Organ der deutSchen Kunstvereine. fiir bildende Kunst und Baukunst. Unter Mitwirkung von Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Disseldorf — Schnaase in Berlin — Schulz in Dresden — F@rster in Miinchen — Eitelberger v. Edelberg in Wien redigirt von Dr. EF. Eggers in Berlin. .Л@ 13. We Montag, den 31. Marz. 1351. Die Staatsanstalt zur Erhaltung der historischen Denkmale in Oesterreich. Dic weite Ausdehnung des Kaiserreiches, dessen meiste Landerbestandtheile schon in dem frihesten Miltelalter christia~ nisirt und damit der Cultur zuganglich geworden waren, er- klart seinen quantitaliven Reichthum an historischen Denkmalen ; die Beriihrung, Kreuzung und Wechselwirkung des germani- schen, slavischen, remanischen und magyarischen Wesens, wie des besonders auf das Leiztere stark einwirkenden byzantini- schen Elementes aber begrimdet die Vermuthung, dass an den ésterreichischen Denkmalen noch ein fir die Feststellung und Lésung mancher kunstgeschichtlichen Fragen wichtiges, ent- scheidendes, ja manche bis jetzt unantastbare Annahme umwan- delndes Beweisstiick, jedenfalls aber eine Fille neuen Stoffes zu holen sei. Allein eben dieser in Zahl und Gehalt bedeutende Reichthum war eine Mitursache der Vernachlassigung der histo- rischen Denkmale. Denn da der Staat seinerseits keinerlei An- stalt traf, der fortschreitenden Zerstérung durch die Elemente und noch bei weitem mehr durch den Muthwillen und die In- differenz der Menschen irgend Einhalt 2u thun, ja bei 6ffent- lichen Bauten, wie z. B. Eisenbahnen, oder bei Restaurationen, wie z. B. des Stefansthurmes, der Augustiner-, Minoriten-, Michaeler- und anderer Kirchen in Wien, durch seine Bau- beamten das verfihrende Beispiel der Leichtfertigkeit und der Sachunkenntniss gab, so waren die historischen Denkmale bloss auf die Privatthiligkeit Einzelner oder gelehrter Vereine in Bezug auf ihre Erhaltung und Erforschung angewiesen. Allein diese Einzelbestrebungen reichten fir den Umfang der erhal- tungs- und erforschungshediirftigen Monumente bei weitem nicht aus. Eben so wenig genigte der wissenschaftliche Standpunkt, von welchem die Privatthatigkeit ausging, weil man es in den Schulen und auf den Universitaten nie der Mithe werth gehalten hatte, das Verstandniss der eigenen, nationalen, christlichen Alterihiimer zu vermitteln, sondern lieber, wenn auch schlecht, klassische, fremde, heidnische Archaologie trieb. Mithin йе] die conservirende Privatthatigkeit nothwendig dem Dilettantismus anheim, und wenn derselbe auch einmal Lobenswerthes zu Stande brachte, so griff er dafiir neunmal fehl bis zur Verstiim- melung, bis zur Zerstérung der Denkmale. Schon seit Jahren richteten sich die Blicke der Freunde und Kenner der herrli~ chen nationalen Kunstvergangenheit fragend nach oben, nach il, Jahrgang. den Vorstinden der Kegierung, nach den Landstanden, wie lange denn noch das edle Nationaleigenthum der historischen Denkmale nicht nur brach und unbenutzt darniederliegen, son- dern der Unwissenheit der Baubeamten, den Grillen des Dilet- tantismus eben so wie der Pietallosigkeit, dem Eigennutze, dem Muthwillen der stets zerstérungslustigen Menge tberantwortet bleiben 501е? Zu Anfange des Jahres 1848 gaben die Stainde Nieder-Oesterreichs Hoffnung, dass sie die Mittel zur Rettung der historischen Denkmale des Erzherzogthumes beschaffen wiir- den. Der Marz hinderte auf lange hinaus die Erfallung dieser so wie jedes ahnlichen Wunsches. Die neuen Organisationen in den verschiedenen Bereichen der Staatsbehérden traten ein. Die Patrimonialgerichte stiegen von den alten Schléssern, die sie bewohnt und dadurch erhalten hatten, herab in die Stadte und Flecken, und richteten da, wenn ein altes Bauwerk vor- handen war, sich in demselben ein, natiirlich mit mancherlei Verdnderungen und Umwandlungen desselben. Die Gemeinden verwendeten nicht weniger ihre alterthiimlichen Bauten zu den von ihrem Wirkungskreise gebotenen Lokalitaten, rissen daran nieder und bauten zu, was ihnen gut und den Maurern ein- iraglich dinkte. Der Eisenbahnbau, mit grésserem Nachdrucke als je geférdert, hedrohte Denkmale, wenn sie der geraden Linie des Ingenieurs im Wege oder nur nahe standen mit Demolirung. Der Klerus, durch die Emancipation der Kirche vom Staale, konnte um so ungehinderter seine geschmacklose Verschéne- rungslust an. den ehrwtirdigen romanischen und gothischen Kir- chen des Reiches bissen. Seit den Tagen der Klosteraufhe- bungen und klerikalen Reformen Josefs II. war eine so umfas- sende, so besorgliche Gefahr nicht wieder an die historischen Denkmale herangertickt. Die wenigen Stimmen, welche in dieser Angelegenheit laut um Abwendung des Uebels baten, waren zu schwach, um nicht tberhért, zu wenig cinflussreich, um be- achtet zu werden. Zwar hérte man von eingereichten Vor- schlaigen, zwar wurden Personen und Entwirfe zur Errichtung einer Staatsanstalt fiir dic Erhaltung der historischen Denkmale in Zeitungen der Residenz als bereits festgestellt genannt, allein nur in Folge jener verzeihlichen Voreiligkeit, die, was sie wiinscht, als geschehen annimmt; in Wirklichkeit aber fing man erst an, sich héhern Ortes damit zu beschaftigen. Der Herr Handelsminister als Chef der 6ffentlichen Bauten ergriff die Initiative. Es erschien am 17. Dez. v. J. ein Erlass an die kai- serlichen Baubeamten, der ihnen den Schutz und die Schonung der historischen Baudenkmale empfiehlt und ,umlassende Ein- 13