menschlichen Korpers gelegt, und gegenwartig stehen fiinfmal in der Woche, jedesmal 4 Stunden, vier bis fiinf Modelle, nach welchen gezeichnet, gemalt und madellirt wird. — Da es aber in diesem Theil des akademischen Unierrichts von hdéchster Wichtigkeit ist, die Individualitét des Zéglings so natirlich als moglich entwickeln zu lassen, da es ferner jetzt nicht mehr Aufgabe einer Akademie der bildenden Kiinste sein kann, einen Styl, cine Theorie als akademische fortzupflanzen, da sie im Gegentheil besorgt sein muss, das ausserhalb der Akademie vorhandene Kunstleben in seinen besten Richtungen an sich zu ziehen, um in lebendigem Wechselverkehr mit der schaffenden Kunstwelt zu stehen, da endlich die Erfahrung herausgestellt hat, dass-eine gemeinschaflliche Leitung der Zéglinge nach den s. g. akademischen Regeln dieselben verwirrt und verstimmt, so wurde bestimmt, dass es jedem der eintretenden Zéglinge frei steht, beim Eintritte in diese Abtheilung der Akademie sich unter den angestellten Kiinstlern denjenigen zu wahlen, unter dessen Leitung er sich im Laufe des Jahres stellen will. Die Vortheile, die sich aus solcher Freiheit der Wahl herausstellen, diirften vorziiglich die sein, dass der Zégling nach Einer Rich- tung eine durchgreifende einheilliche Leitung, sowohl im Malen, als Zeichnen nach der Natur und der Antike erhalt, dass durch das Gegeniiberstehen von Methoden der Reichthum der Erfah- rungen und der Welteifer unter den Lehrern und Lehrenden geweckt wird, der die Stelle der altakademischen Schlafrigkeit und Pedanterie einnehmen soll. Die genannten drei Kunstler haben in diesem Jahre eine grosse und schwere Aufgabe @Ъег- nommen, wenn man bedenkt, wie gross ihre Verantwortung der Jugend und der Oeffentlichkeit gegeniiber geworden ist. Aber es steht auch zu erwarlen, dass ihre Zahl vermehrt und ihnen durch Betheiligung an 6ffentlichen Kunstdenkmalen eine Art von Entschadigung geboten wird. Zu dieser scheint, im Vorbeigehen sei es bemerkt, jetzt um so gréssere Hoffnung, als der Hof Kiinstler zu beschaftigen beginnt (sowohl vier un- serer tichtigsten Medailleurs: Radnitzky, Lange, Cesar und Seidan, als mehrere Historienmaler: Blaas, Geiger, Dobia- schofsky u.a. m. werden mit Auftragen beehrt) und das Mi- nisterium des Unterrichts sich dem Aufleben der Kunst mit be- sonderer Thatigkeit zugewendet hat, seitdem der Graf Franz Thun (der Bruder des Ministers) das Referat tber Kunstange- legenheiten in seine Hinde genommen hat. Um aber diese Bestimmungen im Einklange mit den Vor- lagen aller Art durchzufiihren, wurde eine vollstindige Revi- sion der Gipsfiguren vorgenommen und die Modellsale in ciner Weise ausgeschmiickt, wie es wohl kaum auf einer anderen Akademie der Fall sein dirfte. Letzteres hat man nicht blos deswegen gelhan, weil es Noth thut, eine zur Kunst sich her- anbildende Jugend mit dem Vorziiglichsten, was man besitzt, zu umgeben, sondern auch deswegen, weil man im Jahre 1848 an der Akademie, wie an der Universitat, die Erfahrung machte, wie sehr sich eine Vernachlassigung in dieser Beziehung riicht. Es wurden aus den Gipsfigurensiilen vorerst alle entfernt, die, wie die Figuren Canova’s, Figuren aus der Hadrianischen Zeit u. s. f., nicht eine reine manierfreie Naturauffassung zeigen, nur der Apollo von Belvedere und einige andere Figuren der Art blieben, nicht deswegen, weil man sie zum Kopiren geeignet hielt, sondern weil sie ihrer Berithmtheit wegen ein Anrecht auf cinen Platz in diesen Salen hatten. Dagegen wurden nicht nur eine grosse Anzahl bis jetzt fir den Unterricht zu wenig benutzter Meisler- und Musterwerke den Antikensalen einver- leibt, wie die besterhaltenen Fragmente vom Parthenon (vom Giebelfeld, Fries und Metopen), vom Niketempel, vom Tempel yon Phigalia u.s.f., es wurde auch eine grosse Anzahl von yorziiglichen Gemalden in den beiden Modellsélen aufgehingt, rung der stiitzenden Massen. Die Saulen haben einfach kubt- sches Kapital. — Am Aeusseren tritt der eben erwahnte Thurm- bau als besondre Abnormitat hervor. Die beiden hoch aufstei- genden viereckigen Thtirme erscheinen als Flankirungen der Hauptchortribiine, die von ihnen hart begrainzt wird, und, was den Eindruck noch ungewéhnlicher macht, den Thiirmen fehlt auch ein horizontal abgeschlossener Zwischenbau nicht, der den Giebel des quadralischen Chorraumes verkleidet und in die Maske einer Westfacade Iillt. Ich bemerke noch, dass die Gliederung der Hauptabsis durch Lisenen, Rundbogenfries und Halbsaulchen von einem Streben nach anmuthigo malerischer Wir- kung zeugt. ео. Gerlin, Dem Vernehmen nach steht шт Кигхет Фе Егой- nung einer mit der hiesigen Universitat in Verbindung stehenden christlich-archaologischen Kunstsammlung zu erwarten. Das Cullusministerium hatte die Einrichtung eines solchen schon im Mai 1849 angeordnet, es haben inzwischen zahlreiche Erobe- rungen fiir dieselbe slattgefunden, und der Eréffnung stand bisher nur der Mangel einer angemessenen Lokalitét entgegen. (B. М.) *(Uten, 4. Pebr. Die Reorganisation der Akademie. Sie erlauben mir die Reformversuche an der hiesigen Akade- mie der bildenden Kiinste in ihrer weiteren Organisalion zu schildern. Der letzte Brief sollte einen Ueberblick der Ein- richtung der Elementarschule geben, diesmal sei es mir er- laubt, auf die eigentliche Akademie zurickzukommen. Diese besteht in ihrer jetzigen Einrichtung aus folgenden vier Abthei- lungen: 1. der uneigentlich so genannten Vorbereitungsschule ; 2. der Kupferstecherschule; 3. der vor der Hand noch beste- henden Landschaftsschule des Prof. Steinfeld und 4. aus der Architekturschule. Die Vorbereitungsschule umfasst den wesentlichsten Theil des s. g. akademischen Unterrichts und zwar: a. das Zeich~ nen und Modelliren nach der Antike, b. das Zeichnen und Modelli- ren nach der Natur, c. den Kompositionsunterricht mittelst Durchsicht und Besprechung der Kompositionen jener Schiiler, welche sich zur Theilnahme an diesem Unterrichte melden, und der Erklirung der vorziiglichsten Kompositionen beriihmter alter Meister. Diesen Kompositionsunterricht ertheilt Prof. Fihrich; in den ersten zwei Abtheilungen wirken der Bildhauer Gas- ser, die Historienmaler Kupelwieser, Rahl und Dobia- schofsky, denen sich in Balde Blaas anschliessen diirfte. Der Unterricht in dieser Abtheilung wird jetzt von ganz уег- schiedenen Gesichtspinkten aus ertheilt, als es vordem der Fall war. Vorerst wird in die Schule kein Schiller aufgenom- men, der nicht, ausser einer gewissen alilgemeinen Bildung, auch cine geniigende Zeichnenferligkeit ausweisen kann. Ge- niigt seine Zeichnenferligkeit nicht, so wird er einfach in die Elementarschule gewiesen. Ferner wird das Studium der An- tike nicht mehr als Basis des Unterrichts betrachtet, sondern die Art und Weise, und zu welchem Zeitpunkte cin Zégling zur Antike zugelassen werden soll, dem Ermessen der Profes- soren iiberlassen. Es wurde dies, wie es scheint, sowohl aus dem Grunde angeordnet, weil man sah, wie sehr der Entwick- lung des malerischen Sinnes und einer lebendigen Formauffas- sung das tibermassige Studium der Antike geschadct hat, als auch aus dem Grunde, weil vor einer tiichtigen Kenntniss des menschlichen Kérpers das kiinstlerische Verstindniss der Antike fast unméglich wird, cin unverstandenes Studium der Antike ebenso schr wie ein thermassiges schadet. Deswegen wurde auch ein besonderes Gewicht auf ein grtindliches Studium des