Au tblat. Organ der deutschen Kunstvereine, 4e1tung fir bildende Kunst und Baukunst. Unter Mitwirkung yon Ка2Лег ш Вег!п — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berln — Wiegmann in Disseldor! — Schnaase in Berlin — Schulz in Dresden — Forster in Minchen — Eitelberger v. Edelberg in Wien 185]. ‚2 16. Photographie auf Glas. redigirt von Dr. F. Begers in Berlin. sonnabend, den 19. April. kehlensaurem Kali an und reibt damit die Oberflache 5 Mi- nuten lang stark, dann mit trocknem Tripel, endlich mit reiner Baumwolle, um alle Staubchen zu entfernen. —- Nun wird in die Mitte der Riickseite eine Gutta-Percha—Kugel als Handhabe befestigt, das praparirte und durch eine reine Leinwand ge- seihete Eiweiss wird mitten auf die gereinigte Seite der Glas- tafel gebracht, man Jasst es umherlaufen, bis die Oberflache ganz bedeckt ist, lasst es auch in die vier Ecken laufen, ent- fernt aber nachher jede Erhéhung, die sich dort etwa gebildet hat. Man macht dic Gulta-Percha-Handhabe los und legt die Glastafel auf eine andere durch eine Wasserwaage geebnete Glasplatte an einen vollkommen staubfreien und miassig warmen Ort. Dieses mit Eiweiss und Jod praparirte Glas lasst sich be- Перс lange aufbewahren und kann bei Tageslicht gemacht werden. — Geht man nun an die Ausfithrung, welches nur bei gelbem Lichte geschehen kann, so lése man SQ Gran salpeter- saures Silberoxyd in 1 Unze destillirlen Wassers und 120 Gran concentrirler Essigséure, giesse diese ganze Auflisung in ein Waschbecken oder eine flache Porzellan-Schiissel, ein wenig grésser, als dic Glastafel, sclze das eine Ende der praparirten Glastafel in die Auflésung; mit einer Federpose unterstiitat man das obere Ende derselben und lasst sie dann plotzlich in dic Auflésung fallen, indem man sie etwa 10 Sekunden auf- und niederhebl; dann nimmt man sie heraus und legt sie mit der Vorderseite nach oben in eine halb mit destillirtem Wasser gefiillle Schissel; man lasse das Wasser zweimal tiber die Oberfliche gehen, nehme die Giasplalte heraus und stelle sie mum Trocknen auf; nun ist sie fiir die Camera fertig und er- halt sich in diesem Zustande 10 Tage, natirlich im Dunkeln und an cinem massig warmen und trocknen Ort. — Die Auf- lésung kann in eine Flasche von griinem Glase gethan und auf’s Neue gebraucht werden, nur muss man dann und wann einige Tropfen Essigsiure hinzuftigen und sie im Dunkeln aufbewah- ren. Die Exposition in der Camera zwischen 4 und 10 Mi- nulen, je nach der Lichizustromung und der Oeffnung der Linse. — Nun zur Hervorrufung des Bildes. Man legt das Glas, die Vorderseite nach oben, auf eine Unterlage mit Stellschrauben, um es waagerccht zu machen, giesst eine concentrirte Aufl6- sung von Gallusséure iber die Oberflache; das Bild wird 2wi- schen 4 und 2 Stunden herauskommen. Es ist am besten eine geringe Hitzc anzuwenden, nicht mehr als 10° F. iber die Tem- peratur des Zimmers, wenn dasselbe 60° hat. Sollle das Bild noch schwach sein, so giesse man die Gallussdure ab, wasche 16 Kine neue Vervollkommnung auf dem Gebiete der Licht- bilderverfertigung, dic cin Franzose, Hr. Mayell, nach Eng- land hintiber gebracht het, besteht darin, photographische Ne- galiy-Bilder auf Glas hervorzubringen und diese dann, vermit- ielst einer Linse in vergréssertem Maassstabe auf Papier zu libertragen. Die von Hrn. Mayell mitgebrachten Proben werden in Hyde-Park mit zur Ausstellung kommen, sein Verfahren aber hat er, auf alle Patentirung verzichtend, im ,, Athendum “ veréffentlicht. Wir theilen es weiter unten mit. Der Werth dieses Verfahrens wird erhdht durch die Még- lichkeit das Bild zu vergréssern, so dass ein Reisender seine aufzunehmenden negativen Bilder in so kleinen und bequemen Dimensionen machen kann, wie er will. Ausserdem sollen die auf diesem Wege erzeugten Typen cine ganz besondere Klar- heit und Scharfe in den Umrissen architektonischer Gegenslande zeigen. Eine Ansicht des Porticos der Madeleine in Paris, von der Rue Royale aus gesehen, wird als ganz ausserordentlich in seinen, durch ein Vergrésserungsglas gepriiften, Details be- schrieben, die Basreliefs des Gibelfeldes, der Fries, die Capi- telle, die Inschriften, Alles ist bis in’s Kleinste genau wieder- gegeben. Die Pforte St. Denis ist ein anderes Beispiel getreuer Abspiegelung selbst bis zu den geringfigigsten Punkten an der Inschrift ,,Liberté, Egalité, Fraternité“. Besonders anziehend durch vielfache Entwickelung von Einzelheiten soll eine An- sicht des Zeughauses sein. Der Vordergrund mit seinen auf- gethiirmten Kugeln, Kanonen-Laffeten und der dabei thatigen Mannschaft sei gerade geeignet gewesen, die Treue dieses em- plindlichen Mediums zu bestitigen. Die Verfahrungsart, um negative Bilder auf Glas zu gewinnen, ist folgende: Man nimmt zuerst das Weisse von einem frischen Ei und schlagt es mit 10 Tropfen einer gesilligten Auflésung von Jod- kalium, lasst es dann 6 Slunden an cinem staubfreien, massig warmen Ort (etwa 60° F.) stehen. — Dann nimmt man ein Stick Spiegelglas, 8 zu 6 Zoll gross, mil abgerundeten Kanten und reinigt es, indem man beide Seiten mittelst cines Sticks Baum- wolle mit concentrirter Salpetersiure reibt, dann wiischt man es mit Wasser gut ab und trocknet es. Was nun die Rickseite werden soll, bezeichnet man mit einer Oblate, bestreut dic Vor- derseite mit einer massigen Quantilat von feinem Tripel, feuchtet diesen mit einigen Tropfen einer concentrirten Auflésung von IL Jahreang.