sen auf den Standpunkt aufmerksam machen zu kénnen, von
welchem aus der Kistler selbst das Bild betrachtet zu haben
wiinschen wird. Gonne ist seiner kiinstlerischen Richtung nach
dem, was kirchlicher Styl im strengsten Sinne des Wortes ge-
nannt wird, nicht nur nicht zugelhan, sondern, wie wohl auch
richtig, der Meinung, dass ein solcher streng kirchlicher Typus
nur da anwendbar, wo die iibrige Umgebung und Anforderung
damit harmonire, an und fiir sich wohl nicht Bedingung einer
religidsen Darstellung sein, ja sogar, an unpassende Orte an-
gebracht, stérend werden kénne. Bei der Wahl der von Gonne
eingercichten Skizze hat man hiertiber sich keinesweges im Un-
klaren befinden kénnen, und kann demnach auch eine Forde-
rung der Art nicht an das Bild gestellt werden. Was uns
Gonne geben gewollt und geben wird, kann anderes nicht sein,
als eine lebendige dramatische Darstellung der hier in Frage
kommenden Scene, im Gewande malerischer Auffassung und
und Lichtwirkung, wie etwa die Venetianer oder die Nieder-
lander, um kirchliche Gegenstinde darzustellen, in das frische
Leben hineinzugreifen pflegten. Ob dies nun der dem Gegen-:
stande angemessenen Wirde, Grazie oder sonst Erforderlichem
entsprechend geschehen, ob dessen Meisterschaft in Farbung
und Vorirag die Erwartungen erfiillen werde, wird am besten
aus dem Eindruck hervorgehen, welchen das Bild bei seinem
Erscheinen, namentlich am Orte seiner Bestimmung machen wird.

Von den jetzt hier lebenden, durch seinen Todtentanz all-
gemein bekannt gewordenen Componisten und Zeichner Alfred
Rethel sehen wir im Lokale des Kunsivereins eine treffliche,
im Besilze des Prinzen Johann befindliche Zeichnung, die eine
der Erzaihlung des Kénigs Manfred im Purgatorio der géttlichen
Comédie des Dante entnommene Scene darstellt, wo franzési-
sche Soldaten den in ungeweihter Erde als Excommunicirten an
der Briicke bei Benevent begrabenen Kénig durch Anhaufung
von Steinen tiber seinem Grabe zu ehren sich gedrungen fiih-
len; eine lebendige, mit eben so sicherem, als keckem Strich
hingeschriebene Scene aus dem gewaltigen Kampfe der Ghibel-
linen und Welfen, ist diese Zeichnung an und fiir sich weniger
eine das Gedicht des Dante illustrirende, als ihm enilehnte
selbstindige historische Darstellung zu nennen.
	Hannover. Man hat hier kirzlich ein treffliches altes
Bild aufgefunden, welches man dem Lionardo da Vinci zu-
schreiben zu dirfen glaubt. Es ist eine Allegorie, welche man
auf die Verherrlichung der Niederkunft der Beatrice v. Este
deutet, ein Stoff, den Lionardo in einem, spaiter verloren ge-

gangenen Gemalde, tiber das man genauere Nachrichten hat,
behandelt hat. (B. N.)
	Rarlsruhe, 29. Jan. Die zweite Kammer hat in ihrer heu-
tigen Sitzung den Bau eines Theaters in der hiesigen Residenz
mit orosser Stimmenmehrheilt genehmigt.
	St. Petersburg. Das neue Museum fir Alterthiimer, Skulp-
turen und Gemalde, erbaut nach den Entwirfen von Гео у.
Klenze und schon im Jahre 1840 begonnen, ist endlich voll-
endet und wird im Laufe des kommenden Frihlings formlich
eingeweiht werden. Mit Ausnahme der Thiiren und Fussbéden
ist es ganz aus Stein und Metall konstruirt. Das Dach ist von
Eisen und mit Ornamenten aus Kupfer verziert, welche im
Strahle der Sonne glinzen. Die Mauern sind yon Marmor, die
Pflasterung zur ebenen Erde ist Mosaik. Um den inneren gros-
sen Hof lauft eine Saulenstellung von 182 corinthischen Saulen
aus einem Stein, resp. von Marmor oder Granit.
	Novitatenschau.
	The Art Journal, Januar-Heft. 1851. Inhalt: G. F.
Waagen: Ueber die Eniwickelung von Raphael’s Genius und
dessen Einfluss auf die Kunst. -— Die Vorbereitungen in
Frankreich, Holland und Canada fiir die grosse Ausstellung. —
Die Privatsammlung von Hrn. Vanderschryk in Louvain. — Ro-
bert Hunt: Ueber die Anwendung der empirischen Wissen-
schaften auf die schénen und nitzlichen Kinste. Die Beseiti-
gung schadlicher Einfliisse in den Fabriken. —- Besprechung
der mit Stahlstichen erschienenen Gedichte von Alaric A. Watts.
— Die grossen Meister der Kunst. I. Paul Rembrandt. Le-
bensbeschreibung nebst Portrait und einigen der bedeutensten
Bilder des Malers in Holzschnitt copirt. — Thomas Wright:
Die hauslichen Gebrdéuche der Englander im Mittelalter; mit
Holzschnitten. — Carl Heideloff: Costiime aus verschiedenen
Zeitepochen; mit Abbildungen. — Frau G. C. Hall: Ein Morgen
bei Moritz Retsch. Mit dem Portrait des Letzteren und einer
Ansicht seines Landhauses. — Das Worterbuch von Kunstaus-
driicken fortgesetzt. — Carl Heideloff: Originalzeichnungen
von Mébeln nach alten Mustern. — Kunsthandwerk im Mittel-
alter, mit 2 Abbildungen. — Nekrologe von dem Lithographen
C. J. Hullmandel und dem Kupferstecher James Thomson
— Farben-Holzdruck. Nebst einem mit 17 Stécken ausgefiihrten
Beispiel: die ,Falkenjagd* nach Landseer von George Leighton.
Das Bild kommt den auf gewéhnlichem Wege colorirten in der
Wirkung ziemlich gleich, tibertrifft dieselben jedoch keineswegs.
Ausser dieser Beigabe findet sich noch ein Stich in punktirter
Manier von J. H. Baker nach einem Basrelief von Gibson an
dem Grab-Denkmal der Grafin Leicester; dann 2 Platten nach
Bildern aus der Vernon-Galerie: ,Des Hirschen Tod® nach
Landseer von J. Cousen, dusserst fleissig und sorgfaltig
durchgearbeitet und ,der Hopfenkranz* nach Witheringten von
A. Bourne, landliches Genre-Bild; endlich liegen noch in
Holzdruck bei: die ,,Temperantia“ nach Miicke in Diisseldorf
von M. Jackson und einige Bilder von G. Jager und A. Stra-
huber aus der bei Cotta erschienenen illustrirten Bibel.
	Die Marien am Grabe, gezeichnet von Erwin Speck-
ter, gestochen von Fr. Schréder. 34 Zoll hoch, 5 Zoll breit.
Preis: 24 Sgr. Hamburg, Commeter’sche Kunsthandlung. —
Eine anerkennende Besprechung dieses Blattes aus der Feder
unseres Hrn. Kugler befindet sich schon im vorigen Jahrgange
No. 24, wo aber die hier mitgetheilten naheren Angaben fehlten.
	Portrait-Medaillon Wilhelms von Kaulbach, von
Karl Blaser jun. Preis: 3 Thlr. Berlin, in Commission bei
Trowitzsch und Sobn.
	Prospekt der Stadt Coln am Rhein im sechszehnien
Jahrhundert, in neun Blattern, nach dem berihmten Original-
holzschnitt des Anton von Worms aus dem Jahre 1531, in
gleicher Grésse getreu wiedergegeben von D. Levi-Elkan.
Céln 1851. Commissions~Verlag von J. M. Heberle. (H. Lem-
pertz.) 9 Blatt. gr. Fol. Preis: 6 Thir. — Wir gaben schon in
№. 38 des vor. Jahrg. eine Noliz tiber das damals in Arbeit
befindliche Werk und werden ausfihrlicher darauf zurickkommen.
	BEé4unstvereine.
	Der @&sterreiehische Kunstverein.
	Das rasche und kraftige Gedeihen unseres neuen Kunstvereins, der
den Namen eines Oesterreichischen fahrt, beruht theils in der