und zwar: a. tiber Perspektive fiir Maler (Prof. van der Null),
b. Anatomie fiir Ktinstler (Professor Ritter von Preyer), und
c. Kunst- und Weltgeschichte (Docent Eitelberger v. Edel-
berg). — Die Unterrichtsstunden sind in den praklischen Theilen
(mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage und des Samstages)
tiglich von 9—12 Uhr im Winter, und von 6—9 Uhr im Som-
mer. Das Schulgeld betragt halbjahrig 6 Fl. C.M. — Mit der
Akademie ist auch, ausser der Lamberg’schen Galerie, noch
eine Bibliothek und Kupferstich- und Handzeichnungssammlung
in Verbindung. Letztere wurde jtingst mit einem wahren Schatze
bereichert, einer Fauna Austriaca in Aquarellen, welche der ge-
niale Kimstler und Portrailmaler Daffinger, zugleich Kenner
und Freund der Botanik, mit einem Geiste und malerischen
Takte aufgefasst hat, welcher diese Sammlung zu einem Unicum
in der Kunstgeschichte macht. — Die Reform der Architektur-
schule, welche jetat unter der Leitung der Architekten Rés-
ner, van der Nill und von Sicardsburg steht, ist bis
jetzt noch Gegenstand der Berathungen.

Die ganze Akademie untersleht jetzt einer zum Behufe der
Durchfiihrung der Reform niedergesetzten Akademie -Lcitung,
welche aus den Herren Résner, Kupelwieser, Fihrich,
yan der Nall, Sicardsburg und Eiteiberger besteht.
Auf deren Veranlassung werden jetzt auch die vorziiglichsten
Ornamente und Figuren der Stephanskirche zum ersten Male
geformt und dadurch auch auswartigen Sammlungen Gelegen-
heit geboten, Abgiisse davon zu besilzen.
	Rovitatenschau.
	Zahn, Prof. W., die schonsten Ornamente und merk-
wiirdigsten Gemilde aus Pompeji, Herculanum und Sta-
biae. Dritle Folge, drittes Heft. Gr. Fol. Pr.: 8 Thir. Pracht-
ausgabe 11:1 Thir. Berlin, Dietrich Reimer. — Einzeln ist aus
diesem Hefte zu haben: Perseus und Andromeda, 1 Blatt
in Farbendruck. 5 Thir.
	L’Artiste, Révue de Paris. Erstes December-Heit.
1850. Eudore Soulié: Die Ausstellung im Palais Royal im
Jahre 1673. — Artistische Beigaben: ,die landliche Brticke*,
landschaftliche Radirung von Louis Marvy nach Decamps,
,die Badende“, Stahlstich von Alés, ,der Spinnrocken“, mit
dem sich eine Bauerin aus der Auvergne beschiaftigt, gemalt
und gestochen von Chaplin.

Zweites December-Heft. — Antoine Etex: Ueber die
Skulptur, Fragment aus einem demnachst herauszugebenden
Werk: ,,Elementarkursus im Zeichnen, angewandt auf die Bau-
kunst, die Skulptur und die Malerei, so wie auf die industriellen
Kinste.“ — Beilagen: ,Wie den Madchen der Verstand kommt.“
Ein sehr htibscher Stich von Paul Colin nach E. Wattier.
» Waldquelle*, sehr gelungene landschafiliche Radirung von
Hilaire Guesnu. ,Christoph Columbus“, Lithographie von
Ghémar nach einem Gemalde von Lies.

Erstes Januar-Heft. 1851. L. Clément de Ris: der
Salon, Introductionsartikel. — Henry Trianon: Kiinstler-Zeit-
genossen, der Maler Viclor Orsel. — Kunstbeilagen: , Ein Ma-
rabout“, afrikanische Landschaft, gestochen von Ch. Carey
nach einem Bilde von Fromentin, ,Portrait von Velasquez®,
eine gute Lithographie nach dem im Museum zu Madrid be-
findlichen Portrait von des Kiinstlers eigner Hand. C. Nantcuil
fertigle die Zeichnung, welche zu dem im voraufgegangenen
Hefle angezeigten Werke von Etex gehort. Der erste Schwimm-
unterricht*, Enten am Teich, Lithographie von Chérelle.
	Leider fehlt es der Akademie der bildenden Kunste an Вайт,
um die grosse Anzahl yon tichtigen Gemalden, die ihr Eigen-
thum sind, wiirdig zu placiren. Sie werden sicher erstaunen,
wenn ich von einem bisher unbekannten Schatze von Gemilden
spreche. Ich werde Ihnen dariiber baldigst ausfthrlich Bericht
erstaiten. Ausser der mit der Akademie vereinten Lamberg-
schen Galerie besitazt die Akademie 85 altvenetianische Gemalde,
welche derselben vom Kaiser Franz I. geschenkt und bisher
minder oder gar nicht beachtet, unrestaurirt und aufgerollt wa-
ren. Seit den letzten Jahren aber wurden sie aus ihren Win-
keln herausgesucht, nach und nach restaurirt und an passenden
Platzen aufgehdngt. Unter diesen befinden sich wundervolle
Plafondgemalde von Paul Veronese, Portraits von Tinto-
retto, Werke von Cima de Conegliano, Girol. Muziano,
Bonifacio, Vivarini u.s.f., welche den ersten Galerien als
Zierden dienen wiirden. Die kolossale Unkenntniss aber und
der geringe Kunstsinn, der hier leider auch einen Theil der
Kunstwelt beherrschte, hat jene Werke der Vergessenheit preis-
gegeben, jetzt sind sie aber grossentheils schon restaurirt und
bilden einen Theil der Zierde der Modellsile, welche auch von
nun an jedem Samstag von 9—2 Uhr dem Publikum zuganglich
geworden sind. Auch in Beziehung der Basreliefs wurde die
besondere Anstalt getroffen, dass vorzugsweise die aus der
Zeit um und nach Phidias, so wie die des Mittelalters von
	Ghiberti zum Studium des Basreliefs besonders aufgestellt  
	wurden, da man vermeiden will, dass das Basreliefstudium in
der alten Weise fortgesetzt wiirde, wo man bloss runde Figu-
ren der Képfe ins Basrelief tibersetzen liess, ohne auf die be-
sonderen Bedingungen und Eigenthiimlichkeiten des Basreliefs
Riicksicht zu nehmen.

Eine besondere Abtheilung der Akademie Dildet die Ku-
pferstecherschule, unter Leitung des Prof. Stéber. Die
Reform dieser Abtheilung erfordert bei dem niedrigen Stande
der Kupferstecherkunst besondere Umsicht und Zeit. Vorerst
wurde bestimwt, dass jeder eintretende Zégling vor der Aka~
demie-Leitung volle Zeichnenfertigkeit und eine tichtige Kunst-
hildung ausweisen muss. Es wird ferner darauf geschen, dass
die Zéglinge der Kupferstecherschule sich auch wahrend ihrer
Studienzeit im Zeichnen, sowohl nach der Natur, als nach Ge-
malden und Zeichnungen, tiben. Endlich wurde bestimmt, die
talentvollsten Schiller direkt zu unterstiitzen und im Auftrage
der Akademie Gemalde stechen zu lassen. Zu den Kunstwer-
ken, die zum Stiche vor der Hand bestimmt wurden, gehéren
unter andern Gemalde von Paul Veronese, Lorenzo Ba~
stianus, der sogenannte Fuggersche Sarkophag in der Am-
brasser-Sammlung, wodurch wir hier eine Rige des verdienten
F. G. Welker auszugleichen suchen. Man hofft auf diese Weise
tiichtige jiingere Krafte heranzubilden und fir die Entwicklung
eines Kunstzweiges zu sorgen, der bei uns leider so sehr her~
abgekommen ist, dass nicht cinmal den handwerklichen Anfor-
derungen Gentige geleistet wird.

Die Kupferstecherschule wie die Landschaftsschule
bilden férmliche Ateliers, d. bh. dasjenige, was sich bei grés~
seren Kunstbediirfnissen aus der s. g. Vorbereilungsschule ent-
wickelt und an dieselbe anschliessen soll. Die Landschafts-
schule, deren Besuch an dieselben Bedingungen, wie die der
Kupferstecherschule gebunden ist, nur mit dem natirlichen Zu-
satze, dass sich eine besondere Befahigung fiir die Landschaft
zeigen muss, steht unter der Leitung des Veteranen in dieser
Richtung, des Professor Steinfeld,

Mit diesen genannten drei Abtheilungen der Akademie ste-
hen augsserdem noch theoretische Vortrage in Verbindung,
	Verlag von Rudolph und Theodor Oswald Weigel! ia Leipzig. — Druck von Gebr. Unger in Bertin