schein und langem Haar, in einem weitfaltigen Talar, welcher
die Fiisse ganzlich bedeckt. Die Rechte ist zum Segnen er-
hoben und in der Linken halt Christus einen mit dem Kreuze
versehenen Reichsapfel. Auf dem, mit einem gleichen Reichs-
apfel und am Rande dreimal mit ifj@ verzierten Baldachin, sind
die Passions -Instrumente, wie Nagel, Lanze, Leiter etc. dar-
gestelli. Ап beiden Seiten des Thronsessels sind cinfache Ge~
lander, gleichsam Barriéren, angebracht, hinter denen jedesmal
ein Engel steht. Links neben dem Baldachin schweben aber-
mals zwei und Rechts ein Engel, deren nackte Beine mit Fe-
dern bedeckt sind. Der Untere links tragt ein Spruchband mit
der Inschrift: gia (gloria) patri, der obere ein gleiches mit:
et filic und Der rechts eines mit: et gpivitui gancta. Auf der
linken Seite des Blattes, nahe am Rande, befindet sich ein senk-
recht herabfallendes Spruchband mit der zweizeiligen Inschrift:

Aube seuenbe baghe ragte got ban alle tuerck bat hi ahe-

maeckt hat en gekenebibe hem en feflich maeckbent

Unten in der Mitte des mit viereckigen Platten belegten Fuss-—
bodens, ebenfalls nahe am Plaltenrand, steht auf einer Tafel
die zweizeilige Inschrift:

HAentina bie requietit feng ab omi apere quot patraret

ganct (ificavit!) eunt et Genebipit eihem .1. yenesij .1.

Der Abdruck ist auf mittelstarkes, nicht glattes Papier ge-
macht. Das Papierzeichen besteht in einem Schilde, tiber wel-
chem der obere Theil eines Bischofstabes sichtbar ist. In dem,
mit keiner heraldischen Figur versehenen Schilde, erblickt man
ein aus vier oder fiinf Buchslaben bestehendes Wort, von wel-
chen jedoch leider nur ein t in der Mitte zu erkennen ist.
Vielleicht ist hier ein Ortsnamen oder jener der Papierfabrik
angegeben.

Die Stichart besteht in kurzen, engen Strichelungen, welche
blos von wenigen tieferen Schattenstellen verworren gekreuzt
sind. Diese Schattenstellen haben mitunter das Anschen, als
ob sie in Schwarzkunst schwach tberarbeitet waren, was je-
doch nur durch die feine, enge und nicht besonders scharfe
Schraffirung hervorgebracht ist.

Der blasse Abdruck scheint mit dem Reiber gemacht zu
sein. Zeichnung und Composition tragen offenbar den Eyck-
schen Schulcharakter und der Dialekt auf dem Spruchbande
weist nach den Niederlanden, nicht Holland hin.

Dieser Stich wurde, wie jener ahnliche mit der Darstel-
lung des В. Hieronymus, im Besitze des Stadel’schen Instituts
gu Frankfurt?), ebenfalls in einem Druckwerke eingeklebt, in
Wirzburg gefunden. Derselbe gehdrt offenbar zu jener Folge
der sieben Schépfungstage, von welcher sich der finfte Tag,
mit der Erschaffung der Thiere und Vogel, im Besitze der k.
Kupferstichsammlung zu Berlin und ein anderer, den zweiten
Tag darstellend, im Kupferstichkabinet zu Dresden befindet und
von Heinecken in den neuen Nachrichten von Kiinstlern und
Kunstsachen, 8. 297 No. 3, beschrieben ist.

Die Héhe des Stichs betragt 8 Zoll 7 Linien, die Breite
6 Zoll 9 Linien (pied du Roi); mithin ist die Grésse bis auf
eine Linie in der Héhe und Breite dem Berliner Blatt cntspre-
chend, indem dies 8 Zoll 8 Linien und 6 Zoll 10 Linien misst.
Diese unbedeutende Differenz mag entweder urspriinglich vor-
handen gewesen, oder vielleicht durch das Aufkleben in den
Buchdeckel, in Folge der Spannung des Papiers, erzeugt wor-
den sein. ©. Becher.
	1) Das Eingeklammerte ist ausgerissen.
2) Deutsches Kunstblatt 1850. No. 22. S, 173.
	hat einen Blick von Blei!* Auch das Pferd ist nicht ganz ge-
lungen, und die Farbung ist kalt und unharmonisch.

Fr. Winterhalter, der Meister dieser Kunstgattung, hat
seit 3 Jahren in Paris nichts mehr ausgestellt. Dagegen sind:
Dubufe, Vater und Sohn, mit ihrer glatten Manier, von kalter
Eleganz; Alexis Pérignon, einer der belieblesten Portrat-
maler der vornehmen Welt; J. B. Guignet, mit seiner harten
Ausfiihrung und seinem rothglithenden Colorit; J. Court, diese
gefallene Grésse, der auf cine ungeheure Flache, im Styl der
officiellen Portrats des Kaiserreichs, in kalter unerfreulicher
Farbung und sentimentaler (1) Auffassung, ,,M. Dupin die Kam-
mer prasidirend*‘ vorgestellt hat; Henry Scheffer, der bei
allem Verdienst der gewissenhaften Zeichnung unleidlich wird
durch seine saftlose Farbung in schiefergrauem Ton; L. G. Ri-
card endlich, der héchst ungleich, bald durch originelle Auf-
fassung und treffliche Behandlung anzieht, bald durch Ober-
flachlichkeit abstésst, und andere schon genannte in fortwah-
render Thatigkeit. Die Zahl der Portrats ist, wie immer, auch
dieses Jahr, Legion. Wie aber tiberhaupt in keiner Kunst-
gatlung ein durchaus geiungenes Werk schwerer zu finden ist,
—— wie auffallend dies auch klingen mag, — als im Portratfach,
so sind auch hier der ganz befriedigenden Bildnisse nur we~-
nige, und das Vortrefflichste was hierin geleistet worden ist,
gehért solchen Kinstlern an, die bisher die 6ffentliche Auf-
merksamkeit wenig erregt halten, und die sich somit in der
Gunst des Publikums erst zu befestigen haben. Zu diesen rechne
ich besonders L. S. Faivre Dufer und Charles Chaplin.
Diese beiden Kiinstler haben, jeder in seiner Art, Ausgezeich-
netes geleistet, der Erstere in der treuen schlichten Auffassung
der Wahrheit, der strengen und geschmackvollen Zeichnung;
der Letztere in der harmonischen Farbung, in der breiten und
weichen Behandlung, in der Wahrheit seiner Fleischténe und
in der Sicherheit, mit der die Form in festen Ziigen auf die
Leinwand geschrieben ist. Das sitzende Frauenbildniss beson-
ders erinnert in der Harmonie von Grau, Schwarz und Blass-
roth an Velasquez. Dagegen scheint Faivre sich Raphael in
seinen Portrals zum Muster genommen zu haben. Als das
trefflichste unter den neun Bildnissen dieses Kiinstlers betrachte
ich unbedingt das in Pastell gezeichnete Képfchen eines zwdlf~
bis dreizehnjahrigen Madchens, vom Profil gesehen. Keine Be~
schreibung kann: cinen Begriff geben von dem reinen und edeln
Naturgefiihl, mit dem der Kiinstler dieses anspruchslose Kopf-
chen wiedergegeben hat, von der Bestimmtheit der Zeichnung,
von der Feinheit der Modellirung, ohne Trockenheit. Mich
	uberkommt eine Rihrung, so oft ich dieses Bildchen sehe.
(Fortsetzung folgt.)
	Der Kupferstecher der Schépfungstage.
	Nachdem bereits zwei grimdliche Kenner, die Herren 8 otz-
mann und Passavant, in den Blattern No. 10—13 und 22
des vorigjahrigen Kunstblattes, ausserst schitzenswerthe Bei-
trage zur Kunde dieses Stechers gegeben haben, welchen Du-
chesne ) ,,mattre aux banderoles“ zu nennen fiir gut befunden
hat, theile ich hier die Beschreibung cines bisher ganzlich un-
bekamnten, in einer Privatsammlung zu Wiirzburg befindlichen
Kupferstichs dieses Meisters mit.

Auf einem gothischen, mit vier Spitzsaulen (Fialen) ver-
zierten Thronsessel, unter einem Baldachin, dessen beide lang
herabhangende Vorhange zuriickgeschlagen und an jeder Seite
von einem Engel gehalten werden, sitzt Christus, mit Heiligen-
	1) Voyage d’um Iconophile. Paris 1334. p. 188. 222 et 377.