sofort ein betrachtlicher Unterschied in’s Auge. Da jederseits
sieben Arkadenpfeiler vorhanden sind, von denen der je driite
Gewdlbtréger ist, so crhalten wir vier Kreuzgewélbe. Unter
diesen giebt das dem Querschiff zunichst liegende durch den
Abstand seiner Arkadenpfeiler, die Héhe der Arkadenbégen und
des dariiber befindlichen Horizontalsimses sich genau als gleich-
zeitige Fortsetzung des Chores zu erkennen; die folgenden drei
Gewélbe bicten aber ein ganz andres Verhiltniss dar, offenbar
wuchsen Bedirfniss und Plan mit dem Werke: denn die tbrigen
Arkadenpfeiler haben viel grésscren Abstand, die Arkaden-
biégen und der Horizontalsims sind héher, die Spannung der
Gewdélbe also wurde weiter. Wahrend die drei Gewélbe des
Querschiffes und das erste des Hauptschiffes fast ganz quadra-
tisch sind, wahrend die beiden Gewélbe des Chores ein Rechteck
bilden, dessen breite Seite zugleich die Breite des Mittelschiffes
ist, bilden die drei letzten Gewdlbe des Mittelschiffes, deren
jedes an Linge dem ganzen Chore gleich kommt, Rechtecke,
bei denen umgekehrt das angegebene Maass die Schmalseite
vertritt. Daher die unverhalinissmassige Lange der Kirche von
270 Fuss im Lichten bei nur 32 Fuss Breite des Miltelschilfes,
12 Fuss des Seitenschiffes, 100 Fuss des ganzen Querbaues.
Die Ueberwilbung des ganzen Mittelschiffes wird durch Kreuz-
und Querrippen von feinerer Glicderung gebildet, deren Stitze
in einem dem jedesmaligen Arkadenpfeiler angeftigten Saulen-
biindel von drei Halbsiulen, die mittlere die stérkere, liegt.
Dic zierlichen Halbsiéulchen, die im Chore die Fenster cinfass-
ten, fehlen hier; die Arkadenpfeiler sind tbrigens behandelt
wie die im Chore. So verhalt es sich auch mit den ausseror-
dentiich schmalen Seitenschiffen, nur mit dem Unterschiede,
dass hier die Quergurten bciderseits auf Halbsiulen ruhen.
Der Haupt-Eingang ist in der Mitte der Westfacade; doch be-
findet sich auch ein frither gebrauchies Portal am Westende
des nérdlichen Seitenschiffes. Der Silte der Cisterzienser ge~
mass fehlt ein eigentlicher Thurmbau; auf der Durchschneidung
von Langhaus und Querschiff ist ein achteckiges Thiirmchen
angebracht. Das Acussere der Kirche ist ganz schmucklos; das
Mauerwerk wie das der Kirche in Stipplingenburg. Durch die
alte Nachricht, welche ins Jahr 1275 die dedicatio templi Rid-
dagshusensis setzt, wird man sich bei der Festsetzung der Bau-~
zeit nicht bestimmen lassen dirfen. Mag immerhin in jenes
Jahr irgend eine dedicatio fallen, so méchte doch der ganze
Bau nicht spater als spatestens 1250 zu setzen sein. Die bei-
den Absitze, in welchen tibrigens der Bau stattgefunden, lassen
sich auch in dem Detail wahrnehmen: in den déstlichen Theilen
ist dasselbe romanisch (eine sehr flach gedrickte atlische Ba-
sis, deren Hohlkehle tief ausgekehlt ist), in den westlichen
zeigen die Gewdlbtrager rein gothisches Laubwerk.

Schliesslich noch die Notiz, dass die Kirche des vor den
Thoren von Braunschweig einst belegenen, 1061 gegriindeten
Stiftes 8. Cyriaci, welches im Jahre 1545 durch Beschluss
des Rathes der Stadt Braunschweig dem Erdboden gleich ge-
macht wurde, ebenfalls cine Pfeilerbasilika war.
	Baunstliteratur.
	ordnung der Arkadenpfeiler, deren je dritter zugleich Gewolb-
tréger ist, gemein; auch fiir den geradlinigen Chorschluss finden
sich Analogieen, wie in diesen Gegenden Marienthal und Siipp-
lingenburg. Nun aber sind die tiber dic Querarme hinaus ver-
langerten Seitenschiffe um den viereckigen Chor herumgefihrt
und an diesen Umgang legt sich zuletzt eine ganze Flucht von
niedrigen viereckigen Kapellen, so dass von aussen schon die
terrassenahnliche Abstufung des hohen Hauptchores, der nie-
drigeren Scitenchére und des noch niedrigeren gemeinsamen
Kapellendaches das Seltsame der Anlage verrath. Verselzen
wir uns in den Mittelraum des Kreuzschiffes: die vier grossen
Hauptpfeiler haben an jeder ihrer Seiten eine kraftige Halbsaule,
von deren Kapitdélgesimse die breiten in gedriicktem schwer-
falligem Spitzbogen geschwungenen Quergurten aufsteigen. In
den Ecken der Pfeiler steigen an den nach den hohen Innen-
raumen hingewandten Stellen zierlichere in verschiedencr Hohe
mit Ringen umfasste Halbséulchen als Trager der mehrfach ge-
gliederten Kreuzrippen auf; in den Seitenfliigeln des Kreuz-
armes, wo blosse Gralen sind, fehlen auch diese Halbsiulen.
Der Raum des hohen Chores erhalt seine Begrinzung jederseits
durch drei Pfeiler, welche, in derselben Flucht mit den Arka-
denpfeilern des Langhauses liegend, durch eine niedere Brust-
wehr mit einander verbunden sind. Nach Osten zu wird der
Chor durch die beiden Eckpfeiler, zwischen welche noch ein
ihnlicher Pfeiler und eine Fortsetzung der Balustrade trilt, ab-
geschlossen. Alle diese Pfeiler erhalten an der Seite, wo sie
durch diese Balustrade mit dem Nachbarpfeiler zusammenhangen,
eine kraflige Halbsdiule mit glockenférmigem Kapital, dic mit
dem Pfeiler durch das Band desselben Kimpfergesimses ver-
bunden ist; ein von ihr aufstcigender steiler Spitzbogen dient
dazu, die sonst zu massenhafte Laibung des Arkadenbogens
zu beleben. Dicht tber dem Scheitelpunkt dieser Bégen ist
ein Horizontalsims angeordnet, aus dessen Mitle, gerade tiber
dem Scheitel des mitlleren Bogens eine schlanke Halbsiule an
der hohen Wand emporstrebt. Sie dient dem ziemlich breiten
Quergurt als Stiitze, welcher den Raum des Chores also in zwei
Theile scheidet. Diese sind durch spitzbogige Kreuzgewélbe
mit blossen Gierungen tiberdeckt. Sehr anmuthig und von
eigenthimlich malerischem Reiz ist die Anordnung der Fenster;
jeder Schildbogen wird namlich von zwei kleinen oben aus der
Wand heraustretenden Halbsaulchen getragen, die nun mit ihrem
Schildbogen je drei lange schmale im Spitzbogen geschlossene
Fenster, das mittlere das lingste, einschliesst. Um in die Chor-
Umginge zu gelangen, miissen wir in das Querschiff zuriick,
da der Chor durch jene niedrigen Balustraden streng von den
umgebenden Raumen geschieden ist. Dieser Umgang ist ausser-
ordentlich schmal, daher auch hier die Quergurte, die von einem
Pilastervorsprunge jedes Pfeilers nach cinem ahnlichen in der
gegentiberlicgenden Wand sich spannt, den steilen Spilzbogen
zeigt; iberwélbt sind die einzelnen Raume durch Kreuzgewélbe
ohne Rippen, erleuchtet wird jede Abtheilung durch ein kleines
spitzbogiges Fenster. Unter jedem Fenster, zwischen je zwei
Wandpilastern fihrt ein breit gesprengter niedriger Spitzbogen
in die einzelnen Kapellen, deren Gewdélbe, thcilweise zerstért,
aihnlich ist, wie in dem Chor-Umgange, und dic durch je cin
Fensler ihr Licht erhalten. In der Mauer (oder der Fensternische)
angebrachte Piscinen deuten auf den chemaligen goltesdienst~
lichen Gebrauch, obwohl von den hier gelesenen Messen wegen
der Unzuginglichkeit der Kapellen ausser den Geistlichen selbst
héchstens die Verstorbenen im Fegfeuer Nutzen gehabt haben
kénnen. Die dem Kreuzarme angranzende Kapelle 6ffet sich
durch einen breit gedriickten niedrigen Spitzbogen nach dem
Querschiffe. — Fiigen wir nun an dic Belrach ung der un-
zweifelhaft Altesten Theile die des Langhauses, so springt uns
		Larenaissance des arts @ la cour de France par le
Comte de Laborde. Tome premier, peinture. Paris
ches L. Potier. 1850. XEVIM und 363 Seiten.

Yo. G. F. Waagen.
(Fortsetzung.)
	Der folgende ,,les peintres de portraits“ tiberschriebene
Abschnitt enthalt unter anderen meist sehr treffenden Bemer-