tua bei, worin er sagt, dass er stets seine Ehre jedem Vor- theil vorangestellt habe. Diese Aeusserung verstirkt, wie der Verfasser bemerkt, die Griinde, welche Mariotti und Passavant geltend gemacht haben, um den Vorwurf des Geizes, den Va- sari diesem Meister macht, zu entkraften. Das Datum deg Briefes bestatigt endlich sowohl mein Urtheil, dass das obige Bild der spaten Zeit des Perugino, die beiden allegorischen Bilder des Andrea Mantegna aber der spatesten Zeit desselben angchért, und beweist, dass diese ebenfalls fir jene Firstin ausgefiihrt worden sind, und ohne Zweifel mit dem Perugino und einem gleichfalls im Louvre befindlichen Bilde des Lorenzo Costa, welche, wie Hr. M. bemerkt, dieselben Maasse haben, zum Schmuck eines Zimmers gedient, spiter aber sa&mmt- lich einen Bestandtheil der Sammlung Carls I von England, der bekannilich den ganzen Kunstschaltz des Hauses Gonzaga kaufte, ausgemacht haben. Da Hr. Villot in Betreff Raphaels alle For- schungen, welche Pungileoni, Passavant und Andere in neueren Zeiten gemacht haben, ignorirt, so blieb dem Verfasser hier Vieles zu berichtigen und nachzutragen. Leider verschweigt er seine Quelle der Nachricht, dass Raphael in der Werkstatt des Perugino auch den Pinturicchio angetroffen habe, ein Um- stand, der mir neu war. Was den Antheil Raphaels an den Frescomalereien des Pinturicchio in der Bibliothek des Domes von Siena anlangt, den Hr. M. richtig auf dic beiden Zeich- nungen in dem Hause Baldeschi zu Perugia und in der Gallerie degli Uffizii beschrankt, so bemerke ich, dass ich in der rei- chen Sammlung von Handzeichnungen des Herzogs von Devon- shire zu Chatsworth noch eine dritte zu jenen Bildern aufge- funden habe, wortiber ich an einer anderen Stelle etwas МА- heres miltheilen werde. In Betreff der beiden berihmten Bil- der Raphaels im Louvre, der heiligen Familie, genannt Franz des Ersten, und des grossen Engel Michael, welche nach Va- sari von Raphael fir Franz I gemalt sein sollen, berichtigt er nach den von Gaye bekannt gemachten Schreiben des Goro Gheri an Balthasar Turini, dass diese Bilder bei Raphael von Lorenzo de’ Medici, Herzog von Urbino bestellt, und jenem K6- nige verehrt worden sind. Bei dem Bildnisse der Johanna von Aragonien muss ich hier in Betreff der Beschuldigung, welche mir neuerdings vom Grafen Leon de Laborde gemacht, dass ich dasselbe fiir eine Copie hielte, bemerken, wie ich nie einen Zweifel dartiber gehabt, dass dieses das von Vasari erwahnte und schon an Franz I gekommene Exemplar dieses so oft wie- derholten Bildes ist. Nur muss ich dabei beharren, dass ich es ungleich weniger geistreich und lebendig als andere Bild~ nisse von Raphael, z. B. des ebenfalls im Louvre befindlichen des Jiinglings, welcher sich auf die Hand stiitzt, und des Bal- thasar Castiglione finde, und ich daher nicht so entschiedene Merkmale daran erkenne, um es, wie jene, an einer bestimmten Stelle der raphaelischen Gemalde mit Sicherheit einzureihen. In der Ansicht, dass eine erst spiter erworbene Kreuzigung, welche dem Salaino beigemessen wird, ein Werk des Andrea Solario ist, stimme ich dem Verfasser durchaus bei. Wenn ich in meinen Kunstwerken etc. die Ansieht ausgesprochen, dass das Profilbildniss Franz I von Tizian nicht nach dem Le- ben, sondern nach einem Relief ausgefiihrt worden, so hat Hr. M. ganz Recht, wenn er vermuthet, dass ich diese Aeusserung gethan, ohne die gleiche des Marielle in seinem Text zum Ca~ binet Crozat 2u kennen, wohl aber gewahrt es mir cine grosse Befriedigung, hierin mit einem so bewahrien Kenner zusammen- zuireffen. Mit siegreichen Griinden thut der Verfasser dar, dass die auf dem wunderschénen, unter dem Namen Alphons d’A~ valos und seine Maitresse, bekannlen Bilde von Tizian darge~ stellte Frau vielmehr dessen Gemahlin, Maria von Aragonien, die durch Schénheit, Geist und Sitte ebenfalls héchst ausge~ zeichnete Schwester der Johanna von Aragonien, ist, wodurch das Bild als Abschiednahme von derselben beim Aufbruch zum Kriege eine edlere und schénere Bedeutung erhalt. Mit gros- sem Recht nimmt Hr. M. den Vasari in Betreff des ihm so oft und auch wieder von Hrn. Villot gemachten Vorwurfs der Par- teilichkeit fiir die florentinischen Kiinstler in Schutz und fihrt dafiir einige besonders schlagende Stellen an, welche Rosini in sciner Geschichte der italienischen Malerei beigebracht hat. Nekrolog. Am 14. Marz d. J. verstarb zu Ludwigslust in Mecklenburg- Schwerin der Galeriedirektor und Hofmaler Friedrich Chri- stoph Georg Lenthe in seinem 77. Lebensjahre. Derselbe ward am. 22. August £774 zu Grabow in Mecklenburg-Schwerin ocboren, machte in Dresden seine akademischen Studien, war ein Schiiler von Grassi und fertigte viele sehr gelungene trefl-_ liche Copieen nach alten Meistern. Auch hat er sich im Kupfer- slechen im Genre der Schwarzkunstmanier mit Geschick bewegt. -- In den Jahren 1811 und {2 ward er unter Protektion der damaligen Erbgrossherzogin Caroline, geb. Prinzessin von Wei- mar, Mutter der Herzogin Helene von Orleans, mit der Aufsicht liber saémmtliche Kunstschalze des fiirstlichen Hauses betraut und zum Galeriedirektor ernannt; er versah dies Amt mit dem rihmlichsten Eifer, ordnete die Galerieen, schrieb zwei Cata— loge und rettete manches der kostbarsten Gemalde vom Unter- gange. — Viele tiichtige und gute Portraits sichern ausserdem dem Verstorbenen einen bleibenden Nachruhm. “Heitune. ® Berlut, im Mai. Ed. Meyerheim hat so eben der Zahl seiner uniibertrefflichen und liebenswiirdigen Genrestiicke wieder eine Perle angereiht, die in gewohnter anmuthiger Weise ausgefiihrt ist. Es ist natiirlich eine Dorfgeschichte und zwar die eben beendigte Dorfschule. Aus dem heimlich gelegenen, von Flieder umschatteten alten Schulhiuschen, dem Schauplatz der friihesten Sorgen, an dessen Thir das Bauer mit der Schwarzdrossel hangt, kommt die erlés’te Jugend; voran ein flachshaariger Junge in Manchesterhosen, dem der heutige Cur- sus auf etwas umstaindlicherem Wege eingeprigl zu sein scheint, wie seine nach dem Ricken fiihlende Hand und der hyperlao- koontisch gedffmete Mund bezeugen; oder der Padagog hat sei- nem Muthwillen einen Dampfer aufsetzen zu miissen geglaubt, denn eine Gruppe niedlicher Madchen freut sich offenbar dar- iiber, dass er ’mal ausgeschmiert ist, wahrend der tréstende Zuspruch des Kameraden einen Beisatz von lronie nicht zu ent- behren scheint. Die Kinderképfehen sind wieder voll Lieblich- keit und Nattirlichkeit, das Ganze schon stilisirt und bei aller Zierlichkeit und bestechendem Reiz voll glicklicher Lebens- wahrheit. Der General Brese ist Besitzer des arligen, etwa 2 Fuss hohen und 1} Fuss breiten Bildchens. Julius Schrader hat im Auftrage des Hrn. Payne eine gréssere Composilion (die Figuren tiber lebensgross) in der Untermalung vollendet. Der Gegenstand ist der Tod Lionardo’s in den Armen des Konigs Franz 1, ein freilich aus der Kunst- geschichte getilgtes, von der Kunst aber mit Vorliebe festge- haltenes Factum. Die Composition ist einfach, wohlgeordnet und ungezwungen. Von Schrader’s Fleiss und Gewissenhattig- keit im Charakterisiren lisst sich eine tichtige Durchfihrung er- warten. Jene Eigenschaften ireten auch bei einer anderen Arbeit hervor, die ihn so eben beschafiigt. Es sind dies 2wdlf etwas