London eine Folge von colorirten Zeichnungen nach den Mo-
saiken in den altchristlichen Basiliken von Rom vor, welche
als Musterblatter zu einem Werk, so cr @Ъег dieselben heraus-
zugeben beabsichtigt, dienen sollen. Sie zeichneten sich so-
wohl durch die bis ins Einzelnste gehende Treue, als durch
	die Vortrefflichkeit der Ausfihrung héchst vortheilhaft aus.
(Schluss folgt.)
	Stahiradirung.
	Ist uns denn dieses schone Blatt willkommen wie ein tichtiger
Klavierauszug aus einem Orchesterwerke, der zwar den Reiz
der Farbenpracht, den die Mannichfaltigkeit der Instrumente tiber
das Original ausgegossen hat, nicht wiederaugeben im Stande
ist, dennoch durch geschickte Benutzung der beschrankteren,
monotoneren Krifte des Einzel-Instrumentes, uns die ganze
Schénheit des Vorbildes wie durch einen leisen Silberschleier
hindurch ahnen lasst.

Der Verlagshandlung miissen wir besonders Dank wissen,
dass sie fiir die Vervielfiltigung eines so trefflichen Gemaldes
gesorgt und durch die Billigkeit des Preises recht Vielen die

Anschaffung ermdgilicht hat. W. Liibke.
	ео.
	Landschaft von Lessing, gestochen вов И’. и. Ab-
бета. Disseldorf, J. Buddeus. 1 Fuss 8 Zoll breit,
1 Fuss 4 Zoll hoch. Preis: 2 Thr. 15 Ser.
	Will uns Kiner ein Werk der Dichtkunst aus fremder Sprache
lbersctzen, so muss er uns neben seiner Sprachfertigkeit die
Gewahr einer gewissen geistigen Verwandtschaft mit dem Schd-
pfer des Originals bieten, und je héher Dieser in unserer Mei-
nung steht, desto hoher werden sich auch unsre Anforderungen
an den Uebersetzer steigern, desto schwerer wird es ihm wer-
den, unsern Wiinschen zu geniigen. Aehnlich verhalt sich der
Stecher zu dem Maler, dessen Werk er nachzubilden im Be-
griff steht.

In Abbema scheinen jene Eigenschaften auf gliickliche
Weise vereint zu sein; auf dem uns vorliegenden Blatte hat er
seiner Aufgabe volles Gentige geleistet, und zwar einer Auf-
gabe, die nicht geringer Art war. Lessing ist ein wahrhafter
Poet. Seine Landschaften, so schlicht und einfach in der Com-
position, haben ein eigenthtimlich Grossartiges, ich méchte sa-
gen historisches Geprige. Er weiss der Natur ihre eindring-
lichsten Ziige abzulauschen, mag er sie in dem ahnungsvollen
Weben der , stillen, grauen Frithe* erfassen, mag er dem tief-
gewalligen Klopfen ihrer Pulse, dem Laufe ihres Herzblutes
nachspiiren, wie in gegenwartigem Bilde. Ein Stiick aus der
frischen Gebirgswildniss. Zerkliftete Felsblécke, zwischen de-
nen ein Giessbach schiumend hinabbrausst; die Schlucht hinauf
glitzert tiberall das tosende, sprudelnde Element in dem hellen
Sonnenstrahle, der milten durch die rings umgebende Nacht
der Eichen und Buchen hereinblilzt. Es ist eine jener tiefpoe-
tischen Naturscenen, wie jedes Waldgebirge sic bietet, wo Auge
und Ohr mit ihren Functionen in Eins za verschmelzen schei-
nen, wo das ununterbrochene Rauschen der Wasser uns wie
die tiefste feierlichste Stille des Naturlebens gemahnt, der
wir in siisser Selbstvergessenheit lauschen, wie dort hinter der
Klippe der ecinsame Reiher, wie hier im Vordergrunde das
breitblattrige zitterndbewegte Tussilago. Der Maler ist tiberall
der Nalur his in ihre geheimsten Tiefen nachgegangen, hat an
ihre verschlossensten Pforten geklopft, bis sie sich ihm frei-
willig und doch gezwungen aufthaten; er ist jener Mann, хоп
dem unsere sinnigen Volksmarchen erzahlen, dass er in die
inneren Werkstatten der schaffenden Allmutter gedrungen, dort
	das Weben der Blumen-Elfenwelt, das Schaffen der Flussnixen,  
	der Waldfeen, das sttrmische Treiben der kleinen feurigen
Berggeister und Kobolde geschaut habe. Der Stecher aber ist
ihm unverzagt nachgegangen auf Schritt und Tritt, und hat jede
seiner Bewegungen mit treuer Hingebung zu erfassen gewusst.
Vorziiglich ist es ihm gelungen, die compakte Einheit des Son-
nenlichtes, die siegend aus dem Waldesschalten hervorbricht,
das charakterislisch Verschiedene des Laubes der Eichen, Bu-
chen und niederen Gestrauche wiederzugeben. Was aber am
meisten Bewunderung verdient, ist die mit markigster Tiefe
verbundene Weichheit der Behandlung bei einem so ungefalligen
Materiale wie die Stahlplatte ist, da die Wirkung in der That
der eines Kupferstiches bis zur Tauschung nahe kommt. So
	 Е Berlin, im Marz. Die ,drei Heiligenbilder“ auf Lava
fir die Kirche der russischen Kolonie bei Potsdam, welche wir
in No.5 d. J. in unserem Artikel iiber enkaustische Malerei er-
	wahnten, sind nunmehr fertig. Waren sie nicht so schwer zu
transportiren und verlangten sie nicht eine vollere und straffere
Beleuchtung, als sie der lange Saal im Akademiegebaude zu
geben vermag, 50 wirden wir rathen, sie der dort eben statt-
findenden kleinen Kunstausstellung von Kolbe’s Friesgemilde
aus der Geschichte Pommern’s und von Eichen’s Zeichnungen
nach Kaulbach’s Fries im neuen Museum anzureihen, damit
auch das Publikum sich an den héchst gelungenen Arbeiten er-
freuen kénnte. Der Christuskopf ist von einem edlen, stillen
und ernsten Ausdruck in dem schénen und regelmassigen Ge-
sicht, dunkel und kraftig gehalten. Brillanter wirkt der Kopf
des Alexander Newsky mit seinem reichen Kosttim, einem mit
Edelsteinen belegten violetten Gewande, und der Christusfahne
zur Seite. Von dem entschiedensten Effect aber und besonders
lebenswahr in der Carnation ist der Kopf des Theodor von
Heraclea mit zum Himmel gerichteten Blick und der Palme in
der einen und dem Schwerdt in der andern Hand. Dieses letat--
genannte Bild, dessen zweites Gebramntwerden wir Gelegenheit
hatten zu sehen, ist in sehr kurzer Zeit vollendet worden und
bezeugt, wie vollkommen das Atelier von Kléber’s und die
Feuerwerkstatt von Mertins sich des Erfolges der enkaustischen
Malart bemachtigt haben. — Es wurde damals auch ein Kabinet-
Glasgemilde von Engelmann, eine ,Madonna mit dem Kinde“
gebrannt. Wir sahen es neulich nach der Feuertaufe und er-
innern uns nicht, seit langer Zeit ein so vollkommen gelungenes,
sauber ausgeftihrtes und, besonders in der Carnation, so lebens-
warmes Glasbild gesehen zu haben.
	Paris, im Febr. Das grosse Skulpturwerk , Christus am
Kreuz“, welches den Bildhauer Henry de Triqueti so lange
beschaftigt hat, ist nunmehr vollendet und, nach dem Urtheil
der Kunsikenner, ganz geeignet, den Ruf des ausgezeichneten
Kiinstlers noch zu erhdhen. Dic Statue ist 6} Fuss hoch und
wurde aus einem Block carrarischen Marmors von 30 K.-Fuss
gehauen. Von diesen blieben nur vier tibrig, was sich aus der
Lage der Arme leicht erklart. Der Kopf soll tiberaus schon
und zart, und die ganze Figur trefflich modellirt und voll
Wiirde und Ausdruck sein. — Die Bestimmung des Kunstwer-
kes ist, eine der zahlreichen, unter einander wenig uberein-
slimmenden Verzierungen des Grabes Napoleons zu bilden, in-
dem es @Бег dem neuen von Visconti errichteten Hochaltare,
unter welchem sich dic Gruft mit der irdischen Hille des Kai-
sers befindet, angebracht wird. — Der Baldachin, welcher die-
sen Allar iiberragt, soll von vergoldeten Sdulen gelragen wer-
den und an der Vorderseite eine von vier Engeln getragene