Dige Unterstiizung, wie es von allen europdischen Regierungen
geschieht, und zum Zweiten sind hier in diesem Augenblicke
mehrere tlichtige, aber keine hervorragenden Talente thatig,
die durch die Macht ihres Talentes der Kunst einen Impuls ge-
ben, das Publikum zu begeisternder Unierstiitzung hinreissen
konnten. Dabei mégen Sie aber versichert sein, dass wir uns
mit diesen vorhandenen Talenten bis zu einem gewissen Grade
bescheiden wiirden, wenn nur diese mit Verstand benutzt, mit
Takt verwendet wiirden. Wir sehen es hier nicht als einen
besonderen Vorzug an, dass manche deutsche Nachbarstaaten,
getrieben von hypergenialen Kiinstlern, die Kunstiibung auf eine
Bahn gelenkt haben, wo sie aufhért Kunst zu sein, und der
Dialektik, der philosophirenden Mystik und anderen gern ge-
sehenen geistreichen Amtisements als Opfer dienen musste. Zu-
dem scheint es uns eben kein besonderes Gliick, weder fir die
Kunst, noch fiir die Kiinstler, am allerwenigsten aber fir das
Volk, wenn man, ohne Beriicksichtigung und tiefere Einsicht
in die Bedirfnisse oder Bedirfnisslosigkeit des Volkes fiir bil-
dende Kunst, eine Kunst wie eine Treibhauspflanze grosszieht
und dann, bei der geringsten Bewegung, Kinstlergenerationen
in Gefahr bringt, auf einer Sandbank mit dem Schiffe festzu-
sitzen, wahrend sich Alles rund herum lebendig und lustig auf
der See bewegt. Unsere Kistler miissen sich bescheiden, und
leider in so eng gezogene Grenzen, dass eine Entfaltung ihrer
Krafte kaum mdglich ist, und ein grosser Theil unserer Histo-
rienmaler muss sich mit dem Portraitmalen beschaftigen, wozu
es jetzt bei den vielen neuerrichteten Gerichtshéfen, Gemeinde-
rathen u. s, f., besonders in Beziehung auf die Person des Kai-
sers, an Gelegenheit nicht fehit. Dabei kommt es unseren
Kiinstlern allerdings zu statten, dass sie noch ein tichtiges
Portrait malen kénnen.

Auch eine andere Richtung, als die des Portraits, werden
Sie bei unsern Kiinstlern vertreten sehen, nimlich die der Kir-
chenbilder. Wenn Sie aber meinen warden, dass unsere Geist-
lichkeit diese Bilder bestellt, die katholische Richtung in der
Kunst fordert, oder die Kunst im Sinne und Geiste der katho-
lischen Kirche benutzt, so wiirden Sie sich irren. So versteht
die Geistlichkeit ihre Interessen noch nicht; und nicht als eine
Uebertreibung, sondern als Thatsache mégen Sie es hinnehmen,
dass, mit wenigen ehrenvollen Ausnahmen, die Miinchner flie-
genden Blatter und die franzésischen Romane derselben viel
naher liegen, als das Verstindniss Martin Schéns oder der Kir-
chenvater. Auch in der Beziehung hofft man von der Einfiih-
rung des Prinzipes der Freiheit in der Stellung des Staates zur
Kirche eine Verbesserung, ob mit Recht oder Unrecht, liegt im
Schoosse der Kirche. Die Kirchenbilder, welche Prof. Ku-
pelwieser malt, sind im Auftrage von Privaten, und zwar
die ,unbefleckte Empfangniss* (fiir die Kirche in Ischl) im
Auftrage des Erzherzogs Franz Carl (des Vaters des Kaisers),
fiir eine Wegkapelle bei Ischi im Auftrage desselben Erzher-
zogs Maria mit dem Jesuskinde“, auf Goldgrund; der ,,hei-
lige Nikolaus“ fiir die Ischler Kirche, im Aufirage des Erzher-
zogs Ludwig, und die ,Taufe Christi* nach Warschau im Auf-
trage der Grafin Kutachovska. Derselbe Kiinstler diirfte auch
bei der herrlichen Kirche in Alt-Lerchenfeld, einem Werke
des jtingst verstorbenen Schweizers G. Miiller, den Ernst Foér-
ster in ciner Biographie wiirdevoll vertreten hat, beschaftigt
werden, cinem Werke, an dessen kinstlerischer Ausschmiickung
sich die Hoffnung einer fortschreitenden Entwickelung der Kunst
kniipft. — C. Rahl ist nebst mehreren Portraits mit Ausfith~
rung historischer Bilder beschaftigt, unter denen ich eine Venus
(пт Auftrage eines nordamerikanischen Kunstfreundes), die Er-
zahlung aus dem II. Buche Mosis, betreffend die Begegnung des
Moses mit den Tochtern des Priesters in Midian (ftir cinen
	Frankfurter Kunstfreund), die in Augsburger Blattern schon er-
wahnte Schlacht der Deutschen gegen Marius, und der Bischof
Kolowitz im Lager der Tiirken, eine Begebenheit, die mit die
schénsten Blatter der Geschichte Wiens ansfiillt, hervorhebe.
Den Freunden des Dichters Hebbel diirfte es auch erwtinscht
sein, zu erfahren, dass Rahl ein ganz vorziigliches Portrait von
diesem Dichter vollendet hat. — Amerling hat, ausser einer
Reihe von bedeutenden Portraits, ein Weib mit einem schla-
fenden Kinde, im italienischen Kostiime, vollendet, das von
Kinstlern und Kunstkennern gleich gertihmt wird. Das Portrait
dieses hochbegabten, leider in sich selbst nicht beruhigten Kiinst-
lers hat der ésterreichische Kunstverein angekauft. — Prof.
Fiihrich ist, ausser einem fiir Bohmen gemalten Altarbilde,
blos mit Zeichnungen beschaftigt, wovon zwei die Regina apo-
stolorum und die Regina angelorum vorstellen, in den Besitz
des Nuntius Viale Prela, und die Riickkehr des Tobias in den
der Wittwe Kaiser Franz I. tbergegangen ist. — Dobya-
schofsky hat, ausser mehreren Portraits des Kaisers (fiir den
Sitzungssaal des obersten Gerichtshofes in Wien u. s. f.), zwei
Altarbilder fiir den Erzherzog Ferdinand von Este, den h. Fer-
dinand und den h. Joseph mit dem Kinde vorstellend, eben
vollendet. — Binder ist mit einem historischen Gemalde, ,Max I.
auf der Martinswand “ und den ,Propheten von Juda“ darstellend,
beschiftigt. Ein Altarbild, ,Christus am Kreuze, umgeben von
Maria, Johannes und Magdalena“, fir die Kirche zum k. k.
Gusswerk bei Mariazell in Steiermark, und ein Portrait des Kai-
sers sind vor Kurzem aus seinem Atelier hervorgegangen. —
Unsere jiingeren Kiinstler Engert und Aigner, der hoffent-
lich fir immer den akademischen Legionsstab mit dem Pinsel
vertauscht hat, malen meist Portraits; Leizterer auch ein grés-
seres Gemilde ,.Egmont und Klarchen* nach Goethe. — Vog-
ler, ein Schiiler Kupelwieser’s, zeichnet eben an einem Karton,
einer Glorie mit Engeln, welche er al fresco in der hiesigen
griechisch~unirten Barbarakirche ausfihren wird. — Professor
Schulz malt ein Altarbild ,Christus mit zwei Aposteln* und
Grefe radirt landschaftliche Studien zu Vordergriinden mit dem
Takte, den seine mit Schén herausgegebenen Radirungen be-
urkunden. — Im Atelier des Prof. Steinfeld, einem ergrauten,
um die Entwickelung der Landschaft verdienten Kiinstler, sind
mehrere jiingere Talente thatig, von denen ich Ihnen demnichst,
wie von dem fiir die Kénigin von England bestimmten Kiinstler-
Album und den hiesigen Bildhauern ein Mehreres zu schreiben
	gedenke.
	UWew~York. Der Obelisk fir Washington wird binnen
Kurzem aufgerichtet werden. Derselbe ist 500 Fuss hoch und

hat unten 55 Fuss in’s Geviert; er steht auf einer Basis von
81 Fuss in’s Geviert und hat im Ganzen 500,000 Doll. gekostet.
	Novitatenschau.
	Annales Archéologiques par Didron ainé. Tome Xl.
Premiére livraison. Paris, Janv. et Fev. 1851. — Alfred Dar-
cel: Schlosserei. Die Gitter der Seitenmauern des Chors in
der alten Kirche der Abtei von Conques (aus dem 12. Jahrh.).
Mit Abbildungen. — L. Dechamps de Pas: Versuch tiber die
Pflasterung der Kirchen vor dem 15. Jahrh. Mit einer kolorirten
Abbildung aus der Cathedrale St. Omer. — Alfred Darcel:
Die archdologischen Werke des Salons. — Alfred Ramé: Die
christlichen Altare. Altar des 12. Jahrh. in der Cathedrale von
Marseille, mit Abbildung. — Neue Construction im Spitzbogen-
styl. Die Kirche von Villefavard (Dep. Haute-Vienne). — Nach-
richten: Die archdologische Bewegung in Auch, Agen, Rheims.