telbar naher stehend, zur Erhéhung des Eifers und der Theil- nahme benulzt werden kénnte. Im dritten Semester ist in der Kunstgeschichte die Ge~ schichie der altchristlichen und mittelalterlichen Kunst bis zum 15. Jahrhundert vorzutragen; in der Kulturgeschichte ist der-~ selbe Zeilraum zu behandeln, mit Ausschluss der Bliithezeit des Mittelalters, die schon im zweiten Semester vorgetragen ist. Die Zeit nun, die dadurch gewonnen wird, wird mit grossem Nutzen auf die Behandlung der christlichen Symbolik und Iko- nographie der Heiligen verwendet werden kénnen, die zum Verstandniss der mittelallerlichen Kunst sehr wesentlich sind und die an keinem anderen Orte passlicher, als an diesem ein- gereiht werden kénnen. Im vierten und letzten Semester endlich wiirde in der er- sten Disciplin die Geschichte der Kunst von der Blithezeit im 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart zu behandeln sein, in der zweiten Kultur- uud Kostiimgeschichte vom Beginn des 15ten dis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Dies die allgemeinen Grundziige, nach denen der wissen- schaftliche Unterricht an den Akademicen, falls eine Erweite- rung, wie sie im Vorhergehenden vorgeschlagen ist, stattfinden sollte, am fiiglichsten und mit Bericksichtigung der besteben- den Einrichtung zu regeln wiire. Ich bemerke dabei noch ausdriicklich, dass die zuletzt an- gegebene Eintheilung des Lehrkursus mehr aus der Bertick- sichtigung eines, durch die Erfahrung bestaligten und kaum ganz ausser Acht zu lassenden, ausseren Umstandes hervorge- gangen ist, und dass sich, auch ohne von den hier zu Grunde liegenden Principien abzugehen, eine der nattirlichen Zeit- folge mehr entsprechende Anordnung und Vertheilung des Lehr- stoffes auf die verschiedenen Semester, sehr lcicht aufstellen liesse; so wie tiberhaupt die Durchfithrung der verschiedenen, oben besprochenen Einzelheiten, je nach den verschiedenen, jedesmal vorliegenden Bedingungen, dem Ermessen des mit den kiinstlerischen Bediirfnissen vertrauten Lehrers unter der Vor- aussetzung anheimgestellt werden darf, dass die Vortrage in méglichst vollsiandigem gegenseiligem Zusammenhange hehan- delt werden und dem Kinsiler in ihrer Gesammtheit den Vor- theil einer wirklich kiinstlerischen Bildung gewahren, deren Erreichung allein Grund und Veranlassung zu ciner solchen Reorganisation des wissenschafllichen Unterrichts an den Aka- demieen ausmachen kann. Die Begrabnisskirche deutscher Kénige zu Lorsch. Ein viel bestritlener Gegenstand in der Kunstgeschichte ist die alte, noch wohl erhaltene, kleine Kirche zu Lorsch (2wi- schen Darmsiadt und Mannheim), welche von den Meisten Vor- halle genannt wird. Moller war der erste, der auf ihre kunst- geschichtliche Bedeutung aufmerksam machte, sie beschrieb und auf vier Kupfertafeln genaue Zeichnungen davon gab. (Denk- miler der deutschen Baukunst. 1. Theil. Darmstadt 1821.) Er theilte tiber das berihmte Kloster Lorsch einige wichtige ge- schichtliche Angaben aus Dahl’s Beschreibung des Fiirstenthums Lorsch mit, tbersah aber gerade die Hindeutungen auf die so- genannte Vorhalle, welche freilich Dahl selbst nur einfach aus einem Chronicon iiberseizt hatte, ohne dabei an das vorhandene Gebéude zn denken. Moller also nahm an, dass die Vorhalle gleichzeitig mit der Errichtung des Klosters gegen 774 enlstan- den sei, mithin aus Karl’s des Grossen Zeit stamme (S, 13). Ihm folgte unter Andern ) Kinkel in seiner Geschichle der 1) v. Radowitz und Krieg v. Hochfelden in ihren Abhandlungen tber bildenden Kinste (S. 163). Пасесеп Бези\Шеп еш зо повез Alter Schnaase (Geschichte der bildenden Kiinste Bd. 3. S. 492) und Kugler (Handbuch der Kunstgeschichte. 2. Auflage. S. 482. Anm, 2.), und beide wollten jenes Kunstdenkmal sogar in das 12. Jahrhundert selzen. Ehe wir aber mit Letzteren zur kunst- geschichilichen Betrachtung ibergehen, ist es vor Allem nothig, die wichtigsten Nachrichten tiber Lorsch und die Beschreibung der sogenannten Vorhalle, jetzigen Kapelle, vorauszuschicken. Das erste Kloster zu Lorsch (Laurisham) ward im Jahre 764 von Cancor, einem Grafen des Oberrheingaus, und seiner Mutter Williswinda, einer Wittwe des Grafen Rupert, gestiftet und auf einer Insel der Weschnitz erbaut. Als aber der Leib des h, Nazarius dorthin gebracht war und der Zulauf des Volks sich mehrte, begann man einen grésseren Neubau, aus wel- chem von 767 115 774 Фе Бегаве АШе! ГогзеВ Вегуогото, ]епез аПеге Kloster aber hiess in der Folge Aldenminster. Die Einweihung der neuen Kirche fand am 1. September 774 statt in Gegenwart Karl’s des Grossen, seiner Gemahlin Hildegard und seiner zwei Sdhne Karl und Pipin ). Das Kloster gewann viele Giiter, besonders durch die Schenkungen der karolingischen Firsten; die Kirche ward aufs kostbarste ausgestattet: da ver- nichtete eine Feuersbrunst im Jahre 1090 die alte Pracht. Zwar wurden Kirche und Kloster bald wieder hergestellt; doch bliihte Lorsch zum zweitenmale nicht wieder auf. Im Jahre 1232 ward die bisherige fiirstliche Reichs~Abtei Lorsch dem Erastifte Mainz einverleibt?). Dann ward das Kloster eine Probstei und der Orden der Pramonstratenser dort eingefiihrt. So bestand es fort bis in den dreissigjahrigen Krieg. Da durchzogen die Spa- nier furchtbar verwiistend die Bergstrasse und auch Lorsch ward von ihnen heimgesucht. Das Kloster sank in Asche, um nie wieder zu erstehen. Nur das Chor der Kirche blieb ver~ schont, das jetzt zu einer Scheune dient, und, etwa 80 Schritte davon entfernt, die zierliche Kapelle, die wir jetzt beschreiben wollen. Beide sind abgebildet bei Dahl, die Kapelle allein ge- nauer bei Moller, Tafel I—IV. Beschreibung der Kapelle. Im Aeussern zelgt die westliche Vorderseite eine zwei- fache Abtheilung. Die untere besteht aus vier Halbsaulen mit zierlich geschnitaten rémischen Kapitellen, auf welchen cin hiibsch verzierter Sims ruht, die drei Flichen aber zwischen den Saulen sind mit Bogen durchbrochen, die jetzt mit Thiiren versehen sind. Die obere Abtheilung dagegen enthalt zehn kleine kanne- lirte Wandpfeiler, deren jonisirende rémische Kapitelle neun Spilzgiebel tragen, und in der ganzen Reihe sind nur drei kleine, halbrunde Fenster angebracht. Die dazwischen befindlichen Wandflachen, so wie die Zwischenraume der untern Halbsaulen und Bogen sind nicht ohne Verzierung geblieben, sondern rothe und weisse Steine bilden cine Art von Mosaik; oben wechseln rothe Sechsecke mit weissen Dreiecken, unten rothe und weisse Vicrecke, die wiederum im Fries zwischen den Kapitellen an- ders, naimlich tibereck gestellt sind. Ganz gleich dieser west- lichen Langseite ist die dstliche mit gleich sorgfaltiger, zier- licher Schnitzarbeit, nur sind Bogen und Fenster mit der einen Steinart von leichter Farbe zugemauert. Die Raumverhaltnisse im Aeussern sind: 36 Fuss Lange, 26 Fuss Breite und 32 Fuss Hohe. Alle jene antiken Formen, die acht rémischen Kapitelle mil die Kapelle im Saalhofe zu ЕгапКЙить а. М., из „Атему Гаг Frankfurts Ge- schichte und Kunst“ 1. Heft S. 126 ипа 3. Ней 5. 15. 1) Dahl, Geschichte des Farstenthoms Lorsch S. 61. 2) Dahl S. 79. Das deutsche Reich zihlte vier firstliche Abteien; Lorsch, Fulda, Hersfeld und Weissenburg.