lien, cinen dreimonatlichen in Wien habe machen konnen, cer Oeffentlichkeit zu iibergeben. Wer indessen die Schwierigkei- ten solcher Kunststudien aus eigner Erfahrung kennt, und be- denkt, dass ich mein umfassendes Vorhaben eine Kritik der in den éffentlichen Sammlungen zu Paris vorhandenen Kunstschatze, von den agyptischen Denkmilern bis zu den Werken des Ho- race Vernet auszuarbeiten, in nicht mehr als etwa vier Monate ausfiihren musste, wobei ich tiberdem gendthigt war, fir die Miniaturmalerei des Mittelalters mir mein historisches System ganz neu zu schaffen, wird um so eher geneigt sein, cinzelne Irrthiimer zu entschuldigen, als ich mich selber nie fir unfehl- bar gehalten, sondern begriindete Belehrung jederzeit gern an- genommen habe. Die Mehraahl der sehr beachtenswerthen Bemerkungen tiber Lionardo da Vinci denke ich in einem Aufsatze iiber meine Studien der Werke dieses Meislers in England zu beriicksichtigen, und spreche daher hier nur von den im Louvre demselben beigelegten Bildern, welche ich mit dem Verfasser in Erfindung und Ausfithrung nicht von ihm herriihrend ansehe. Die ,,Vierge aux balance,“ welche ich friher fiir Marco d’Oggione gehalten, erscheint dem Verfasser als eine Arbeit des Cesare da Sesto, und ich muss, nachdem ich die Werke desselben in Mailand einem genauen Studium unterwor~ fen, jeizt ihm hierin beistimmen. Dagegen kann ich mich noch nicht iiberzeugen, dass eine Maria mit dem Kinde, dem Johannes ein Kreuz reicht, und welches ich fir Perin del Vaga halte, von B. Luini herriihrt, wie er will. Ich bezweifle namlich, ob er sich, selbst in seinem Alter, so sehr die Formen der rémi- schen Schule angeeignet hat. — Von dem vortrefflichen mann- lichen Bildniss, welches frither irrig fir das Konig Carl VIII, spaiter von mir fir das Ludwig XII gehalten worden, ist nach dem Bericht des Verfassers von Hrn. Ch. Leblanc unwiderleglich bewiesen worden, dass es Charles d’Amboise, ‘Statthalter von Mailand unter Ludwig XII darstellt. Der Verfasser misst es dem Andrea Solario bei, und unterstitzt diese Meinung mit sehr achtbaren Griinden. Nach den mir bisher von die- sem Meister bekannt gewordenen Bildern ist mir Auffassung und Vortrag in diesem Werke indess zu energisch fiir diesen zarten und lieblichen Meister und muss ich daher bei meinem Urtheil es fir ein Werk des Beltraffio zu halten beharren. — In .Betreff des Fra Filippo Lippi berichtigt der Verfasser seine bisher irrig als im Jahre 1400 angegebene Geburt, welche 1412 statt hatte, und weist die Unhaltbarkeit der bisher stcts SedankenlOs wiederholten Erzihlung des Vasari nach, dass Fra Filippo mit acht Jahren schon nach den beriihmten Fresken des Masaccio in der Kirche del Carmine studirt habe, wahrend diese doch erst 1440, mithin 20 Jahre spater ausgefihrt worden sind. Sehr gut ist die Charakteristik, welche Hr. M. von Lodovico Mazzolino giebt, und vollkommen Recht hat er, wenn er in der Inschrift auf seinem Hauptwerk, Christus 12 Jahr alt, der im Tempel Jehrt, im hiesigen Museum, das Wort zenar nicht fir einen Vornamen, sondern fir eine provinzielle Schreibart fiir Gennaro, Januar, halt. Wichtig ist auch die Notiz, dass der grosse Andrea Arcagnuolo nicht, wie bisher angenommen worden, im Jahre 1389 gestorben, sondern bereits im Jahre 1376 todt gewesen ist, welche der Verfasser den Noten zu der trefflichen und so ungemein hereicherten, jetzt in Florenz er- scheinenden Ausgabe des Vasari entnommen hat. Endlich wird auch dic bisher ganz ungewisse Geburt des Palma vec- chio durch cin mit Namen und 1500 bezeichnetes Werk von ihm von noch jugendlichem Charakter als etwa zwischen 1476 und 1482 bestimmt. Gelegentlich des Bildes von P. Perugino, der Kampf der Liebe und der Keuschheit, bringt Hr. M. aus Gayes carteggio den vom 14. Juni 1505 datirten Brief des Pe- rugino an die Bestellerin, Isabella Gonzaga, Marchesin von Man- zeugung, dass der Lehrer dieses grossen Meisters Sacchi von Pavia gewesen und sucht dieses durch Vergleich der vier Kir- chenviter, die letzteren im Louvre, naher zu begriinden. Ich finde mit ihm darin allerdings in Charakteren, Farbung und manchem Beiwerk eine auffallende Uebereinstimmung mit dem Moretto. — Von den treffenden Bemerkungen des Verfassers tiber Correggio hebe ich besonders seine begeisterte Schil- derung des sogenannten h. Franciscus in der Galerie zu Dres- den hervor. Da dieses Bild urkundlich 1516, mithin im zwei- undzwanzigsten Jahre des Meisters beendigt worden, zieht der Verfasser mit Recht daraus den Schluss fiir die erstaunungs- wiirdig friihe Entwickelung des Genies dieses wunderbaren Kiinstlers. Ich méchte hinzufiigen, dass er in dieser Beziehung selbst dem grossen Raphael ttberlegen ist, denn wie schén auch dessen im J. 1505, also in demselben Alter, ausgefihrte Lunette --yon St.Severo ist, muss sie doch in Riicksicht der hohen kiinst- --Jerischen Ausbildung dem Franciscus des Correggio nachstehen. Mit Recht erkennt der Verfasser in diesem Bilde in dem engen Gefalt, wie in den Verkiirzungen einen Einfluss des Andrea Mantegna, in der Anordnung, in den Képfen und anderen Stiicken des Bianchi Ferrari. In diesem Bilde gelangt die, eine religidse Begeisterung athmende Gefiithlsweise der umbri- schen Schule, welche durch den von den Werken des Perugino angeregten Francia nach der Lombardei verpflanazt worden war, auf ihrem héchsten Gipfelpunkt, aber zugleich auch zum Ab- schluss. Die Frage, ob Correggio Rom besucht, ist der Verf. besonders deshalh geneigt bejahend zu beantworten, weil er eine grosse Verwandtschaft der Engel in den Fresken der bei- den Kirchen zu Parma, mit denen des Melozao von Forli zeige, welche dieser im Jahre 1472 fiir die Tribune der alten Apostelkirche in Rom ausgefiihrt hat, und deren Fragmente jetzt auf der Treppe des Quirinals und in der Sacristei von St. Peter aufbewahrt werden. Ich finde diese Bemerkung sehr treffend. Diese Fragmente, welche hier in Berlin durch treffliche Zeich- nungen in der Grésse der Originale von Hrn. Ternite beson- ders bekannt geworden, sind mir stets nicht allein wegen der iiberraschenden Kenntniss der Verkiirzung, sondern noch mehr wegen der Breite, Fille und Weiche in der Auffassung der Form und einer dem Correggio verwandten Poesie im Gefihl, in Betracht jener friihen Zeit, als wahre Wunder der Kunst er- schienen. Bei dem Lorenzo Costa wird nicht allein seine Lebenszeit urkundlich nach dem Grafen Carlo d’Arco von 1460 — 1535 bestimmt und vom Hrn. Verf. berichtigt, sondern noch manche interessante, ihn und seine Werke betreffende Notizen beigebracht. Sehr scharfsinnig beweiset der Verfasser, dass der grosse Gentil da Fabriano im Laufe des Jahres 1450 gestorben ist; so wie dass er ungleich eher als der Lehrer, denn als der Schiller des Fiesole anzusehen sein méchte, und berichtet nach neueren, von Italienern gemachten Untersuchun- gen, dass sein Meister Allegretto Nuzi von Gubbio ge- wesen. Ebenso berichtigt er nach Gaye und Ciampi Geburt und Tod des Benozzo Gozzoli. Erstere fallt namlich nicht, wie Lanzi angiebt, 1400, sondern 1424, letzterer nicht 1478, sondern mehrere Jahre spiter, da er 1484 sicher noch am Le- ben war. Ich will hier nicht wiederholen, was der Verfasser gelegentlich eines Bildes des Cavalier d’Arpino, welches ich demselben in meinen Kunstwerken etc. irrthimlich abgesprochen, und auch anderweitig Giinstiges tber jene Arbeit sagt. Wohl aber muss ich ihm meinen Dank aussprechen, dass er hier éf- fentlich bezeugt, wie ich dieses Versehen wahrend meines Auf- enthalis in Paris im J. 1846 eingesehen habe. Leider habe ich es damals versiumt, diese und verschiedene andere Berichti- gungen, welche ich in Folge der ausserordentlichen Erweite- rung meiner Studien durch einen einjahrigen Aufenthalt ш Па-