16? des Kostiimes angeschlossen werde, wie sich dies in derselben Periode ausgebildet hat. So wird die Kostiimlehre in ihrem Anschluss an die Ge- schichte einmal dieser zur Erlauterung dienen und andrerseits in ihr eine erwtinschte Grundlage gewinnen kénnen. Wem aber, trotz der eben angegebenen Bertihrungspunkte, eine Verbindung der Kosttimlehre mit der Kulturgeschichte den- noch eine etwas gewagte scheinen sollte, dem méchten wir erwidern, dass wir, ganz allgemein genommen, das Fiirsich- selbstbestehen der beiden Wissenschaften sehr wohl einsehen, dass aber fiir den akademisehen Unterricht, wenn man nicht ftr jede derselben besondere Lehrstunden ansetzen und dadurch die ohnehin sehr leicht zu ermiidende Geduld der Kinstler bei wissenschaftlichen Dingen, auf eine sehr harte Probe stellen will, kaum ein anderer Ausweg zu finden sein méchte, der in demselben Maasse einmal den kiinstlerischen Bediirfnissen ent- gegenkame und andrerseits auch durchweg dem Ernst der wis- senschaftlichen Anspriche Genie leistele. Moglich, dass es einer spateren Zeit vorbehalten bleibt, fiir beide Lehrgegenstinde auch in weiterer Ausdehnung Eifer und Bereitwilligkeit zu erwecken und 2u erhalten; bei der jetzigen Richtung eines sehr grossen Theiles der jiingeren Kinstlerschaft méchte sich das oben angegebene Verfahren wohl! nach jeder Seite hin als das zweckmissigste darstellen. Was nun den andern Punkt, die beim Vortrage der Kostiim- lehre zu befolgende Methode, betrifft, so wiirde auch diese sich am natirlichsten und ungezwungensten nach den drei eben bei der Geschichte angegebenen Gesichtspunkten regeli lassen. Das erste ware die allgemetne historische Charakteristik der einzelnen Perioden der Kosttimgeschichte. Dieser Punkt ist nun aber schon vollstindig durch den geschichtlichen Unterricht erledigt und bedarf — zumal da die Perioden der Kostiimge- schichte mit denen der Weltgeschichte fast stets zusammenfallen — keiner wiederholten Beriicksichtigung. Nach dem zweiten Gesichtspunkt ware dem Kinstler durch eine wohl itiberlegte Auswahl authentischer Trachtenbilder und sonstiger hicher gehériger Abbildungen eine méglichst lebendige und vollstindige Anschauung von dem Zustande des Kostiimes in der hetreffenden Pertode zu gewahren. Ich bemerke hiebei, dass, wenn die Kostiimlehre von dem Lehrer der Kunslgeschichte vorgetragen wiirde, es demselben leicht gelingen miisste, in der letzteren mancherlei Anknipfungs- punkte fir die Kostiimlehre aufzufinden, indem die Kunstwerke selbst, deren Vorzeigen und Eroérterung ieh fiir einen der we- sentlichsten Theile des kunstgeschichtlichen Unterriehts ПаЦе, fast auch immer die besten Quellen fiir das Studium des gleich- zeitigen Kostiimes ausmachen. Der dritte Punkt endlich bestande dann, da man doch eben nicht Alles, was zu wissen noththut, zeigen oder zeichnen kann, darin, dass man, so viel es angeht, dem Kinstler dic Quellen andeutet, in denen er tiber das Kostim bestimmter Perioden nahere Auskunft finden kann. Nach diesen allerdings mehr andeutenden, als ersehipfen- den Bemerkungen tiber Begranzung und Methode dieser Unter- richtsgegenstande, sei es mir schliesslich noch vergénnt ein paar Worte tiber die dusseren Bedingungen der Einfiihrung derselben — und tber das Ineinandergreifen simmtlicher wis- senschaftlichen Lehr-Objekte zu einem geregelten Lehrplan hinzuzufiigen. Zunichst erscheint es — wie ich dics auch schon in der zweiten Denkschrift angegeben — sehr wiinschenswerth, dass eben nur die Schiller der héheren akademischen Klassen, diese aber mit der fiir simmtliche andere Lehrgegenstande gcforderten Regelmassigkeit an dem wissenschaftlichen Unterricht Theil zu nehmen haben. Was sodann die Zeit betrifft, die dem wissenschaftlichen Unterricht tiberhaupt zu widmen sei, so glaube ich, dass man nach den bisher an der Akademie gemachten Erfahrungen fiir denselben kaum mehr als eine Stunde taglich ansetzen diirfte. Dies gabe dann sechs wochentliche Stunden, so dass nach Analogie der jetzigen Einrichtung, bei gleichmassiger Verthei- lung einer jeden jener drei Wissenschaften der Mythologie, der Kunsigeschichte, so wie der s. z. s. kombinirten Kultur- und Kostiimgeschichte je zwei wéchentliche Stunden anzuweisen sein wirden. Danach nun wide sich fiir jeden der drei Lehrob- jekte ein azweijihriger Cursus als zweckmissig herausstellen, und zwar glaube ich denselben fiir die beiden letztgenannten Wissenschaften nach Berticksichtigung aller dabei obwaltenden Umstande und Bedingungen, so wie nach den von mir in dieser Sache selbst gemachten Erfahrungen, foleendermaassen am be- sten regeln zu dutrfen. In dem ersten Semester — wir beginnen mit einem Som- mersemester — wiirde in der Kunstgeschichte die Geschichte der Kunst bei den Vélkern des Allerthums, hauptsdchlich also bei den Aegyptern, Griechen, Etruskern und Rémern vorzu- tragen sein. Derselbe Zeitraum und dieselben Volker wiirden dann auch den Gegenstand der kultur~ und kostiimgeschicht- lichen Vortrige dieses Semesters ausmachen, indem es wohl keiner weiteren Begriindung bedarf, wie grosse Vortheile aus der gleichzeitigen Behandlung derselben Perioden in den beiden Disciplinen zu gewinnen sind. In dem zweiten Semester wiirde nun nach der natirlichen Zeitfolge in beiden Disciplinen die Behandlung des christlichen Mittelallers statt zu finden haben. Indessen méchte hier doch der Zweifel aufgeworfen werden kénnen, ob es nicht rathlicher sei, die Ordnung der Zeitfolge hier zu verlassen und statt der Kunst~ resp. Kulturgeschichte des Mittelalters einen Theil der modernen Kunst- und Kulturgeschichte zu geben. Es hat die- ser Zweifel darin seinen Grund, dass es einerseits sehr empfeh- lenswerth erscheint, den der gegenwartigen Kunsthildung naher liegenden Perioden mehr Zeit und gréssere Theilnahme, als den entfernteren zuzuwenden, und dass andererseits zu diesem Zwecke die Wintersemester, als die erfahrungsmassig am zahl- reichsten und,eifrigsten besuchten, am besten geeignet erscheinen. so wurde dann — im Fall man diese Riicksicht von einer allerdings mehr dusserlichen Natur als maasgebend gelten las- sen sollte — fiir das zweite Semester in der Kunstgeschichte der Zeitraam vom Beginn der modernen Kunst im Anfange des {5. Jahrhunderts bis zur Blithezeit derselben im 16. Jahrhun- dert vorzuschlagen sein. In der Kultur- und Kostiimgeschichte méchte es vielleicht rathsam erscheinen, die Bliithezeit des Mittelalters yom 12. bis 15. Jahrhunderts zu behandeln; indem einmal dieser Zeilraum im Besondern fiir die Koslimlehre eine grosse Wichtigkeit hat, und sich andererseits die Kulturgeschichte des Miltelalters in seiner letzten und hdchsten Eutwickelungsstufe zugleich als passliche Einleitung und Vorbereitung zu der modernen Kunst- gesehichle in dem oben angegebenen Zeiltraume behandeln liesse. Was aber diese Unterbrechung der natiirlichen Zeitfolge in dem Unterrichtsgange und deren vielleicht zu befiirchtenden nachtheiligen Folgen betrifft, so bin ich tiberzeugt, dass sich dieser von Seiten des Lehrers durch passende Ein- und Ueber- Ieitungen sehr wohl vorbeugen liesse und glaube in diesem Falle sogar, dass sich jene Unterbrechung vielleicht eher als vortheilhaft herausstellen wide, indem der friihe Uebergang zur modernen Kunst, als den Interessen des Kinsilers umnit-