Ws, Ы AAA, uf volant. Organ der deutSchen Kunstvereine. Aeittung fiir bildende Kunst und Baukunst, Unter Mitwirkung von Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurr — Waagen in Berlin — Wiegmann in Disseldorf — Schnaase in Berlin — Schulz in Dresden — FGrster in Minchen — Eitelberger v. Edelberg in Wien redigirt von Dr. F’. Eggers in Berlin. Montag, den 24. Februar. Das Minutolische Institut der Vorbildersammlung zur Beférderung der Gewerbe und Kiinste. Witrena die Blatter tiber die Vorbereitungen zu dem rie- senhaften Unternchmen berichten, welches zu London binnen Kurzem die vorziglichsten Erzeugnisse des Gewerbefleisses aller Vélker der Welt zu einer grossartigen Schaustellung vereinigen wird, erinnert uns ein Publikandum in dem Amtsblatte der K6- 1101. Regierung zu Liegnitz an einen Gegenstand, der durch seine hohe Wichtigkeit nicht minder, als durch seine Neuheit und Verwandtschaft mit jenem Unternehmen die Aufmerksam- keit der gebildeten Welt anziehen und gerade im gegenwar- tigen Moment sie fesseln muss. Es handelt von der Nutzbar- machung cines Instituts, welches denselben Zwecken zu dienen bestimmt ist; auch von einer grossartigen Zusammenstellung der edelsten Erzeugnisse des Gewerbe~ und Kunstfleisses der ge~ bildetsten Vélker, aber nicht der Gegenwart, sondern der Vor- zeit. Sie sollen dazu dienen, die Gewerbe durch hohe Vor- bilder unter dem Einflusse der Kunst zu veredeln und zu zei- gen: wie die Kiinste durch die Gewerbe wichtige Un- terstiitzung finden. Das gedachte Publikandum der Ko- niglichen Regierung lautet: »Nachdem im Laufe der letzten Jahre die vom Regierungs- Rath y. Minutoli angelegte Vorbildersammlung zur Férderung der Ge- werbsamkeit ansehnlich erweitert worden ist, finden wir uns уегап- lasst, unsere Amtsblatt—Verfigung vom 1. Januar 1845 hiermit in Er- innerung zu bringen, Liegnitz, den 6. Januar 1851. Koénigliche Regierung. Abtheilung des [nnern. Der Regierangs-Rath v. Minutoli hat, von dem Wunsche ge- leitet, der Gewerbthatigkeit der Provinz durch Vorfihrung guter Mu- sterbilder zur Bildung des Geschmacks Nachhiilfe zu verschalfen, eine Sammlung von Industrie-Erzeugnissen der klassischen Vorzeit zusam- mengetragen und sich bereit erklart, dieselbe zur Forderung des Zwek- kes dem gewerbetreibenden Publiko zur Benutzung zu offnen. Da bei der Zusammenstellung hauptsichlich der Gesichtspunkt festgehalten ist, far die wichtigsten Zweige der diesseitigen Industrie geeignele Vor- bilder zu haben, so konnen wir die Benulzung dieser Sammlung um so eher empfehlen, als die meisten Gegenstainde aus Zeiten und Werk- slitten stammen, die unter dem fruchthbaren Zusammenwirken der In- dustrie mit der Kunst, Produkte von unerreichter Schénheit und nach- ahmenswerther Technik lieferten, und weil die ausgestellten Gegen- stande in vielfachen Beispielen die grossen Wirkungen veranschauli- ПП. Jahrvang. chen, welche die Anwendung einer gelauterten und feinen Verzie- rungskunst auf die Gewerbe gedussert haben. Hauptzweige sind die Arbeilen in Stein, Hola elc., Topferei, Glaswaaren-, Metallfabrikation, Weberei elc. etc. Der Besitzer will nun an gewissen Tagen allen Gewerbtreibenden, Lehrern und Zéglingen der technischen Bildungsanstalten, welche von den resp. Gewerbe-Vereinen und Vorstanden jener Anstalten em- prohlen werden, die Benutzung der Sammlung gestatten. Eine damit verbundene, zur Erliuterung und Belehrung bestimmte Sammlung von technischen und Kupferwerken, soll demseiben 4weck dienen, und die Mittheilung der Resultate der auf Befehl des hohen Ministerii er- folgten technischen Prifung einzelner Zweige der Vorbildersammlung und andere erlauternde Vortraége sollen sich zur Zeit daran_ schlies- sen. Um aber Auswarligen, die persénlich zu erscheinen verhindert sind, die Benutzung méglich zu machen, hat der Besitzer fir die pho- tographische Abbildung mehrerer hundert Gegenstinde gesorgt, die, wenn auch im kleinen Maassstabe, durch ihre vorzigliche Scharfe, Nutzen versprechen uud demnachst bei den sémmtlichen Gewerbe-Ver- einen circuliren sollen. Die Vereine und Vorstande der technischen Bildungsanstalten werden wir mit weiteren Instruktionen versehen und vertrauen wir der Einsicht besonders der sich zum Gewerbestande Her- anbildenden, dass sie diese, so wie die durch Eréffnung der Produk- ten-Sammlung, welche wir heute angekiindigt haben, gebotene Gele- genheit nicht ungenutzt voribergehen lassen werden. Liegnitz, den 1. Januar 1845. KGnigliche Regierang. Abtheilung des Innern. Die dem Unternehmen zu Grunde liegende Idee ist in so- fern nicht neu, als strebsame und aufgeklarte Kiinstler und Gewerbetreibende von jeher sich an gute Vorbilder gehalten haben und auch die Preussische Staalsregierung schon seit einer Reihe von Jahren beflissen gewesen ist, durch Herausgabe des Werkes ,Vorbilder fiir Handwerker und Fabrikanten* mittelst Vervielfaltigung einer Reile von ausgezeichneten Erzeugnissen der Steinhauer, Erzgiesser, Schlosser, Topfer, Glasmacher, Schnitzwerker, Tischler, Weber, Sticker, dies durch den Ku- pferstich zu erleichtern. Der Grinder der Sammlung, welcher durch seine amtliche Stellung Gelegenheit fand, mit dem Wesen und den Bedirf- nissen des vaterlindischen Gewerbebetricbes vertraut zu wer- den, und insbesondere mit den Ursachen, welche der Entwicke- lung der Industrie in Schlesien hindernd in den Weg treten, hielt jenes Mittel fir noch nicht zureichend und erwartete von dem unmitlelbaren Vorfiihren, Anschauen und Benutzen der Originale noch ausgedehniere Wirkungen. Dies veranlasste ihn zur Anlegung einer solchen Vorbildersammlung, die sich bald 8