einem guten Beispiele vorangeht und tuchtig spendet. Fromme Wiinsche und Worte bauen nicht — es handelt sich um die Thaler. In Kéln ist der Sinn fiir das grossartige Werk nicht erkaltet, aber die letzten Jahre sind eben nicht wohlstandfér- dernd gewesen, so dass Viele jetzt mehr denn je an das eigentlich Nothwendige denken miissen. In der Dombauhitte soll jetzt eine eigne Werkstatte fiir die Schmuckbildnerei, Stand- bilder und kleineren Figuren fiir die fertigen Theile angelegt werden und, wie es heisst, unter der Leitung des Bildhauers Mohr, eines Rheinlanders, der durch mehrere fiir den Dom gelieferte Arbeiten, namentlich die Statuetten am Grabe Con- rad’s von Hochstaden, seine Tiichtigkeit in solchen Arbeiten bewahrt hat. — Unter hier lebenden Portraitmalern hat Louis Krevel, dessen Bilder sich durch feine Aehnlichkeit. und na- turwahre Farbenfrische besonders auszeichnen, die meisten Be- stcllungen, da seine Bilder allgemein geschatzt sind, und das mit Recht. Sehr fleissig ist der Graf Kalkreuth als Land- schafter und liefert immer Gediegeneres. In allen seinen Bil- dern herrscht eine elegische Stimmung; sie sprechen an durch eine tiefgefiihlte Auffassung der Natur, durch zarten Farbensinn und durch harmonische Durehfihrung, der alle moderne Effekt- hascherei fremd. Cc Bruffel, im Marz. Endlich werden wir auch ein mo- numentales Kunstwerk der Malerei erhalten. Prof. van Hycken hat im October vor. Jahres vom Ministerium den Auftrag er- halten, in der Kirche la Chapelle de notre Dame drei grosse Fresken auszufithren. Die Cartons, unter denen die Krénung Mariaé, mit den Hauplepochen ihres Lebens, als Schmuck des Triumphbogens, der gelungenste, sind schon vollendet und in zwei Jahren hofft der Maler, dcr in Italien und Deutschland die Frescomalerei studirt hat, mit der ganzen Arbeit fertig zu sein. Wir dirfen Tiichtiges erwarten, denn van Eycken’s Kunstrichtung ist eine sinnige, die von der Ueberzeugung durch- drungen ist, dass die Kunst ihr Heil nicht in der Sinnlichkeit finden kann. Bei ihm ist wahrhaft religidses Empfinden die Quelle seiner Schépfungen. W. unfterdanmt, im Febr. Man ist gegenwartig damit be- schaftigt, den freien Platz, wo friher die alte Bérse stand (am Rokin) und der bereits gepflastert und mit einer niedrigen Schutzmauer unigeben war, vollends abzutragen, weil die alten Fundamente sich fortwihrend senkten. Auf diese Art wird der Platz, den man bereits Rembrandt’s—Platz nannte, weil er fiir das Monument bestimmt war, welches die Kiinstler Hollands dem Rembrandt errichten wollen, fiir immer verschwinden und den Wellen der Amstel preisgegeben werden. Es war ein sin- niger Gedanke, dort den Rembrandt, den Kunstheros des Lan- des, hinzustellen, wo Jahrhunderte hindurch der Damon des Geldes gewaltet, gleichsam um Zeugniss abzulegen, wie aller materielle Mammon, alles aufgestapelte Gold so gar spurlos verschwindet, wenn es nicht zugleich dazu verwendet wurde, das Genie zu ehren und seiner zu pflegen, dessen Werke das Gemeine tiberdauern und welches den Ruhm einer Nation zu fernen Jahrhunderten zu tragen allein im Stande ist. Welchen Offentlichen Platz der Hauptstadt man jetzt mit der Statue, die tibrigens noch nicht fertig ist, zu zieren gesonnen, habe ich bis jetzt noch nicht in Erfahrung gebracht. Ueberhaupt waltet ein eigner Unstern iiber den 6ffentlichen Kunstdenkmalen — die Gebéude vor allen mitgerechnet — na- mentlich der Hauptstadt, und es stossen dem unbefangenen Be- obachter seltsame und kaum glaubliche Missstande und Miss— griffe auf, die jedem Freunde, nicht allein der Kunst, sondern der hollandischen Nation tief zu Herzen gehen miissen, einer und hiernach bedurfte es keiner, den Preis unntttz erhohenden eleganten Aussenseite. Der den Blattern gegebene gelbliche Ton ist der Sache um so angemessener, als er nicht nur die auf weissem Papier leicht entstehenden Harten der Federzeich- nung mildert, sondern auch in etwas die den alteren Werken oft eigenthtimliche Farbe des an und fir sich gelblichen und durch die Zeit nachgegelbten Papiers nachahmt. — Als nicht uninteressante Beigabe ist cin auf einem besonderen Blatte ab- gedruckter Auszug aus dem seltencn Werke: ,,Mathias Quad, deutscher Nation Herrlichkeit. Kéln 1609“, welcher eine Be- schreibung der Stadt enthalt, zu betrachten. Wiinschenswerth wiirde es vielleicht Manchem gewesen sein, wenn ausser dieser Beschreibung auch jene den Original- ausgaben angehangten gleichzeitigen Schriftstiicke, denen noch kleine Portraits Karls V und Ferdinands 1, wie auch mehrere Wappen in Holzschnitt vorgedruckt sind ), beigegeben waren, da dieselben ausser der an obige Herrscher gerichteten Dedika- tion des Werkes, einige auf die Stadt beziigliche Bemerkungen enthalten und wir aus ihnen sowohl den Namen des urspriing- lichen Verlegers, wie auch das Jahr der Entstehung des Wer- kes erfahren. H. Weiss. Meune. ‘% Serlt, im April. Der Bildhauer Afinger hat das Modell zu einer 2 Fuss hohen Statue der beriihmten Schauspie- lerin ,Rachel* fast vollendet. Er wird dieselbe im Auftrage des Kinigs in Marmor ausfithren, Ein faltenreiches, griechisches Costiim umfliesst die Gestalt der Darstellerin der Andromache. Ihr bediademtes Haupt ist sinnend vorgeneigt und wird am Kinn von dem Zeigefinger der Rechten beriihrt, welche mit dem Ellenbogen in der linken, unterstiiizenden Hand ruht. Die Bie- gung des Halses, der Adel der ganzen Figur und ihrer Haltung, welche durch das Gewand hindurch erkennbar ist, kurz die ganze Anlage muss héchst gelungen genannt werden und tiber- irifft bei weitem cine kleinere franzésische Statuette, welche von der Rachel existirt. — Eine andere sehr ansprechende Skizze, , Johannes den Taufer* darstellend, war so eben fertig geworden. Dieselbe ist bestimmt, 10 Fuss hoch in Sandstein fiir die Balustrade der hiesigen Schlosskuppel ausgefiihrt zu werden. Ebenfalls im Auftrage des Kénigs hat der Bildhauer Stir~- mer die 4 Fuss hohe, hdchst sorgfaltig gearbeitete Gypsskizze von Konig Friedrich I. vollendet. Der Herrscher erscheint im prachtvollen Krénungsornat mit dem reich gestickten Koénigs- mantel dariiber, das Scepter in der Rechten, die Linke auf die zur Seite liegende Kénigskrone gestiiizt, dic er zuerst in Preussen trug. Die ganze Figur ist mit grosser historischer Treue durch- gefihrt. — Fur die Erziehungsanstalt in Rastenburg modellirte der Kiinsiler eben das in Gyps auszufiihrende kolossale Brust- bild des Herzogs Albrecht, welcher der Stifter jener Anstalt war. * Жо. In dem Kunstleben der Rhein~ Metropole herrscht keine besondere Rihrigkeit. Der Dombau schreitet langsam, aber mit gewissenhafter Gediegenheit voran, und der Baumeister hat sich dahin ausgesprochen, dass er das Langhaus in drei Jahren ohne Strebewerk vollenden kann, wenn er jahrlich tiber 100,000 Thlr. zu verfiigen habe. Woher diese schaffen? Eine Méglichkeit wire da, wenn die katholische Geistlichkeit, die im Verhaltnisse bis jetzt wenig fiir das hohe Werk gethan hat, mit 1) Auch umgiebt das Ganze, mit Ausnahme des oberen Randes, eine schmale, mit Arabesken verzierte Einfassung.