sich, ausser den Ruderern, noch ein musicirender Pfeifer und Trommler befindet, steht ein Anderer in ahnlicher Haltung, und wie jener einen jedoch cinfachen Stab haltend. Sowohl der Eine wie der Andere ist mit Stricken’) am Boote befestigt, und Beide tragen, tiber den Schultern hingende, grosse, mit Luft gefillte Blasen(?), was vermuthen lasst, dass wir es hier mit der Darstellung eines sogenannten Schifferstechen zu thun ha- ben, wie solches in jener Zeit haufig auf besondere Veranlas- sung Einzelner veranstaltet wurde. Eine ansehnliche Schaar von Zuschauern hat sich auf dem gegeniiber liegenden Werft versammelt und die dort mit der Arbeit beschafligten Walker thun nicht minder manchen verstohlenen Blick heriiber. Den Vordergrund des Ganzen bildet das Oertchen Deutz, welches durch die wiederholten, meist kriegerischen Zersto- rungen, denen es bis in die spatesten Zeiten ausgesetzt gewe- sen war, zu Кешег besonderen Blithe gelangen konnte. So erscheint es denn auch hier diirftig und mehr einem Dorfe ahn- lich, aus dem sich jedoch der erst um 1583 zerstérte feste Thurm von St. Heriberts Minster noch stolz erhebt. Nicht weit davon, tiber dem unteren Rande des sechsten Blattes, befindet sich das bekannte Monogramm des Zeichners. — So weit der Plan, von dem die Copie des Hrn. Elkan uns vorliegt. Was nun die Ausfiihrung dieses Werkes betrifft, so verdient der Fleiss, mit welchem der Zeichner Aloys We- ber in KélIn seine gewiss schwierige Aufgabe gelést hat, die aufmunterndste Anerkennung. Dennoch kénnen wir nicht umhin, auf eine gewisse Sorglosigkeit, mit welcher Einzelnes copirt ist, aufmerksam zu machen, und zeigt sich diese, bei einem nur oberflachlichen Vergleiche mit dem Originalwerke?), be- sonders auffallend bei der Staffage, die auf der Copie nicht nur bei weitem weniger lebendig dargestellt ist als dort, viel- mehr einige Figuren mit grosser Freiheit nachgezeichnet sind — mehrere andere aber ganz fehlen. Durch derartige Unge- nauigkeiten, die bei einer naheren Betrachtung auch in den Schraffirungen, wie iiberhaupt in einer weniger strengen Cha- rakteristik, zB. des Baumschlages, so wie bei anderen, nicht unerheblichen Details zum Vorschein kommen, verliert die Co- pie fir den engeren Kreis der Kenner und Forscher, denen es einzig um ein strenges, bis in das Kleinste getreu durchgefiihrtes Facsimile des Originals zu thun ist, an speciellem Interesse, indem sie diesen nur als eine ungenau behandeltc Nachbildung — als ein fehlerhaft abgeschriebenes Dokument — erscheinen muss. Dabei diirfen wir jedoch nicht vergessen, dass die Un- vollstindigkeit des KélIner Exemplars den Herausgeber der Co- pie néthigte, mehrere Blatter nach Durchzeichnungen anfertigen zu lassen, worin vielleicht fir einige der beriihrten Mangel eine Entschuldigung liegen kann. Sehen wir jedoch von jener weniger genauen Darstellung ab, was ohnehin ftir den Laien von geringerer Wichtigkeit ist, indem sie den eigentlichen In- halt der Sache nicht wesentlich beeintrichtigen kann, so bleibt stets ein Unternehmen dankenswerth und Viclen erfreu- lich, durch welches ein bisher gewissermaassen vergraben gc- wesener Schatz an das Licht gezogen und zu einem Gemeingut erhoben wird. Von diesem Standpunkte aus beurtheilt, scheint diese Copie immerhin eine gelungene Arbeit, die wir stets mit grossem Vergniigen und wahrhaftem Interesse betrachten werden. Die tbrige Ausstattung des Werkes entspricht in ihrer Einfachheit vollkommen dem Zwecke, dasselbe entweder als besondere Zimmerzierde auf einen Rahmen spannen oder in Kartenform zusammenpassend auf Leinwand aufziehen zu lassen, 1) Auf der Copie fehlen die Stricke an der rechis эевеп4ет №81г. 2) Bekanntlich befinden sich auf dem hiesigen konig!. Kupferstichkabinet zwei ausgezeichnet gut erhaltene Exemplare dieses Holzschnittes. holzsehnitt. Prospekt der Stadt Kéln am Rhein im sechszehn- ten Jahrhundert; in neun Blittern nach dem be- rithmten Originalholzschnitt des Anton von Worms aus dem Jahre 1531 in gleicher Grasse getreu wieder- gegeben von D. Levi Elkan. — Koln 1851. Com- missions- Verlag von J. M. Heberle (H. Lemperts), gr. Fol. Preis 6 Thir. (Schluss. ) Betrachten wir nun den unteren Theil des Blattes, so tritt uns hier, in der oft héchst lebendig durchgefiihrten Staffage, das vielbewegle stadtische Leben und Treiben in seinen man- nigfachsten Beziehungen entgegen. Der ausgebreitete Handel und die damit verbundene Gewerbthatigkeit dieser grosse Pflanz- stadt spricht sich hier in lebendiger und frappanter Weise aus. Das zum Theil mit hélzernen oder mit massiv gemauerten Krah- nen und anderen fir die Schifffahrt néthigen Einrichtungen reich ausgestaltete Ufer ist der Schauplatz regsamer Thatigkeit. Ne- hen den miissig Umhergehenden, auch im Gesprach beisam- menstchenden oder silzenden Gruppen, so wie neben den vor- nehmen Reilern mit ihren Hunden zur Seite, fehlt es nicht an cifrig beschaftigten Arbeitern, die theils auf den Schiffen, theils auf dem Werft zerstreut ihr Handwerk ausiiben. Hier werden schwerbeladene Kahne von Zugpferden, dort von Menschen mih- sam stromaufwarts gezogen. Hin und wieder halten Karrner mit ihren, noch jetzt dort gebrduchlichen zweiridrigen Wagen, wieder andere sind beschaftigt, Waaren u. s. w. auf- oder ab- zuladen. Verkéuferinnen, die leeren Kérbe tber dem Kopf ge- stiilpt, Wascherinnen, am Ufer mit Trocknen und Schlagen der Wasche beschaftigt, Bétticher, Steinmetze u. s. w., Alles zeugt von einem frischen und thatigen Leben. Auf der, von der Dreikénigspforte bis zur Holamarktpforte sich erstreckenden Insel erblicken wir einen Schiffszimmerplatz ; hier werden theils schadhafte Bote ausgebessert, theils neue Fahrzeuge geferligt, hier wird Wasche gebleicht, eine grosse Wassermiihle von vielen dabei thatigen Personen an das Land gezogen, und unbekiimmert um das rihrige Treiben nehmen Rinder und Schaafe in stiller Zufriedenheit hier ihre, vielleicht diirren Weideplitze in Anspruch. — Nicht minder belebt ist der Strom. Ausser der grossen Йа verschieden gestalteter Schiffe, welche grossenthcils nahe am Werft vor Anker liegen, oder sich mit Anstrengung der Ruderer stromaufwirts fortarbeiten, tragt derselbe wohlbesetzte Fahren und grosse, an einander be- fesligte Wassermiihlen. Was uns hier zuerst auffallt, ist die fremdartige Bauart einiger Schiffe, deren Hintertheil ausserge- wohnlich hoch und bauchigt gekriimmt ist, wahrend das an der einen Seite daselbst angebrachte Ruder von einer Winde und am vorderen Ende cin anderes von mehreren Menschen regiert wird!), Ein an den Langseiten mit Wappenschilden verziertes und mit Zeltstangen versehenes Fahrzeug, das vor Anker liegt, scheint mehr zu Lustfahrten bestimmt gewesen zu sein. Besondere Aufmerksamkeit verdienen noch zwei gegen ein- ander rudernde kleine Béte, welche sich auf dem vorletzten Blatle, ctwa in der Mitte des Stromes befinden. Auf dem einen Ende des zur Rechten schwimmenden Fahrzeuges steht ein mit langem, kreuzihnlichem Stabe bewaffneter Mann. Diesem ent- gegen auf dem anderen Ende des zweiten Botes, in welchem 1) Diese Form unterscheidet die einst gebrdéuchliche Construction der oberlandischen Schiffe von der niederlandischer Fahrzeuge, die der jetzigen Bauart ahulich und auch auf dem Prospect vorkommen (s. obige Schrift S. 39).