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	Herr Seidlitz, auf dem Falben,
Sprengt an die Front heran,
Sein Aug’ ist allenthalben,

Er mustert Ross und Mann,
	Er reitet auf und nieder
Und blickt so lustig drein,
Da wissen’s alle Glieder:
Heut wird ein Tanzen sein.
	Schnirenwerk seiner reichen Husarenuniform. Riuckgewendet
spricht er mit Dieskau, dem General der Artillerie, der
den rechten Fuss auf cine Kanone stellt. Die Mitte nimmt der
wackere Hans Carl v. Winterfeldt ein, einer der Lieblinge
des grossen Kénigs, gleich erfahren und gewandt mit dem Wort,
wie mit dem Schwert. Er hat vor dem Dragonerchef Eugen,
Prinzen von Wiirttemberg, eine Karte aufgeschlagen, auf der
alle die Orte der gewonnenen und verlorenen Schlachten ver-
zeichnet stehen, ein Blatt Geschichte. Zwischen beiden schaut
aus dem Hintergrande, in nachdenklicher Stellung, Tauenzien
durch, der bertihmte Vertheidiger von Breslau. Die Reliefbil-
der zeigen den Kronprinzen Friedrich Wilhelm II und den
Husarengeneral v. Belling, den Hauptfiihrer des schwedischen
Feldzuges, der das zweite schwarze Husarenregiment errichtete,
das nicht den Todtenkopf, sondern die ganze Figur des Todes
an der Miitze trug.

Mit all’ den Uniformen hat der Kistler gewiss seine gros-
sen Schwierigkeiten gehabt. Aber wie hat er diese zu besei-
tigen gewusst! Ueberall tritt der Glanz der Uniformen hervor,
stets am rechten Orte gemildert durch die gefalligen Falten des
Reitermantels, der wieder seine Rolle mit solcher Decenz spielt
und sich in so gliicklichen Motiven bewegt, dass dadurch eine
sehr harmonische Abwechselung erzeugt wird. Nirgend Ab-
sichtlichkeit, also auch nirgend Verstimmung. Vielmehr figt
sich der Bau der Gruppen, obwohl unter dem strengen archi-
tektonischen Gesetze der Symmetrie stehend, welches das Ganze
durchwaltet, so ungezwungen aneinander, dass man bei der
Betrachtung nur den wohlthatigen, still wirkenden Einfluss je-
nes Geselzes empfindet, ehe und ohne dass man sein Vorhan~
densein besonders bemerkt. Und dazwischen diese Fille von
charakteristischen Képfen, welche alle — meist unter Hinweg-
lassung des dreieckigen Hutes — mit dem zuriickgestrichenen
Haar und ohne Bart (es sei denn, dass wir den alten Dessauer
oder die Husarengenerale vor uns haben) fiir die Arbeit des
Bildhauers, so zu sagen, rechten Raum geben. Aber wie hat der
Meister sie auch herausgearbeitet und in ihrer Eigenthtimlichkeit
wiedergegeben. Wie tritt das besonders bei den Figuren der
Riickseite hervor, deren Kiépfe die verschiedenartigsle geistige
Bethatigung geformt hat. Da sehen wir Lessing, der, wah-
rend sein Chef, der General Tauenzien, die Grenzen des preus-
sischen Staats behauptete, in seinem Laokoon die Grenzen der
Malerei festzustellen unternahm. Seine freie, grade Gestalt ist
der Ausdruck der Schlagfertigkeit und Festigkeit. So hort er,
der frei, wo es ihm heliebte, an dem Tische der Weltweisheit
gastete, in sicherer Klarheit Kant, dem Weisen von Kénigs-
berg, zu, dem sorgfiltigen, ruhigen und umsichtigen Erbauer
des Systems. Die Verschiedenheit des Naturells in diesen bei-
den Charakteren, die beide zur Waffengattung der Kritiker ge-
hérten und beide auf dem Gebiete des Geistes so epochema—
chend und reformatorisch wirkten, ist auf das vollendetste zum
Ausdruck gekommen. Lessing, wie ein kithner Freikorpsfihrer,
der mit seinen Gedankenblitzen plétzlich gerade da auftritt, wo
man ihn am wenigsten erwartet, der fast in jedes Gebiet des
Geistes einen siegreichen Streifzug machte; Kant dagegen wie
ein vorsichtiger Stratege, der sich Zoll um Zoll erkaémpft, bis
er zuleizt ein ganzes Reich beisammen hat. Lessing in stolzer
Haltung, gymnastisch gebildet, mit kraftig rundem Kopfe, Kant
dagegen von gebicktem, etwas zusammengeschrumpftem Кбт-
perbau, mit scharfkantigen Gesichtsziigen, aber hoher Stirn und
Pertinacitét im Ausdruck. Es ist tiberaus interessant, die Be-
stitigung der inneren Eigenthimlichkeit dieser Manner Zug fiir
Zug in ihrer Erscheinung bestatigt zu sehen. Zug fir Zug
bestirkt und befestigt sich bei langerer Betrachtung der Ein-
	druck, den schon der erste Anblick hervorruft. — Nicht min-
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	Der Raum unter den Pferden dieser Reiterstatuen ist mit Waf-
fentrophaen aller Art ausgefillt. Zwischen ihnen gruppiren sich
die Pedesterstatuen und bilden mit ihnen den Kranz von Helden
und grossen Mannern, der um das Piedestal gelegt ist. Die
lebendige Gruppirung, die von jeder Gezwungenheit fern ist,
macht den Eindruck einer Versammlung all’ dieser Zeitgenos-
sen des grossen Kénigs auf dem Schauplatze ihrer Thaten. So
schlicht und lebenswahr, wie jede Persénlichkeit zur Erschei-
nung gekommen ist, so bedeutungsvoll steht eine jede da und
liefert ihren Beitrag zu der grossartigen Geschichtstafel, die
durch sie vor dem Blicke aufgerollt steht. Da ist (an der
rechien Langseite) der General-Feldmarschall Graf Gessler,
der als der Urheber des mit Virtuositat ausgefiihrten Coups bei
Hohenfriedberg gilt. Er scheint dem Erbprinzen Leopold
Max von Anhalt-Dessau, seinem Feldmarschall, der mit dem
Kommandostab in fiirstlicher, kriegerischer Hallung даешь,
	einen Bericht zu geben. Zwischen beiden, im Hintergrunde,
erblickt man das jugendliche Bild des Oberstlieutenant v. We-
	dell, mit dem Schwert und Lorbeer im Arme. Dieser gilt sei-
ner wackern That bei Selmitz, die ihn die Benennung des preus-
sischen Leonidas verschaffle. Es folgt der alte General ~Major
Wartenberg, der sich im schlesischen Kriege auszeichnete
und sein Husarenregiment so gut ausbildete, dass der alte Fritz
junge Offiziere bei ihm .in die Schule schickte. Er spricht 2u
dem General - Major von der Goltz, der ihm, auf seinen lan-
gen Degen gestiitzt, das Kinn in der Hand wiegend, aufmerk-
sam zuhort. Ueber diese Alle sieht man noch in flachem Re-
lief die Halbfiguren des allen Dessauer und Schwerin’s
ragen, die an den Hiifen noch den aus der Schlacht bei War-
schau stammenden Eichenzweig haben, hinter Beiden wallt die
Fahne, die Schwerin tragt und mit der er fiel.
	Vier Kugein, erzgegossne,
Sie haben ihn zerfetzt,

Die Fahne, die zerschoss’ne,
Sein Bahrtuch ist sie jetzt.
	Er fasst die alte Fahne,

Noch nie zur Flucht gewandt,
Dass er den Sieg erbabne
Mit seiner Greisenhand.
	So singt von ihm der Dichter der ,,Manner und Helden“. Ab-
geschlossen werden diese Reliefbilder der Langflichen zu bei-
den Seiten durch Béume, wodurch der alte Zieten gleichsam
wirklich ,,aus dem Busch“ kommt. Die Vorderseite enthalt
fiinf Statuen. In der Mitte steht, auf seinen Kirassierdegen ge-
stiitzt, in ruhiger statuarischer Haltung, der General der Ka-
vallerie Pring August Wilhelm von Preussen. Links neben
ihm die Helden und Retter an den Tagen von Kunersdorf und
Torgau, Bernh. v. Prittwitz und Sigismund v. Lestwitz, in
briiderlichem Verein. So frei und ungezwungen ist der Kiinstler
in der Gruppirung verfahren, dass der Husar Prittwitz in sei~
ner Wendung gegen den Kameraden dem Beschauer fast den
Ricken dreht und nur ein Viertel vom Antlitz darbietet. Rechts
stehen der alte Oberst von der Heyde, der Vertheidiger von
Colberg, mit dessen Plan er sich eben beschaftigt, und der Ge-
neral Dietrich v. Hiilsen, der als 7OQjahriger Greis, ver-
wundet und ohne Pferd, wie er war, sich auf eine Kanone
bei Torgau in die Schlacht fahren liess, um die Schlacht nicht
fahren zu lassen, Als Reliefbild sieht man den Keith reiten,
den umirrenden Odysseus, und hinter ihm vorschauend, das feine
Profil des Markgrafen Karl von Brandenburg.

Die zweite Langseite zeigt wieder ftinf Statuen. Zuerst
ГАШ der Husarengencral y. Kleist in’s Auge, der kihne Frei-
korpsfihrer, eine ahnliche Figur wie der chevalereske Seidlitz.
Seine Linke ruht auf dem Degen, die Rechte nachlassig in dem