lich am J. Februar 4. J. entrissen worden, ist Einer hinausge- gangen, der fiir dic schwersten Aufgaben den Muth und das Geschick der Ueberwindung besass. Wir widmen ihm einige Zeilen der Erinnerung. Carl Friedrich Otto Vogel wurde am 15. Januar 1812 in Berlin geboren. Er erhielt seine Schulbildung auf dem Gym- nasium zum grauen Kloster. Obschon von Jugend auf krank- lich, erfreute er doch als Knabe durch seinen regen, lebhaften Geist Eltern und Lehrer. Spater schien auch die schwachliche Korperbeschaffenheit ganz zu weichen, und als er die Schule verliess, reihte er sich, ein bliihender Jiingling, den Schiilern der Kunstakademie ein. Er zeichnete fleissig, und ein tiichtiger Bildhauer zu werden, war sein héchster Wunsch. Theils aber, um die Mittel fir die Fortsetzung seiner Studien zu erschwingen, theils um dem Vater, der noch als tiichtiger Xylograph thatig ist, bei der Arbeit zu helfen, lernte er bei diesem in den Mussestunden, zusammen mit seinem Bruder Albert, das Holz- schneiden, und erwarb sich darin bald eine so grosse Ge- schicklichkeit, dass er schon im Jahre 1834 im noch nicht voll- endeten 19, Jahre von J. Baumgartner in Leipzig mit einem Jahrgehalt als Holzschneider engagirt wurde. Er arbeitete hier neben seinem Bruder, dem er mit grosser Liebe anhing, nur ein halbes Jahr; jedoch wurde diese Zeit in zwiefacher Weise entscheidend fiir sein kiinftiges Lebensziel. Einmal bestimmte sie ihn, die durch die Umstinde gebotene Beschaftigung zur ernsten Lebensaufgabe zu machen, dann aber scheint eine iiber- grosse physische Anstrengung auf einer Fussreise in dem da- Bis zur héchsten Entwickelung aber hat Vogel das oben erwabnte Prinzip ausgebildet in der nun zunachst von ihm iber- nommenen Arbeit, der er seine letzten sieben Lebensjahre fast ausschliesslich widmete. Er schnilt einen Theil der Menzel’- schen Zeichnungen zu der vom regierenden Kénige von Ргеиз- sen befohlenen illustrirten Ausgabe der Werke Friedrichs des Grossen, von denen unsern Lesern eine Probe mitzulheilen uns leider versagt wurde. Aus diesen Arbeiten ist das Medium der Ueberlicferung, das Holz, véllig verschwunden und sic machen den Eindruck der freiesten Radirung, des Spiegels der unmit- telbaren Handzeichnung. Nirgend tritt eine Aengstlichkeit in der Behandlung hervor. Die kiihnsten und freiesten Bewegungen seines genialen Zeichners setzten ihn nicht in Verlegenhcil, sein Grabstichel wurde zur Radirnadel. Man kann sich bei der Be- mais krifligen jungen Manne die Grenze seines Lebens schon abgesteckt zu haben; denn, nach Berlin zuriickgckehrt, konnte er noch Jangere Zeit nicht die iiblen Folgen dieser Erschiitte- rung seiner Gesundheit verwinden. — Unterdessen tbte er mit ganzer Kraft und unermiidlichem Fleisse die jetzt erwihlle Kunst, wobei er nunmehr keinen andern Lehrer hatle, als sich selber und mit Unverdrossenheit den schweren Weg des Selbst- studiums ging. Die erste bedeutendere Leistung, mit der er auftrat, waren die mit seinem Bruder zusammen geferligten Illustrationen zu den Werken Shakespeare’s, welche im Jahre 1838 bei J. Baumgartner in Leipzig erschienen. Diese Arbeit machte auch Adolf Menzel auf ihn aufmerksam, der eben zu dem mit Kugler unternommenen , Leben Fricdrichs des Gros- sen“, das er mit so herrlichen Zeichnungen geschmiickt hat, geschickte Holzschneider suchte. Das Friedrichsbuch stellt sich ohne Frage in der neueren deutschen Holaschneidekunst als eine epochemachende Erscheinung dar, indem darin zuerst mit Bewusstsein die véllige Hingabe an den Schwung der Zeich- nung zum Prinzip gemacht worden ist. Hier liegt also die Bedeutung des Schnittes darin, der Freiheit der Feder die Sprd- digkeit des nachbildenden Werkzeuges und Materials ganz un- terworfen zu haben. Vogel leistete hierin héchst Vortreffliches, und wir sind durch die Freundlichkeit der jetzigen Verleger dieses anerkannten und vortrefflichen Werkes, der Herren Ave- narius und Mendelssohn in Leipzig, in den Stand gesetzt, einen Holzschnitt aus dem Buche beifiigen zu kénnen, an dem man das Ebengesagte bestatigt finden wird. trachtung dieser Sachen ganz darin verlieren, der Behandlungs- weise, den Mitteln und Wegen des Stechers nachzuspiiren, wo~ durch er seine Aufgabe Punkt fiir Punkt iberwunden hat. Die letzte Arbeit Vogel’s war cine Betheiligung an den Bildern, mit denen Kaulbach eine von Decker hierselbst ver- anstaltele Folioausgabe des Neuen Testaments zu zieren tiber- nommen hat. Vogel solile die Vignette schneiden, welche einen Friedensengel mit dem Schweisstuche Christi darstellt. Er hatte eben nur das’ freundliche Gesicht des Engels und die Augen des Heilands fertig, hatte auch noch die Dornenkrone ausgeschnitlen und — musste dann selber dem Friedensengel die Hand reichen und folgen. An selbstandigen Produktionen befinden sich unter seinem Nachlasse eine Anzahl kleiner, sehr hiibsch er fundener Vignetten.