Bediirfnisse der Sammlung und in Uebereinstimmung mit der Aufstellung derselben eine Erleichterung, und unter der Lei- tung des riihmlich bekannten Maler Stock aus Berlin wurden die Raume durch die Liegnitzer Maler Carmienke, Vater und Sohn, und Henkel nach den Angaben und Zeichnungen des Besitzers in einem Jahre gréssentheils vollendet. Wir glauben diese trefflich gelungene Arbeit um so mehr erwahnen zu diirfen, als sie unter den Friichten der Wirksam- keit des Instituts eine bedeutende Stelle einnimmt; auch weil sie zugleich den Beweis von der tiberwiegenden Wirkung wir- dig gehaltener Dekoration in einfachen und edlen Verhaltnissen ohne Farbemiberladung liefert. Ueberall erscheint diese Aus- schmiickung in voller Harmonie mit den zur Aufstellung der Gegenstinde bestimmten Schranken, Tischen und Consolen, wie mit den Gegensténden selbst. Auch hat ein Jedes das ihm ge- bithrende Licht und nirgends stért das Eine die Wirkung des Anderen, so dass das Ganze nur angenehm berithrt. Wenn diese Aufstellung auch zwar durch den Besitzer selbst erfolgte, so konnte es doch auch nicht fehlen, dass sie auf den Geschmack der Hiilfeleistenden zuriickwirkte, da sie mit einer gewissen Strenge erfolgte. Insbesondere wurden dayon zu- nichst diejenigen Gewerbetreibenden berihrt, welche mit Anfer- tigung der Tische, Schrinke und Untersaize, der Drapirung und andern derartigen Arbeiten beauftragt waren. Bei dem an- sehnlichen Bedarf an Arbeit ist die Zahl derselben keine geringe. Wenn wir schon hierin erfreuliche Wirkungen erkennen, so kann es uns nur angenehm sein, auch noch anderer Frichle zu erwahnen, welche dem Unternehmen bereits erwachsen sind. Schon seit dem Jahre 1840 sind vom Besitzer stets Ge- werbetreibende und namenllich auch Schiller der hiesigen ké- nig]. Provinzial~Gewerbeschule im Zeichnen der Vorbilder nach der Natur getibt worden und fast tiberall haben diese Uebungen erfreuliche Resultate gezeigt. Eine Anzahl dieser Arbeiten darf als so gelungen bezeichnet werden, dass sie sich zu Vorbildern im Zeichnen und fir Gewerbetreibende eignet. Ferncr sind die in der Amtsblatts-Bekanntmachung er- wihnten photographischen Abbildungen der Sammlungsgegen- stinde den Gewerbe-Vereinen des Regierungs-Bezirks zuge- schickt worden, wo sie hie und da Veranlassung zu Vortragen gegeben haben. Auch hat die Ausgabe einer Anzahl techni- scher Lehrbiicher und Vorbilder zum Studium und zur Benutzung an Gewerbetreibende stattgefunden. Endlich sind von Lehrern der kénigl. Gewerbeschule und Industriellen Untersuchungen von Sammlungsgegenstanden zur Ermittelung der Massen und Mischungen vorgenommen worden. Um aber auch einen praktischen Nutzen zu erweisen, sind seit beifah eben so langer Zeit Versuche zur Veredlung der schlesischen Tépferei nach den Vorbildern und in Anwendung von neu aufgefundenen schlesischen Thonarten cemacht worden, zu denen die Sammlung hinreichende Anregung gab. Auch die reichhaltige Steinsammlung hat bercits ihre Friichte getragen, indem sie den Besitzer zu den fruchtbaren Entdek- kungen aufmunterle und befahigte, durch welche derselbe die Zahl der edlen schlesischen Gesteine so ansehnlich vermehrte. (vgl. d. Artikel in No. 112 des Preuss. Staatsanzeigers pro 1850). Ein grosser Theil der reichen Glassammlung ist in die Ge- birge gewandert und hat in den Schleifhiitten die néthige Be~ achtung gefunden, wahrend der Glasmaler Finsch seine treff- liche Abhandlung besonderen Vorlragen zu Grunde legte. Auch die antiken Mosaiken haben eine wichtige Nachah- mung gefunden. Die vom Besilzer angegebenen und geleiteten Versuche zur Darstellung von Fussbéden aus Marmorabgdngen und Glaspaste haben wegen ihrer gelungencn Schénheit bereits Offentliche Besprechung erfahren. grossen Biste und der Vase bis zum feinsten Gefasse und Re- lief. Ausserdem bemerken wir noch andere interessante Ar- beiten von Thon. In Schranken erscheinen, wie in der Sammlung des 17ten Jahrhunderts, wiederum feine Arbeiten in Bronze, Elfenbein und andern edlen Massen, und endlich, und zwar in einer Rei- henfolge von ausgezeichncten Exemplaren, cine ansehnliche Sammlung von Glasern, sowohl in Spiegeln, als ganz beson- ders von Prachtgefissen aus kiinstlichem Krystall, mit einge- schnittenen Verzierungen, von der héchsten Vollendung aus den Werkstalten Venedigs, Deutschlands, Englands und insbesondere auch Béhmens. Kunstvolle Arbeiten von Federn und Muscheln, Stickereien und Anderes, im Geschmack der Zeit, dienen als Dekoration. Hiermit endet dieser Abschnilt, von dem wir sagen méch- ten, dass er in seiner Gesammtheit ein treues Bild von dem ungeheuren Reichthum der Erzeugnisse des menschlichen Gei- stes und seiner Produktionskraft auf diesem Felde und ein nicht minder reiches Material zum Studium, zur Nachahmung wie zur Anregung neuer Ideen und Kombinalion schon dagewese- ner bietet. Aus ihm gelangen wir nun zu dem Raume, wel- cher als Bibliothek, ferner als Zeichnenzimmer und Lokal zu Vortragen benutzt wird. Unter den trefflichen Kupfer-Pracht- werken, welche als Vorlageblatter fiir Zeichner dienen, erwah- nen wir hier nur Volpato’s ,Raphael’sche Logen* und die »Vorbilder fir Handwerker und Fabrikanten“. Hieran endlich schliesst sich nun noch in einem Saal der Abschnitt fir die eigentlichen Kunstwerke. Er ent- halt eine Anzahl Meisterwerke aus den Schulen Italiens, Deutsch- lands und der Niederlande, und Sammlungen von Handzeich- nungen, von trefflichen Werken der Miniatur- Malerei und von Kupferstichen. Unter den ersten bezeichnen wir hier nur Original -Oel- gemilde von Boltraffio, Giulio Romano, B. Garofalo, G. Reni, Guercino, Andreadel Sarto, Schidone, Ti- zian, Paul Veronese, Padovanino, C.Maratti, Albano, Poussin, S. Rosa, ferner von Rubens, van Dyck, van der Helst, Lely, van Aelst, und endlich ;jvon Moro und Velasquez und von Quintin Messys, Wohlgemuth und Lucas Kranach, Zwischen diesen Kunstwerken findet sich in wtirdiger An- ordnung, als fiinfte Abtheilung der Sammlung aufgestellt, eine Anzahl von Produkten der neuesten Industrie, welche be- bereits unter dem Einflusse hoher Vorbilder der Vorzeit ent- standen sind. Die bisherigen Wirkungen des Instituts. Bevor wir dieses Referat schliessen, glauben wir dasselbe noch durch einige Bemerkungen tiber die Wirkungen des In- stituls vervollstandigen zu dirfen. Wir verbinden damit einen Rickblick auf das Historische der Aufstellung. Die Aufstel- Tung hatte mit manchen Hindernissen zu kimpfen. Der im Jahre 1845 begonnene Ausbau des betreffenden Schlosstheils wurde erst 1849 im Wesentlichen vollendet, und die Ereignisse der Jahre 1848 und 49, wo das Gebiéude, wie bekannt, nicht im- mer vollige Sicherheit gewahrte, traten der Aufstellung hindernd entgegen, um so mehr, als gerade die Arbeilen der inneren Dekoration in das eigentliche Jahr der Bewegung fallen. Aus- serdem waren ahnliche Arbeiten bis dahin am Orte noch nicht ausgefihrt worden und die betreffenden Gewerbetreibenden noch nicht damit vertraut. Die Ausfiihrung musste daher bei der Anforderung an eine stylgemisse und korrekte Ausfihrung schwierig bleiben. Indessen fand der Besitzer wiederum in der Erlaubniss zur Ausfiihrung dieser Arbeiten nach Maassgabe der