wahlte zu diesem Zwecke die Jury das auf der Ausstellung allgemein
bewunderte Oelgemilde: die Charitas, von Decaisne in Paris.‘) Um
die dem Vereine zu Gebote stehenden Geldmittel nicht gar zu sehr in
Anspruch zu nehmen, erklarte eine Anzahl von Kunstfreunden sich
bereit, einen Theil des Ankaufpreises durch freiwillige Beitrage zu
tbernehmen, wodurch es mdglich gemacht wurde, dieses Meisterwerk
unserer Vaterstadt zu erhalten.

Die permanente Ausstellung hatte ihren ungestérten Forltgang und
fehlte es derselben weder an vorzufihrenden Kunstwerken, noch an
Besuch. Die Zahl der ausgestellten Gegenstainde belief sich auf 138,
namlich 105 Oelgemalde, 16 Aquarelle, 11 Zeichnungen, 4 Stahl- und
Steinzeichnungen und 2 Sculpturen; davon waren 40 von der Hand
hiesiger Kinstler, Die Mehrzahl der Aquarelle und Zeichnungen уег-
dankten wir der Miltheilung hiesiger Kunstfreunde, welche dieselben
in Rom zur Unterstitzung Deutscher Kinstler hatten ankaufen lassen
und wurde, dem Wunsche der Eigner gemdss, der Zutritt dem ge-
sammten Publikum gestattet.

Zum Vereinsblatt wurde ein schén gearbeiteter grésserer Stahl-
stich: ,Die Rickkehr vom Badischen landwirthschaftlichen Feste“,
gemalt von J. Kirner, gestochen von Jaquemot, und gedruckt von
Felsing, gewahlt, dessen Erwerbung zu einem unsern Mitteln ange-
messenen Preise nur dadurch méglich wurde, dass der Rheinisché Kunst-
verein bereits é¢ine bedeutende Anzahl Abdricke tibernommen hatte.
Dessen ungeachtet liessen unsere Exemplare im Druck nichts zu win-
schen ibrig.

Sehr erfreulich war die ausserordentliche Zunahme der Mitglieder-
zahl. Ultimo 1849 hatte dieselbe betragen 481, davon traten im Laufe
des Jahres 1850 aus 37, blieben 444. -- Dagegen sind aber wiederum
neu hinzugetreten, meistens wahrend der grossen Ausstellung 139, so
dass die Zahl sich beim Schlusse des Jahres 1850 helief auf 583. —
Diese Vermehrung hatte denn auch einen sehr wohlthuenden Einfluss
auf die finanziellen Verhaltnisse des Vereins.

Die Einnahme bestand in: dem Saldo vom Jahr 1849: 770 Mk.
5 Sch. 6 Pf., 583 Beitragen 4 15 Mk. 8745 Mk., Total-Einnahme des
Jahrs 1850: 9515 Mk. 5 Sch. 6 Pf.

Dagegen betrug die Total-Ausgabe: 9390 Mk. 5 Sch. 6 Pf,
bleibt Saldo auf das Jahr 1851; 125 Mk.

Zur Verloosung kamen: 1. Oelgemalde. Ausser den schon in
No. 5 aufgefiihrten Bildern (mit Ausnahme der ,,Charitas*): Boucher
in Paris: Fischer und Fischerinn. — A. Ortmans: Landschaft mit
Vieh. — A. Schelfhout und Verboekhoven: Landschaft.

2, Kunstblatter: Die Albanerinn, Kupferstich von P. F, Wagner
nach N. d. Keyser. — Das Gewitter, Stahlstich von Steifensand
in Disseldorf, nach J. Becker. — Die heilige Familie, Kupferstich
von Ch. L. Schiller nach Raphael. — Heimgang aus der Kirche,
Lithographie von L. B. Halle nach J. Becker in Worms, —- Heim-
kehrender Krieger, Lithographie -von Jentzen und Mitzel nach
J. Becker. — Der Herbst, Stahistich von Girsch nach August
у. d. Embde. — Der Frihling, Stablstich von E. Dertinger nach
Aug. v. d. Embde. — Der grosse Kurfairst bei Fehrbellin, Kupfer-
stich von A. Eybel nach P. S. Habelmann. -——- Rast am Brunnen,
Lithographie von H. Mitzel nach Meyerheim. — Torquato Tasso,
Lithographie von Oldermann nach Hopfgarten.
	1) Siehe No. 33 des vor. Jahrgangs.
	Reste des Palastes der Herzoge von burgund. Archaologische
Skulptur, Erganzung des obigen Artikels von A. Darcel. — Ar-
chaologische Bibliographie.
	Léa unstwereine.
	Ausdem Jahresberichtdes Kunstvereins in Hamburg 1050.
	Der Vorstand ist im Laufe des nun zurickgelegten Jahres eifrig
bemiht gewesen, die ihm gestellten Aufgaben nach Mdglichkeit ge-
nigend zu lésen. Seine Hauptsorge war die beschlossene grosse Kunst~
ausstellung im Frihjahr in’s Leben treten zu lassen. Auf Grundiage
der mit den ibrigen Norddeutschen Kunstvereinen getroffenen Verein-
barung wurde sie am 30. Mai erdffnet und am 3. Juli geschlossen,
Zufolge Catalog bestand sie aus 819 Nummern, wozu noch einige Werke
hinzuzurechnen sind, die erst in den letzten Tagen eintrafen. Ueber
den Gehalt derselben hat sowohl die Stimme des Publikums, als auch
die Presse sich ginstig ausgesprochen, sie war unstreitig eine der in-
teressantesten, welche in neuester Zeit in Deutschland vorgekommen.
Auch in pecuniairer Hinsicht war das Resultat ein befriedigendes. Die
Einnahme betrug an 34 Tagen: 6812 Mk. 9 Schill. Crt. (Bei der vo-
rigen Ausstellung im Jahr 1846 waren in 65 Tagen 8569 Mk. 11 Sch.
eingegangen.) — Dagegen betrugen die Kosten 5322 Mk. 9 Sch., mithin
blieh ein reiner Ueberschuss von 1490 Mk., wahrend die Ausstellung
von 1846 ein Deficit verursachte von 1312 Mk. 8 Sch., welches durch
die Beitrage von den damaligen vierzig Mitgliedern des Kunstvereins
gedeckt werden musste.

Jenen Ueberschuss hat die Deliberations - Versammlung beschlossen,
als Reservefond stehen zu lassen, da friher gemachte Erfahrungen be-
wiesen haben, wie néthig ein solcher zur Deckung etwaniger kinftiger
ungitnstiger Erfolge sei. Indess nicht allein mit dem Besuch, sondern
auch mit dem Bilderverkauf hatte man alle Ursache zufrieden zu sein.
Es wurden 118 Nummern zum Belaufe von 34,497 Mk. 2 Sch. ange-
bracht, also noch mehr, als in dem in dieser Hinsicht sehr ginstigen
Jahre 1846, in welchem 104 Nummern 33,882 Mk. 15 Sch. austrugen.

Bevor die grosse Ausstellung begann, war unter Mitwirkung des
Vereins die dffentliche stidtische Gemaldegalerie zu Stande gekommen
und am 13. Marz erGfinet. Von Seiten unsers Vereins wurden die
Herren Eduard Johns und Ginther Gensler zu Mitverwaltern
dieses neven Instituts erwahlt, das vom Publikum freundlich und theil-
nehmend begrisst wurde.!) Da die vom Staate zu den Kosten der
ersten Einrichtung ausgesetzte Summe nicht ausreichte, so schoss der
Kunstverein aus seinen Mitteln noch 100 Mk. zu, und tibernahm, der
mit dem Staate abgeschlossenen Uebereinkunft gemass, die Salarirung
des Aufsehers mit 200 Mk. pro Anno.

Es hat also der Verein das Ziel wirdig erreicht, welches derselbe
in §. 2 seiner Statuten sich gesteckt hatte und bleibt demselben nun-
mehr das Streben tibrig, durch Erwerbung von Werken tichtiger Meister
die 6ffentliche Galerie mehr und mehr zu bereichern.

Da nun in Gemassheit des §. 2 unserer Statuten, der Verein der
6ffentlichen Gemialdegalerie alljahrlich ein Kunstwerk verehren soll,
	1) Vergl. den ausfiihrlicheren Bericht dariber ш №. 13—15 des vor.
Jahrgangs. D. Red.
	Von Unterzeichnetem ist zu beziehen:
	Пу ей юх1оеег KHKunstauction.
	Catalog einer reichhaltigen und gewahlten Sammlung von Kupferstichen, Radirungen, Schwarzkunstblatlern,
Kupferwerken und Kunstbichern aus allen Schulen und den besten Meistern, deren 6ffentliche Versteigerung
am 12. Mai zu Leipzig im R. Weigel’schen Kunstauctionslokale, Kénigsstrasse No. 23, durch den verpflichteten
Raths-Proclamator Herrn F. Férster gegen baare Zahlung in Courant staltfinden soll. Verfasst von J. A. Borner
	in Nurnberg.
	ВиО р№ 3ЗУе1хей.
	Verlag von Rudolph und Theodor Oswald Weigel in Leipzig. — Druck von Gebr. Unger in Berlin.