Ueberhaupt hat die Sammlung bei den Maassnahmen der Regierung zur industriellen Aufhiilfe des schlesischen Gebirgs durch Einfihrung neuer Industriezweige nicht unwesentliche Dienste geleistet. Endlich sind auch neuerdings wieder die Versuche zur Ver- besserung der schlesischen Thonwaarenfabrikation vom Besitzer mit Eifer aufyenommen, besonders um den Werth der treffli- chen Brauntépfermasse durch Anwendung zu plastischen Gegen- standen zu erhdhen, auch die Ofentépferei einer héheren Voll- endung entgegenzufihren. Es ist damit bereits theilweise der von Bétticher aus- gesprochene Wunsch zur Griindung einer Tépferschule, in Ver- bindung mit der Sammlung, zur Erfiillung gekommen. Die ersten der Proben dieser Versuche, so wie der Mo- saiken, werden zur Londoner Ausstellung wandern. Die im ersten Anfange geringe Theilnahme fir das Institut zeigt sich im Wachsen. Der Besuch der Sammlung belief sich nach dem letzten amtlichen Semester-Berichte vom Juni 1850 im Monat Mai auf 260 Personen. Ausserdem erschienen haufig Gewerbetreibende, dic nicht besonders notirt wurden, so wie die Lehrer der Provinzial- Gewerbeschule und Manner der Wis- schaft und Kunst. Dass bei Griindung der Sammlung, ausser den Interessen des Kultur-Lebens, auch noch der anderer wichtiger Verhalt- nisse gedacht wurde, welche mit wichtigen Fragen der Gegen~ wart aufs Engste im Zusammenhange stehen, fiihren wir hier nur erwahnungsweise an, indem wit uns an geeignetem Orte dariber ein besonderes Referat vorbehalten. Wenn wir in diesem, als Laie, Maénnern von Fach und insbesondere Akademikern vorgegriffen haben, so geschah es, weil wir durch eine erste, wenn auch nur ungentigende Be~ sprechung eines so wichtigen Gegenstandes eine Anregung zu geben und lange Verséumtes wieder gut zu machen hofften. Wir hielten uns aber auch noch besonders im Interesse der Neuheit hierzu verpflichtet, denn so viel uns bekannt, ist dies das erste und einzige Institut der Art, wenn wir nicht etwa das von der franzdsischen Regierung angelegte und mit der Porzellanfabrik zu Sévres verbundene ceramische Museum hieher rechnen wollen, welches jedoch nur die Tépferei um- fasst. Dagegen haben wir aber auch noch hier anzufiihren, dass die kénigl. grossbritannische Societdt der Kiinste im Jahre 1850 im Adelphitheater zu London eine Zusammenstellung von Wer- ken antiker und mittelatterlicher Kunst fiir die Manufakturisten veranstaltet hat. Die Berichte dariber (vgl. das deutsche Kunst- blatt pro 1850 S. 134) nennen das Unternehmen eine glickliche Idee, welche das Inleresse des Publikums im hohen Grade ап- zog. Es waren meist Prachtstiicke von Arbeiten in edlen Me- tallen, Bronze, Eisen, Elfenbein, Holz, ferner ceramische Pro- dukte, geschnittene Steine, Waffen und Stickereien aufgestellt, welche aus den Sammlungen der gréssten Kenner gewahlt waren. Viele Privaipersonen, Kérperschaften und Akademien hatten Werke geliehen und die Kénigin ging mit ihren Вейгасеп уогап. Die Aufstellung wurde als ungenigend bezeichnet. Uebrigens haben wir in unserem Vorlrage liber unser In- stitut uns jedes Lobes enthalten, indem wir die Thatsache reden liessen. Zum Schlusse erfillen wir noch die angenehme Pflicht des Dankes fir die Bercilwilligkeit, mit welcher der Herr Be- sitzer uns die erforderlichen Materialien und Erlauterungen fir diesen Bericht gewahrte und kénnen damit nur noch den Wunsch aussprechen, dass es demselben gefallen mige, selbst durch cine ausfiihrlichere Darstellung den Nutzen seiner Schopfung noch um ein Wesenlliches zu erweitern. Liegnitz im Januar 1801. De, Samunmter. Der diesjahrige Salon in Paris. (Schluss.) Die Dimensionen dieses viereckigen Saales und dieser Ga- lerien sind hinreichend, um die Gemialde jedes beliebigen Um- fangs, welche geslern noch in den Ateliers unserer Kiinstler zerstreut gewesen sind, aufzunehmen. Der Centralsaal bietet, bis auf einen Metre, die Dimension des bertihmten viereckigen Saales im Louvre dar, dessen glanzende Restaurationen Herr Duban ihrem Ende entgegengefihrt. Die Galerien sind ein wenig grésser als die grosse Galerie im Musée des Louvre. Die Gemalde bedecken wieder alle Wande; die Sculptur dehnt sich tiber das ganze Centrum, welches 1700 Metres betragt, in einer Linie aus. Man sieht hieraus, dass ftir die Barrake allein der Raum betrachtlich ist. Der Raum der oberen Sale ist wenig- stens gleich, da diese Sale um einen ganzen aile volante ver- mehrt sind, der auf der Terrasse, welche nach dem Garten des Palastes geht, iiher der Glasgalerie erbaut ist. Michtige Caloriferen erwdrmen diesen ganzen Bau, dessen Feuchtigkeit iibrigens schon durch die Anwendung eines Trok- kenapparates beschworen worden ist, der seit einigen Jahren in den neuen Hausern von Paris benutazt wird und wodurch den Hauseigenthiimern die off dringend gebotenen Opfer er- spart worden, zu denen sie sich selbst bei den héchsten Mieths- preisen verstehen miissen, um Leute zu finden, die Resignation genug besitzen, um, wie man sagt, den Gips abzuwischen. Eine dichte Holzbekleidung schiitzt tbrigens die Gemialde vor jeder Bertihrung mit den Mauern. Was das Licht betrifft, so ist es, ohne alle Schwachung, gerade so, wie es die Winter-Atmosphare tiber unsere wol- kenreiche, sturmumbrauste Hauptstadt aulasst. Fast die halbe Oberflache der Bedachung ist vom Gebalk durchbrechen, von wo man selbst den Schnee, ‘in dem Maasse als ihn die ver- dichteten Dampfe destilliren werden, abfegen kann. Nur der Hagel kénnte auf jene ebenen Fensterwande einen ernsten An- griff machen. Aus den gemachten Berechnungen ergiebt sich, dass die Ausstellung, welche sich im letzten Jahre, in den Tuilerien, iiber einen Raum von 3000 Metres verbreitete, in diesem Jahre noch 1000 Metres mehr einnimmt. Studien zur Geschichte der mittelalterlichen Kunst in Niedersachsen. Vor WW. Lubke. и. (Schluss.) Hier fiige ich nun eine Kirche an, die mitten unter den Monumenten des braunschweigischen Gebiets wie ein bauge- schichtliches Rathsel liegt, eine originelle Anomalie, dic ihres Gleichen weder in Deutschland, noch sonst irgendwo finden diirfte, die aber gleichwohl in mancher Beziehung als bedeut- sames Glied, wenn auch nicht der Reihe eingefigt, so doch in parenthesi cingeschaltet zu werden verdient unter den Archi- tekturwerken, die auf der Grenze zwischen romanischem und gothischem Style stehen. Die Cisterzienserabtei Riddags- hausen, cine halbe Stunde Weges von Braunschweig entfernt, wurde im Jabre 1145 von Ludolph von Wenden gestiftet, bald darauf von seinem Bruder Riddag von dem anfanglichen Orte Marienzelle nach dem jetzigen Platze verlegt. Mit den gewohn- lichen romanischen Anlagen hat die Kirche das hohe Mittel- und Querschiff, die niedrigen schmalen Seitenschiffe, die An- = 4 *