seines Charakters, einen unermesslichen Einfluss auf die Hebung
der Architektur in ganz Oesterreich und weiterhin hatte ge-
winnen miissen: da raffte ihn am 2. Mai 1849, in noch nicht
vollendetem 27. Lebensjahrel, der Tod hinweg. Die Kunst hat
an ihm einen Jiinger verloren, von dessen schénem Talente und
reicher Begabung sie unstreitig eine hohe Férderung zu er-
warten berechtigt war. Denn das scheint, nach Allem was wir
vernehmen, klar, dass Miller eine von den seltnen Naturen war,
denen das Hergebrachte nicht mehr gentigte, die, des blossen
Eclecticismus mtide, nach schépferischem Streben, nach neuen
Formen und Gestaltungen diirsten, und denen zugleich jene
liefe, nachhaltige Begeistrung des Genius verliehen ist, welche
mit Muth und Geist losgelést von eingeimpflen an’s Vorurtheil
streifenden Vorausseizungen, aber ausgehend von den Grund-
bedingungen alles acht kiinstlerischen Schaffens, zur Entdeckung
der terra incognita am besten angethan ist. Jeder so geartete
Genius, der zu friih seinem Wirkungskreise entrissen wird, ist
ein doppelter Verlust fiir die Kunst, denn wo es an solchen
Geistern gebricht, da wird man vergebens selbst hichsten Ortes
	cine neue Kunstrichtung, einen neuen Baustyl decretiren.
W. Lithhke.
	деи 2.
	rechten Anforderung, bei der Anfertigung des beregten Ver-
zeichnisses, keinesweges Gentige geschehen, da ein grosser
Theil der Angaben desselben nur geeignet ist, die Kunstfreunde
irre zu fihren. So haben sich z. B. die Andeutungen: ,,Epreuve
magnifique, épr. superbe, tres belle épr. ete.“ bei den Werken
alterer Meister in der Wirklichkeit zum grossen Theil als neue,
gelarbte Abdriicke aus dem Verlage der Veuve Jean a Paris,
oder als stark verschnittene, defecte, restaurirte und tiberzeich-
nete Exemplare erwiesen, welche Irrthiimer bei etwas mehr
Aufmerksamkeit wohl zu vermeiden gewesen waren.

Dass aber eine bedeutende Anzahl von Hauptblattern, wie
Mehrere von M. A. Raimondi, das Kornfeld von Ruysdael,
die Versuchung des h. Antonius von Schongauer, das Ge~
fecht von Verschuring u. A. m. statt Originale, Copieen
waren; dass statt des im Catalog angegebenen ersten Ab-
druckes von Berghem’s Radirung No.1, sich ein gewdéhnli-
cher neuer Abdruck der retuschirten Platte; dass statt des be-
schriebenen ersten Abdrucks vor aller Adresse des schénen
Blattes von Livens No. 56, sich ein moderner, ganz schlechter
Abdruck mit abgeschnittener Adresse und so manches andere
Unrichtige ergab, halten wir von dem Verfasser des Catalogs,
der sich als ,,Kzpert juré* legitimirt, nicht zu erwarten uns
berechtigt gehalten.

Viele der zahlreich anwesenden Kunstfreunde sind daher
auch mit sehr geringer Ausbeute ftir ihre Sammlungen heimge-
kehrt; noch mehr aber diirften diejenigen Committenten zu be-
bedauern sein, die, im Vertrauen auf den Catalog, hohe Auf-
trige gestellt und fir bedeutende, durch Selbstiiberbieten hin-
aufgetriebene Erstehungspreise unerfreuliche Acquisitionen ge-
macht haben.  

Im Aligemeinen war die Versleigerung sehr belebt, und
fir Alles, das nur irgend billigen Anforderungen entsprach,
wurden angemessene Betrige, fiir seltene oder sonst ausge-
zeichnete Blatter aber hohe Preise gezahlt. So z. B. gingen:
Der h. Jakob von Bocholt fir 503 Fl. — Direr, die Passion
fir 108 Fl., die Jungfrau am Thor fir 481 FI., die grosse For-
tuna fiir 50 Fl., Ritter, Tod und Teufel fir 54 FI. — Is. van
Mecken, die Blatter aus der Passion, einzeln 4 24—30 Fl.,
das Kinderbad fir 403 Fl. — Schongauer, die Kreuztragung
(malt und stark beschadigt) fiir 51 Fl. — Zasinger, die Um-
armung fir 30 Fl. — Breenberg, die kleinen italienischen
Landschaften aus der Folge B. 1—17, einzeln 2 13—-16 FI., die
Satyrn fiir 26 Fl. — J. Hackaert, die Folge von 6 Blattern
Landschaften fir 61 Fl.— L. v. Leyden, das grosse Kece homo
fir 97 Fl. — H. Naiwjnks, die Folge B. 1—8 fir 49 Fl. —
Rembrandt, die Landschaft mit den drei Baumen fir 1091 FL,
die Landschaft B. 213 fiir 39 Fl., die Landschaft B. 224 fiir
36 Fl, die Landschaft B. 225 fiir 62! Fl., die Landschaft B. 226
fir 37 FL; das Portrait von Clement de Jonghe, erster Abdruck,
fir 813 Fl, der Burgermeister Six (viel hineingetuscht) fir
90 Fl. — Roel. Roghman, die durchbrochenen Deiche fir
40 Fl. — D. van Starn, Christus ruft Petrus zu sich, fiir 17 FI.
der heilige Bernard fiir 21 FI. fort. — Fir die im Catalog auf-
gefiihrten Blatter von Diirer wurden tiberhaupt: 1088 FI. 53 Kr.,
fiir diejenigen von Rembrandt: 1185 Fl. 12 Kr. geldst.
	* Wien, im April. Bei den wenigen Nachrichten, welche
iiber die Thatigkeit der hiesigen Kinstler in das Publikum kom-
men, diirfte es nicht uninteressant sein, einige authentische Ih-
ren Lesern mitzutheilen. Sie diirfen nicht erwarten, dass ich
Ihnen ein vollstindiges oder reiches Bild entfalten werde. Zu
ersterem bietet die abgeschlossene ‘Lebensweise vieler unserer
Kiinstler, zu Jetzlerem ein doppelter Grund keine Gelegenheit.
Einmal geniessen unsere Kiinstler keine so grosse und freige-
	Berlin. Unier dem Titel: ,Zeitschrift fir Bauwe-
sen* wird hier vom Mai an ein bauwissenschaftliches Journal
im Verlage von Ernst und Korn (Gropius’sche Handlung) er-
scheinen. Dasselbe wird dem Ministerium, welches die Leitung
einer Redactions~Commission tibertragen hat, als Organ fir
alle amtlichen Veréffentlichungen in Bezug auf Bauwesen gel-
ten. Auch die technische Baudeputation, so wie der Architek-
	{еп - Уегеш \уег4еп 51с5 ег ЛеизсВмй а1$ thres Organs be-.
	dienen. Letzterer giebt das bisher von ihm herausgegebene
Notizblatt auf. Die Redactions-Commission wird von den Herren
Hartwich, Hitzig und C. Hoffmann gebildet.

Dem Mitgliede der k. Bau-Deputation, Baumeister Fritz
Hitzig ist das Pradikat ,Baurath* beigelegt worden.
	} Minden, im April. Versteigerung der v. Kirsch-
baum’schen Kunstsammlungen, — Obgleich es bekannt
war, dass eine kleine Auswahl des Vorziiglichsten unter den
von dem verstorbenen Staatsrath v. Kirschbaum hinterlassenen
Kunstgegenstinden testamentarisch einer Allerhéchsten Person
zugefallen, so war doch der Ruf dieser Sammlungen so allge-
mein, dass die Kunstfreunde um so mehr der zum 3. Marz d. J.
anberaumten Versteigerung mit grossen Erwartungen entgegen-
sahen, als der Catalog diese zu rechtfertigen schien, und es
hatten sich daher Kunstfreunde und Kunsthandler, selbst aus
den entferntesten Orten, zahlreich eingefunden. Leider aber
bestatigte sich die schon oft wahrgenommene Unzuverlassig-
keit der Miinchener Kunst-Auctions-Cataloge auch bei der
vorliegenden Versteigerung, und wem wir gleich annehmen
wollen, dass demselben, in Betreff der Gemalde und Zeich-
nungen, die Angaben des verstorbenen Besitzers zum Grunde
gelegt worden, — obgleich dies doch mit mehr Kritik des Vor-
handenen hatte geschehen sollen — so hatte der Verfasser des
Catalogs doch um so mehr Veranlassung, seine Aufmerksamkeit
auf denjenigen Theil desselben zu wenden, der die Kupferstiche
und Radirungen umfasst, als derselbe den gréssten und wich-
tigsten Theil des Kunstnachlasses ausmacht und ihm dabei Nichts
im Wege stand, yon seinem Kunstwissen freien Gebrauch zu
	machen.
Wir bedauern aber, bemerken zu miissen, dass dieser ge-