Leier, Euterpe mit der Rohrflote und Terpsichore in tanzender
Bewegung. Die dritte Tafel zeigt den Konig, wie er sich den
Ruhesitz von Sanssouci bauen lisst und an die Férderung der
Kinste denkt. Er sitzt auf Bausteinen, neben ihm seine vier-
fiissigen Lieblinge, die Windspiele. v. Knobelsdorff, der vor
ihm steht, scheint eben tber den Forlgang des Baues zu be-
richten. Die Figur des ,,Adorante“, die der Konig aus der
Sammlung des Fiirsten von Lichtenstein erstanden und durch
vier Manner von Wien hatte in seine Residenz tragen lassen,
wo sie bis zum Tode des Monarchen verblicb und erst dann
durch eine Copie ersetzt wurde, diese jetzige Zierde unserer
Antiken - Sammlung, wird eben hereingebracht.

Die Reliefdarstellung der Vorderseite charakterisirt in einem
einzigen Situations-Bilde das Kriegsleben des Helden. Nicht
elwa hat ihn der Kiinstler gleichsam wie einen Schlachtengott,
die Feinde vernichtend und im Prangen des Sieges abgebildet;
Friedrichs Kriegsarbeit war eine miihselige und es bedurfte
seiner ganzen Tapferkeit und Beharrlichkeit, um zum endlichen
Siege ther dic Feinde zu gelangen. Deshalb sehen wir ihn im
Felde, in seinen Mantel gehiillt, auf ciner Brunnenréhre silzen,
mit dem Kriickstock Kriegsplane in den Sand zeichnend und
Entwiirfe in Gedanken hin und her walzend; nebenan bliiht eine
Distel, als Zeichen des dornenvollen Pfades, den er zu gehn
hatte. Nur wie cine Vision angedeutet, ist tiber ihm im Hinter-
grunde in schwachem Relief der endliche Ausgang seiner Kampfe:
Seiner Reitergestalt schwebt die Pallas vorauf; es folgt aber eine
Nike mit Palmen und den Lorbeerkranz auf sein Haupt le-
gend. — Die Rickseite enthilt seine Apotheose. Auf einem
Adler ruhend, fliegt er, Jorbeerbekranzt und hauptumstrahlt, dem
Himmel zu, mit Palmen in der Hand und von einem Strahlen-
kreise umgeben. Neben ihm befinden sich die Krone, die er
getragen, das Schwerdt und die Feder, die er gefiihrt und der
Lorbeer, den er errungen hat.

Fassen wir endlich das Bild des kéniglichen Helden selbst
in’s Auge. Die Reilerfigur hat eine Héhe von 17 Fuss. Der
K6nig ist in voller Uniform mit dem Stern auf der Brust, dem
historischen dreieckigen Hute auf dem Haupte und dem Degen
an der Seite, dargestellt. Der Hut bedeckt freilich bis auf die
Augenbrauen die hohe Stirn, welche nach Schadow 34 Zoll
Hohe gehabt hat; allein wie gewaltig und majestatisch iriit der
Bau des Auges hervor, das die Geschicke Europa’s zu durch-
schauen, die Schlachten zu lenken und den Feind zu schrecken
verstand. Die Haltung des Oberkérpers ist etwas nach vor-
wirts geneigt, wie er sich in spateren Jahren zu tragen pflegte,
Die Linke halt den Zigel des in ruhigem Gang dahinschreiten-
den Pferdes, wahrend die Rechte auf das Knie aufgestilzt ist
und der mit seinem Bande um die Handwurzel gewundene, welt-
berihmte Kriickstock nachlassig zur Seite herabhangt. Rechnet
man die Lederhosen und die bis tiber das Knie reichenden Stilp-
stiefel dazu, so hat man das Bild des. alten Fritz, wie er zur
Freude seiner Birger durch die Strassen von Berlin zu reiten
pflegte, nur dass ihm hier noch der reich herunterwallende aber
zuriickgeschlagene Kénigsmantel die Schulter umbiillt. So wer-
den ihn nun wieder die unsere und spilere Generationen auf dem
grossen Platze erblicken, umgeben von seinen Schipfungen, ge-
tragen gleichsam von dem Kreise der Manner und Helden, die
er um sich versammelte, deren Gestalten und Namen der Kiinstler
auf einer Ruhmesbiihne zusammenstellte und so mit ehernen
Bildern und eherner Schrift Jahrbicher der Geschichte schuf,
wie sie die Welt keine anderen aufzuweisen hat und welche
dauern werden, bis das Unglaubliche geschieht, wie etwa, dass
die sichere Mark erbebt, wie die Insel Rhodos, die den Coloss
in’s Meer warf, oder dass neronische Brinde wiithen diirfen,
woran die Helden des Granikus zerschmolzen.
	der gliicklich im Ausdruck ist das Antlita Graun’s, welehes,
nach oben blickend, ganz von Innigkeit und Sanfitmuth wider-
strahlt, Er halt die Notenrolle mit dem ,,Tod Jesu“ in der
Hand. Vor ihm, die Mitle behauptend, sitzt der Graf v. Car-
mer, der thatige Reformator des Justizwesens, der Verbesserer
der Gerichtsverfassung, der das allgemeine Landrecht vorberei-
tete. Aus den scharfen, strengen Linien dieses Kopfes, die
wieder einen merkwirdigen Gegensatz zu den Ziigen Graun’s
bilden, spricht der unbestechliche Gerechtigkeitssinn, der den
Grundzug dieses Charakters ausmachte. — Auf die Lehne sei-
nes Stuhles stiitzt sich v. Schlabrendorf, der mit den schle-
sischen Angelegenheiten betraute, vorsorgliche Minister, ein
braver Mann, den sein kéniglicher Herr oft vor der Fronte der
Armee umarmle, indem er sagte: ,,Ware der Schlabrendorf
nicht gewesen, hilt’ ich mit meiner ganzen Armee in Schlesien
verhungern kénnen“. — Diese Reihe schliesst der Minister
Graf Fink v. Finkenstein, der Jugendfreund Friedrichs, ein
sorgenvolles, diplomatisches Haupt, mit einem Blatt in der einen
und den Schreibstift, den er sinnend erhebt, in der andern
Hand. Das Basrelief der Wand stellt eine Saulenhalle, die Halle
des Friedens, vor, in welche der Genius des Sieges mit einem
Lorbeerkranze den Genius des Friedens mit Oelzweig und Fill-
horn, den Attributen seiner Segnungen, schwebend hereinfiihrt.

Wir kommen nun zu der obersten, reliefgeschmiickten Ab~
theilung des Piedestals. Dieselbe zeigt an den abgestumpften
Ecken vier Regententugenden durch sitzende allegorische Fi-
guren reprisentirt. An der Vorderseite: die ,,Gerechligkeit“,
mit dem Schwerte in der Rechten und mit der Linken die Ge-
setztafel haltend, die ,,Starke“, mit der wuchtigen Keule zur
Seite. An der Riickseite: die ,,Massigung“ mit dem Ziigel und
die ,,Klugheit“ mit dem Spiegel in der Hand. Jede der Lang-
seiten enthalten drei quadratische Relieltafel, welche Andeu-
tungen aus dem Leben und Wirken des grossen Kénigs veran-
schaulichen. Die erste Tafel zeigt seine Geburt. Man sieht
das elterliche Kénigspaar auf dem Throne sitzen, die Kénigin,
deren scharfgezcichnetes Profil die stolzen Linien erkennen lasst,
die ganz das Eigenthum ihres Sohnes wurden, streckt ihre Hande
	dem Heissersehnten entgegen, mit dem zwei Engel mit Palmen-
	zweigen eben schwebend nahen. Unten ruht, mit einem Schwan
auf ihrem Wasser, die Figur der Spree. —- Auf der zweiten
Tafel ertheilt die Muse der Geschichle dem Knaben Unterricht
in der Wissenschaft. Ihre Tafel enthalt die Namen Alexander,
Julius César und Gustav Adolf, Namen, denen der Zégling den
seinigen anzureihen bestimmt war. Daneben steht der Erdglo-
bus, auf den er mit fester Hand neue, in Zukunft giiltige Li-
nien einzuzeichnen berufen wurde. Eine Fackel Jeuchtet zur
	ernsten Beschafiigung. Die dritle Tafel fihrt uns mit dem
Jiinglinge hinaus in das Waffenfeld. Neben einer Kanone em-
pfangt er von der Pallas das Schwert, das so vielfach gebrauchte,
aber auch erfolgreiche Werkzeug seiner Thaten. Im Hinter-
grunde sind militérische Colonnen angedeutel.

Die Tafeln der zweiten Langseite enthalten die friedlichen
Beschafligungen des Regenten, die er nie, auch nicht im Drange
des Krieges verabsiumte. So besuchte er wihrend des schle-
sischen Krieges abendlich die Werkstaétten der Weber, denen
er auch neue Erfindungen und Einrichtungen zubrachte und
miltheille. Er mustert cben auf dem ersten Bilde das Gewebe,
welches ihm ein junges Madchen darbictet, wahrend im Hin-
tergrunde Pallas, die gleich ihrem Schiitzling sich auf die
Werke des Krieges und Friedens zugleich versteht, dem We-
ber das Schiffchen reicht. Neben an finden wir ihn daheim
im Zimmer; gegen einen Stuhl gelehnt tbl er das Flélen-
spiel, seine Erheiterung und Erholung in guten und bésen Ta-
gen. Im Hintergrunde schweben drei Musén: Erato mit der