hergehenden die Werke der Wiedergeburt der Ktinste in Ца- lien und Siideuropa fanden, so sehen wir hier in einer Reihe von Erzeugnissen den Einfluss der Entwickelung der Kultur unter jenen machtigen Ereignissen diesseits der Alpen. Der deulsche Kunstfleiss ist es, dessen Erzeugnisse uns hier zu- naichst entgegentreten, und welche sich sofort als Produkte jener beriihmten Werkstatten von Niirnberg unter dem Einflusse Dt ~ rer’s und seiner Kunstgenossen und von Augsburg, Céln und Niederrhein erkennbar machen. Auch Béhmen und Nieder- Deutschland treten mit ihren Erzeugnissen in die Reihe. Die Dekoration des Raumes entspricht der Zeit. Hine ge- tafelte Holzdecke mit Cassetten bezeichnet ihren Baustyl. An- sehnliche portalartige Baue im Renaissance ~ Styl, zusammenge- fiigt aus den Meisterwerken Siiddeutscher Ofentépferei, und grosse Repositorien mit den verschiedensten Erzeugnissen der Gefass-Tépferei, in allen Variationen der harten und weichen Massen, vom Niederrheinischen Steinzeug bis zu den emaillirten Geschirren und majolikaartigen Fayengen, bedecken die Winde, Karyatiden tragen grosse Gefisse und Consolen Portraitképfe yon gebranntem Thon, unter denen wir nur die trefflich be- malte Biiste eines Ritters hervorheben. Die Thiiren und Superporten sind reich mit Jagdemblemen, Gerathschaften und Waffen bedeckt, welche die hohe Geschick- lichkeit und Kunst der damaligen Arbeiter zeigt. Daran schlies- sen sich Gruppen und Trophéien von Waffen und Gerathschaften fiir den Krieg, meist Metallarbeiten, die sich durch Hohe der Vollendung in der Schmiedearbeit, Gravirung und Ciselirung auszeichnen. Werke der Kunstschlésserei, der Niellirung, Ar- beiten der Stahlstecher und Aetzer, Utensilien und Werkzeuge fir Kimste und Gewerbe und Instrumente fiir Astronomie und Schifffahrt, nebst allerlei Gerdlhschaften und Zeichen der Zinfte fillen die Wandlticken. Eine Sammlung von Glasern aus jener Periode, welche den grossen Abstand gegen die gleichzeitigen Arbeiten der Italiener zeigt, und Arbeiten der Schreiner und anderer Handwerker schliessen das Bild, welches durch Origi- nal-Portraits von Reisenden jener Zeit und Reformatoren eine interessante Vervollstindigung erhalt. (Schluss folat.) Studien zur Geschichte der mitielalterlichen Kunst in Niedersachsen. Zeit liegen, meist Gegenslande und Modelle im sogenannten Style der Renaissance. Von hier aus gelangen wir zu der Unterabtheilung C,, fir die moderne Zeit. Diese zerfallt wiederum in drei Sektionen, von denen wir die erste, enthaltend die Sachen aus der Renaissance, zuerst betreten. Der Besitzer glaubte theils wegen des besonderen Reich~ thums dieser Sektion, theils und besonders wegen der grossen Verschiedenheit der Leistungen aus dieser Epoche in Stid- und Nord-Europa dieselbe nach dieser in zwei Abschnitte theilen zu miissen. Er richtete zuvérderst einen Raum fiir die stid- europadische Renaissance ein; dieser zeigt eine Loggien—Anord- nung mit Deckengemalden, im Styl der Raphaelischen im Va- likan. Die grossen Thiiren sind durch meisterhafte Karyatiden und Friese venetianischer Meister des 15. und 16. Jahrhunderts geschmtickt. Sarkophag-ahnliche Holztruhen, unter denen eine von Baccio Bandinelli’s Meisterhand mit trefflichen Reliefs besonders bemerkbar, schmticken den Untertheil der Wande, deren Obertheile mit Werken der Plastik, Malerei und Kunst- industrie bedeckt sind. Gobelin-Bilder von der héchsten Fein- heit und Vollendung in der Kunst erscheinen darunter, und unter den Werken in Marmor trilt besonders ein herrlicher Basrelief-Kopf von Michel Angelo, unter den Werken von gebranntem Thon eine Engelsstatue von Luca della Robbia hervor, daneben erscheinen treffliche Arbeiten von Stucco und Sgraffito, im Style M. Angelo’s und Raphael’s. Rund- um auf Consolen sehen wir in grosser Vollstindigkeit die in- teressanten Meisterwerke der italienischen Tépferei des 15ten und 16. Jahrhunderts aus den Werkstatten von Pesano, Gub- bio, Urbino und den anderen grossen Fabriken, welche nach Raphaelischen Vorbildern arbeiteten, in Vasen, Schiisseln, Tel- lern und anderen Gefassen, auch in Platten, darunter einen Fries von Polidoro da Caravaggio. In schéner Untermi- schung mit diesen Werken treten interessante Werke des Me- tallgusses und der Ciselirung, Treiberei, Gravirung, Niellirung und Emaillirung aus den bedeutendsten Werkstatten und von angesehenen Kiinstlern hervor. Einer Anzahl von Emailmalereien von Limoges ist wegen der nahen Stylverwandtschaft und der Vollendung ihr Platz hier angewiesen worden. In einer Reihe fein verzierter Wandschrinke von alter italienischer Arbeit er- scheinen die Spitzen der italienischen Glas-Industrie in einer Zusammenstellung, welche den deutlichsten Begriff von der bis- her kaum geahnten Hohe dieser Kunst und von der Pracht und Feinheit ihrer Erzeugnisse gewahrt, theils in Werken der Hohl- glasarbeit, theils in bemalten und anders verzierten Tafeln, in Glasschmuck und Millefioren. Im Zusammenhange damit sehen wir die Werke der italienischen Steinschneider jener Zeit und insbesondere Arbeiten der geschickten Verferliger von Gefis- sen aus harlen Steinen. Ein machtiger Kronleuchter von ve- netianischem Glase, von ebenso geistvoller Erfindung als kth- ner Ausfiihrung, bestatigt mit seinen reichen Bouquets, glin- zenden Emailblumen die unerreichte Héhe der venetianischen Glasmacherkunst. Kunsivolle Waffen und musivische und ge- schnitzte Arbeiten bekunden die sinnreiche Verwendung des Eisens, der vegetabilischen und animalischen Produkte und fein- gearbeitete musikalische Instrumente erinnern an die damalige Bedeutung der Musik. Indem wir nun in den zweiten Raum der Unterabtheilung fiir die Gewerbe und Kiinste der Renaissance im Norden treten, erinnern wit daran, dass diese mehr mit der Periode zusam- menfallt, welche unmittelbar auf die Entdeckung von Amerika und die Reformation folgte und aus ihr hervorging und mit dem Beginn des 30jahrigen Krieges schlicsst. Wie wir in dem Vor~ Yon den flachgedeckten Basiliken leitete uns die theilweise gewOlbte Laurentius-Kirche in Schéningen zu den ganz auf Gewélbe angelegten Monumenten hiniiber. Unter diesen ist als eins der bedeutsamsten die Abteikirche Kénigslutter hervor- zuheben, tiber die ich im Direr-Jahrgange unseres Kunst- blaites No. 20. §. 157 ff. berichtet habe. Diese Kirche ist an Grésse und Adel der Verhiilinisse, an reicher Pracht der Durch- fiihrung, an Trefflichkeit des Materials und dessen Behandlung die Perle unter den Bauwerken weit und breit. Nachdem ich sie selbst wiederholt besucht habe, mége mir vergénnt sein, meinen friheren nicht auf Autopsie beruhenden Notizen noch Einiges hinzuzufiigen. Die Grundform der Kirche ist bekanntlich die der tblichen drei Langschiffe, die durch sieben Pfeilerpaare getrennt wer- den; eines Kreuzschiffes, auf dessen mittlerem Quadrate sich der achiteckige Hauptthurm erhebl; des Chores, der mit den als Seitenchére verlingerten Nebenschiffen zusammenhangt, und eines reichen Nischensystemes, indem ausser der Haupttribtine noch vier kleinere vorhanden sind. In den éstlichen Thei- len der Kirche, dem quadratischen Chor-Raume, den Ne-