A uneaf rola,

Organ
der deutschen Kunstvereine,
	mZeitung
	fiir Dbildende Kunst wod Baukunst.
	Unter Mitwirkung von
	Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Disseldor! — Schnaase
in Berlin — Schulz in Dresden — FGrster in Minchen — Hitelberger v. Edelberg in Wien
			redigirt von Dr. EF. Hegers in Berlin.
	Montag, den 17. Marz.
	 

das héchste Inieresse fir die Geschichte der Porzellanfabrika-
tion in Europa bildet. — In den Glasschranken finden wir nun
ferner nach Massen, Form- und Verzierungsweise geordnet: die
spileren Erzeugnisse venetianischer, deutscher, béhmischer,
englischer und anderer fremder Glasmacherkunst. Darunter
irefflich geschnittene und von Schapper’s und anderer Kinstler
Meisterhand vollendet gemalle.

Unter den Arbeiten der kleinen Meister erscheinen wun-
derbar kunstvolle geschnittene und musivische Arbeiten von
Steinen, gegossene, gepragte, getriebene, ciselirte Arbeiten
yon Metall, geschnittene von Elfenbein, Holz, Kokus, Perl-
mutter und itiberaus kiinstliche musivische Arbeiten auch in
vorbezeichneten Massen, endlich eine selten schéne Sammlung
glanzvoller Millefioren aus den spateren Werkstitten Venedigs.

Auch die Werke des Webstuhls und der Nadel finden sich
hier vertreten in einer Sammlung technisch héchst merkwtir-
diger und vollendeter Stoffe aus China, Japan, Indien, Persien,
Arabien und der Tirkei, in eigenthtimlicher, reicher orienta-
lischer Pracht, und ferner aus Siid~ und Nord-Europa, wor-
unter wieder die Gobelinarbeit die bemerkenswertheste Rolle
spielt.

Der folgende Raum gilt nun der Periode vom Anfang des
18. Jahrhunderts bis zur franzdsischen Revolution mit ihrem
Geschmackverfall, aber auch ihren neuen wichtigen Erfindungen
und Vervollkommnungen der Technik. Die Dekoration ist in
Wanden, Mébeln, Spiegeln, Consolen und Gemalden der Zeit
entsprechend, d.h. tiberladen im Geschmack, und wie man es
zu nennen pflegt: Roccoco. Holzschnitawerk, Marqueteric
und Vergoldung treten an den Mobeln hervor.

Die wesentlichste Rolle in diesem Raum spielt die Euro-
paische Porzellanfabrikation, deren Erfindung im Anfang des
18. Jahrhunderts endlich gelang. In interessanter Folge sehen
wir die ersten vollendeten Versuche in der Darstellung des
braunen Boéttcherschen und des weissen Sadchsischen Porzel-
lans, ferner die trefflichen modellirten Arbeiten Kandler’s
und reiche und vollendete Werke der Porzellan-Malerei bis
zum Ende der Periode. Daran schliessen sich treffliche Werke
der Berliner Fabrik, besonders schéne Gruppen in reicher Zahl,
und endlich ausgezeichnete Arbeiten von Sévres und aus an-
dern beriihmten Europdischen Fabriken jener Zeit.

Yon den Werken der Kunsttépferei treten uns hier ferncr
entgegen: die ausgezeichneten und wieder zur antiken Auffas-
	sung hinneigenden Arbeiten des Wedgewood, von der lebens-
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	Das Minutoli’sche Institut der Vorbildersammiung zur
Beférderung der Gewerbe und Kinste.
	(Schluss.)
	Wis betreten nunmehr den Raum, welcher die Werke der
darauf folgenden Zeit umschliesst. Der Grider der Sammlung
machte auch hierin einen Abschnitt, fir den er den Haltpunkt
im Anfange des 18. Jahrhunderts fand, wo der Einfluss der
Silten auf den Geschmack ein tiberwiegend nachtheiliger zu
werden begann. Der erste Abschnitt fiir diese Periode befindet
sich in einem Zimmer mit tapetenartigen Wanden; Fries und
Decke sind nach den Ueberresten des im spat italienischen Sty]
erbauten Schlosses Schweinhaus bei Bolkenhain ausgefihrt.
Schranke, Prunktische und Consolen von braunem Holzschnitz-
werk, im reichen, aber schon etwas tiberladenen Styl jener
Zeit, bedecken einen Theil der Wande und dienen zur Auf-
stellung der Sammlungsgegenstinde. Etagéren und Oelgemilde
in reichen Barockrahmen, nach dem Zeitgeschmacke, fiillen den
iibrigen Raum. Als Hauptgegenstand erscheint hier zunachst
der Luxusartikel, dem man in jener Zeit so hohen Werth bei-
legte und der auch nicht ohne den wesentlichsten Einfluss auf
den Geschmack der europaischen Industrie blieb: das chine -
sische Porzellan. Wir sehen dasselbe in einer ansehnlichen
Reihe von Exemplaren nach seinen verschiedenen Mischungen,
Formen, Glasuren, Malereien und Vergoldungen; ebenso das
Japanesische. Daneben erscheinen die, unter ihrem Ein-
flusse und nach ihrem Vorbilde gefertigten europdischen Fa-
yencen und Massen, theils noch sich den italienischen Vorbil-
dern der Majoliken nahernd, iheils zu dem Style ibergehend,
dem mehr oder weniger die niederlaéndischen und andern Fa-
briken in strenger Imitation des Orientalischen und unter Bei-
behaltung ihrer alteren eigenthiimlichen Weisen, folgten. Fei-
nere Werke der Kunsttpferei, in wunderbar lebendiger Dar-
stellung von Jagdscenen und Gruppen, eigenthiimliche frucht-
arlig gebildete Gefasse zeigen das ernstliche Bestreben zur Ver-
vollkommnung der Figurenbildnerei und zur Erreichung grés-
serer Vollendung in Masse und Ausstattung,

Noch mehr aber tritt dies hervor in einer Sammlung von
Gefassen, welche es klar machen, wie man die immer noch
nicht herstellbaren geschatzten chinesischen Massen durch an-
dere Mittel als die Thonerde und den damals noch nicht ge-
kannten Caolin zu ersetzen versuchte. — Eine Folge, welche
	HY, Jahrgan:e.