selbst. Um aber den geeigneten Lelrstoff zu vermehren, wer-
den auch auf Veranstaltung und unter Aufsicht der Akademie-
Leitung die passendsten Originalhandzeichnungen der berthmten
Albertinischen Sammlung (gegenwartig Higenthum des Erzher-
zogs Albrecht) und der Kunstsammlung des Herrn J.D. Bohm
als Vorlagen kopirt. Unten den bis jetzt verdffentlichten Ko-
pieen finden sich Werke von F, Lippi, Mazzolino, M. An-
gelo, Rafael, L. da Vinci, Rubens, van Dyck u.a.m.,
zum grossen Theile auch Inedita und desswegen schon nicht
ohne -kunsthistorischen Werth. Wie in der Zeichnenabtheilung,
so ist man auch in der Abtheilnng fiir das Modelliren und Bos-
siren bei Auswahl der Vorlagen thatig gewesen. Auch hier
findet man Vorlagen plastischer Art aus allen Kunstrichtungen
des Alterthums und des Mittelalters, nach den Stylrichtungen
geordnet, und zwar nicht blos Gegensténde der eigentlichen
Architektur und der figuralischen Plastik, sondern auch Ge-
fasse, Siegel u.s.f., mit besonderer Bericksichtigung prakti-
scher Bediirfnisse.

Die Elementarschule selbst ist, den amtlichen Instruktionen
zufolge, die mir vorliegen, in folgender Weise gegliedert: Der
Unterricht umfasst in drei besonderen Abtheilungen: Erstens:
das Linearzeichnen, d. h. die zeichnende Geometrie, mit Zu-
hiilfenahme des Zirkels und Lineals, die Zeichnung geometri-
scher Linienflachen und Kérper nach Anschauung der plastischen
Vorlagen aus freier Hand, und fiir vorgeschriltene Zéglinge den
popularen Unterricht in der beschreibenden Geometrie. In diese
Schule werden alle Jene gewiesen, welche noch gar keinen
Unterricht der Art auf Volksschulen erhiellen. Zweitens: das
s.g. freie Handzeichnen nach gezeichneten Vorlagen, von
den einfachsten Umrissen in gezeichneten und plastischen Vor-
lagen bis zu Vorlagen, die ganze Figuren, landschaftliche Ge-
genstinde und Ornamente enthalten, und drittens: das Mo-
delliren und Bossiren nach plastischen Vorlagen, in Verbin~
dung mit dem Zeichnenunterrichte. Es wird ein vorziigliches
Augenmerk darauf gerichtet, dass simmiliche Schiler der Ele-
mentarschule sich auch die Elemente des Modellirens eigen ma-
chen, so dass allen Schiilern eine wo méglich allseitige, fir
den Kiinstler vom Fache, wie fir den Industriellen gleich wich-
lige Ausbildung gegeben werde. In der Instruktion fiir die
Lehrer dieser Schule wurde ein besonderes Gewicht darauf ge-
legt, dass Alles vermieden werde, was zu Fachschulen fihren
kénne, dass diese Schule hingegen die Bestimmung hat, allen
Schilern, mit Vermeidung jeder Einseitigkeit, Gelegenheit zu
geben, die fiir jeden Beruf gleich wichtige grimdliche Fertig-
Кей па Zeichnen und Modelliren zu erlangen, und mit beson-
derer Riicksichtnahme auf das figuralische Zeichnen. — Der Un-
terricht wird in dieser Schule im Winter von 8 —12 Uhr Vor-
mittags, im Sommer von 6—10 Uhr Vormittags ertheilt. Nur
der Unterricht in der ersten Abtheilung wird Nachmittags von
2—6 Uhr gegeben. — Trotz des neu eingefiihrten Schulgeldes
ist der Zudrang so gross, dass Vermerkungen auf die Platze

stattfinden.
	Paris. Der vor einigen Tagen erfolgte Tod des Maters
Drolling hat einen tiefen Eindruck auf die hiesigen Kunst-
freunde gemacht. Er stammte aus einer Elsassischen Familie
und war in Paris im Jahre 1786 geboren. Seine berihmtesten
Bilder waren Orpheus und Eurydice, das auch von Granier
gestochen ist, und der Tod Abels, in der Sommarivaschen Ga-
lerie. Er litt bereits linger an einer Herzkrankheit, welche,
verbunden mit den grossen Arbeiten in der Kirche St. Sulpice,
die er tibernommen hatte, seinen Tod herbeifiihrte. (В. №.)
	man mehrere der tichtigsten Kinstler Wiens ais Lenrer in dic-
selbe berief, die Historienmaler J. N. Geiger, L. Schulz, E.
Binder; einen unserer tichtigsten Landschaftsmaler, E. H6-
ger, den Bildhauer Bauer und den Medailleur C. Radnitzky,
dessen geistvolle Leistungen in der Bossirkunst ihn in diese Schule
vorziiglich geeignet erscheinen liessen. Nirgend auch als in der
Kunst ist es nothwendiger, dass die Elemente von Mannern ge-
lehrt werden, deren geistige Produktionskraft nicht durch die
Miihe des Lehramtes schon abgeschwacht ist. Da die wirkli-
chen Elemente in der Kunst nicht ausserhalb, sondern innerhalb
derselben liegen, und man nicht sagen kann, wo das Element
aufhirt, Element, Stoff, Vorbedingung zu sein und wo die
wahrhaft lebendige Kunst in demselhben anfangt, so wurde prin-
cipiell Alles ausgeschieden, was nicht zu den Elementen der
Kunst gehért, aber doch in jenen Schulen vorzugsweise gepfiegt
wurde, welche man Elementarkunstschulen nannte. Vor Allem
wurden alle s.g. Fachschulen aufgehoben, als die Landschaft-,
Blumen-, Ornamenten-, Graveur- und Manufakturschule, wo
geschiedene besondere Richtungen der Kunst gelehrt wurden,
die entweder ausserhalb der Schule in den Bediirfnissen des
	Lebens, oder in besonderen Talenten ihre Begrindung haben,
oder ihrer Natur nach mehr in technische und Bauschulen ge-
	héren. Es wurde ferner eine Revision aller Vorlagen veran~
staltet und Alles daraus ausgeschieden, was entweder der Vor-
tragsweise nach zu einer Manier Veranlassung geben kann oder
was den Blick der Schiiler mehr auf ein vereinzeltes Fach, als
auf dasjenige lenken kann, dessen Kenntniss das Wesentliche
und Hauptsichliche fir jeden Kistler ist, den menschlichen
Kérper. Dass es da bei unseren verwahrilosten Zustanden viel
auszuscheiden gab, bei dem Schlendrian und der Gedankenlo-
sigkeit, die in Alles und Jedes eingerissen ist, kénnen Sie sich
wohl denken, obwohl manche von den dlleren Vorlagen, wie
die trefflichen Zeichnungen Jagers nach Rafael, Abels nach
Michel Angelo, die Modellakte von Battoni vom Jahre 1745_
beibehalten wurden. Bei der Herbeischaffung der neuen Vor——
lagen, die bei Weitem noch nicht vollstandig sind, sondern im-
mer noch vermehrt werden, wurde ausserdem, dass so wenig
als méglich vercinzeltes Detail, dessen Zusammenhang mit einem
Ganzen den Schiilern noch nicht klar geworden, vorkime, vor-
ziiglich ein Doppeltes im Auge behalten; Erstens: dass der
Schiiler nichts Unkiinstlerisches, Unverstandenes oder seine
Fahigkeit Uebersteigendes nachahme, und Zweitens: dass
ausser den Vorlagen, welche zum Kopiren bestimmt sind, sich
auch solche in seiner nachsten Umgebung befinden, die ihn
kistlerisch anregen und mit zu dem Bedeutendsten und Beleh-
rendsten gehdren, was die Kunstgeschichte aufzuweisen hal.
Um letzteres zu erreichen, wurde versucht, in den Abtheilungen
fir freies Handzeichnen die vorziiglichsten Leistungen auf dem
Gebiete der Kupferstich-, Radirungs- und Holzschneidekunst,
yon den Altesten Zeiten bis auf unsere, den Schiilern zugang-
lich zu machen. Sie finden daher, und zwar durchweg ¢n vor-
giglichen Abdricken und in Originalausgaben, die Kupferstiche
und Holzschnitte von M. Schon, Mantegna, J. v. Mekenen,
Albr. Direr (die grosse und kleine Passion, das Leben Ma-
ria, das Proportionswerk u. s. f), Holbein (den Todtentanz),
Beham, L. Kranach, Mare Antonio Raimondi, Titian
(neben viele Landschaften und Figuren den Triumph des Hei-
landes von Andreani), Spagnoletto, Remb randt, Lie-
vyensz, Rubens (gleichzeitig Holzschnitte und Kupferstiche aus
seiner Schule), van Dyck (Radirungen), Potter, du Jar-
din, Claude Lorrain, Both, Berghem (Radirungen dieser
6 Kiinstler) u.s.f. Dass die Werke dieser Kimstler je nach
dem Bediirfniss der Schiiler und dem Ermessen der Lehrer
auch als Lehrmateriale verwendet werden, versteht sich von