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	des Kostiimes angeschlossen werde, wie sich dies in derselben  
	Periode ausgebildet hat.
So wird die Kostiimlehre in ihrem Anschluss an die Ge-
	schichte einmal dieser zur Erlauterung dienen und andrerseits
in ihr eine erwtinschte Grundlage gewinnen kénnen.

Wem aber, trotz der eben angegebenen Bertihrungspunkte,
eine Verbindung der Kosttimlehre mit der Kulturgeschichte den-
noch eine etwas gewagte scheinen sollte, dem méchten wir
erwidern, dass wir, ganz allgemein genommen, das Fiirsich-
selbstbestehen der beiden Wissenschaften sehr wohl einsehen,
dass aber fiir den akademisehen Unterricht, wenn man nicht ftr
jede derselben besondere Lehrstunden ansetzen und dadurch
die ohnehin sehr leicht zu ermiidende Geduld der Kinstler bei
wissenschaftlichen Dingen, auf eine sehr harte Probe stellen
will, kaum ein anderer Ausweg zu finden sein méchte, der in
demselben Maasse einmal den kiinstlerischen Bediirfnissen ent-
gegenkame und andrerseits auch durchweg dem Ernst der wis-
senschaftlichen Anspriche Genie leistele.

Moglich, dass es einer spateren Zeit vorbehalten bleibt, fiir
beide Lehrgegenstinde auch in weiterer Ausdehnung Eifer und
Bereitwilligkeit zu erwecken und 2u erhalten; bei der jetzigen
Richtung eines sehr grossen Theiles der jiingeren Kinstlerschaft
méchte sich das oben angegebene Verfahren wohl! nach jeder
Seite hin als das zweckmissigste darstellen.

Was nun den andern Punkt, die beim Vortrage der Kostiim-
lehre zu befolgende Methode, betrifft, so wiirde auch diese sich
am natirlichsten und ungezwungensten nach den drei eben bei
der Geschichte angegebenen Gesichtspunkten regeli lassen.
	Das erste ware die allgemetne historische Charakteristik
der einzelnen Perioden der Kosttimgeschichte. Dieser Punkt ist
nun aber schon vollstindig durch den geschichtlichen Unterricht
erledigt und bedarf — zumal da die Perioden der Kostiimge-
schichte mit denen der Weltgeschichte fast stets zusammenfallen
— keiner wiederholten Beriicksichtigung.
	Nach dem zweiten Gesichtspunkt ware dem Kinstler durch
eine wohl itiberlegte Auswahl authentischer Trachtenbilder und
sonstiger hicher gehériger Abbildungen eine méglichst lebendige
und vollstindige Anschauung von dem Zustande des Kostiimes
in der hetreffenden Pertode zu gewahren.
	Ich bemerke hiebei, dass, wenn die Kostiimlehre von dem
Lehrer der Kunslgeschichte vorgetragen wiirde, es demselben
leicht gelingen miisste, in der letzteren mancherlei Anknipfungs-
punkte fir die Kostiimlehre aufzufinden, indem die Kunstwerke
selbst, deren Vorzeigen und Eroérterung ieh fiir einen der we-
sentlichsten Theile des kunstgeschichtlichen Unterriehts ПаЦе,
	fast auch immer die besten Quellen fiir das Studium des gleich-
zeitigen Kostiimes ausmachen.
	Der dritte Punkt endlich bestande dann, da man doch eben
nicht Alles, was zu wissen noththut, zeigen oder zeichnen kann,
darin, dass man, so viel es angeht, dem Kinstler dic Quellen
andeutet, in denen er tiber das Kostim bestimmter Perioden
nahere Auskunft finden kann.
	Nach diesen allerdings mehr andeutenden, als ersehipfen-
den Bemerkungen tiber Begranzung und Methode dieser Unter-
richtsgegenstande, sei es mir schliesslich noch vergénnt ein
paar Worte tiber die dusseren Bedingungen der Einfiihrung
derselben — und tber das Ineinandergreifen simmtlicher wis-
senschaftlichen Lehr-Objekte zu einem geregelten Lehrplan

hinzuzufiigen.

Zunichst erscheint es — wie ich dics auch schon in der
zweiten Denkschrift angegeben — sehr wiinschenswerth, dass
eben nur die Schiller der héheren akademischen Klassen, diese

aber mit der fiir simmtliche andere Lehrgegenstande gcforderten
		Regelmassigkeit an dem wissenschaftlichen Unterricht Theil zu
nehmen haben.

Was sodann die Zeit betrifft, die dem wissenschaftlichen
Unterricht tiberhaupt zu widmen sei, so glaube ich, dass man
nach den bisher an der Akademie gemachten Erfahrungen fiir
denselben kaum mehr als eine Stunde taglich ansetzen diirfte.
	Dies gabe dann sechs wochentliche Stunden, so dass nach
Analogie der jetzigen Einrichtung, bei gleichmassiger Verthei-
lung einer jeden jener drei Wissenschaften der Mythologie, der
Kunsigeschichte, so wie der s. z. s. kombinirten Kultur- und
Kostiimgeschichte je zwei wéchentliche Stunden anzuweisen sein
wirden. Danach nun wide sich fiir jeden der drei Lehrob-
jekte ein azweijihriger Cursus als zweckmissig herausstellen,
und zwar glaube ich denselben fiir die beiden letztgenannten
Wissenschaften nach Berticksichtigung aller dabei obwaltenden
Umstande und Bedingungen, so wie nach den von mir in dieser
Sache selbst gemachten Erfahrungen, foleendermaassen am be-
sten regeln zu dutrfen.

In dem ersten Semester — wir beginnen mit einem Som-
mersemester — wiirde in der Kunstgeschichte die Geschichte
der Kunst bei den Vélkern des Allerthums, hauptsdchlich also
bei den Aegyptern, Griechen, Etruskern und Rémern vorzu-
tragen sein. Derselbe Zeitraum und dieselben Volker wiirden
dann auch den Gegenstand der kultur~ und kostiimgeschicht-
lichen Vortrige dieses Semesters ausmachen, indem es wohl
keiner weiteren Begriindung bedarf, wie grosse Vortheile aus
der gleichzeitigen Behandlung derselben Perioden in den beiden
Disciplinen zu gewinnen sind.

In dem zweiten Semester wiirde nun nach der natirlichen
Zeitfolge in beiden Disciplinen die Behandlung des christlichen
Mittelallers statt zu finden haben. Indessen méchte hier doch
der Zweifel aufgeworfen werden kénnen, ob es nicht rathlicher
sei, die Ordnung der Zeitfolge hier zu verlassen und statt der
Kunst~ resp. Kulturgeschichte des Mittelalters einen Theil der
modernen Kunst- und Kulturgeschichte zu geben. Es hat die-
ser Zweifel darin seinen Grund, dass es einerseits sehr empfeh-
lenswerth erscheint, den der gegenwartigen Kunsthildung naher
liegenden Perioden mehr Zeit und gréssere Theilnahme, als
den entfernteren zuzuwenden, und dass andererseits zu diesem
Zwecke die Wintersemester, als die erfahrungsmassig am zahl-
reichsten und,eifrigsten besuchten, am besten geeignet erscheinen.
	so wurde dann — im Fall man diese Riicksicht von einer
allerdings mehr dusserlichen Natur als maasgebend gelten las-
sen sollte — fiir das zweite Semester in der Kunstgeschichte
der Zeitraam vom Beginn der modernen Kunst im Anfange des
{5. Jahrhunderts bis zur Blithezeit derselben im 16. Jahrhun-
dert vorzuschlagen sein.
	In der Kultur- und Kostiimgeschichte méchte es vielleicht
rathsam erscheinen, die Bliithezeit des Mittelalters yom 12. bis
15. Jahrhunderts zu behandeln; indem einmal dieser Zeilraum
im Besondern fiir die Koslimlehre eine grosse Wichtigkeit hat,
und sich andererseits die Kulturgeschichte des Miltelalters in
seiner letzten und hdchsten Eutwickelungsstufe zugleich als
passliche Einleitung und Vorbereitung zu der modernen Kunst-
gesehichle in dem oben angegebenen Zeiltraume behandeln liesse.
	Was aber diese Unterbrechung der natiirlichen Zeitfolge
in dem Unterrichtsgange und deren vielleicht zu befiirchtenden
nachtheiligen Folgen betrifft, so bin ich tiberzeugt, dass sich
dieser von Seiten des Lehrers durch passende Ein- und Ueber-
Ieitungen sehr wohl vorbeugen liesse und glaube in diesem
Falle sogar, dass sich jene Unterbrechung vielleicht eher als
vortheilhaft herausstellen wide, indem der friihe Uebergang
zur modernen Kunst, als den Interessen des Kinsilers umnit-