147 theilnalt auf den Geschaflsgang wirkt, getrennt; wir sehen ein Privathaus als Sténdehaus eingerichtet, keinesfalls der Idee, die es reprisentirt, entsprechend und auch schwerlich auf die Dauer gentigend. Nun wohl! Material genug zu einer Baugruppe, daran die Architektur ganz neue, weitwirkende Krafte erschlies- sen kann, zumal wenn sie Brunnen und Monumente und Gar- lenaniage als verbindende Glieder nimmt, und den éden Maxi- miliansplalz zum Bauplatz! st. Ueber Jan van Eyk’s Geheimniss der Oelmalerei. *) Yor Ernst [larzen. Farben, nicht anwendbar waren, von Vasari dem J. v. Eyk zu- geschrieben, war, wie nunmehr ausser Frage steht, schon eine lange Zeit vor ihm tiblich, und da man bereitele Oelfarbe in Gefassen von Blei aufzubewahren pflegte, so darf man die trock-— nende Eigenschaft dieses Metalls ebenfalls als bekannt voraus- setzen; dieses sind aber die einfachen Millel, wodurch noch heutzutage die zur Malerei dienlichen Oele zubereitet werden. J. vy. E. bedurfte mithin, um seine Kunst zu tiben, keiner an- dern Bindestoffe, als der bereits vorhandenen, ja aus der Er- haltung der Farben und der trefflichen Patina seiner Bilder diirfen wir folgern, dass er sich ganzlich keiner fremdartigen Beimischung bedient habe, welche, mehr oder weniger, indem sie die Oelfarbe verhindert, eine feste, emailartige Beschaffen- heit anzunehmen, deren Schénheit und Dauerhaftigkeit beein- irachtigt. Wie viele Bilder aus der letzten Halfte des vorigen Jahrhunderts, bei denen harzige Stoffe u. dgl. angewandt wur- den, haben wir nicht schon zu Grunde gehn sehen und erst eine langere Erfahrung wird uns belehren, in wiefern neuere Versuche dieser Art sich auf die Dauer bewahren. Wir sind demnach genéthigt, v. E.’s Geheimniss, anstatt in neuen und complicirten Bindemitteln, vielmehr in einer von ihm erfundenen Methode zu suchen, und um so mehr hierauf angewiesen, als dieselbe, zunichst durch seine Schiiler und Nachahmer verbreitet, und darauf, wie sich aus dem Gange der Technik in den Kunstwerken selbst nachweisen lasst, von Ge- schlecht zu Geschlecht iiberliefert, von der noch heute tblichen im Wesentlichen nicht verschieden gewesen sein kann. Wir sind im Stande, vermittelst R. v. d. Weyde, Hemmelink, van Or- ‘ey, um nur Hinige zu nennen, diese Methode in Niederland bis gegen Mitte des 16. Jahrhunderts zu verfoleen, ebenso durch Antonello, Gian Bellino und seine zahlreiche Schule in Italien, und bei der grossen Stylumwialzung, welche um diese Zeit in der Kunst eintrat, blieb die Technik, wenn auch eine breitere Manier sich Bahn machte, doch in der Hauptsache dieselbe; eine wesentliche Verinderung darin wiirden die gleichzeitigen Schrift- steller gewiss nicht mit Schweigen tibergangen haben. Dass nun die Methode, welche vor v. E. bestand, von der jetzigen verschieden gewesen sei, geht schon aus der bekannten Stelle bei Theophilus hervor, wo des langsamen Trocknens der Oelfarbe als eines zeitraubenden und verdriesslichen Umstandes gedacht wird. )} Es ist dieses wohl nur so zu erklaren. Bei der in jener frihen Zeit hauptsichlich iiblichen, vorzugsweise „Тетрега“ genannten Malerei, worin Feigenmilch und Eigelb den Bindestoff bildeten, etwa mit unserer Malerei in Leimfarben vergleichbar, wurde namlich die Farbe plat! aufgetragen und irocknete schnell genug, um ohne erhebliche Unterbrechung die Uebermalung eintreten zu lassen. Bediente man sich hin- gegen mit Oel temperirter Farben, bei einer Ausfihrung wie die Natur der Tempera es mit sich brachte, so fand man sich dadurch gehemmt, dass man bei jedesmaligem Auftrage das langweilige, die Arbeit sehr verzégernde Trocknen abzuwarten hatte, ein unbequemer Umstand, welcher den iiber die Oelma- lerei ausgesprochenen Tadel hervorrief. Und so lange dieses Hinderniss nicht zu beseiligen war, wurde die Tempera vorge- zogen, weil leichter zu behandeln und dasselbe leistend, der man millelst eines Oelfirnisses Klarheit und Dauer zu ertheilen gelernt hatte, in welcher Art sich Bilder erhalten haben, Oel- gemilden sehr nahe kommend und durch chemische Untersu- 1) Omnia genera colorum eodem genere olei teri ef pont possunt in opere ligneo, in his щит rebus quae sole siecari possunt, quia quoties- cunque unum colorem imposueris, alterum ei superponere non poles, nisi prius exsiccetur, quod in imaginibus diuturnun et taediosum nimis est. Сар. ЛАГИ. 18 * Nahe an achizig Jahre sind verflossen, seit Lessing die ‘Abhandlung des Theophilus Presbyter, diversarum artium sche- dula, aus ihrer Vergessenheit an das Licht hervorzog, und aus derselben die tiberraschendc Thatsache verktindete, dass die Kunst, als deren Erfinder Jan van Eyk bisher rihmlichst ge- nannt wurde, bereits Jahrhunderte vor ihm existirte. Nachdem einmal die Aufmerksamkeit der Geschichtsforscher auf diesen Gegenstand gelenkt war, ist noch eine nicht geringe Zahl wich- tiger Zeugnisse, welche diese Entdeckung bestatigen, zum Vor- schein gekommen, der Tractat des Theophilus steht nicht linger vereinzelt da, und es geht deutlich hervor, dass wahrend des langen zwischen diesem Schriftsteller und J. v. E. inneliegenden Zeitraums die Malerei in Oel sich fortwahrend in Uebung er- halten hat, obwohl, wie es scheint, weniger zur Kunst, als zu untergeordneten Zwecken angewendet. Wird nunmehr die Frage aufgeworfen, welche Hemmnisse diese werthvolle Erfindung Jahrhunderte lang auf niederer Stufe zuriickhielten, und welche Entdeckungen oder Hiilfsmittel J. v. E. in Stand setzten, sie plétzlich zu hoher Vollkommenheit zu erheben, ohne dass wir einen Uebergang zu bemerken vermégen, so sehen wir uns vergeblich bei allen alteren Schriftstellern nach einer gentigen- den Erklarung dieser merkwirdigen Erscheinung um. So wie vor mehr denn vier Jahrhunderten die Maler am Hofe Kénigs Alfons vor einem Bilde J. van Eyk’s sich vergeb- lich den Kopf zerbrachen, ebenso sind auch wir, aus Mangel uberlieferter Kunde, nicht im Stande, apodictisch nachzuweisen, welches Verfahren J. v. E. angewandt habe, um seinen Werken die friiher ungekannte Vollendung, den Glanz und trefflichen Schmelz der Farbe zu ertheilen, wodurch sie die seiner Zeit- genossen so weit tiberragten, Vorziige, welche allgemeine An- erkennung und Bewunderung fanden, deren Ursache sich jedoch allen Nachforschungen so vollstandig entzog, dass sein Geheim- niss Jahre lang eiferstichtig bewahrt bleiben konnte. Die mei- sten Forscher haben es in besonderer Beschaffenheit und Zu- sammensetzung der angewandten Bindemittel zu finden geglaubt, andere in der Behandlung der Farben, im Machwerk, ohne in die Sache naher einzugehen, wie denn selbst bei Vasari, dessen Relation auf Ueberlieferungen der einen wie der anderen Art beruhen dirfte, ein gewisses Schwanken in dieser Hinsicht nicht zu verkennen ist. Das Verfahren, gewisse vegetabilische Oele durch Ein- kochen fiir die Malerei zuzurichten, um sie trocknender her- zustellen, ohne welches sie bei manchen, zumal den dunklen 1) Zwar nennt die Geschichte nur Jan van Eyk als Erfinder, allein da Hubert gemeinschafilich mit ihm gearbeitet und sich derselben Methode be- dient hat, so darf man Letzteren nimmer ausschliessen und die Wahrschein- lichkeit spricht dafar, dass Hubert der Lehrer des so viel jiingeren Bruders gewesen, nicht umgekehrt. Bei der Unméglichkeit, die beiderseitigen An- spriiche zu sondern, scheint es so billig als nothwendig, mit dem Abbé Carton beiden Briidern gemeinschaftlich die Ehre zu geben, wenn auch der Kiirze wegen Jan hier nur allein genannt wird.