auch das freudige Fortschreiten der durch unginslige Verhaltnisse nur zu lange gehemmten Ausfihrung des ersten melden. Bereits das letzte- mal habe ich Ihnen angezeigt, dass Direktor Ruben mit dem Ent- wurfe der Skizzen fiir die Wandgemalde im Belvedere beschaftigt sei, und dass demnachst die Anfertigung der Cartons beginnen werde. Einer dieser Cartons, den Einzug Herzog Bretislaw’s I. mit St. Adal- berls Leiche in Prag darstellend, war eine der vorziiglichsten Zierden unserer letzten Ausstellung, und hat durch Reichthum und Adel der Komposition, Schénheit der Zeichnung und Charakteristik, Individua- lilat und Mannigfaltigkeit des Ausdrucks der Gestalten auch fremde, von den Schépfungen der neuen Kunst fast nie befriedigte Kritiker zu lautem Beifalle hingerissen. Bereits wird der Anwurf der diesem Ge- genstande gewidmeten Wandabtheilung unter der Leilung des Profes- sors Gruber besorgt, und sobald dieser vollendet ist, wird die Aus- fahrung selbst beginnen. Direklor Ruben hat sich dbrigens bei der im vorigen Jahre zu diesem Zwecke eigens unternommenen Reise von den entschiedenen Vorziigen der Stereochromie, die auch Direktor Kaulbach bei der Ausmalung des k. Museums in Berlin anwendet, liber die ihm aus praktischer Erfahrung bekannte Malerei al fresco iiberzeugt. Jene unterscheidet sich von dieser vor Allem durch ein neues, allen klimatischen Einflissen, ja selbst dem Feuer und der kinst- lichen Anwendung von Aetzstoffen, Sduren und dusserer Gewalt trotzen- des Bindemittel. Sie sichert demnach die Haltbarkeit und Unzerstér- barkeit der Wandgemalde in viel héherem Grade, als die Malweise al fresco, wahrend sie zugleich mehr Kraft und Tiefe der Farben und eine viel gréssere Ausfiihrung zulasst. Der geelrte Kistler hat sich daher im Kinverstandnisse mit dem Ausschusse fiir diese Art der Wand- malerei entschieden. Geehrte Vereinsmitglieder! Eine Zeit schwerer Prifungen, eine Zeit ernster Gefahr far die zarten Blithen des menschlichen Geistes, fir Kunst und Wissenschaft, ist tiber uns hinweggezogen! Die beiden vergangenen Jahre haben manchen andern Kunstverein seiner ‘ganz- lichen Auflésung zugefihrt oder doch nahe gebracht, manchen zu we- nigstens zeitweiliger Einstellung seiner Funktionen gendthigt. Unser Verein hat auch diese Periode der Gefahr kraftig tiberstanden, ohne seine Wirksamkeit auch nur wesentlich beschranken zu miissen. Und Каши haben die wellerschitternden Stirme ausgetobt, so entkeimt auch die Kunstliebe wieder ippig dem gelockerten, hoffentlich neu befruch- teten heimischen Boden! Wir erblicken in diesen Zeichen eine neue Gewahr fir die feste Begriindung, fiir den dauernden Bestand unseres Vereins, fiir den unaufhaltbaren Kunstaufschwung unseres Vaterlandes! Sie geben uns aber zugleich den Fingerzeig, zu welcher Ausdehnung, zu welcher wahrhaft hohen Wirksamkeit unser Verein, zu welcher frischen Blithe und Regsamkeit die heimische Kunst bei fortdauerndem Frieden und zunehmender Wohlhabigkeit sich erheben kénnte, wenn es uns gelinge, alle Krafte um uns zu vereinigen, wenn sich das ganze Volk, wenn sich wenigstens alle Gebildete mit vereinten Kraften um unsere Fahne schaarten! Ja wahrlich: Nur durch Anschluss, nur durch Zusammenwirken, nicht durch Theilung und Zersplilterung ist auch au dem. Felde der Kunst Grosses zu erzielen! Unser Vercin war schon seit einem Jahrzehend der Kunst ein Panier! In welchem Maasse wirde er es erst dann sein! Nur dem treuen Zusammenwirken aller Vereinsmitglieder ist dies hohe Ziel, diess allseitige Zusammenwirken aber wirklich erreichbar! Immer noch giebt es, so unglaublich dies auch klingt, auch in den gebildeten Klassen, auch in dieser Stadt Menschen genug, die selbst von der Existenz unseres Vereins, oder doch von seinen héhern Zwecken nichts wissen. Immer noch wird seine Wirksamkeit und hohe Wichtigkeit von vielen Seiten verkannt, missdeulet, und wir miissen es sagen — selbst angefeindet. Noch immer habe ich demnach Ursache genug, Sie Alle, werthe Vereinsmit- glieder angelegentlichst um Ihren eifrigen Beistand zur Beseitigung der uns noch entgegenstehenden Hindernisse und Missdeutungen und zu der vorzigtich hievon abhingenden allseiligen Verbreitung unseres Ver- eins zu ersuchen! Die Gesammteinnahme for das Jahr 1840—49 betragt 19681 FI. 17 Xr. Hiervon die Ausgabe . . - . © ~ > - . . 19566 - 49% - Bleibt Kassarest zur weiteren Verrechnung . . 4 - 27% - Johanna Franziska von Chantal, Bonaventura, Antonius von Pa- dua und Stanislaus Kostka in anbetender oder andichtiger Stel- lung; das andere ebenfalls Maria in der Engelsglorie, darunter die Heiligen Rosa von Viterbo, Franz von Assisi, Clara und Vicenzio Ferrero. Edumstvereme. (Schluss des Berichts tiber den Kunstverein in BOlamemn.) Mir eribrigt nur noch, Ihnen tber den Stand unseres Fonds fir Offentliche Kunstwerke uud die durch ihn herzustellenden Unterneh- mungen Bericht zu erstatten. In meinem letzten Jahresberichte habe ich Ihnen mitgetheilt, dass der, fir das erste bereits beschlossene monumentale Kunstwerk, die Ausmalung des k. Belveders mit Wandgemialden aus der vaterlandi- schen Geschichte erforderliche Aufwand von 30,000 FI. C. M. bereits vollslandig gedeckt, und schon ein Ueberschuss von 2208 Fl. 25% Xr. vorhanden war. Ueber jene 30,000 Fl. werde ich Ihnen seiner Zeit detaillirte Rechnung legen. Zu diesem Ueberschusse kommen in dem laufen- den Vereinsjahre hinzu: an Sparkassainteressen и... 146 „ fy, das Finftel der heurigen Jahresbeitrige . . . . 3291 „ — 5 der far ein zweites abnliches Unternehmen disponible Л Fond betrégt demnach mit Ende Juli . J. schon wieder. . . . . . . а = в 6645 4, 255, Bei der erfreulichen und fir die Zukunft volle Sicherheit verspre- chenden neuen Zunahme unserer Mitgliederzahl glaubte der leitende Ausschuss mit der definitiven Feststellang des zweiten dffentlichen Werkes nicht langer sdumen zu sollen. In der Ausschusssitzung vom 28. Marz 1. J. wurde der Ihnen im letzten Berichte angezeigte Vor- schlag eines Vereinsmitgliedes, die Errichtung einer Bronzestatue un- seres hochverdienten Landsmannes, F. M. Radetzky definiliv zum Be- schlusse erhoben. Der gefeierte Held selbst bedarf freilich nicht erst der Verewigung in Marmor oder Erz — der Griffel der Geschichte wird diese Aufgabe ibernehmen! Ein Land, das seine grossen Manner ehrt, ehrt sich selbst, und spornt die kommenden Generationen zu wirdiger Nacheiferung und gleich erhabenen Thaten! Der Zeitpunkt, so wie die Grosse der Ausfihrung dieses Monu- ments hangt natirlich wieder von dem rascheren oder langsameren Wachsen unseres Fonds fir Offentliche Kunstwerke ab. Wir glauben uns jedoch nicht zu tauschen, wenn wir die Erwartung aussprechen: jener Beschluss trage in sich selbst den Keim seiner Férderung. Е. М. Radetzky hat sich nicht nur um die Erhaltung der Gesammtmonarchie, er hat sich durch die Wiedereréffnung der Absatawege nach Italien, dieser Pulsadern unserer seitdem neuerblihenden heimischen Industrie, auch noch ganz speciell um Bébhmen, sein nachstes Vaterland hoch verdient gemacht! Das Bewusstsein, schon durch den blossen Beitritt aun Kunstvereine, nebst der Erlangung des Anspruchs auf einen werth- vollen Gewinn und die Jahresblatter desselben, auch zu jenem Monu- mente mitbeizutragen, diirfte uns demnach wohl manches neue Mitglied zufihren, und eben so dirften fir diesen Zweck dem 6ffentlichen Fond manche speciell dieser Unternehmung gewidmeten Beitrage zufliessen, auf deren Annabme der §. 23. unseres Verwaltungsplanes ausdricklich hinweiset. Es ist meine Pflicht, und wird meine angelegentliche Sorge sein, die in dieser Beziehung néthigen 6ffentlichen Ankindigungen und Hinladungen ungesaumt zu erlassen. Wir haben tibrigens volle Aussicht, diess Monument durch hei- mische Kiinstler zu Stande zu bringea. Heimischen Kiinstlern verdankt ja Prag bereits Ein in jeder Beziehung gelungenes Monument, den kiralich vollendeten monumentalen Brunnen am Quai, mit welchem unsere Vaterstadt sowohl was Conception als was Ausfihrung betrifft, mit dem, was andere Stidte von modernen Kunstwerken ahnlicher Art aufzuweisen vermdgen, getrost in die Schranken treten kann! Und wahrend ich mit den Einleitungen far die Zustandebringung eines zweiten Offentlichen Kunstwerkes beauftragt bin, kann ich Ihnen Verlag von Rudolph und Theodor Oswald Weigel in Leipzig. — Druck von Gebr. Unger in Berlin.