mandel ver-
dient. Wie tibrigens das Streben der Anstalt auf immer héhere
Ausbildung der dsthetischen Seite gerichtet ist, davon gab noch
kiirzlich die Errichtung eines Ehrenrathes, der iiber den kiinst~
lerischen Theil der Ausfihrung wachen soll, den besten Be~
weis. Die Namen der Mitglieder desselben, eines Stiiler,
Rauch, Cornelius, Magnus, Schirmer, Begasund Dage,
leisten Biirgschaft fiir die Erfiillunge der Aufgabe.
		diesen mehr selbststandigen Gegensténden kommt eine mannich-
faltige Auswahl von Ornamenten, als Consolen, Roselten, Gar-
dinenhalter, Thiir- und Fenstergesimse u. dgl. Die Wohlfeilheit
dieser Arbeiten Jasst sie als besonders gecignet fiir die Zimmer-
Dekoration erscheinen. Um nur ein Beispiel anzufihren, wird
fiir eine gute etwa 14 Fuss hohe bronzirte Statuette Friedrich
des Grossen der massige Preis von 5 Thalern gefordert.
	Fin Schmuckkdstchen aus dem Mittelalier.
	Vie geschichtlichen und antiquarischen Gesellschaften der
Schweiz (zu Basel, Arau, Ziirch etc.) fahren unermiidlich fort,
theils (jahrlich) der schweizerischen Jugend erhebende Beispiele
und Vorbilder vaterlandischer Gesinnung, theils der Geschichts—
und Kunstforschung Beitrage aus der reichen Vergangenheit der
Heimat darzureichen. Der siebente Band der ,Mittheilungen der
antiquarischen Gesellschafl* in Ziirch beginnt, unter besonderem
Titel, mit der ,Beschreibung eines aus dem vierzehnlen Jahr-
hundert stammenden Brautschmuckkastchens nach den
Zeichnungen und Angaben des Herrn Dr. Stantz“ von Ludwig
Ettmiller (Professor in Ziirch); mit 5 schénen Abbildungs-
blaitern in gr. 4°, auf weléhe die Freunde mittelalterlicher Kunst
aufmerksam zu machen auch dem deutschen Kunstblatte zu-
kommen diirfle.

Der genannte Herr Dr. Stantz (von Bern) in Constanz be-
schreibt die Dezeichnete ,Truhe*® als achtseitig, so dass ihr
Deckel eine achteckige Flache bildet, ferner als eine Schachtel
von dinnem Holze und einer Pappdeckelschicht, die mit dickem
Leder itiberzogen wurde, dem die Darstellungen erhaben auf-
gepresst worden seien: die Gestallen glatt, der Damasitgrund
rauh gehalten. Schon diese Behandlung des Stoffes, welche
tiefe Formen vorausselzt (ahnlich denen der scharf und _ tief
ausgepraigten Biicherdeckel des 15. u. 16. Jahrh.), ist ktinstle-
tisch beachtenswerth; mehr noch die Darstellungen selbst, die
hesonders in den Gestalten und Gesichtern der Abgebildeten
sehr edle Formen kundgcben; namentlich tragt das Gesicht der
Geliebten trefflich den fréhlichen Uebermuth und Trotz zur
Schau, den sie in den beigegebenen Reimzcilen dem bittenden
Liebhaber entgegenselazt, welcher sich auf dem dritten Bilde
oder fimften Felde vor Trauer tiber ihre forlgesetate Sprédig-
	keit Haupl{— und Barthaar hat wachsen lassen. Dennoch wi-
	dersteht die Geliebte bis zum Spoltte seinem Flehen; da droht
	er auf Bild 4 (Feld 6) mit der Klage vor Frau Venus, und als
jenc darauf nicht achtet, schreitet er (vom Barte in etwas wie-
der befreit) wirklich zur Klage. Frau Venus aber, vor oder
neben welcher (auf dem Deckel) beide Betheiligten knieend er-
scheinen und der sich die Jungfrau unterthanig erklart, erkennt
zu Recht, dass jene sich dem treuen Manne ergeben solle. —

Dieses Schmuck- oder Minnekdstchen ist (war) im Besitze
des Hrn. Kar] von Meyenfisch (friheren first]. hohenzollern-
siegmaringischen Hofkanzleirathes) zu Constanz, der es von
einem laénger in Ziirch ansassig gewesenen Juden erstanden
hatte, ohne diesem die Nachweisung weiterer Herkunft abge-
winnen zu kénnen. Auf dem Deckel, wo in der Mitte Frau
Venus mit beiden Handen ihr Langgewand ein wenig liftend
thront, sind beiden rechts und links Knieenden Wappen beige-
geben. Professor Ettmiller erkennt S. 16 in ihnen das des Jun-
kers Meyer von Basel und das des Frauleins Fréwler von
Basel. Ware Herrn Professor Ettmiiller nicht entgangen, dass
das fragliche Kastchen nach seinem Herkommen, seiner Ge-
stalt, seinen Gebilden etc. bereits vollstandig im Stultoarter
Kunstblatte von 1848. No. 12. S. 46—48. beschrieben worden ist,
so wiirde er in der dort gegebenen Deulung jener beiden Wap-

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	Der Sinn fir geschmackvolle Anordnung und Ausschmiik-
kung der Raume scheint einc besondre Eigenschaft Berlins zu
sein und vorziiglich die Richtung auf kiinstlerische Durchbil-
dung des Details herbeigefiihrt zu haben, welche wir in der
hiesigen Architektur antreffen. Je mehr uns die karge Natur
an Schénheit und File der Formen und Farben draussen ver-
sagt hat, desto mehr Ersatz suchen wir uns dafiir in der Ein-
richtung des Innern unsrer Wohnungen zu verschalfen, und
nicht selten hat die Phantasie diesen ihr gebotenen Tummelplatz
so eifrig benutzt, dass wir des kalten, blassen nordischen
Himmels draussen ganzlich vergessen. Ein den Berliner Or-
namenten allgemeiner Charakterzug ist die vorwiegende Rich~
tung auf antike Formbildung, so dass wir leichter und haufiger
selbst den entartetsten illegitimen Kindern des Alterthums , dem
Rococo und der Renaissance, begegnen, als den Sprésslingen der
mittelalterlichen Style. Diese dem Geiste der neueren Zeit so
sehr entsprechende Wiederbelebung der Antike scheint aller-
dings in der modernen Sinnesrichtnng des gesammten berliner
Lebens ihre tiefere Wurzel zu haben; gleichwohl ist fir die
analoge Richtung der bildenden Kunst Schinkels geniales Wir-
ken vom machtigsten, folgenreichsten Einflusse gewesen.

Das Bedirfniss reicherer, mannichfaltigerer Belebung ar-
chitektonischer Massen und Raumlichkeiten hat dena unermidlich
nach neuem Materiale gesucht, in dem es sich bethatigen kénne.
Dies ist fir die Kunst von Wichtigkeit; denn je mehr Stoffe
ausfindig gemacht werden, die eine leichte, wohlfeile Herstel-
lung aller Arten von dekorativen Gegenstanden zulassen, desto
mehr wird eine kiinstlerische Loésung solcher praktischen Auf-
gaben erméglicht, bei deren Ausfithrung man sonst nur zu
sehr mit blosser Befriedigung der Anspriiche hausbackenster
Nothwendigkeit sich begniigen liess. Eins der zweckmiassigsten
und wohlfeilsten Materiale fiir Ornamente, die zur Ausstattung
innerer Raume dienen, ist die Steinpappe. Wir sahen eine
Auswahl derartiger Erzeugnisse, welche die Fabrik des Herrn
Р. Gropius, bekannt durch die Ausschmiickung des kénigl.
Opernhauses, fitr die Ausstellung in der Londoner Industrichalle
bestimmt hat. Eine grosse kinstliche Wand, von zierlichgear-
beitetem Holzrahmen umfasst, zeigt in geschmackvoller Anord-
nung dié verschiedenen Kunstgegenstande, die aus dem dunklen
Hintergrunde klar hervortreten. Die Ausfiihrung ist durchweg
scharf und sauber, die Art der Behandlung eine wechselnde:
einige sind ganz weiss gehalten, so ein Paar allerliebster Kna~
ben und Engel nach Tieck’schen Zeichnungen; andre haben
eine Bronzirung, die durch aufgesetzte Goldlichter wirksam be-
lebt wird, dahin gehéren besonders zahlreiche Statuetten nach
Entwiirfen yon Rauch, Wiechmann, Fischer u. A.; noch
andre sind ganz und gar vergoldet, darunter ein reicher Wein-
laubkranz als Spiegelrahmen, an welchem durch Abwechselung
des matten und des glanzenden Goldes eine treffliche Wirkung er-
zielt ist; zugleich hat die Schmiegsamkcit des Materials eine leichte,
lebendige Bewegung in den Blattern auszudriicken gestattet. Zu