Composition kaum gedacht werden kann. Wir haben eine ge- naue Vergleichung der Nachbildung mit einem Original- Abdruck vorgenommen und gefunden, dass die Hauptsache: Charakter der Darstellungsweise und Ausdruck der Figuren, héchst vor- irefflich und genau wiedergegeben ist. Sehr schwierige und eigne Untersucher méchten vielleicht sagen, dass hier und da, besonders bei den runden und modellirten Partien, z. B. beim Angesicht der Magd, die gréssere Feinheit und Geschwungen- heit der Linien ein wenig den modernen Stecher verrathen dirften, dass dagegen die Burg im Hinlergrunde rechts nicht ganz die Zierlichkeit und den poelischen Reiz des Originals erreiche; doch kénnen dies nur Einwiirfe schwer zu Gentigender sein, die nicht ins Gewicht fallen, wo in der Hauptsache so Tiichtiges und Befriedigendes geleistet ist. Auch gehirte das uns vorgelegene Originalblatt einer andern Abdrucksgattung an, da auf demselben die auf dem Dach des Brunnens angebrachten Wappen, welche die Copie zeigt, fehlten. Die Copie ist aus dem Institute des Hrn. J. G. Flegel in Leipzig hevorgegangen. Das Original befindet sich beschrieben in Bartsch’ Peinire gra- veur unter No, 22, so wie in Heller’s Leben von L. Cranach, 2. Aufl. Bamberg 1844. No. 22. Ein treffliches Oelbild von L. Cranach, desselben Gegensiandes, aber anders aufgefasst, Бе- findet sich im Leipziger Kunstvereins - Museum. Yon Johan Livens sind uns 4 Holzschnilte bekannt, die alle selten sind. Ein mannliches Brustbild in der effectvollen, kraftigen Manier dieses Meisters, wahrscheinlich nach Tizian, nach einem Original aus der Sammlung des Herrn Auctionator Borner in Nirnberg, ist in einer Copie aus dem Institute von Hugo Birkner in Dresden als driltes Blatt der Mappe ein- verleibt. Wir haben dieses Blatt nicht mit dem Originale ver- gleichen kénnen, finden aber durchaus die Art und Weise des Meislers darin. Dasselbe Institut lieferte die Copie des folgenden Schnittes aus der Italienischen Schule und zwar von der Hand des G. B. Coriolano. Es stellt das sehr charaktervolle Brustbild des Arzles Fortunius Licetus vor. Weigel bemerkt dazu, dass es Bartsch, welcher das Bialt unter No. 4 der Werke des Mei- sters beschreibt, unbekannt geblieben, dass das Bild zu dem Buche: De natura et de arte libri IT. Utint 1640 in # des be- riihmten Medicus gehért. Eine Vergleichung mit dem Original bestatigte uns die vollkommene Treue der Nachbildung. Das letzte Blatt enthaélt zwei Inkunabeln, Heiligenbilder, aus deutscher Schule. Zwei, namentlich fir die Liebhaber des Studiums der altesten Formschneidekunst gewiss interessante Proben. Aber auch fiir jeden anderen kunstliebenden Beschauer haben haufig dergleichen Belege frihester Kunstitbung viel Anziehendes. Sie gewéhren dem Sinnigen und Aufmerksamen jenen eigenthimlichen Genuss, den wir empfinden, wenn uns aus den unbeholfenen kindlichen Versuchen der Phantasie hier und da echt kiinstlerische Motive und die Merkmale kiinftiger freierer Entfaltung mit riihrender Einfalt entgegenspringen. Das erste Bild, der ,ungliubige Thomas“, ist nach Weigel’s Be- richt nach einem mit dem Reiber und Wasserfarben gedruckten sehr alten Heiligen- oder Wallfahrtsbilde copirt; das zweite, . ,der heilige Ambrosius*, ist nach einem mit der Presse und sewobhnlicher Buchdruckerschwarze gedruckten sehr alten Hei- ligenbilde. Sehr richtig wendet Weigel auf die Unbekanntscnhalt der alten Meister den Ausspruch Ollfried Muller’s an, den der- selbe in Bezug auf die griechischen Holzschnitzer gethan: , Sie iibten ihre Kunst in Familien und Geschlechtern nach der Weise der Vater mit schlichtem und anspruchslosem Sinne. “ Wir haben noch mitzutheilen, dass das zweite Heft, wel- ches in Kurzem erscheinen wird, unscrm jetzigen Schulzpatron, dem Hans Holbein d. J. gewidmet sein soll. Das driite wird sich mit J. De Bray, Wohlgemuth, Rembrandt, Urt Graft ес. beschafligen und das vierte den Altmeister Diirer bringen. Der Herausgeber hat die dussere Ausstattung mit derje~ nigen Soliditét und Eleganz beschaffen lassen, welche Liebe zur Sache und lebhaftes Interesse an derselben verréth, etwa wie es der mit seinen Schitzen sauber umgehende Kenner und Sammler zu ordnen und einzurichten pflegt, um behaglichen und erfreuenden Genuss daran zu haben. Wir wtinschen dem Fortgang der Arbeit ein gleiches Gelingen. Ш. и. Heituns. фегци, im Marz. Folgende Bekanntmachungen sind er- schienen: Akademische Preishewerbung fir Architekten. Die diesjahrige grosse akademische Preisbewerbung ist far Archi- tekten bestimmt. Indem die Akademie einheimische befahigte Baube- flissene, insbesondere ihre Schiller, so wie die Schiler der Kéniglichen Bau- Akademie, zur Theilnahme an dieser Konkurrenz auffordert, deren Preis in einem Stipendium von jahrlich 750 Thir. zu einer zweijahrigen Studienreise bestehen wird, macht sie den betreffenden jungen Kitnst- fern bemerklich, dass die Meldungen der Theilnehmer unter Beibrin- gung genigender Studien-Zeugnisse bis zum 31. Mdi d. J., Mittags 12 Uhr, bei dem Direklorium der Akademie der Kiinste persdnlich er- folgt sein miissen, indem die vorbereitenden Arbeiten, deren Nach- holung unméglich ist, am 2. Juni beginnen. Die Zuerkennung des Preises erfolgt am Geburisfeste Sr. Majestét des Kénigs in 6ffentlicher Sitzung der Akademie. Berlin, den 10. Marz 1851. Direktorium und Senat der Kénigl. Akademie der Kianste. Professor Herbig, Vice- Direktor. Preisbewerbung far Bildhauer um den Preis der Michael- Beer’schen Stiftung. Der zu Minchen am 22, Marz 1833 verstorbene dramatische Schrift- steller Michael Beer aus Berlin hat durch testamentarische Verfigung ein bedeutendes Kapital zu einer von des hochseligen Kénigs Majestat allergnidigst genehmigten Stiftung ausgesetzt, um unbemittelten Malern und Bildhauern jidischer Religion den Aufenthalt in Italien zur Aus- bildang in ihrer Kunst durch Gewahrung eines Stipendiums zu erleich- tern, welches dem Sieger einer jahrlichen Preisbewerbung zu Theil wird, mit deren Veranstaltung die Kénigl. Akademie der Kinste nach dem Wunsche des Stifters Allerhéchsten Orles beauftragt worden ist. Demgemass macht die Akademie hierdurch bekannt, dass die diesjahrige Concurrenz um den Michael - Beer’schen Preis far Werke der Bildhauerei bestimmt ist. Die Wahl des darzustellenden Gegenstandes iberlasst die Akademie dem eigenen Ermessen der Concurrenten, so wie sie es den- selben anheimstellt, ob sie eine Ausfiihrung in Basrelief oder in runder Figur vorziehen; nur miissen Basreliefs, um zulassig zu sein, eine Hohe yon etwa 2 Fuss zu einer Breite von etwa 4 Fuss haben, und eine runde Figur muss wenigstens 3 Fuss hoch sein. Der Termin fir die Ablieferung der zu dieser Concurrenz beslimmten Arbeiten an die Aka- demie ist der.20. Sept. d.J., und muss jede derselben mit folgenden Attesten versehen sein: 1) dass der namentlich zu bezeichnende Con- current sich zur jiidischen Religion bekennt, ein Alter von 22 Jahren erreicht hat und Zégling einer deutschen Kunst- Akademie ist; 2) dass die eingesandte Arbeit von ihm selbst erfunden und ohne Beihiilfe von ihm selbst ausgefihrt worden ist. Die Zuerkennung des Preises, be- stehend in einem Stipendium von 500 Thalern auf Ein Jahr zu einer Studienreise nach Rom, erfolgt am 15. Oktober d. J. in Gffentlicher Sitgzung der Akademie. Berlin, den 10, Marz 1851. Directorium und Senat der Kénigl. Akademie der Kinste. Professor Herbig, Vice-Director. * Вон. Der Maler Mich. Wittmer aus Bayern hat fiir die neuerbaute Kirche S. Rosa in Viterbo zwei Altarbilder gemalt, welche in dem rémischen Journal ,L’Album¢ eine sehr gtin- stige Beurtheilung von der Hand des Prof. Francesco Orioli gefunden haben. Das eine ist Maria mit dem Kind auf Wolken in der Engelsglorie, darunter die Heiligen Franz von Sales,