Material in der schlechtesten Weise verarbeilet, dass es mit den reichsten Mitteln, die ihm der Grund und Boden ganz ohne Miihe darbietet, nicht einmal das zeitige Bedirfniss mehr er- fillen kann, sondern im alten Schlendrian bewusstlos fortge- hend das von den Vatern bereits gewonnene Bessere durch Trigheit und Stumpfheit in der Arbeit wieder verliert.“ Bei der hohen Bedeutung des Unternehmens fir das Va- terland, glauben wir vorstehende Mittheilung hier noch durch eine allgemeine Uebersicht des Ganzen und demnachst durch eine skizzirte Darstellung der cinzelnen Abtheilungen und Sek- tionen erganzen zu diirfen. Um von vornherein mit den urspringlichen Intentionen des Griinders bekannt zu machen, fithren wir die hierauf bezigliche Stelle aus der Einleitung zu einem skizzirten Kataloge fir die Besucher des Instituts vom April 1844 wértlich an: „Пе Sammlung, deren skizzirtes Verzeichniss hier unten folgt, ist ihrer urspriinglichen Bestimmung nach weder eine Kunst- noch Antiquitatensammlung. Sie ist vielmehr gréssten- theils eine Zusammenstellung von Erzeugnissen der Industrie, und ihre Entstehung von dem Wunsche veranlasst, durch Vor- fiihrung guter Musterbilder die Gewerbetreibenden von dem Werthe einer héhern Vollendung der Form der Waare zu iiber- zeugen. Aus diesem Grunde war ich bestrebt, fir jeden der Hauptzweige der Industrie der Provinz, sowohl fiir die bereits entwickellen, als die durch Lokalverhaltnisse begtinstigten, еше Anzahl von Gegenstanden zusammenzustellen, welche fiir die Veredelung des Geschmackes geeignet erscheinen. Unter sol- chen Umsténden hat die Wahl hauptsachlich auf die Produkte einer Industrie fallen miissen, welche durch jene héhere Voll- endung den Stempel einer feinern Bildung tragen, zum Theil Werke aus der Zeit des klassischen Alterthums, zum Theil aus jener spitern Epoche des quattro-, cinque- set-cento, wo die Wiedergeburt und die Blithe der Kiinste auch die Gewerbe erblihen liess, und in enger Verbindung Werke erschuf, die fiir alle Zeiten Muster bleiben werden. Auf diese Erzeugnisse, deren technischer Werth dem sie schaffenden kiinstlerischen Geiste analog ist, war beim Sammeln die Hauptaufmerksamkeit gerichtet. Wenn auch Produkte im Geschmack der Ueberla- dung der darauf folgenden Zeit sich diesen angeschlossen ha- ben und sogar mehrere, die deren ganzlichen Fall bekunden, so geschah es, theils um dadurch die Vorzaiige jener um so klarer ins Licht zu stellen, theils und besonders aber, weil sie sich durch eine vollendete Technik auszeichnen. Wie aber tberhaupt die ernsteren Везгериисеп т Кии5 und Gewerbe sich berithren, so konnte es auch nicht fehlen, dass nebenbei noch Gegenstinde Aufnahme fanden, welche fast ausschliesslich dem Kunstgebiete angehéren. Diese mussten nicht allein bei den Werken solcher Meister staltfinden, die gleichzeitig als Gewerbetreibende und Kunstler gross waren und deren Produkte als Kunstwerke cin entsprechendes Inter- esse gewahren, wie die Schépfungen des Benvenuto Cel- lini, Lucca della Robbia und seiner Séhne, Johann von Bologna, Fischer, Laudin, Oudry etc., sondern auch bei Arbeiten anderer noch grdsserer Meister, die durch ihr Stre- ben auf die Richtung des Geschmacks von weit entschiedene- rem Einflusse waren, wie Raphael, Giulio Romano, Mi- спе! Angelo, Bernini, Luca Giordano, und im Norden die Kunstgenossen in Niirnberg, am Rhein und in den Nieder- landen, Manner, die es nicht verschmaheten, wenngleich Kiinsller ersten Ranges, der Veredelung der Technik das lebhafteste In- teresse und ebenso \ebendige Thitigkeit zuzuwenden. Die Sammlung gewahrt den Vortheil, dass darin die Ur- bilder vorliegen, die, ausser der Gelegenheit zum Formenstu- aium, noch die zur unmittelbaren Beobachtung und Nachah- mung ausgezeichneter Technik bieten“ So weit der urspriingliche Plan. Derselbe ist jedoch spa- ter mannichfach erweitert worden, indem namentlich auch die Bedtirfnisse der Kunst tiberhaupt und so weit sie in den Ge- werben Unterstiiizung findet, weitere Beriicksichtigung darin fand, eine Riicksicht, welche um so erspriesslicher erachtet wurde, als es der Proving, ausser dem an Original- Werken nicht reichen Universitatsmuseum zu Breslau, an Kunst-Instituten der Art gebricht. Ueberdies erschien auch noch das Unterneh- men in seiner Bedeutung fir die Kulturgeschichte so wichtig, dass der Grinder es wiinschenswerth erkannte, den Plan auch nach Maassgabe dieser Beziehung zu erweitern und die Samm- lung abzurunden. Es wurde damit zugleich ein wichtiger An- halt zum Studium der Industriegeschichte gewonnen. Wie er endlich dadurch noch einem andern von ihm ge- griindeten Institute entgegen kam, welches bestimmt ist, die industriellen Erzeugnisse Preussens aus der Gegenwart zu ver- anschaulichen, davon werden wir zur Zeit in einem besondern Keferate handeln. (Fortsetzung folgt.) Die ,, Leda“ des Lionardo da Vinci. Kurzlich ist eine Nachricht durch offentliche Blalter ge- gangen, dass die ,Leda* des Lionardo da Vinci, die lange Zeit verloren gewesen, wieder aufgefunden sei. Der Bahnhof- Verwalter Ohimeier hat ein altes sehr verdorbnes und dunkles Bild, elwa 4 Fuss breit und 5 Fuss hoch, fiir geringen Preis erstanden, der Hofmaler Oesterlei und der Portraitmaler Reich - mann haben dasselbe ftir werthvoll erklart, und der Letztere ist zu der Ueberzeugung gekommen, es miisse die verlorne Leda des Lionardo sein. Diese Behauptung, mit grosser Zu- versicht ausgesprochen, hat vorliufig Glauben gefunden, das Bild wird Stadt-Gesprich, man eilt, die merkwtrdige Erschei- nung zu sehen, man staunt, man findet in den kleinsten Um- sténden eine Bestétigung der urspriinglichen Meinung, schon spricht man von ungeheuren Summen, die dem Besilzer geboten seien, schon sicht sich dieser in Processe wegen seines Eigen- thums verwickelt. ... Ein solches Ereigniss muss allerdings die Aufmerksamkeit der Kunstfreunde im héchsten Grade in Anspruch nehmen. Lionardo da Vinci hat eine so eigenthiimliche Stellung in der Geschichte der Kunst-Entwickelung, dass jedes neu auf- gefundene Bild von ihm ein unschaizbarer Gewinn sein wiirde, wenn auch nicht seine Werke so ausserordentlich selten waren. Man kann ihm vielleicht den gréssten Antheil an der Vorberei- tung der Bliithezeit italienischer Kunstibung zuschreiben. Sein ganzes Wesen machte ihn mehr geeignet, der Begriinder einer neuen Richtung zu sein, als sich fruchtbar in eigenen Schépfungen zu erweisen. Viel zu schr Denker, grtibelte er tiber den besten Firniss, ehe er das Gemalde begonnen hatte, und sann eine neue Grundirung aus, die hernach scin Werk dem Verderben opferte. Unermiidlich war er mit der Technik beschafligt, und, nie mit seiner Leistung zufrieden, malle er jahrelang an cinem Portrait und liess manche Arbeit nahe vor der Vollendung liegen. Mechanische Kinsteleien waren seine Liebhaberei, und mit einer seltenen Vielseiligkeit erstreckte er seine Thaligkeit fast nach allen Seiten der architektonischen und mechanischen Wissen- schaften, Der Ausbildung der Perspective wandte er besondern Fleiss zu. Das Streben, den Glanz der Farben durch die Tiefe der Schatten zu erhéhen, gab seinen Bildern das besondre griin- liche Colorit, seinen Gesichtern den eigenthimlich weichen und doch starken Zug um den Mund und die Augen. Obgleich Rx