England befindlichen Bildnissen des Janet, naémlich in der Samm- lung des Schlosses Hamptoncourt und in der des Lord Spencer zu Altorp, welche ebenfalls diesen 1543 geborenen Fiirsten als Kind vostellen, und sehr fein und lebendig sind, das Bild in Antwerpen nur fiir eine Copie halten kann. Aus verschiedenen Rechnungen geht hervor, dass der Ktinstler nach jener noch aus dem Mittelalter stammenden Sitte anch sehr geringfigige Ar- beiten, z. B. die Devisen und jene verbundenen Halbmonde Hein- rich IT auf einem Wagen malen musste. Im Jahre 1553 fiihrte er das lebensgrosse Bild Heinrich II aus, welches zwar nicht mehr vorhanden ist, nach ciner alten Copie in Miniatur aber sehr vorztiglich gewesen sein muss. Leider sind auch acht noch im Jahre 1709 vorhandene Bilder, worin er in kleiner Naturgrésse mehrere Personen zu einer Handlung zusammen- geordnet haite, z. B. den Cardinal von Lothringen (Guise), wel- cher Konig Heinrich It krént, wahrend der Revolution verloren gegangen. Nur ein mit jenen aufgefihrtes Bildniss Heinrich I, welches indessen nicht ganz einen Fuss hoch, ist dem Ver- ne entgangen und befindet sich jetzt in der Galerie des Louvre. Unter diesen Umstainden wiirden wir kaum im Stande sein, uns eine Vorstellung von dem zu machen, was dieser Meister in Bildern von grésserem Umfange geleistet hat, wenn sich nicht in Castle Howard, dem Landsitze des Lord Carlisle in England, das vortreffliche lebensgrosse Bildniss der Catha- rina von Medicis mit ihren Kindern, Franz II, Carl IX und Mar- garetha, befande, welches auch der Verf. aus meinen Kunst- werken und Kinstlern in England anfihrt, und wenn nicht die kaiserliche Galerie’ im Belvedere zu Wien das auf Leinwand ge- maite Bildniss Kénig Carl IX in ganzer Figur, ein Gemalde von 7 Fuss Hohe und 3 Fuss 7 Zoll Breite, besdsse, welches die- sen Firsten in reicher, prachtiger Kleidang, nehen einem Stuhl stehend, vorstellt, auf dessen Lehne er die rechte Hand legt. Dieses lebendige, mit grosser Feinheit durchgefihrte, aber lei- der an einem Fensterpfeiler sehr ungiinstig aufgestellte Gemilde trigt die Bezeichnung: ,,Charles VIII trés chretien roy de France, en Paage de XX ans peinct au vif par Jannet 1563. Die Fas- sung derselben lasst mich vermuthen, dass es als ein Ge- schenk des damaligen franzésichen Hofes an den Hof von Wien gekommen, zumal da dieser Konig mit Elisabeth von Oesterreich vermahit war. Ein kleines Bild im Louvre, welches sich frii- her in derselben Galerie in Wien befand und erst nach dem Kriege von 1809 nach Paris gelangt ist, ist nur eine Wieder- holung jenes grossen. Ohne von letzterem Kunde zu haben ), setzt der Verf. ein solches Verhaltniss desselben richtig voraus. Er findet in diesem Bildchen eine gréssere Zartheit, einen fei- neren Schmelz, eine mehr abgewogene Harmonie des Silber- tons, welche den spiteren Werken des Janet eigenthiimlich ist. Auch eine Wiederholung in Miniatur auf Pergament in der Samm~- lung des Herrn Ratier zu Paris riihrt nach dem Verf. sicher yon dem Meister her und ist von derselben Feinheit. Dasselbe gilt auch von dem ebenfalls im Louvre befindlichen Bildniss seiner oben erwahnten Gemahlin, welche erst 1570 nach Paris kam. Janet behielt seine Stelle als Hofmaler auch unter den Kénigen Franz II und Carl IX, starb aber wahrscheinlich bereits 1572, da wir in diesem Jahre einen ungleich minder bekannten Kinstler, den Jehan de Court, als dieselbe Stelle einneh- mend finden. Verschiedene Zeugnisse ausgezeichneter Zeitge- nossen, unter ihnen ein Gedicht von Ronsard, welche der Verf. aufihrt, beweisen, in wie hoher Achtung Janet stand. Bekannt- lich giebt es cine betrachtliche Anzahl von in schwarzer und rother Kreide ausgefiihrten Zeichnungen, welche dem Frangois 1) Dasselbe findet sich indess schon in dem Cataloge von van Mechel, aus welchem der Verf. das kleine richtig anfahrt, S. 328. Nr. 1. angegeben. kungen, auch die, dass die Franzosen des 16. Jahrhunderts ein sehr richtiges Gefiihl bewiesen, wenn sie die verhaltnissmassige steife, trockne, aber einfache und wahre Weise eines Jean und Frangois Clouct, und so vieler in derselben Art arbeitenden Maler, fiir das Bildniss, bei dem es vor Allem auf Treue an- kommt, des ganz freien, aber etwas oberflichlichen der italie- nischen Kiinstler, wie sie bei ihnen eingebiirgert waren, vor- zogen. Der Verf. fiihrt darauf den Beweis, wie die Neigung zur Darstellung von Bildnissen den Franzosen von sehr alter Zeit her cigen ist. Zwei Umstande haben hiezu besonders bei~ getragen. Einmal die Sitte, bei den Todtenfeierlichkeiten an die Stelle des Verstorbenen ein meist in Wachs gearbeitetes, тбо- lichst ahnliches Abbild desselben treten zu lassen. Sodann der Aberglaube, Jemandem an einem ihm mdglichst getreu nach- geahmten Wachsbilde etwas anzuthun. Desungeachtet ist die Behauptung des Verf., dass man in Frankreich im 12. Jahrhun- dert gar kein Portrait, im 13ten aber nur Bildnisse gemacht habe, darauf zu beschranken, dass in dem letateren cin Be- streben auf bildnissartige Darstellung wahrzunehmen ist. Die- ses beweisen die Miniaturen in den Manuscripten jener Zeit, welche der Verf. unter den der Zerstérung entgangenen Denk- malen, als welche er der Glasmalereien, der Emaillen und der Sculpturen gedenkt, aufzufiihren vergessen hat. Selbst in den Miniaturen aus der ersten Halfte des 14. Jahrhunderts gehen die Bildnisse nicht tiber Andeutungen hinaus. Auch gesteht der Verf. selbst zu, dass, um ein gutes und individuelles Bildniss aufzufinden, man bis zum Konige Johann VI (reg. von 1350— 1364) herabsteigen muss, dessen auf dem Kuplerstichcabinet zu Paris befindliches Bildniss auch ich mit vielem Interesse be- trachtet habe. Nach dem Verf. riihrt dasselbe von dem Maler dieses Kénigs, Meister Girart von Orleans, her. Dass gegen Ende des 14. Jahrhunderts die Ausbildung des Portraits schon allgemeiner verbreitet war, beweist der Umstand, dass, als dem Koénige Karl VI zur Vermahlung drei Prinzessinnen, Isabelle von Baiern, eine Prinzess von Oesterreich und eine von Lothringen, vorgeschlagen wurden, er alle drei von seinem geschicktesten Maler nach dem Leben malen liess und sich hiernach fir die erste dieser Fiirstinnen entschied. Ja von der zweiten Hialfte des 15. Jahrhunderts ab verbreitete sich diese Neigung zu na- turwahren Darstellungen sogar auf das Wiedergeben von Stadten und bestimmten Gegenden. Diese Vorliebe fir Bildnisse war, wie der Verf. nachweist, in dieser Zeit in ganz Europa ver- breitet, besonders aber in Frankreich, wo man dergleichen nicht allein am kénigl. Hofe, sondern auch bei den Grossen antraf. Eine formliche Sammlung von Bildnissen der Kénige und Kéni- ginnen von Frankreich im Louvre findet man freilich erst am Ende des 16. Jahrhunderts unter Heinrich IV. Die altesten Nachrichten, welche der Verf. iber Frangois Clouet, von dem zunachst sehr ausfihrlich gehandelt wird, aufgefunden, beziehen sich auf seine Thatigkeit gelegentlich des Todes von Franz! (1547). Thm fiel hier namlich der Aul- trag zu, die Todtenmaske des Kénigs zu nehmen und hienach die gewohnliche Maske in Wachs auszufiihren, welche die Stelle des Todten bei den grossen Exequien vertreten musste. Da er hier schon als ,, paintre ordinaire du roy* aufgefiihrt ist, hat die Vermuthung des Verf., dass cr seinem Vater Jean in dieser Eigenschaft schon friher, nimlich 1545, gefolgt sein mag, viel fir sich. Auch die Auschmiickung der Kirche, so wie der Fah- nen etc. bei dieser Leichenfeier hatte er zu besorgen. Der Verf. halt ein Bild im Museum von Antwerpen aus dem Ver- machtniss van Erthorn, welches auf dem Rahmen ,, Francois deux, dauphin de France peint par J. Holbein“ von spater Hand bezeichnet ist, fir ein im Jahre 1547 von Frangois Clouet ausgefiihrtes Werk. Ich gestche frei, dass ich nach zwei in